Pouzdřany

Pouzdřany
Pouzdřany
Wappen von Pouzdřany
Pouzdřany (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 1349 ha
Geographische Lage: 48° 56′ N, 16° 38′ O48.93555555555616.626111111111177Koordinaten: 48° 56′ 8″ N, 16° 37′ 34″ O
Höhe: 177 m n.m.
Einwohner: 747 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 691 26
Verkehr
Straße: Vranovice - Strachotín
Bahnanschluss: Brno - Břeclav
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: František Špringer (Stand: 2008)
Adresse: Hlavní 99
691 26 Pouzdřany
Gemeindenummer: 584835
Website: www.pouzdrany.cz

Pouzdřany (deutsch Pausram) ist eine Gemeinde in Südmähren in Tschechien. Sie liegt 13 Kilometer westlich von Hustopeče (Auspitz) und gehört zum Okres Břeclav (Bezirk Lundenburg). Das Dorf ist als ein Straßenangerdorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Pouzdřany befindet sich linksseitig der Svratka (Schwarzach) in der Thaya-Schwarza-Talsenke. Südlich liegen die Thaya-Stauseen von Nové Mlýny (Neumühl).

Nachbarorte sind Vranovice (Branowitz) und Uherčice (Ungarschitz) im Norden, Starovice (Groß Steurowitz) und Popice (Poppitz) im Osten, Strachotín (Tracht) im Südosten, Pasohlávky (Weißstätten) im Südwesten, Ivaň (Eibis) im Westen sowie Přibice (Pribitz) im Nordwesten.

Geschichte

Die Ui-Mundart (bairisch-österreichisch) mit speziellen Bairischen Kennwörtern, weisen auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Pausram wurde im Jahre 1244 erstmals urkundlich erwähnt.

Die Schreibweise der Ortes änderte sich im Laufe der Jahrhunderte mehrmals. So schrieb man 1248 „Puzrams“, 1291 „Paussramb“ und 1399 „Pawsrams“. Um 1291 verkauft Heinrich von Liechtenstein den Ort. Doch 1384 kommt Pausram wieder an die Familie Liechtenstein zurück. So scheint der Ort im Jahre 1414 im liechtensteinischen Urbar mit Kirche, drei Mühlen und 93 Bauernhäusern auf. Später wurde der Ort abermals verkauft.

Im Jahre 1550 lassen sich die Wiedertäufer im Ort nieder. Kurze Zeit später gilt der Ort als lutherisch. 1556 ging Pausram aufgrund eines fehlenden Erbes an Kaiser Maximilian II.. Ein Schulmeister ist seit dem Jahre 1568 nachweisbar. Im Jahre 1588 war der Schulmeister ein Wiedertäufer. 1574 wird Friedrich von Zerotin-Seelowitz mit Pausram belehnt. Kaiser Rudolf II. erteilt Pausram im Jahre 1581 das Marktrecht und gibt die Erlaubnis für drei, später vier Jahrmärkte. Zusätzlich hielt die Ortschaft jeden Samstag einen Wochenmarkt ab und durfte Mautgebühren einfordern. 1593 erhielt Pausram von Friedrich von Zerotin-Seelowitz auch eine Weinbergordnung.

Nach der Niederschlagung Ständeaufstand in Böhmen am Anfang des Dreißigjährigen Krieges werden alle aufständischen Adeligen enteignet und deren Güter an katholische Adelige verkauft. So kaufte Kardinal Franz Seraph von Dietrichstein Pausram und vereinte es mit der Herrschaft Nikolsburg. Nach dem Kauf wurden alle Nichtkatholiken des Landes verwiesen. Die ausgewiesenen Wiedertäufer verließen Mähren und gingen größtenteils nach Siebenbürgen. [3] Im Türkenkrieg von 1663/1664 wurde der Ort von türkischen Truppen geplündert und niedergebrannt. Dabei kamen 64 Dorfbewohner um. In den Jahren 1832 und 1848 brach die Cholera in Pausram aus und kostete 178 Ortsbewohnern das Leben. Ein Brand im Jahre 1834 vernichtete das Rathaus. 1855 wütete der Scharlach unter den Kindern des Ortes, von denen 53 die Krankheit nicht überlegten. Während des Deutsch-Österreichischen Krieges wurde die Cholera von preußischen Soldaten in den Ort eingeschleppt. Diesmal starben 40 Pausramer an der Seuche. 1869 bekam Pausram eine Haltestelle für die 1839 gelegte Bahnlinie Lundenburg - Brünn. Eine Freiwillige Feuerwehr wurde im Jahre 1889 gegründet. Die Einwohner des Ortes lebten größtenteils von der Landwirtschaft. Weiters gab es neben dem üblichen Kleingewerbe zwei Mühlen in Pausram. Eine Mühle brannte jedoch im Jahre 1917 ab und wurde nicht wieder aufgebaut.

