Prassek

Prassek

Johannes Prassek (* 13. August 1911 in Hamburg; † 10. November 1943 ebenda) war katholischer Priester und gehört zu den sogenannten Lübecker Märtyrern.

Gedenktafel in den Wallanlagen beim Untersuchungsgefängnis Hamburg

Prassek wurde 1911 im Hamburger Stadtteil Barmbek als Sohn eines Handwerkers geboren und entstammte sehr einfachen Verhältnissen.

Er studierte Theologie und Philosophie in Frankfurt am Main (Sankt Georgen) und Münster und wurde 1937 in Osnabrück zum Priester geweiht. Als Kaplan war er zunächst in Wittenburg, dann ab 1939 an der Herz-Jesu-Kirche in Lübeck in der Pfarrseelsorge tätig.

Prassek wird als charakterstark und mutig geschildert. So erhielt er zwei Wochen vor seiner Festnahme noch das Luftschutz-Ehrenzeichen, weil er während des verheerenden Luftangriffs auf Lübeck geholfen hatte, Menschen aus einem zerstörten Krankenhaus zu bergen.

Aus seiner Ablehnung gegenüber dem nationalsozialistischen Regime machte er keinen Hehl und ließ dies auch in seinen Predigten erkennen. Zudem widmete er sich der Seelsorge unter polnischen Zwangsarbeitern. Schließlich wurde er denunziert und am 18. Mai 1942 von der Gestapo verhaftet. Mit ihm in Haft kamen zwei weitere katholische Geistliche der Propsteikirche – Eduard Müller und Hermann Lange – sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink, die sich ebenfalls offen gegen das NS-Regime gewandt hatten.

Während des Prozesses bekannte sich Prassek zu seiner Kritik am Nationalsozialismus und wurde, nachdem ein Gnadengesuch seines Bischofs abgewiesen worden war, mit seinen drei Mitangeklagten am 10. November 1943 in der Hamburger Haftanstalt Holstenglacis mit dem Fallbeil hingerichtet.

Am 60. Jahrestag seiner Hinrichtung gab der Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen, bekannt, dass der Seligsprechungsprozess für Johannes Prassek sowie für Eduard Müller und Hermann Lange eröffnet werde.

Stolperstein in der Bramstraße 105, Osnabrück
Johannes-Prassek-Haus in der Bramstraße 105, Osnabrück

Am 15. November 2007 wurde vor der Christus-König-Kirche in Osnabrück-Haste ein Stolperstein für Johannes Prassek verlegt. Prassek hatte hier 1937 seine erste heilige Messe als Priester gefeiert. Außerdem ist das dortige Jugend- und Gemeindehaus nach ihm benannt. Sein Brevier wurde zufällig bei einer Wohnungsauflösung in Hamburg wiedergefunden und befindet sich heute in Lingen (Ems) in einer Glasvitrine der St.-Josef-Basilika.[1]

Quellen

  • Schäfer, Josef (Bearb.): Wo seine Zeugen sterben ist sein Reich: Briefe der enthaupteten Lübecker Geistlichen und Berichte von Augenzeugen. Hamburg 1946.
  • Pelke, Else: Der Lübecker Christenprozess 1943., Mainz 1961/1974.
  • Klatt, Ingaburgh: ’Lösch mir die Augen aus ...’: Leben und gewaltsames Sterben der vier Lübecker Geistlichen in der Zeit des Nationalsozialismus, eine Ausstellung im Burgkloster zu Lübeck vom 8. November 1993 bis zum 10. November 1994. in: Demokratische Geschichte: Jahrbuch zur Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein 8 (1993), S. 205 - 280.
  • Merz, Martin: ’Die Pfaffen aufs Schafott’: ein Lübecker Prozess vor 50 Jahren, Begleitheft zur Ausstellung ’Lösch mir die Augen aus ...’; Leben und gewaltsames Sterben der vier Lübecker Geistlichen in der Zeit des Nationalsozialismus; überarb. Manuskript einer Rundfunksendung im Rahmen der Reihe ’Religion und Gesellschaft’ am 6. August 1993 im Dritten Programm des Norddeutschen Rundfunks, Lübeck 1993.
  • W. Burr, Johannes Prassek, in: W. Burr (Hrsg.), UNITAS-Handbuch. Bd. 1, Bonn 1995, S. 295-302.
  • Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, hrsg. von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Bd. 1., Paderborn 1999. S. 249-257.
  • Ökumene im Widerstand. Der Lübecker Christenprozeß 1943., Lübeck 2001
  • Peter Voswinckel: Nach 61 Jahren komplett. Abschiedsbriefe der Vier Lübecker Märtyrer im historischen Kontext. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 85 (2005), S. 279 – 330
  • Isabella Spolovjnak-Pridat uns Helmut Siepenkort (Hrsg.): Ökumene im Widerstand. Der Lübecker Christenprozess 1943, Lübeck 2006

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://w54dx489e.homepage.t-online.de/Home.htm?foo=0.2193980863409748, Zugriff 04.12.2008

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johannes Prassek — (* 13. August 1911 in Hamburg; † 10. November 1943 ebenda) war ein deutscher katholischer Priester und gehört zu den Lübecker Märtyrern. Er wurde 2011 selig gesprochen. Inh …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Prassek — En este artículo se detectaron los siguientes problemas: Necesita ser wikificado conforme a las convenciones de estilo de Wikipedia. Carece de fuentes o referencias que aparezcan en una fuente acreditada. Por favor …   Wikipedia Español

  • Karl Friedrich Stellbrink — (* 28. Oktober 1894 in Münster; † 10. November 1943 in Hamburg) war ein evangelisch lutherischer Pastor. Er wurde als einer der Lübecker Märtyrer hingerichtet …   Deutsch Wikipedia

  • Lübecker Märtyrer — Gedenktafel in den Wallanlagen beim Untersuchungsgefängnis Hamburg Die Lutherkirche in Lübeck is …   Deutsch Wikipedia

  • Mártires de Lübeck — Placa conmemorativa en el muro de la prisión del centro de detención de Hamburgo …   Wikipedia Español

  • 10. November — Der 10. November ist der 314. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 315. in Schaltjahren), somit bleiben 51 Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Oktober · November · Dezember 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard Müller (Märtyrer) — Eduard Müller Eduard Müller (* 20. August 1911 in Neumünster, Schleswig Holstein; † 10. November 1943 in Hamburg) war ein deutscher katholischer Priester. Er wurde als einer der Lübecker Märtyrer hingerichtet. 2011 wurde er selig …   Deutsch Wikipedia

  • Ioannes — Johannes ist ein männlicher Vorname und ein Familienname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Namenstag 3 Varianten 4 Bekannte Namensträger 4.1 Pers …   Deutsch Wikipedia

  • Iohannes — Johannes ist ein männlicher Vorname und ein Familienname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Namenstag 3 Varianten 4 Bekannte Namensträger 4.1 Pers …   Deutsch Wikipedia

  • Jesuitenhochschule St. Georgen — Vorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Philosophisch Theologische Hochschule Sankt Georgen Gründung 1926 Trägerschaft …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”