- Reinhard Lakomy
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Reinhard Lakomy (* 19. Januar 1946 in Magdeburg) ist ein deutscher Komponist, Pianist und Sänger. Seine musikalische Bandbreite reicht von Schlager über Jazz und elektronische Musik bis zu Hörspielen und Musicals für Kinder. Lakomy gehörte in der Deutschen Demokratischen Republik neben den Puhdys zu den Künstlern mit den meisten offiziellen Veröffentlichungen. Zu seinen bekanntesten Werken gehört das Kinder-Hörspielmusical Der Traumzauberbaum, das er gemeinsam mit seiner Ehefrau Monika Ehrhardt produzierte.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Seine musikalische Ausbildung erhielt Lakomy in der DDR an der Georg-Philipp-Telemann-Musikschule in Magdeburg, wo er bei Dieter Nathow das Klavierspielen und die Grundlagen der Kompositionslehre erlernte. Danach wechselte er an die Musikhochschule Dresden. Um 1966 wurde er Mitglied des Lenz-Sextetts, aus dem wenig später das Fischer-Quartett hervorging. Daneben schrieb Lakomy Schlager für Thomas Lück und Andreas Holm. Nach dem Ableisten des Wehrdienstes in der NVA verließ Lakomy das Fischer-Quartett und arbeitete in verschiedenen musikalischen Richtungen, so u. a. mit einem Mädchenchor. Bereits während dieser Zeit nahm Lakomy die Schlager Es war doch nicht das erste Mal und Heute bin ich allein auf, die 1972 als Single erschienen. Sie brachten ihm neben ersten kommerziellen Erfolgen auch die Kritik von Musikerkollegen ein, die ihm vorwarfen, seine Jazz-Wurzeln verlassen zu haben.
Zur gleichen Zeit gründete er das Lakomy-Ensemble, mit dem er seine eigenen Lieder interpretieren konnte. Er arbeitete mit dem Liedtexter Fred Gertz zusammen, seine langjährige Gesangspartnerin war Angelika Mann, genannt „die Lütte“. Nach der Veröffentlichung von vier Langspielplatten zog sich Lakomy 1977 aus dem aktiven Musikgeschäft zurück, weil ihm die Aufmerksamkeit um seine Person unangenehm war. Er begründete dies damit, dass die Leute seine Musik hören und „nicht den Macher umschwirren“ sollten.
Seit 1978 widmete sich Lakomy gemeinsam mit seiner Frau Monika Ehrhardt der Produktion von Kinderliedern und Hörspielmusicals. Das bekannteste Werk des Paares ist der Traumzauberbaum. Zwischen 1980 und 1991 komponierte und spielte Lakomy außerdem elektronische Instrumentalmusik; als Einflussgeber nannte er Bands wie Tangerine Dream. Das erste Elektronikalbum Das geheime Leben erschien 1982 bei Amiga und erhielt eine vernichtende Kritik in der DDR-Musikzeitschrift Melodie und Rhythmus. Trotzdem konnte Lakomy rund 100.000 Exemplare in der DDR verkaufen. 1983 erschien die zweite LP Der Traum von Asgard und 1991 das dritte Album Aer. Drei weitere, bis dahin noch nicht veröffentlichte Titel (Nanga Parbat, Manege und Ein gotischer Fall), erschienen 1991 auf dem Sampler Looking East – East Germany. Weiterhin komponiert Lakomy seit den 1970er Jahren Filmmusiken und Soundtracks zu Fernsehserien wie Polizeiruf 110.
Im Jahr 1993 veröffentlichte er sein Album Die 6-Uhr-13-Bahn, das im Buschfunk-Vertrieb erschien. Mit diesem Album zeigte Lakomy seine Sicht auf die Zeit nach der Wende. Kritiker warfen ihm vor, mit dieser Veröffentlichung DDR-Nostalgie zu verbreiten. Lakomy entgegnete, dass er keine Sehnsucht nach dem realen Staat DDR habe und nannte diesen einen „Unterdrückungsstaat mit seinen unfähigen Wirtschaftsfunktionären, die nur den Westen nachmachen wollten“.[1]
Bei einem seiner West-Besuche zu DDR-Zeiten, als Vertreter der DEMUSA und Mitkonstrukteur eines auf Basis des Z80 an der TU Ilmenau im Bereich „Leistungselektronik“ entwickelten DDR-Synthesizers, traf er auf der Frankfurter Musikmesse 1982 auf den Journalisten und Hörfunkmoderator Rainer W. Sauer, der ihn kurz darauf in seiner Sendung Sounds vom Synthesizer beim Hessischen Rundfunk vorstellte. 1999 trafen sich die beiden in Jena wieder und Sauer produzierte mit Lakomy für Radio Jena zwei Radiospecials (Im Gespräch mit Reinhard Lakomy 2000 und Es war doch nicht das letzte Mal 2001), in denen der Wahl-Berliner über sein Leben erzählte. Unter dem Titel Es war doch nicht das letzte Mal... Erinnerungen ist im Jahre 2000 auch seine Autobiographie erschienen.
