Kloster Murbach

Kloster Murbach
St. Leodegarkirche Murbach
Abtei-Fürstentum Murbach
Neogotisches Standbild Pirmins beim Kloster Murbach
Spätgotisches Grab von Graf Eberhard innerhalb der Kirche
Klostergarten Murbach

Kloster Murbach war eine ehemals berühmte Benediktinerabtei im südlichen Elsass in einem Tal am Fuß des Großen Belchen (frz. Grand Ballon) in den Vogesen.

Die Abtei in der Gemeinde Murbach, nahe der elsässischen Gemeinde Guebwiller (dt. Gebweiler), wurde 727 durch den heiligen Pirminius gegründet. Ihr Gebiet umfasste ehemals drei Städte und 30 Dörfer. Die Gebäude, darunter die Klosterkirche, eines der frühesten gewölbten romanischen Bauwerke, wurden 1789 von aufständischen Bauern verwüstet, die Abtei danach aufgehoben.

Von der romanischen Abteikirche, der St.-Leodegar-Kirche, ist nur noch das Querschiff mit seinen beiden Türmen sowie der Ostteil mit seinem gerade abschließenden Chor erhalten. Wo früher das Langhaus stand, befindet sich heute ein Friedhof.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Stifter der Abtei war Graf Eberhard, Bruder des Herzogs Liutfrid (Etichonen). Er betraute 727 Bischof Pirmin vom Kloster Reichenau im Bodensee mit dem Aufbau einer Klostergemeinschaft. Pirmin führte im Kloster des Vivarius Peregrinorum (lat. Hort der Wandermönche) die Regel des heiligen Benedikt ein.

Graf Eberhard stattete das Kloster reich aus und verlieh ihm umfangreiche Privilegien, darunter die freie Wahl des Abtes. Das Kloster musste sich regelmäßig auf seine Privilegien verpflichten lassen; es war unmittelbar dem Papst und dem Kaiser – nach 1680 dem französischen König – unterstellt. Murbach wurde unter die Schirmherrschaft des heiligen Leodegar (frz. Saint Léger) gestellt, der im 7. Jahrhundert in Burgund ebenfalls die Benediktinerregel eingeführt hatte. Das Kloster spielte eine wichtige politische Rolle; so ernannte sich Karl der Große in den Jahren 782 bis 783 selbst zum weltlichen Abt des Klosters (Pastor Murbacencis). Um das Jahr 850 war Murbach eines der geistigen Zentren am Oberrhein, die Bibliothek umfasste damals rund 340 theologische, grammatische und geschichtliche Werke.

Gleichzeitig vermehrten sich die weltlichen Güter der Abtei, dank vieler Schenkungen. Murbach besaß Liegenschaften und Rechte in ungefähr 350 Ortschaften. Die meisten befanden sich im Elsass, in den Bistümern Straßburg und Basel. Hinzu kamen Liegenschaften auf dem rechten Rheinufer und sogar im Schwarzwald. Beispielsweise schenkten im Jahr 805 die alemannischen Edlen Egilmar, Focholt, Wanbrecht und Nothicho ihren Grundbesitz und eine Kirche im heutigen Grißheim (villa Cressheim in pago Brisachgaginse) an das Kloster. Darüber hinaus erwarb die Abtei das Gebiet von Luzern in der Schweiz. Das Kloster besaß außerdem auch eine ganze Reihe von Gütern in der Pfalz, in der Gegend von Worms und Mainz.

Diese erste Blütezeit endete im Jahr 936 mit dem Einfall der Ungarn in das Elsass. Bis zum 13. Jahrhundert erholte sich das Kloster und spielte wieder eine wichtige Rolle in der elsässischen und oberrheinischen Geschichte. 1178 wurde von Murbach aus die Stadt Luzern gegründet.

Im 14. Jahrhundert verlor das Kloster nach und nach an Einfluss. 1543 vereinigte Papst Paul III. Murbach mit der Klosterzelle in Lüders (Lure (Haute-Saône)). 1544 erhielt die Abtei durch Kaiser Karl V. das Münzrecht für das auf ihrer Besitzung gewonnene Silber, die Münzstätte war in Guebwiller (Gebweiler). 1548 verlieh Ferdinand I. der Abtei den Rang einer Fürstabtei mit Sitz und Stimme im Reichstag[1]. Von 1680 bis 1789 geriet das Kloster in die Spannungen zwischen dem französischen König und dem Kaiserreich. Der Fürstabt Kasimir Friedrich von Rathsamhausen (Léger von Rathsamhausen) gab um das Jahr 1759 die Benediktinerregel auf und wandelte das Kloster in ein adliges Ritterstift um. Er verlegte den Hauptsitz der Abtei nach Guebwiller. 1789 beendeten die Französische Revolution und aufständische Bauern vier Jahre nach dem Tod von Rathsamhausen die Geschichte der Abtei.

Äbte

Belege

Literatur

  • Philippe Legin: Die Abteikirche von Murbach im Oberelsass. Colmar, Editions S.A.E.P. Ingersheim 1980.
  • Otto Feld: Zur Baugeschichte der Klosterkirche Murbach. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 24, 1961, S. 242-249.

Einzelnachweise

  1. a b c Arthur Engel; Ernest Lehr: Numismatique de l'Alsace. Paris, Leroux, 1887, S. 130-138.
  2. Wolfgang Friedrich von Mülinen: Der Oberaargau, Beiträge zur Heimatkunde des Kantons Bern, Deutschen Theils, Heft 5, Verlag von Nydegger & Baumgart, Bern, 1890. S. 80.
  3. Ambros Kocher: Solothurner Urkundenbuch. Erster Band 762–1245. Staatskanzlei des Kantons Solothurn, Solothurn 1952, Stammtafel 4: Grafen von Fro[h]burg. Detlev Schwennicke (Hrsg.): Schwaben. In: Europäische Stammtafeln, Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Neue Folge. Bd. XII, Verlag von J. A. Stargardt, Marburg 1992, Tafel 113: Die Grafen von Fro[h]burg 1110–1367, und die Grafen von Homberg.
  4. Ambros Kocher: Solothurner Urkundenbuch, Erster Band 762–1245, Staatskanzlei des Kantons Solothurn, Solothurn, 1952. Stammtafel 2.

Weblinks

 Commons: Abbaye de Murbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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