Pagus Hassorum

Pagus Hassorum

Der Hessengau (pagus Hassorum) war im Mittelalter die größte rechtsrheinische fränkische Gaugrafschaft. Sie erstreckte sich zwischen Beverungen und Marsberg im Norden und Bad Hersfeld im Süden, und war auf zwei Stämme verteilt:

Die Aufteilung entstand, als im 7. Jahrhundert die Sachsen die Hessen nach Süden drängten und das dabei eroberte Land selbst besiedelten, ohne den Namen zu ändern. Die Grenze zwischen den beiden Teilen liegt etwa auf der Linie Hann. Münden-Korbach und verlief damit nur ein kleines Stück nördlich von Kassel.

Der Hessengau war im 9. Jahrhundert eines der Stammlande der Konradiner, wurde aber nach dem Aufstand des Herzogs Eberhard von Franken und dessen Tod 939 in der Schlacht von Andernach von König Otto I. eingezogen und an Getreue als Lehen gegeben. Der sächsische Teil kam schließlich, nach dem Tod des Grafen Dodiko, 1020/1021 an den Bischof von Paderborn. Der fränkische Teil wurde ab 1027 von den Grafengeschlechtern Werner und Giso als Reichslehen verwaltet und kam schließlich durch Erbschaft im 12. Jahrhundert an die Ludowinger und damit an Thüringen. Nach dem Aussterben der Ludowinger 1247 und dem darauf folgenden Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg wurde der Gau das Kernland der Landgrafschaft Hessen und damit die Keimzelle des heutigen Landes Hessen.

Grafen im Hessengau

Grafen im Hessengau waren:

Aus der Familie der Esikonen:

  • Hiddi (Hildebold), 813 bezeugt, Graf des sächsischen Hessengaus
  • Asig (Esiko), 839 und 842 bezeugt, Graf des sächsischen Hessengaus
  • Cobbo der Jüngere, um 890 bezeugt, Graf des sächsischen Hessengaus

Mitte des letzten Jahrzehnts des 9. Jahrhunderts fiel die Grafenwürde im sächsischen Hessengau aus unbekannten Gründen vorübergehend an die Konradiner:

Nach dem Tod Eberhards und dem Einzug seiner Güter und Lehen durch König Otto I. erhielt zunächst

  • Liudolf, Ottos Sohn, den Hessengau (comitatus Hassonum)

Aus der Familie der Esikonen:

  • Elli I. (Allo), † nach 965, Graf im sächsischen Hessengau ab 942, Graf im Leinegau um 950.

Aus anderen Familien:

Nach Dodikos Tod gab König Heinrich II. (1002–1024) einen Teil von dessen Besitz an den Bischof von Paderborn, den Rest an Thammo. König Konrad II. (1024–1039) zog den Paderborner Teil wider ein und vergab ihn an den Erzbischof von Mainz. Nach Konrads Tod fiel dieses Gebiet wieder an Paderborn. Einen anderen Teil gab Konrad 1027 an seinen Gefolgsmann und Bannerträger Werner von Winterthur, der hinfort als Graf von Maden das Herzstück des fränkischen Hessengaus verwaltete. Grosse Teile des Hessengaus waren bereits in den Besitz anderer Grafen gekommen, wie z. B. derer von Ziegenhain, Bilstein, Schauenburg, Felsberg, Waldeck und Naumburg.

Gaugrafen aus dem Geschlecht der Werner, welches auch die Grafschaft Ruchesloh im Lahngau bei Marburg besaß, waren:

Nachdem Werner IV. ohne Erben gestorben war, ging die Grafschaft, die er kurz vor seinem Tode dem Erzbistum Mainz zu Lehen aufgetragen und von Mainz als solches zurückerhalten hatte, an Giso IV.. Gaugrafen aus dem Hause der Gisonen waren:

Nach dem Tode von Giso V. erbte Landgraf Ludwig I. von Thüringen die Grafschaft auf Grund seiner Ehe mit Gisos Schwester Hedwig von Gudensberg.

Im nordöstlichen Teil des Hessengaus war Siegfried III. von Boyneburg (~1050–1107) aus dem Hause Northeim von 1083 bis 1107 Graf von Boyneburg, Graf im Hessengau, Nethegau und Ittergau.

Literatur


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