Im Jahr 2006 schrieb er für das Planetarium Jena das Familienmusical Unendlich und Eins. Er ist weiterhin mit seinen musikalischen Programmen im Land unterwegs.
Lakomy lebt in Berlin, ist mit Monika Ehrhardt verheiratet und hat eine Tochter.
Politik
Bei der Bundestagswahl 2009 rief Lakomy öffentlich zur Wahl der Partei Die Linke auf.[2]
Auszeichnungen
- 1980 - Kunstpreis der FDJ
- 1981 - Kunstpreis der DDR
- 1983 - Kunstpreis des DTSB
- 1984 - Nationalpreis der DDR II. Klasse
Am 26. Mai 1997 erhielt die Förderschule für Geistigbehinderte in Halberstadt den Namen Reinhard-Lakomy-Schule. Auch die Grundschule im Cottbusser Stadtteil Groß Gaglow ist nach ihm benannt.
Diskografie
Singles, EPs
- Mädchen, mir kommt's verdächtig vor/Es war doch nicht das erste Mal (1972, Amiga)
- Und ich geh' in den Tag/Wenn du gehst (1973, Amiga)
- Du könntest mein Mädchen sein/Autofahren (1973, Amiga)
- Mir doch egal/Ein irrer Typ (1975, Amiga)
- Klavierstunde/Manchmal find' ich keinen Schlaf (1975, Amiga)
- Es war doch nicht das erste Mal (EP, 1983, Amiga)
Alben
- als Lakomy-Ensemble
- Reinhard Lakomy (1973, Amiga)
- Lacky und seine Geschichten (1974, Amiga)
- Lackys Dritte (1975, Amiga)
- … daß kein Reif (1976, Amiga)
- Die großen Erfolge (Best of, 1977, Amiga)
- Kinderlieder
- Reinhard Lakomy’s Geschichtenlieder (1978, Amiga)
- Der Traumzauberbaum (1980, Amiga)
- Schlapps und Schlumbo (1983, Amiga)
- Mimmelitt, das Stadtkaninchen (1984, Amiga)
- Der Wolkenstein (1989, Amiga)
- Der Wasserkristall (1992, Jumbo)
- Die Immerwiederlieder (1993, Jumbo)
- Der Regenbogen – Die neue Revue (1995, Kinderwelt)
- Josefine, die Weihnachtsmaus (1997, Buschfunk)
- Das blaue Ypsilon (1999, Kinderwelt)
- Der Traumzauberbaum 2 - Agga Knack, die wilde Traumlaus (2001, Kinderwelt)
- 25 Jahre Traumzauberbaum (2005, Eigenverlag)
- Kiki Sonne... eine Sternputzergeschichte (2007, Buschfunk)
- 30 Jahre Der Traumzauberbaum (2010, Eigenverlag)
- Der Traumzauberbaum 3: Rosenhuf, das Hochzeitspferd (2011, Europa/Sony Music)
- Elektronische Musik
- Das geheime Leben (1982, Amiga)
- Der Traum von Asgard (1983, Amiga)
- Zeiten (mit Rainer Oleak, 1985, Amiga)
- Aer (1991, Erdenklang)
- Sonstige
- Die 6-Uhr-13-Bahn (1992, Buschfunk)
- Brücken wie ein Regenbogen (UNICEF-CD, 1996)
Filmmusik (Auswahl)
- 1976: Unser stiller Mann
- 1976: Nelken in Aspik
- 1983: Von der Schwierigkeit, sich zu verloben
- 1986: Das Schulgespenst
- 1987: Liane
- 1988: Felix und der Wolf
- 1989: Der Drache Daniel
- 1990: Abschiedsdisko
- 1993: Zirri – Das Wolkenschaf
Siehe auch
Literatur
- Reinhard Lakomy: Es war doch nicht das letzte Mal.... Erinnerungen. 2000, ISBN 3-360-00923-1 (Autobiografie).
- Jürgen Balitzki: Rock aus erster Hand. Lied der Zeit Musikverlag, Berlin 1985, S. 79-87.
Weblinks
Commons: Reinhard Lakomy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Werke von und über Reinhard Lakomy im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Reinhard Lakomy in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Offizielle Website
- Traumzauberbaum
Einzelnachweise
- ↑ Interview: Die 6.13 Uhr- Bahn. In: Berliner Zeitung. BuschFunk, abgerufen am 5. April 2010.
- ↑ Von Lakomy unterschriebener Aufruf zur Wahl der Linken
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