Projekt 945

Projekt 945
U-Boot der Sierra-Klasse an der Oberfläche

Die nuklear angetriebenen Angriffs U-Boote (SSN) des Projekts 945 (NATO-Codename Sierra) wurden seit 1974 von der sowjetischen Marine entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Projekt 945 Barrakuda

1976 wurden Forderungen der russischen Admiralität laut, ein Unterseeboot zu entwickeln, dass den amerikanischen Baumustern der SSN-688-Klasse ebenbürtig war. Kriterien waren möglichst große Tauchtiefen, schwere Bewaffnung, Einsatz von Marschflugkörpern, geräuscharmer Antrieb.

Die Konstruktionsbüros Lazurit, Malachit und Rubin begannen daraufhin mit drei Entwicklungen. Während Lazurit und Rubin ein Titanrumpf vorzogen, bevorzugte Malachit einen Stahlrumpf, allein schon wegen der Kosten. Schweißarbeiten an Titanrümpfen sind sehr kompliziert und die Wartung ist teuer. Lazurit stellte schließlich das Projekt 945 (NATO: Sierra I) vor und bekam 1978 den Zuschlag zur Kiellegung von zwei Einheiten und Rubin bekam 1980 den Auftrag für ein Boot. Etwa zur selben Zeit war schon mit dem Bau der einzigen Einheit des Projektes 685 (NATO: Mike) begonnen worden, der glücklosen K-278 Komsomolez. Das Projekt bekam den NATO-Codenamen Sierra I.

Einheiten

B-239

Am 25. Juli 1977 wurde die erste Einheit des Projektes 945 als BAPL (Bolschaja Atomnaja Podwodnaja Lodka - Großes Atom-U-Boot) in die Flottenliste der Seekriegsflotte aufgenommen und das Kommando wurde E. W. Gurbew übertragen. Am 20. Juli 1979 verschweißten Schiffbauer in den Bauhallen von Krasnoje Sormowo in Gorki die ersten Sektionen, die Kiellegung der B-239. Der Zusammenbau des ersten Rumpfes dauerte wegen der enormen Kosten fast vier Jahre, bis am 29. Juli 1982 mit dem Herausrollen aus der Bauhalle der Stapellauf vollzogen wurde. Zur Endausrüstung und Erprobung wurde B-239 auf Lastkähnen die Wolga hinauf nach Sewerodwinsk gebracht, wo sie schließlich im Weißen Meer die Seeerprobung durchlief.

Am 29. Juni 1984 wurde B-239 schließlich in den Dienst der Seekriegsflotte gestellt und der Nordmeerflotte übergeben. Am 6. April 1993 erhielt das U-Boot schließlich den Namen Karp (Karpfen). Von Juli bis Dezember 1994 wurden in der Werft Swesdotschka in Sewerodwinsk u.a. Waffensysteme und Sensoren modernisiert. Am 30. Mai 1998 wurde B-239 Karp im Zuge der ersten Hauptinstandsetzung in Sewerodwinsk aufgelegt. Im Zuge zunehmenden Geldmangels der russischen Streitkräfte und den enormen Kosten wurde das Boot konserviert und aufgelegt. Ob B-239 wieder in den Dienst zurückkehren wird, ist derzeit fraglich.

B-276

Die zweite Einheit des Projektes 945, B-276, wurde am 9. Februar 1982 in die Flottenliste aufgenommen und am 21. April 1984 bei Krasnoje Sormowo auf Kiel gelegt. Das Kommando hatte S. W. Kulakow. Am 26. Juli 1986 wurde der Stapellauf vollzogen und am 30. Dezember 1987 wurde B-276 bei der Nordmeerflotte in Dienst gestellt. Gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff wurde sie in der Ura-Bucht stationiert.

Am 11. Februar 1992 stieß B-276 in der Barentssee mit dem amerikanischen U-Boot USS Baton Rouge zusammen. Die Kollision deformierte den Turm schwer und das U-Boot musste in den Stützpunkt zurückkehren. Vom 28. März bis zum 29. Juni fand die Reparatur in der Schiffswerft Nerpa statt. Am 6. April 1993 erhielt das Schiff den Namen Krab. Am 15. Nowember 1996 wurde das Boot in Kostroma umbenannt. Im Jahr 2000 wurde das Schiff zur Hauptinstandsetzung in der Werft Nerpa aufgelegt. Nach umfassenden Modernisierung wurde B-276 Kostroma 2005 wieder in den Kampfbestand eingegliedert.

Projekt 945A Kondor

Natürlich begann Lazurit gleich nach ersten Tests mit Modifikationen der Klasse. Das Ergebnis war das Projekt 945A (NATO: Sierra II). Obwohl sich die Seekriegsflotte nach Vergleichstests und nicht zuletzt wegen günstigeren Fertigungsbedingungen für das Projekt 971 (NATO: Akula) entschieden hatte und das Projekt 685 als Erprobungsträger wegen unmöglich zu tragenden Kosten aus dem Programm geflogen war, bekam Lazurit erneut einen Zuschlag für zwei Einheiten, da man sich im Grunde dennoch nicht einig war, für welche Klasse man sich entscheiden sollte, obwohl das Projekt 971 mittlerweile die Serienproduktion erreicht hatte. Lazurits Vorteil war, dass man Malachits Projekt 971 um zwei Jahre voraus war.

