Samen (Volk)

Samen (Volk)
Samenparlament in Karasjok, Norwegen
Samisches Kulturzentrum in Lowosero, Kola-Halbinsel, Russland

Die Samen (Selbstbezeichnung: Sámi, Sápmi oder Sápmelaš aus der Ursprungsform šämä, das mit dem baltischen Wort žēme = Land verwandt ist[1]) sind ein indigenes Volk im Norden Fennoskandinaviens. Ihr Siedlungsgebiet reicht im Süden bis zur schwedischen Gemeinde Idre in der Provinz Dalarnas län und der historischen Provinz Dalarna. Andere Bezeichnungen oder Schreibweisen sind: Sámen, Saamen, Sámi, Sami und Saami. Bezeichnungen anderer Völker (Exonyme)sind Finner/Skriðfinner in der norrønen Literatur; sie wird dem althochdeutschen fendo = Fußgänger zur Seite gestellt. Der veraltete Begriff Lappe oder Lappen (plural) wird von vielen Samen als herabsetzend angesehen, obwohl der Begriff ursprünglich in einigen samischen Dialekten als Begriff für die Tätigkeit eines Rentierhirten verwendet wurde. In der Form lop kommt das Wort erstmalig in einer russischen Chronik aus der Zeit um 1000 vor.[2]. In der nordischen Literatur ist der früheste Beleg in Saxo Grammaticus, Gesta Danorum als Landschaftsbezeichnung „Lapponia“ zu finden. Im Laufe der Zeit bekam das Wort jedoch einen negativen Beigeschmack, je nachdem, wer es verwendete und in welchem Tonfall es ausgesprochen wurde.[3] In einigen Quellen ist eine Verbindung zum schwedischen Wort „Lapp“ für „Lumpen“ zu finden, obwohl das etymologisch nicht belegt ist. Es ist jedoch anzunehmen, dass mancher Same es dennoch mit dem Homonym assoziierte. Die ursprünglichen Sprachen der Samen gehören zur Familie der uralischen Sprachen, sind also mit dem Finnischen, Ungarischen und Samojedischen verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsraum

Sápmi – das Siedlungsgebiet der Samen
Protest samischer Rentierhüter in Jokkmokk gegen zu geringe Ersatzleistungen beim Verlust von Rentieren durch Raubtiere

Die rund 90.000 bis 140.000 Samen leben im Norden von Norwegen (60.000–100.000),[4][5] Schweden (14.600),[6] Finnland (9.350), Russland (1.991)[7] sowie in der Ukraine (136).[8] Das Siedlungsgebiet der Samen wird oft vereinfachend mit Lappland gleichgesetzt, geht aber über die Gebiete der gleichnamigen Provinzen Lappland in Schweden und Lapin Lääni in Finnland weit hinaus. Die Samen selbst nennen ihr Siedlungsgebiet „Sápmi“ oder „Same Ätnam“.

Geschichte

Herkunft

Im Erscheinungsbild sowie nach Genuntersuchungen (u. a. von Cavalli-Sforza) weisen die Samen einige Merkmale auf, die sie deutlich von allen anderen Europäern unterscheiden, so dass ihre Herkunft seit jeher kontrovers diskutiert wird. Derzeit werden drei Hypothesen favorisiert:[9]

  • Eurasische Menschen kamen sehr früh nach der Eiszeit (10.000–5.000 v. Chr.) als erste Siedler nach Fennoskandinavien und lebten dort weitgehend isoliert für viele Jahrtausende (Diese Hypothese stammt bereits aus dem 17. Jahrhundert, ist aber nach wie vor populär).
  • Eine Notsituation (z. B. Nahrungsmangel durch Klimaveränderungen etc.) im 1. Jahrtausend v. Chr. führte bei den isoliert lebenden Stämmen durch Gendrift zur Ausprägung der typischen Merkmale der Samen.
  • Nach den DNA-Untersuchungen von Cavalli-Sforza bilden die Samen genetisch den Übergang von den Europäern zu den Ostasiaten. Demnach überwiegt eine sehr lange isolierte europäische Genkomponente, während die zweite Komponente von uralischen Ethnien zu den sichtbaren ostasiatischen Merkmalen (z.B. Mongolenfalte, Haut und Haare) geführt hat, die zum Teil bei den Samen zu sehen sind.[10] Eine mögliche Erklärung dieser genetischen Disposition in Verbindung mit den finno-ugrischen Sprachen der Samen ist die Einwanderung samojedischer Völker, die den „Ur-Samen“ unter anderem die Domestikation des Rentieres als Last- und Zugtier beibrachten. Dabei wurde die Sprache der fortschrittlicheren Kultur übernommen.

