Otto Mugdan

Otto Mugdan
Dr. Otto Mugdan

Otto Mugdan (* 11. März 1862 in Breslau; † 15. September 1925 in Berlin) war Arzt und Sozialpolitiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vater Joachim Mugdan war Textilkaufmann und kam aus der Provinz Posen. Otto Mugdan erhielt seine humanistische Ausbildung von 1872 bis 1879 auf dem Maria-Magdalenen-Gymnasium seiner Heimatstadt. Nach dem Abitur studierte er Medizin an der Universität Breslau. 1884 setzte er das Studium an der Universität in Erlangen fort und promovierte dort anschließend. 1885 ließ Mugdan sich in Berlin als Arzt für Allgemeinmedizin und als Kinderarzt nieder. Im Jahr 1886 erklärte er seinen „Austritt aus dem Judentum“ und trat später zum Christentum über (evangelisch, um 1900).

Leistungen

Mugdan gehörte zu den Gründern des „Ärztevereins zur Einführung freier Arztwahl“ und war ab 1892 Mitglied der Berlin-Brandenburger Ärztekammer. Über viele Jahre war er im geschäftsführenden Ausschuss des Deutschen Ärztevereinsbundes tätig und er war Mitglied des Aufsichtsrats des Hartmannbundes. Geschickt vermittelte er in Aufsätzen und in Vorträgen seinen Kollegen die Themen Sozialmedizin und Versicherungsrecht. Aber auch an der Entwicklung der sozialen Fragen beteiligte er sich aktiv. So nahm er an den beiden internationalen Kongressen für Arbeiterversicherung in Wien (1905) und Rom (1908) teil. Und als Reichstagsabgeordneter befasste er sich seit 1903 vor allem mit der Kranken-, Unfall- und Invalidenversicherung. Er forderte deren Vereinfachung und Vereinheitlichung sowie Verbesserungen der Leistungen. Er sprach sich für einheitliche Regelungen aus. Krankenpflege war für ihn vor allem Beruf, nicht nur Wohltätigkeit. Wiederholt setzte er sich für Unfallverhütung, Betriebshygiene und Mutterschutz ein und forderte praxisnahe medizinische Ausbildung. An der Reichsversicherungsordnung von 1911 war er als einziger Arzt beteiligt. Nur wenige seiner Reformwünsche wurden allerdings umgesetzt.

Seine Abkehr vom Judentum führte zu lebhaften Debatten beim Wahlvolk, bei Interessengruppen und in den Gazetten. Doch Mugdan erhielt weiter ein Reichstagsmandat für die Freisinnige Volkspartei und konnte seine Arbeit fortsetzen. Zu Beginn der Weimarer Republik war er bis 1920 Mitglied bei der DDP (Deutsche Demokratische Partei) und dann bei der DVP (Deutsche Volkspartei). In Berlin-Charlottenburg lehrte er an der Sozialhygienischen Akademie und in ärztlichen Standesorganisationen wirkte er in verantwortungsvollen Positionen mit.

Veröffentlichungen

  • Das Krankenversicherungsgesetz, Kommentar für Ärzte. 1900
  • Kommentar für Ärzte zum Gewerbe-Unfallversicherungsgesetz. 1902
  • Die Reichsversicherungsordnung. 1911

Literatur

  • Joachim Mugdan: Mugdan, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 569–571.
  • E. Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands. Tübingen 1968
  • W. Stephan: Aufstieg und Verfall des Linksliberalismus 1918–1933. Göttingen 1973

Weblinks


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