Matriken werden seit 1630 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn. [4] Grundbücher werden seit 1687 geführt.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Vertrag von Saint-Germain, 1919,[5] wurde der Ort, dessen Bewohner im Jahre 1910 zu 97 % Deutschsüdmährer waren, Bestandteil der Tschechoslowakischen Republik. Durch die Neubesetzung von Beamtenposten und Siedler kam es in der Zwischenkriegszeit zum vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität. Bis zum Volkszählungsjahr 1930 war der deutsche Bevölkerungsanteil bereits um mehr als 25 % auf 73 % gesunken. [6] Die Wirtschaftskrise, Maßnahmen wie die Bodenreform, Sprachenverordnung verschärften die Spannungen zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung. Als auch die von den Deutschsprachigen geforderte Autonomie nicht verhandelt wurden und bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete, die im Münchner Abkommen[7] geregelt wurde, an Deutschland. Somit wurde Pausram mit 1.Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 86 Opfer unter den Pausramer forderte, kam die Gemeinde am 8.Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Bald kamen tschechische "Hausbesetzer", die die Häuser der deutschen Bürger in Besitz nahmen. Ein Teil der Pausramer floh vor den einsetzenden Exzessen nach Österreich. Sie hofften, nach diesen Ausschreitungen bald wieder in ihre Heimat zurückkehren. Im Oktober 1945 wurden die deutschen Männer interniert und Frauen und Kinder zur Zwangsarbeit ins Landesinnere gebracht. In dieser Zeit kam es durch schwere Mißhandlungen zu vier und, laut Totenbuch des Heimatkreises Nikolsburg, zu weiteren Ziviltoten. [8] [9] Eine juristische Aufarbeitung der Geschehen hat nicht stattgefunden. Das Beneš-Dekret 115/46 (Straffreiheitsgesetz) erklärte Handlungen bis 28.Oktober 1945 im Kampfe zur Wiedergewinnung der Freiheit..., oder die eine gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum Ziel hatte, ... für nicht widerrechtlich. Bereits vor der Umsetzung des Potsdamer Protokolls, das den "geordneten und humanen Transfers" der deutschen 'Bevölkerungsteile' aus der Tschechoslowakei sanktionierte, wurden weitere Personen des Ortes bis zum Frühsommer 1946 'wild' nach Österreich vertrieben. Die restlichen 138 deutschen Bürger von Pausram wurden zwischen dem 29.März und dem 3.Oktober 1946 nach Deutschland zwangsausgesiedelt.[10] 28 Einwohner, 22 Tschechen und zwei deutsche Bürger, konnten im Ort verbleiben, der wieder neu besiedelt wurde. Bereits am 25. Oktober 1945 war aufgrund des Beneš-Dekretes 108 das Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. [11]

1996 erneuerten die Vertriebenen das schadhafte Dach der Ortskirche und renovierten die Rosalien-Kapelle sowie das Kriegerdenkmal.

Wappen und Siegel

Das älteste Siegel stammte von der Markterhebung im Jahre 1581. Ein kräftig ausgebuchteter Renaissanceschild zeigt zwei schräg gekreuzte Eichenzweige mit je einem Blatt und einer Eichel. [12]

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen andere
1793 150 820      
1836 174 1029      
1869 202 1235      
1880 224 1236 1229 2 5
1890 242 1296 1149 140 7
1900 258 1218 1182 28 8
1910 252 1213 1173 33 7
1921 257 1143 903 226 14
1930 279 1184 863 303 18
1939   1000      
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Gemeindegliederung

Für die Gemeinde Pouzdřany sind keine Ortsteile ausgewiesen. Zu Pouzdřany gehört die Ansiedlung U Mlýny.

Brauchtum

Die vier Jahrmärkte des Ortes fanden am Montag nach Maria Lichtmeß (2.2.), nach Kantate (vierte Sonntag nach Ostern, vor Peter und Paul (30.6.) und vor Ägidius (1.9.) statt.

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche St. Nikolaus und St. Wenzel (1291, 1498 renoviert), Die Heiligenstatuen wurde 1749 von Ignaz Lengelacher fertiggestellt.
  • Bürgerhäuser
  • Marienkapelle
  • Kriegerdenkmal (1924)
  • 2 Martersäulen
  • Schule (1865)
  • Rathaus (1834)
  • Kapelle St. Rosalie am Weg nach Popice
  • Denkmal für den 1945 umgekommenen amerikanischen Piloten Fred Clifgard, errichtet 1991
  • Herrschaftliches Schloss

Persönlichkeiten

  • Viktor Strelsky (*30. August 1882 in Pausram; † 3. August 1964 in Graz), Heimatforscher

Quellen

  • Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Pausram S.99
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Pausram S.19
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren., Pausram: S.30; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden., Pausram, S.179f, Josef Knee,Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 213, 423, 424 (Pausram). 
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, Pausram, S.160f, Südmährischen Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006

Literatur

  • Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren. 1793, Pausram Seite 290
  • Franz Politzky: Ortsgeschichte von Pausram. 1936
  • Georg Dehio, Karl Ginhart: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark, 1941, Pausram S.368
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. 1990, Pausram Seite 30
  • Erich Mayer: Heimat Pausram. 2004
  • Felix Ermacora: Die sudetendeutschen Fragen, Rechtsgutachten, Verlag: Langen Müller, 1992, ISBN 3-7844-2412-0

Weblinks

 Commons: Pouzdřany – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  3. Bernd Längin:Die Hutterer, 1986, S. 237.
  4. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 29 März 2011.
  5. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  6. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  7. O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
  8. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, Totenbuch S.216
  9. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 213 (Pausram). 
  10. Archiv Mikulov: Odsun Nĕmců - transport odeslaný dne 20. kvĕtna, 1946
  11. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 213 (Pausram). 
  12. Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden, 1992, Pausram Seite 174

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