Die Schlussfolgerungen aus den DNA-Analysen sind teilweise auf Kritik gestoßen:

  • Die theoretischen und methodischen Prämissen, die Ergebnisse von DNA-Analysen auf vorhistorische soziale und kulturelle Verhältnisse anzuwenden, wurden zu wenig problematisiert.[11]
  • Die heutige genetische Verteilung muss nicht mit der ethnischen und kulturellen Verteilung in vorhistorischer Zeit übereinstimmen.[12]
  • Auch die Abweichung der mitochondrialen DNA von anderen Europäern wird bezweifelt.[13]
  • Die behauptete Abweichung findet sich nicht in den genetischen Markierungen der männlichen Y-Chromosomen.[14]
  • Die Auswahl der Probanden wird in Frage gestellt. Welche Prämissen führten zu deren Auswahl? Welche samischen Gruppen repräsentierten sie? Wurden sie aus einem als genuin samisch angenommenen Siedlungsgebiet ausgewählt?[15]

Frühgeschichte

Samische Familie um 1900

Schon seit der Jungsteinzeit wohnten Menschen als Jäger, Sammler und Fischer in großen Teilen Fennoskandinaviens. Beweise dafür liefern rund 10.000 Jahre alte Funde, zum Beispiel Reste von Feuerplätzen oder Pfeilspitzen in Arjeplog. Man hat auch 6.000 Jahre alte Felszeichnungen im nordnorwegischen Alta gefunden. Das Siedlungsgebiet dieser Kultur erstreckte sich vom Norden bis weit in den Süden Skandinaviens und bis zum Weißen Meer in Russland.

Der Beginn der Rentier-Domestikation in Nordeuropa wird in die Zeit zwischen 1800 bis 900 v. Chr. datiert. Aus der Zeit von 1500 v. Chr. bis 300 n. Chr. haben Archäologen Asbestkeramiken gefunden, die bereits als ein Merkmal samischer Kultur interpretiert werden. Daneben wurden auch Fanggruben entdeckt. Mit Systemen aus mehreren Fanggruben wurden Elche und Rentiere gefangen.

Die erste bekannte mögliche Nachricht über das Nordvolk stammt von Tacitus, der sie 98 n. Chr. als „Fenni“ bezeichnete. Der griechische Historiker Prokopios erwähnte 555 n. Chr. ein Volk, das er Skrithfinoi nannte. „Skridfinnen“ hießen sie auch noch bei Paulus Diaconus im 8. Jahrhundert. Die Bezeichnung bezog sich auf die Ski, die von den Samen erfunden wurden.

Mittelalter

Noch heute sind Rentierschlittenrennen ein beliebter Sport der Samen

Regelmäßige Kontakte zu den Samen sind für die norwegischen Wikinger seit dem 9. Jahrhundert belegt. Sie ließen sich an den nördlichen Küsten nieder, hielten dort Herden zahmer Rentiere und erhoben Steuern von den Ureinwohnern. Zu dieser Zeit erstreckte sich Sápmi noch über zwei Drittel der Fläche Fennoskandinaviens. In samischen Erzählungen wird erkennbar, dass es einen lang andauernden Konflikt mit den Wikingern gegeben haben muss. Darin begegnen die Samen ihren gewalttätigen Gegnern häufig mit List und Tücke, um Verluste zu minimieren. Darüber hinaus wurde jedoch ebenso Handel mit den Norwegern und den anderen Nachbarvölkern getrieben. Tierhäute und Felle tauschte man z. B. gegen Salz, Edelmetalle oder Metallklingen ein.

Im Laufe des Mittelalters begannen die damaligen nordeuropäischen Staaten Dänemark-Norwegen, Schweden-Finnland und Russland mit der Unterwerfung der Samen. Zuerst erhoben diese Staaten Steuern von den Einwohnern Lapplands, die in Form von Naturalien entrichtet werden mussten. Da die Staatsgrenzen im Norden noch nicht festgelegt waren, erhoben in weiten Teilen Lapplands gleichzeitig alle drei Staaten Steuern. Für Schweden übernahmen bis ins 16. Jahrhundert nordfinnische Händler – die sog. „Birkarle“ (der Name leitet sich von bjór = Biber ab).[16] – die Steuereintreibung treuhänderisch. Sie teilten das Samenland in Handelsdistrikte ein, die „Lappmarken“ genannt wurden und die viele Jahrhunderte Gültigkeit besaßen.