Die Modifikationen sahen einen längeren Turm vor sowie die Aufnahme von Marschflugkörpern RK-55 Granat (NATO: SS-N-21 Sampson) vor. Der Rumpf wurde um etwa drei Meter verlängert.

Einheiten

B-534

Das erste Boot des neuen Projektes 945A wurde am 3. März 1983 als B-534 in die Flottenliste aufgenommen und am 15. Februar 1986 bei Krasnoje Sormowo auf Kiel gelegt. Am 8. Juli 1989 fand der Stapellauf statt und am 26. Dezember 1990 konnte das Boot der Nordmeerflotte übergeben werden. Wie ihre Vorgängerschiffe bekam auch B-534 am 6. April 1993 eine Namen und wurde B-534 auf den Namen Subatka getauft. Am 25. März wurde das Boot in Nischnij Nowgorod umbenannt, weil die gleichnamige Stadt die Patenschaft für das Boot übernahm. 2000 bis 2002 wurde eine Hauptinstandsetzung vorgenommen und das Boot versieht weiterhin seinen Dienst.

B-336

Die zweite Einheit des Projektes 945A wurde am 29. Juli 1989 bei Krasnoje Sormowo auf Kiel gelegt, jedoch erst am 3. Juni 1992 in die Flottenliste aufgenommen. Der Stapellauf wurde am 28. Juni 1992 vollzogen und am 21. Januar wurde B-336 bei der Nordmeerflotte in Dienst gestellt. Am 6. April 1993 bekam das Boot den Namen Okun, wurde jedoch am 3. April 1996 in Pskow (Pleskau) umbenannt. Im Jahr 2000 absolvierte B-336 Pskow einen erfolgreichen Langzeittörn im Nordatlantik und durchläuft seit 2003 die Hauptinstandsetzung.

Projekt 945AB

Das Projekt 945A hatte sich bei Gefechtspatrouillen gut bewährt und die Boote waren nie verfolgt worden. Lazurit legte eine weitere Modifikation auf, das Projekt 945AB, welches schließlich zur Serienfertigung antreten sollte. Der Kiel für das erste Boot, K-123, wurde im März 1990 bei Krasnoje Sormowo gelegt. Kurz darauf wurden die Gelder für das Projekt gestrichen, da das Projekt 971U inzwischen in Serie gegangen war. Was mit K-123 passierte ist unklar, aber es ist durchaus möglich, dass der Rumpf noch in der Bauhalle aufliegt.

Technische Daten

Nahaufnahme des Rumpfbugs
  • Entwickler: N. I. Kwascha (SKB-112 Lazurit)
  • Werft: Krasnoje Sermovo, Savod 112, Nischni Nowgorod (ehemals Gorki); Sewmasch, Sewerodwinsk
  • Wasserverdrängung:
    • 6.300 Tonnen aufgetaucht
    • 9.100 Tonnen getaucht (Sierra I)
    • 6.400 Tonnen aufgetaucht
    • 10.400 Tonnen getaucht (Sierra II)
  • Geschwindigkeit in kn:18 aufgetaucht und 35-36 getaucht
  • maximale sichere Tauchtiefe: 750 Meter
  • kritische Tauchtiefe: 800 Meter
  • Tiefe, die zum Hüllenbruch führt: 850 Meter
  • maximale ununterbrochene Betriebsdauer: 4.500 Stunden
  • Vorräte an Bord für: 50 Tage
  • Maße:
    • Länge: 107 m (Sierra I) und 110,5-112,7 m (Sierra II)
    • Durchmesser Rumpf: 11,2-12,3 m
    • Tiefgang, aufgetaucht: 8,5-9,5 m (Sierra I) und 9,4 m (Sierra II)
  • Antrieb: 1 OK-650 190 MWt Druckwasserreaktor, Dampfturbinen mit 47.000-50.000 PS, ein siebenflügeliger Propeller
  • Hüllenmaterial: Titan-Legierung
  • Besatzung: 59-61 (31 Offiziere / 28-30 Matrosen)
  • Bewaffnung:
  • Systeme:
    • "Chiblis" Oberflächenradar
    • "Medwjedista-945" Navigationssystem
    • "Molnija-M" Satellitenkommunikation
    • "Tsunami", "Kiparis", "Anis", "Sintes" und "Kora" Funkantennen
    • "MGK-80" Unterwasserkommunikationsgerät
    • "Parawan" gezogene VLF Antenne
    • "Wspletsk" Gefechtsstand
    • "MGK-503" Sonar
    • "Akula" Seitenliniensonar
    • "Pelamida" Schleppsonar
    • "MG-70" Minenortungssonar
    • "Buchta" EloKa
    • 2 x "MG-74 Korund" Täuschkörper
    • "MT-70" Sonarempfänger
    • "Nichrom-M" Freund-Feind-Erkennungssystem

Siehe auch

Weblinks


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