- Patrice Chéreau
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Patrice Chéreau (* 2. November 1944 in Lézigné) ist ein französischer Film- und Theaterregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Patrice Chéreau ging in Paris zur Schule und fiel bereits als Regisseur, Schauspieler und Bühnenbildner im Amateurtheater des Gymnasiums den Pariser Kritikern auf, so dass er bereits als 15-Jähriger als Theaterwunderkind gefeiert wurde. Mit 19 Jahren inszenierte er schon an einem professionellen Theater.
1966 baute er im Pariser Vorort Sartrouville ein so genanntes engagiertes Volkstheater auf. Dort inszenierte er u.a. das Stück Soldaten von Jakob Michael Reinhold Lenz. Seit 1970 besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Mailänder Piccolo Teatro, mit Paolo Grassi und Giorgio Strehler. In Deutschland arbeitete er zum ersten Mal 1975, als er Edward Bonds Lear inszenierte.
Seit den späten 1960er Jahren arbeitet Chéreau ausschließlich mit dem Architekten und Maler Richard Peduzzi, der für ihn alle Bühnenbilder entwirft.
Schon früh befasste sich Patrice Chéreau auch mit der Oper, die erste inszenierte er 1969. 1974 inszenierte er in Paris Les Contes d’Hoffmann von Jacques Offenbach (Dirigent Georges Prêtre). Legendär wurde sein Ring des Nibelungen zum 100-jährigen Bestehen der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth 1976 – auch bekannt als Jahrhundertring. Aufsehen erregte auch seine Lulu-Interpretation der Oper von Alban Berg 1979 in Paris (Uraufführung der dreiaktigen Version von Friedrich Cerha; Dirigent Pierre Boulez). Für die Salzburger Festspiele inszenierte er 1994 Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni (Dirigent Daniel Barenboim). 1993 verlieh ihm die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland.
Patrice Chéreau hat sich mittlerweile auch einen Namen als viel gelobter Filmregisseur gemacht. Seinen ersten Film Das Fleisch der Orchidee drehte er 1975. Sein bisher größter Erfolg ist der vielfach ausgezeichnete Film Die Bartholomäusnacht aus dem Jahre 1994, mit Isabelle Adjani in der Hauptrolle. Für viel Aufsehen sorgte auch sein Film Intimacy aus dem Jahr 2001, der eine bewegende Darstellung sexueller Entfremdung ist. Mit diesem Film gewann er den Goldenen Bären auf der Berlinale 2001. Auch sein nächster Film Sein Bruder startete beim Berliner Filmfestival und brachte Chéreau auf der Berlinale 2003 den Silbernen Bären für die beste Regie.
2009 erhielt Chéreau für seinen Film Persécution eine Einladung in den Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig.
Filmografie
Regisseur
- 1973: Le Compangon
- 1975: Das Fleisch der Orchidee (La Chair de l'orchidée)
- 1978: Die letzte Ausgabe (Judith Therpauve)
- 1983: Der verführte Mann – L’Homme blessé (L'Homme blessé)
- 1985: La Fausse suivante (TV)
- 1987: Hôtel de France
- 1991: Amnesty International – Schreiben gegen das Vergessen
- 1992: Le Temps et la chambre (TV)
- 1994: Wozzeck (TV)
- 1994: Die Bartholomäusnacht (La Reine Margot)
- 1996: Dans la solitude des champs de coton (TV)
- 1998: Wer mich liebt, nimmt den Zug (Ceux qui m'aiment prendront le train)
- 2001: Intimacy
- 2003: Sein Bruder (Son frère)
- 2005: Gabrielle – Liebe meines Lebens (Gabrielle)
- 2009: Persécution
Drehbuchautor
- 1975: Das Fleisch der Orchidee (La Chair de l'orchidée)
- 1978: Contes d'Hoffmann (TV)
- 1978: Die letzte Ausgabe (Judith Therpauve)
- 1983: Der verführte Mann – L'Homme blessé (L'Homme blessé)
- 1987: Hôtel de France
- 1994: Die Bartholomäusnacht (La Reine Margot)
- 1998: Wer mich liebt, nimmt den Zug (Ceux qui m'aiment prendront le train)
- 2001: Intimacy
- 2003: Sein Bruder (Son frère)
- 2005: Gabrielle – Liebe meines Lebens (Gabrielle)
- 2009: Persécution
Schauspieler
- 1983: Danton
- 1985: Adieu Bonaparte
- 1992: Der Letzte Mohikaner (The Last of the Mohicans)
- 1994: Bête de scène
- 1996: Dans la solitude des champs de coton (TV)
- 1997: Lucie Aubrac
- 1999: Die wiedergefundene Zeit (Le Temps retrouvé, Sprecher)
- 2002: Dem Paradies ganz nah (Au plus près du paradis)
- 2003: Wolfzeit (Le Temps du loup)
Theaterarbeit
- Rêve d'Automne von Jon Fosse (2010/11) (Pariser Louvre und Wiener Festwochen)
- Tristan und Isolde von Richard Wagner (2007) (Mailänder Scala) (Opernregisseur)
- Aus einem Totenhaus von Leoš Janáček (2007) (Festival d'Aix-en-Provence, Wiener Festwochen, Theater an der Wien)
- Così fan tutte von Mozart (2005) (Festival d'Aix-en-Provence, TV; später auch Pariser Oper und Theater an der Wien) (Opernregisseur)
- Phèdre von Jean Racine (2003) (Théâtre de l’Odéon, RuhrTriennale, TV) (Theaterregisseur)
- Wozzeck von Alban Berg (1994) (TV) (Opernregisseur)
- Villa mauresque (1992)
- Le Temps et la chambre von Botho Strauss (1992) (TV) (Theaterregisseur)
- Les Amants du Pont-Neuf (1991)
- ... Die Liebenden von Pont-Neuf (Deutschland)
- ... Lovers on the Ninth Bridge (Australien: Video Titel)
- ... The Lovers on the Bridge (USA)
- Hamlet von Shakespeare (1990/III) (TV) (Theaterregisseur)
- La Fausse suivante von Pierre Marivaux (1985) (TV) (Theaterregisseur)
- Lucio Silla von Mozart (1985) (TV) (Opernregisseur)
- Peer Gynt von Henrik Ibsen (1981) (TV) (Theaterregisseur)
- Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner (1976) (Bayreuther Festspiele, TV) (Opernregisseur), Jahrhundertring
- Das Rheingold: Vorabend des Bühnenfestspiels
- Die Walküre: Erster Tag des Bühnenfestspiels
- Siegfried: Zweiter Tag des Bühnenfestspiels
- Götterdämmerung: Dritter Tag des Bühnenfestspiels
- Lulu von Alban Berg (1979) (Pariser Oper, TV) (Opernregisseur)
- Les Contes d'Hoffmann (Hoffmanns Erzählungen) von Jacques Offenbach (1978) (TV) (Opernregisseur)
Weblinks
- Patrice Chéreau in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- „Wagner ist leichter als Mozart“, Tagesspiegel, 24. Februar 2007, Interview
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