Seit dem 14. Jahrhundert entstanden in den nordnorwegischen und russischen Küstenregionen erste Kirchen, die sich von Anfang an auch der Missionierung der andersgläubigen Sami verpflichtet fühlten. Erste russische Siedlungen entstanden um 1430 an der Südküste der Kola-Halbinsel. Dabei wurde die samische Küstenbevölkerung assimiliert.

So begann mit dem Ende des Mittelalters für die Samen nicht das Zeitalter der Aufklärung wie für viele Teile Europas, sondern die systematische Eroberung ihres Siedlungsgebietes durch die angrenzenden Nationen.

Frühe Neuzeit

Mutter mit Säugling in samischer Tracht, 1917
Kote im Nationalpark Sarek (1982) - Die traditionelle Behausung

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden drei verschiedene Gruppen von Samen unterschieden: Die Bauern-Samen in den südlichen Gebieten Norwegens nach Norden bis nach Süd-Troms, die meist Landwirtschaft betrieben; die See-Samen, die nördlich und östlich davon lebten, sesshaft waren und vom Fischfang und der Jagd lebten; und die Samen in den Bergen und in der Finnmarksvidda („Fjällsamen“) Sie waren bis dahin ein nomadisch lebendes Jägervolk, das vor allem von der Jagd auf das Wildren lebte (Heute gibt es in ganz Sápmi keine Wildrene mehr). Gezähmte Rentiere wurden zu dieser Zeit vorwiegend als Last- und Zugtiere verwendet, wenngleich es vermutlich bereits Herden zahmer Rene gab. Doch erst die Verpflichtung zur Zahlung hoher Abgaben und die Leistung verschiedener Zwangsdienste für die fremden Landesherren führte zur Ausweitung der Rentierhaltung als hauptsächliche Lebensgrundlage, wahrscheinlich seit den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts.[16] Bis ins 18. Jahrhundert waren die Herden allerdings viel kleiner als heute. Trotz der Herrschaftsansprüche sicherte König Gustav Vasa den Samen dieser Zeit gewisse Rechte zu.

Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts, als die drei Nationalstaaten immer deutlicher Ansprüche auf Lappland erhoben, nahm der Druck auf die Menschen Sápmis sprunghaft zu. Das schwedische Königshaus ersetzte die Birkarle durch eigene Steuervögte und ließ an traditionellen Handelspunkten Kirchdörfer errichten, an denen mindestens einmal jährlich ein Markt für die umliegenden Gebiete stattfinden sollte (z. B. in Lycksele, Arvidsjaur, Jokkmokk, Jukkasjärvi, Enontekiö oder Arjeplog). Diese Märkte dienten dem Staat u. a. zur Steuererhebung und als Gerichtsorte. Gleichzeitig setzte von dort die systematische Missionierung der Samen ein, die bis ins 19. Jahrhundert andauerte. Die alte Markttradition, bei dem sich Samen aus der gesamten Nordkalotte einfinden, hat sich in „Jokkmokks Wintermarkt“ bis heute erhalten. Um die Kontrolle über die Samen zu verbessern, ersetzte der schwedische Staat die ursprünglichen Sippenverbünde (Siida) mit der Zeit durch die Neueinteilung sogenannter „Lappendörfer“ (Karte).

1635 wurde auf dem Nasafjäll eine Mine eröffnet, in der Silber abgebaut werden sollte. Die Samen wurden gezwungen, in der Mine zu arbeiten und das Erz zur Küste zu transportieren. Auch in anderen Gebieten Sápmis entstanden Bergwerke mit versklavten Samen. 1673 war der offizielle Start zur Kolonisation des schwedischen Teils Lapplands. Die Regierung schickte Siedler in die Gebiete der Samen und gab ihnen das Recht zur Nutzung des Landes ohne Rücksicht auf die Ureinwohner. Diese Siedler durften von den Samen sogar Abgaben fordern. Durch die unkontrollierte Jagd, die die Siedler im Süden Sápmis betrieben, verkleinerten sich die Bestände der Tiere rasant. Aufgrund dessen kam es bei den Samen zeitweise zu Nahrungsknappheit und Hungersnöten. Viele Sami der Waldgebiete verdingten sich bei den Schweden als sog. „Gemeindelappen“, die für allerhand Aufgaben im Wald herangezogen wurden. Die weiter nördlich lebenden Waldsamen ließen sich nicht selten selbst als Siedler registrieren. Auf diese Weise sicherten sie sich ihren Landbesitz, verloren allerdings das Recht zur Rentierzucht.

