Rüstenschwil

Rüstenschwil
AG dient als Kürzel für den Schweizer Kanton Aargau und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Auw zu vermeiden.
Auw
Wappen von Auw
Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Muri
BFS-Nr.: 4223Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 5644
Koordinaten: (670302 / 229477)47.2124968.366665489Koordinaten: 47° 12′ 45″ N, 8° 22′ 0″ O; CH1903: (670302 / 229477)
Höhe: 489 m ü. M.
Fläche: 8.61 km²
Einwohner: 1589
(31. Dezember 2008)[1]
Website: www.auw.ch
Karte
Karte von Auw

Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Wartung/Pixel

Auw ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Muri im Südosten des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt an der Grenze zum Kanton Luzern.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Gemeinde am Fusse des Lindenbergs besteht aus den beiden Ortsteilen Auw und Rüstenschwil. Die östliche Hälfte des Gemeindegebiets ist flach bis wellig und liegt im Übergangsbereich zwischen Bünztal und Reusstal. Die Hauptsiedlung Auw liegt im Süden. Etwas mehr als einen Kilometer nördlich davon liegt der etwa halb so grosse Ortsteil Rüstenschwil. Dazwischen fliesst der Sembach von West nach Ost. Der südwestliche Teil des Gemeindegebiets, auf dem mehr als ein Dutzend Einzelhöfe verstreut sind, steigt allmählich zum Kamm des Lindenbergs. Die untere Hälfte des Hangs wird landwirtschaftlich genutzt, während die obere Hälfte fast vollständig mit Wald bedeckt ist.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 861 Hektaren, davon sind 210 Hektaren bewaldet und 69 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 788 Metern im Büelwald auf dem Kamm des Lindenbergs, die tiefste Stelle liegt auf 455 Metern an der östlichen Gemeindegrenze.

Nachbargemeinden sind Beinwil (Freiamt) im Norden, Mühlau im Osten, Sins im Süden sowie das luzernische Hohenrain im Westen.

Geschichte

Die beiden Dörfer Houwa und Rustiniswilare wurden im Jahr 893 erstmals urkundlich erwähnt, und zwar in einem Zinsrodel des Fraumünsterstifts in Zürich. Während des Mittelalters waren das Kloster Muri und die Herren von Reussegg (bei Sins) die wichtigsten Grundherren. Die niedere Gerichtsbarkeit lag in den Händen der Habsburger und der Ritter von Reussegg, während die Habsburger die hohe Gerichtsbarkeit allein ausübten. Auw und Rüstenschwil lagen im habsburgischen Amt Meienberg.

1415 eroberte Luzern das Amt Meienberg, musste es aber 1425 an den gemeinsamen Besitz der Eidgenossen zurückgeben. Aus den eroberten Gebieten wurden die Freien Ämter gebildet, eine Gemeine Herrschaft. 1429 verkaufte Henman von Reussegg seine niedergerichtliche Herrschaft Rüssegg an einen Büger von Luzern. 1502 kam die Herrschaft an die Stadt Luzern. Die Herrschaft Rüssegg umfasste in Auw einige Häuser und Matten vornehmlich in oberen Dorfteil. Der andere Teil der niedergerichtlichen Herrschaft in Auw ging mit der Eroberung 1415 an die neuen Landesherren über. Für das Dorf Auw ist eine Dorfoffnung vom Jahre 1675 belegt. Das Dorf Rüstenschwil besitzt eine aus dem Jahr 1729. Um 1720 musste Meienberg gegen Bezahlung von 375 Gulden grössere Gebiete in der Kalchtarre und am Galgenrain an Auw abtreten. [2]

Kirchlich war Auw bis 1638 eine Filiale der Pfarrei Sins (Urbarium von 1641); die neue Pfarrei wurde dann bis 1849 vom Kloster Engelberg betreut. 1865 wurde die Kollatur von der Kirchgemeinde vom Kloster erworben.

Am 8. Februar 1715 zerstörte ein Grossbrand in Auw 43 Häuser und machte 150 Einwohner obdachlos.

