- Rüstkammer (Dresden)
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Die Rüstkammer in Dresden, seit 1831 auch „Historisches Museum Dresden“ genannt, gehört zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und zählt zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen von Prunkwaffen, Rüstungen und historischen Textilien. Sie befindet sich derzeit noch in der Sempergalerie des Zwingers. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten 2013 am Dresdner Residenzschloss wird auch diese Sammlung in den dortigen Riesensaal zurückkehren.
Der osmanische Teil der Rüstkammer, die Türckische Cammer, ist seit 2010 im Dresdner Residenzschloss als Dauerausstellung zu besichtigen.
Bis in die 1830er-Jahre diente die Rüstkammer nicht als Kunstsammlung, sondern vor allem der kurfürstlichen Repräsentation. Erst in den 1920er-Jahren, nach der Aufhebung der sächsischen Monarchie, erhielt die Sammlung ihre kunstgeschichtliche Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Prunkharnisch für Mann und Ross von Eliseus Libaerts aus dem Jahr 1563/64 (1606 von Christian II. erworben)Der Ursprung der Rüstkammer geht auf Albrecht den Beherzten zurück. Dieser hatte ein selbständiges Herzogtum errichtet und Dresden zu seiner Residenzstadt erklärt. Er gründete im 15. Jahrhundert eine Herzogliche Harnischkammer im Dresdner Residenzschloss. Daraus ging später die Kurfürstliche Rüst- und Harnischkammer hervor, die der Aufbewahrung der Leib-, Turnier- und Prunkwaffen des Hofes und der zugehörigen Ausrüstungen diente.
Mit der gezielten Sammlung von Kunstgegenständen begann erst Kurfürst August von Sachsen. Die finanziellen Mittel dafür bezog er vor allem aus dem erzgebirgischen Silberbergbau und der Kloster- und Kirchenauflösung nach der Reformation. Ebenso ermöglichte das zu damaligen Zeit gut laufende Handwerk, der Handel und die aufblühende sächsische Landwirtschaft hohe Geldausgaben für Sammelzwecke. Einige Stücke waren auch Geschenke für den kurfürstlichen Hof. Dazu kam, dass am sächsischen Hof zahlreiche Plattner, Rüstmeister, Büchsenmeister, Gold- und Messerschmiede tätig waren. So hatte die Dresdner Rüst- und Harnischkammer im 16. Jahrhundert einen ähnlichen Umfang wie das Kaiserliche Zeughaus in Wien.
Unter Kurfürst August von Sachsen wurden die Kurfürstliche Rüst- und Harnischkammer und die Jagdkammer zur Kurfürstlichen Rüstkammer zusammengeschlossen. Auch diese Jagdwaffen sind nicht für eine Verwendung hergestellt worden, sondern stellen künstlerisch und handwerklich wertvolle Waffen und Gerätschaften dar.
Die Sammlung wurde unter Christian I. und seinem Nachfolger Christian II. stark erweitert und wertvolle Sammelstücke von deutschen, italienischen, französischen und spanischen Meistern kamen hinzu. Sie wurden in den oberen Etagen des 1586-1591 erbauten Stall- und Harnischkammerbaus untergebracht.
Johann Georg I. erweiterte die Sammlung vor allem durch Jagdwaffen und -geräte. Johann Georg III. fügte orientalische Waffen hinzu. Diese hatte er als Kriegsbeute von der Schlacht mit den Türken vor Wien im Jahr 1683 mitgebracht. Allerdings wurde die Sammlung in der Zeit zwischen Johann Georg I. und Johann Georg IV. nur unwesentlich erweitert.
Auch Kurfürst August der Starke zeigte wenig Interesse am Sammeln von Rüstungsgegenständen und Waffen. Allerdings ließ er im „Langen Saal“ des Stallhofes eine umfangreiche Feuerwaffensammlung anlegen, die heute mit 3.000 Stücken den größten Teil der Kunstgegenstände in der Rüstkammer darstellt. Bedeutende Sammelobjekte aus der Zeit August des Starken sind der Felddegen von Peter dem Großen und das Krönungsornat, das August der Starke bei seiner Krönung als König August II. von Polen im Jahr 1697 trug.
Im Jahr 1831 gelangte die Rüstkammer unter staatliche Verwaltung und hieß nun Königliches Historisches Museum. Ein Jahr später wurde die Ausstellung in den Zwinger verlegt. Um den Umzug zu finanzieren, verkaufte man zahlreiche Objekte der Sammlung, was den Bestand der Rüstkammer deutlich verringerte.
Bis in die 1920er-Jahre wurden weitere Gegenstände verkauft, so dass der Umfang der Sammlung weiter abnahm.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Kunstgegenstände auf der Festung Königstein und in mehreren sächsischen Schlössern ausgelagert. Nach dem Krieg gelangte die Sammlung durch die sowjetische Besatzungsmacht nach Leningrad. Im Jahr 1958 erhielt Dresden die Sammlung zurück. Im darauf folgenden Jahr eröffnete eine erste Ausstellung im Ostflügel der Sempergalerie am Zwinger, in dem sich das Museum bis heute befindet. Aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten können allerdings nur etwa 5 Prozent der Sammlung gezeigt werden.
Bestände
In der Rüstkammer befinden sich historische Waffen, Kleider, Rüstungen und Bildnisse des 16. bis 18. Jahrhunderts. Die gesamte Sammlung umfasst etwa 10.000 Kunstgegenstände, angefertigt von Gold- und Waffenschmieden, Kunsthandwerkern, Malern und höfischen Kostümschneidern aus ganz Europa. Schwerpunkte der Sammlung bilden die Hieb- und Stichwaffen mit etwa 2.200 Schwertern, Degen und Dolchen und die historischen Feuerwaffen, bestehend aus rund 1.400 Pistolen und 1.600 Gewehren.
Siehe auch
Weblinks
- Die Rüstkammer bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
- Staatliche Kunstsammlungen Dresden
- Die Rüstkammer bei www.dresden-und-sachsen.de
- Literatur von Rüstkammer (Dresden) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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