Oberlunkhofen

Oberlunkhofen
Oberlunkhofen
Wappen von Oberlunkhofen
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Bremgartenw
Gemeindenummer: 4073i1f3f4
Postleitzahl: 8917
Koordinaten: (671416 / 241845)47.3236058.383334442Koordinaten: 47° 19′ 25″ N, 8° 23′ 0″ O; CH1903: (671416 / 241845)
Höhe: 442 m ü. M.
Fläche: 3.25 km²
Einwohner: 1924 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.oberlunkhofen.ch
Ansicht von Oberlunkhofen

Ansicht von Oberlunkhofen

Karte
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Oberlunkhofen (schweizerdeutsch: ˈɔ.bər.lʊnkχ.hɔ.fə) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Bremgarten im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im Reusstal.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf liegt am westlichen Abhang des Holzbirrlibergs, einem sich vom Mutschellen in südöstliche Richtung erstreckenden Höhenzug. Der anfänglich noch steile Hang geht gegen Osten in eine flache Hochebene über. Das Gemeindegebiet hat im Westen einen Anteil an der flachen und fruchtbaren Reussebene. Die Gemeindegrenze folgt jedoch nicht dem heutigen Flussverlauf, sondern zum grössten Teil einem alten, heute nicht mehr existierenden Seitenarm. Der Fluss verläuft rund 100 bis 300 Meter weiter westlich.[2]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 325 Hektaren, davon sind 80 Hektaren mit Wald bedeckt und 58 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 580 Metern an der nordöstlichsten Stelle des Gemeindegebiets, der tiefste Stelle 381 Metern in der Reussebene.

Nachbargemeinden sind Unterlunkhofen im Norden, Arni im Osten, Jonen im Süden und Rottenschwil im Westen.

Geschichte

Die Gegend war schon während der frühen Eisenzeit besiedelt. So fand man Ende des 19. Jahrhunderts im benachbarten Unterlunkhofen eine Nekropole der Hallstattzeit mit 63 Grabhügeln. Im Gebiet «Schalchmatthau» gruben zwei Lehrer 1897/98 den Grundriss eines römischer Gutshofes aus, der aus einem mindestens 39 Meter breiten Hauptgebäude mit sieben Räumen und zwei Seitenflügeln sowie einer Scheune bestand. Bewohnt war die Anlage von der Mitte des 1. bis mindestens zum 3. Jahrhundert. Unmittelbar angrenzend befanden sich Gräber der Alamannen aus dem 7. Jahrhundert.[3]

Badetrakt des römischen Gutshofes

Die erste urkundliche Erwähnung von Lunchunft erfolgte um das Jahr 694, was im Vergleich zu anderen Dörfern ein ausserordentlich früher Zeitpunkt ist. Damals schenkte ein Priester seinen Hof dem neu gegründeten Kloster St. Leodegar in Luzern. Um das Jahr 758 schenkte Pippin der Jüngere den Kelnhof (der Oberlunkhofen, Unterlunkhofen, Jonen und Arni-Islisberg umfasste) dem Kloster Murbach im Elsass. Der Ortsname stammt vom gallo-römischen Lundacumbeta, was «Hochtälchen an der Lunda» bedeutet (Lunda ist die in der Antike verwendete Namensform für die Reuss). Durch Lautverschiebung entstand daraus das althochdeutsche Lundgumwt und das mittelhochdeutsche Lunchhof («bei den Höfen an der Lunda»).[4]

1291 kaufte Rudolf I. den Kelnhof, auch die Stadt Luzern und 15 weitere Dörfer gelangten für 2000 Mark Silber in den Besitz der Habsburger. Diese Transaktion war eine der Ursachen, dass die drei Urkantone die Eidgenossenschaft gründeten. Nachdem der Kelnhof verwaltungstechnisch zuerst zum Freiamt Affoltern gehört hatte, bildete er zwanzig Jahre später ein eigenes Amt, das so genannten Kelleramt. Auf der «Mühlegg» nördlich des Dorfes befand sich eine vom Meier bewohnte kleine Burg, von der allerdings nur Ruinen übrig geblieben sind. 1376 wurde das Dorf verpfändet und wechselte anschliessend mehrmals den Besitzer.