1794 wurden in Auw 27 Pferde, 15 Ochsen, 89 Kühe, 32 Rinder und 8 Kälber gezählt.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Auw und Rüstenschwil (mit Wallenschwil) bildete je eine Agentschaft und gemeinsam eine Munizipalität im Distrikt Muri des kurzlebigen Kantons Baden. Nach der Gründung des Kantons Aargau im Jahr 1803 wurden Auw und Rüstenschwil zu einer einheitlichen Einwohnergemeinde vereinigt, die Ortsbürgergemeinden, die einige Aufgaben autonom erledigten, jedoch erst 1908.

Seit 1835 besteht in Auw eine Poststelle. Am 11. November 1896 wurde eine Gem.-Telefonstation mit Telegrafendienst sowie am 1. Mai 1921 ein Tel.-Ortsnetz mit Handzentrale errichtet. Der Ortsteil Rüstenschwil verfügte von 1855 bis 1982 über eine Poststelle. Seit dem 23. Dezember 1909 ermöglicht die Elektra Auw die elektrische Versorgung.[3]

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Einwohnerzahl um über 20 Prozent ab, da viele Bewohner aufgrund zunehmender Armut auswandern mussten. Danach pendelte sie bis ewa 1970 stets zwischen 700 und rund 850. Mitte der 1970er setzte eine durch die Nähe zu den Städten Luzern und Zug begünstigte, verstärkte Bautätigkeit ein. Die Gemeinde wuchs innerhalb von dreissig Jahren um mehr als die Hälfte.

Sehenswürdigkeiten

Die Pfarrkirche St. Nikolaus befindet sich am südlichen Dorfrand von Auw. Kirchenschiff und Chor entstanden 1705 im barocken Stil. Der Bischof von Konstanz weihte die Kirche am 26. September 1710 ein. Die Kirchgemeinde liess 1749/50 an der Nordostseite einen Kirchturm anfügen. 1795 erfolgte eine vollständige Erneuerung der Inneneinrichtung im späten Rokoko-Stil. Der Choraltar stammt aus dem Jahr 1803 oder 1805, der barocke Taufstein aus dem Jahr 1638 und die Kreuzigungsgruppe ist wohl 1705 entstanden. Gegenüber auf der anderen Strassenseite steht das Pfarrhaus, ein schlichter verputzter Fachwerkbau, der 1834 errichtet wurde.[4]

In der St. Josefskapelle in Rüstenschwil (Baujahr 1755) befinden sich reizvolle Deckengemälde von Joseph Keller. Daneben steht einer der wenigen übrig gebliebenen Speicher der Gemeinde sowie ein «Heidenkreuz». Der turmartiger Blockbau stammt von 1618.[5]

Im Falk östlich des Dorfes gegen Reussegg liegt die «Rüssegger Mauer», eine mehrere hundert Meter lange Reihung von Megalithen[6], deren Bedeutung unbekannt ist.

Profane Bauten: Das Haus an der Käsereistrasse 13 gilt als der bislang älteste bekannte Profanbau des Freiamts. Der Kern dieses Ständerbaus mit Tätschdach stammt aus der Zeit von 1469-70. Das Haus an der Sinserstrasse 3 ist ein typologisch seltener dreigeschossige Bohlenständerbau, der nach dem Dorfbrand von 1715 erstellt wurde. Auf der Strassenseite gegenüber besitzt der Gasthof «Hirschen» ein attraktives Rokoko-Wirtshausschild aus dem Jahre 1798. Beim Doppelhaus an der Sinserstrasse 19 und 21 handelt es sich um einen Innerschweizer Bautypus mit altertümlichen Tätschdach von 1666. Das 1723-24 errichtete Sigristenpfrundhaus an der Mühlauerstrasse 3 weist einen Bohlenständer-Wohnteil mit Tätschdach auf. Die alte Mühle an der Alikonerstrasse 6 wurde 1766 als giebelbetonter Ständerbau auf einem massiven Sockelgeschoss errichtet. [7] Am Bachweg 4 steht das Geburtshaus der Heiligen Maria Bernarda Bütler.