1695 wandelte der schwedische König die vormalige Naturalien-Kopfsteuer in eine kommunale Geldsteuer um. Zudem mussten die Samen Winterwege pflegen und Transporte für Beamten und Händler durchführen. Die Zeit für den Nahrungserwerb wurde dadurch knapper und viele Menschen verarmten. Andere flohen nach Norwegen. Von 1720 bis 1729 wurde ein Teil der schwedischen Samen in für sie vorgesehene Gebiete umgesiedelt. 1751 wurden analog zur Grenzfestlegung zwischen Norwegen und Schweden die Jagdrechte zwischen den Siedlern und den Samen, sowie deren jederzeitiges Grenzübertrittsrecht festgeschrieben. Faktisch blieben die Samen jedoch weiterhin benachteiligt.

Wurden die Ureinwohner Lapplands vorher als primitives Volk von Magiern mit niedriger Moral geschildert, wandelte sich das Bild in den Städten durch die Lapplandreise des schwedischen Naturforschers Carl von Linné 1732, der sie als unschuldiges Naturvolk darstellte, das ein Opfer der Unterdrückung durch die Zivilisation geworden war. Dies hielt die Kirche allerdings nicht davon ab, weiterhin religiöse Stätten der Samen und ihre heiligen Trommeln zu zerstören. Die Christianisierung wurde bereits seit dem Ende des 17. Jahrhunderts so radikalisiert, dass hin und wieder Samen, die sich nicht bekehren lassen wollten, zum Tode verurteilt wurden. 1755 wurde das Neue und 1811 das Alte Testament in die samische Sprache übersetzt.

Ab dem 19. Jahrhundert

Ein Same mit Rentier in Nordnorwegen
Mari Boine, die bekannteste samische Sängerin (Norwegen)
Sofia Jannok, eine jüngere samische Sängerin aus Gällivare, (Schweden)
Anja Pärson samische Weltklasse-Skirennläuferin aus Tärnaby, (Schweden)

Aufgrund der immer elenderen sozialen Bedingungen unter den Samen kam es 1852 zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung in Kautokeino. 35 Samen, Anhänger der laestadianischen Erweckungsbewegung, kamen in den Ort „um Krieg gegen die Unbußfertigen zu führen“. Zwei Bewohner wurden getötet und einer misshandelt, worauf der Aufstand brutal niedergeschlagen wurde. Zwei der Anführer wurden zum Tode verurteilt und im Herbst 1854 enthauptet.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die Jagdrechte der Samen eingeschränkt, was eine weitere Verschlechterung der Lebensbedingungen mit sich brachte. 1888 begann der Abbau von Eisenerz in Kiruna und Gällivare und der Bau der Erzbahn von Luleå nach Narvik. Die Folge für die Samen war die zunehmende Verdrängung und Veränderung ihrer Kultur durch Industrie und Tourismus.

Mit der Evolutionstheorie Darwins kam auch die Theorie entwicklungshierarchischer Stufen menschlicher Völker auf (Sozialdarwinismus). Dabei wurden die Samen als niedriger entwickeltes Volk angesehen. Das hatte eine deutliche Schlechterbehandlung zur Folge, die der schwedische Staat um 1870 durch die Festlegung der sog. „Fjällanbaugrenze“ (Fjällodlingsgräns) zu mildern suchte, die von Nord nach Süd durch Sápmi verlief und das Fjäll westlich der Grenze für die samische Rentierhaltung reservierte. Die Umsetzung in der Praxis scheiterte jedoch vielerorts (Diese Grenze ist noch heute auf schwedischen Landkarten verzeichnet). Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre vertraten die Regierungen von Norwegen und Schweden die Auffassung, dass man die „Samenrasse“ bevormunden müsse, da sie nicht in der Lage sei, eine höhere Kulturstufe einzunehmen. Man „beschützte“ sie dergestalt, dass man u.a. sog. „Nomadenschulen“ einrichtete, in der die samischen Kinder auf niedrigstem Niveau unterrichtet wurden oder den Samen verbot, in „richtigen“ (rechteckigen) Häusern zu wohnen. Gleichzeitig wurde jedoch in allen vier Staaten in den Landesschulen die Verwendung der samischen Sprachen verboten. In Norwegen durfte Land nur noch an norwegisch sprechende Leute verkauft werden. 1922 führte das staatlich-schwedische Institut für Rassenbiologie die sog. „Lappenuntersuchung“ durch, die belegen sollten, dass Rassenvermischungen zum Verderb der Gesellschaft führen würden. Zudem kam es in den 1920er und 30er Jahren zu Zwangsumsiedlungen großer Samigruppen aus dem nördlichsten Schweden in südlichere Regionen.