1415 eroberte die Stadt Zürich das Kelleramt und übernahm von den Habsburgern die hohe Gerichtsbarkeit. Die niedere Gerichtsbarkeit war bereits seit 1410 im Besitz der Stadt Bremgarten. 1529 wurde die Bevölkerung von Oberlunkhofen reformiert, musste aber 1531 nach der Zweiten Kappelerkrieg wieder zum Katholizismus übertreten. 1797, ein Jahr vor dem Zusammenbruch der alten Herrschaftsverhältnisse, verkaufte Bremgarten seine Rechte an die Dorfgemeinschaften.

Nach der Eroberung der Schweiz durch die Franzosen und der Ausrufung der Helvetischen Republik im März 1798 wurde das Kelleramt aufgelöst und es entstanden die vier Gemeinden Ober- und Unterlunkhofen, Jonen und Arni-Islisberg. Diese gehörten zunächst zum kurzlebigen Kanton Baden und gelangten 1803 zum Kanton Aargau; die Bewohner hatten zunächst allerdings einen Anschluss an Zug oder Zürich bevorzugt.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein blieb Oberlunkhofen ein bescheidenes Bauerndorf. Der Weinbau, der im 19. Jahrhundert noch grosse Bedeutung hatte, ist seit 1950 gänzlich verschwunden. Zwischen 1870 und 1960 sank die Einwohnerzahl um fast einen Viertel. Dann setzte jedoch aufgrund der Nähe zur Stadt Zürich eine rege Bautätigkeit ein und die Einwohnerzahl stieg bis heute auf mehr als das Vierfache.

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche St. Leodegar

Die Geschichte der katholischen Pfarrkirche St. Leodegar reicht mindestens bis 1185 zurück, dem Jahr ihrer ersten urkundlichen Erwähnung. 1515 wurde die Kirche neu gebaut, nach etwas mehr als eineinhalb Jahrhunderten aber wieder abgerissen, wobei der aus dem Mittelalter stammende Kirchturm erhalten blieb. Das heute bestehende barocke Gebäude entstand 1684/85. Wegen Platzmangels gab die Kirchgemeinde 1777 eine Verlängerung des Kirchenschiffs in Auftrag.[5]

Wappen

Die Blasonierung lautet: «Geteilt von Gelb mit schreitendem, rot bewehrtem und gezungtem schwarzen Löwen und von Rot mit zwei gekreuzten weissen Schlüsseln.» Der Löwe weist auf das Kloster St. Leodegar in Luzern hin, das im Mittelalter Besitzer des Kelnhofs war. Die Schlüssel sind das Zeichen des Kelleramts. Das Wappen war erstmals 1811 auf dem Gemeindesiegel zu sehen, zeigte jedoch nur die Schlüssel auf rotem Grund. Um Verwechslungen mit dem Wappen der Gemeinde Untersiggenthal zu vermeiden, wurde 1964 zusätzlich der Löwe eingesetzt.[6]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[7]

Jahr 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 490 438 463 413 401 532 723 1075 1443

Am 31. Dezember 2010 lebten 1924 Menschen in Oberlunkhofen, der Ausländeranteil betrug 10,3 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 50,7 % römisch-katholisch, 28,7 % reformiert und 3,8 % muslimisch; 1,2 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 93,6 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, je 1,5 % Albanisch und Englisch, 0,7 % Französisch.[8]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Bremgarten zuständig. Oberlunkhofen gehört zum Friedensrichterkreis Lunkhofen.

Wirtschaft

In Oberlunkhofen gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 350 Arbeitsplätze, davon 16 % in der Landwirtschaft, 24 % in der Industrie und 60 % im Dienstleistungssektor.[9] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten entweder in der Region Bremgarten oder in der Agglomeration von Zürich.

Verkehr

Oberlunkhofen liegt am Kreuzungspunkt der Hauptstrassen nach Bremgarten, Zug und Zürich. Das Dorf ist auch der Knotenpunkt dreier Postautolinien: Sie führen von Bremgarten nach Affoltern am Albis, zweite von Muri nach Zürich (Bahnhof Wiedikon) und von Affoltern am Albis ebenfalls nach Zürich (Bahnhof Wiedikon).

Bildung

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Die Realschule und die Sekundarschule können in Jonen besucht werden, die Bezirksschule in Bremgarten. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.

Weblinks

 Commons: Oberlunkhofen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1110 und 1111, Swisstopo
  3. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 191–192.
  4. Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 321–325.
  5. Peter Felder; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band IV: Bezirk Bremgarten, Birkhäuser Verlag, Basel 1967, ISBN 3-90613-107-6, S. 330–341.
  6. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 237.
  7. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Bremgarten, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau

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