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss ausgerissene grüne Linde mit fünf Blättern.» Das Wappen wurde um 1920 eingeführt, wobei man sich wahrscheinlich von einem alten Grenzstein zwischen Auw und Reussegg (bei Sins) inspirieren liess, der eine Linde zeigt. Das Wappen von Beinwil (Freiamt) besitzt dasselbe Motiv, allerdings auf gelbem Grund.[8]

Bis ca. 1950 war das Wappen des Amtes Meienberg gebräuchlich, welches aus einer grünen Linde auf einem grünen Dreiberg vor einem weissen Hintergrund bestand. Dieses Wappen ist heute noch präsent auf dem Gewölbe der Pfarrkirche sowie auf der alten Vereinsfahne der Musikgesellschaft Auw (1938) sowie auf dem Dorfbrunnen beim Gasthaus Linde (1947).

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[9]

Jahr 1798 1837 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 645 772 881 703 715 856 815 853 956 1048 1239

Am 31. Dezember 2008 lebten 1589 Menschen in Auw, der Ausländeranteil betrug 12,5 %.[10] Bei der Volkszählung 2000 waren 79,8 % römisch-katholisch, 10,7 % reformiert und 1,2 % moslemisch; 1,3 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 94,0 % gaben Deutsch als ihre Hauptsprache an, 2,3 % Albanisch, 0,9 % Französisch.[11]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Paul Leu.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Muri zuständig. Auw gehört zum Friedensrichterkreis Sins.

Wirtschaft

In Auw gibt es rund 330 Arbeitsplätze, davon 34 % in der Landwirtschaft, 32 % in der Industrie und 34 % im Dienstleistungssektor.[12] Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen sind jedoch Wegpendler und arbeiten mehrheitlich in den Agglomerationen von Luzern und Zug.

Verkehr

Durch die Gemeinde verläuft die wichtige Hauptstrasse von Lenzburg nach Sins. Auw wird mit Sins durch eine Linie der Busbetriebe Seetal-Freiamt (heute Teil der Zugerland Verkehrsbetriebe) verbunden, während Rüstenschwil durch die Postautolinie Muri - Beinwil (Freiamt) erschlossen wird. Zwischen den beiden Ortsteilen gibt es hingegen keine öffentliche Verkehrsverbindung.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Sämtliche Oberstufen der obligatorischen Volksschule können in Sins besucht werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.

Sport, Kultur und Freizeit

Die 1878 gegründete Feldschützengesellschaft Auw ist der älteste Verein der Gemeinde und besitzt ein vereinseigenes Schützenhaus.

Die Musikgesellschaft Brass Band Auw wurde 1881 als Musikgesellschaft Auw gegründet und spielt heute als Brass Band in der 2. Stärkeklasse. Seit 1968 führt der Verein das weit über die Region bekannte Dorffest Auw durch.

Der Turnverein wurde 1937 gegründet und verfügt zudem über eine Damenriege, Männerriege sowie als unselbständige Riege eine Jugendsport-Gruppe. Neben den sportlichen Riegen besteht innerhalb des Vereins auch eine Theatergruppe. Der Verein ist Organisator der jährlichen "pAUWer Games".

Der Frauenbund Auw/Rüstenschwil wurde 1940 gegründet und ist mit ca. 190 Mitglieder der grösste Verein der Gemeinde. Er organisiert kulturelle Vorträge, kreative Kurse, Unterhaltungsnachmittage sowie den Suppentag.

Die „Konfettipfuser“ wurde 1996 wurde als Familienguggenmusik gegründet und hat über 50 Mitglieder von 2 bis über 50 Jahren.

Weiter besteht ein Kirchenchor, ein Volleyballclub, die Bäuerinnen+Landfrauen Vereinigung sowie ein Elternverein.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  2. Alikon am Lindenberg 1985.
  3. Schweizer Lexikon 91 Mengis+Ziehr Luzern.
  4. Georg Germann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau - Band V Bezirk Muri. Birkhäuser Verlag, Basel 1967.
  5. Kunstführer durch die Schweiz - Band 1 GSK, 2005
  6. Schweizer Lexikon 91 Mengis+Ziehr Luzern.
  7. Kunstführer durch die Schweiz - Band 1 GSK, 2005
  8. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
  9. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Muri - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  10. Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  11. Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  12. Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau

Weblinks


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