Auf Initiative der norwegischen Samin Elsa Laula fand am 6. Februar 1917 in Trondheim erstmals eine länderübergreifende Konferenz der Samen der drei westlichen Staaten statt. Seither betrachten die Samen diesen Tag als Nationalfeiertag Sápmis. Trotzdem blieben sie noch lange eine unterdrückte Minderheit. In der Politik Norwegens und Schwedens wurden nur diejenigen Samen anerkannt, die sich vollberuflich der Rentierzucht widmeten. Den übrigen Samen blieb nur die Anpassung an die Kulturen der angeblich höherstehenden Nachbarvölker übrig. Genau diese „Fähigkeit“ jedoch führte das sozialdarwinistische Dogma ad absurdum, so dass man es etwa in den 1940er Jahren aufgab.

Ab 1868 siedelte die zaristische russische Regierung Komi und Nenzen auf der bislang ausschließlich von Samen bewohnten Kola-Halbinsel an und gewährte ihnen Steuerfreiheit, um den russischen Einfluss sicherzustellen. Seit der russischen Besiedlung hatten die Samen der Kola-Halbinsel einige kulturelle Elemente der Russen übernommen, wie man noch heute am Kunsthandwerk leicht erkennen kann.

Die Sowjetmacht erreichte die Samen 1924. In den 20er Jahren wurden im Samen-Gebiet erstmals Schulen eingerichtet, auch um die sowjetische Ideologie zu stützen. Die samischen Sprache wurde verschriftlicht und eine Kampagne gegen den Analphabetismus geführt. In den frühen 30er Jahren wurden mehr als 200 Kinder in ihrer Muttersprache unterrichtet. Der Unterricht in Sekundärschulen fand allerdings offenbar auf russisch statt.

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Herden der Samen im Rahmen der allgemeinen sowjetischen Landwirtschaftspolitik zwangskollektiviert und Rentier-Kolchosen gebildet. Das hatte zur Folge, dass die Samen nicht mehr frei umherziehen konnten, sondern seitdem in festen Siedlungen leben mussten. Seit den 40er Jahren wurde der Lebensraum der Samen durch den Bau von Staudämmen, Kanälen, Industrie- und Militäranlagen auf der Kola-Halbinsel stark eingeengt und viele Siedlungen verlegt.[17][18] 1991 bekamen die Kola-Sami Zugang zum länderübergreifenden Samenparlament.

Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts kam es zu einer enormen Ausweitung von Erzabbau, Straßenbau, Wasserkraft, Kommunikation, Forstwirtschaft und Tourismus in Lappland mit weiteren negativen Auswirkungen auf die Rentierzucht. Selbst die Einrichtung der Nationalparks war teilweise mit Einschränkungen für die traditionelle Lebensweise der Samen verbunden.

1952 ging in Schweden das erste Radio von und für Samen auf Sendung. 1956 gründeten Samen aus Finnland, Norwegen und Schweden als politische Interessenvertretung den „Nordischen Samenrat“. Die entscheidende Voraussetzung für eine Verbesserung der samischen Lebensweise kam jedoch in den 1960er Jahren, als das Recht der Samen, ihre eigene Kultur aufrechtzuerhalten, von der norwegischen Regierung offiziell anerkannt wurde. An den Schulen wurde Samisch zur Unterrichtssprache, und es wurden neue Einrichtungen geschaffen, wie etwa das samische Museum in Karasjok und ein Kulturzentrum für die Südsamen. Von da an erkämpften die Samen der drei westlichen Staaten Lapplands Schritt für Schritt mehr Rechte.

Politische Entwicklung – siehe Hauptartikel: Sápmi

Dennoch ist auch die jüngste Geschichte der Samen – insbesondere der verbliebenen 15% Rentierzüchter – von großen Problemen gekennzeichnet. In den 1970er Jahren plante Norwegen die Wasserkraft-Nutzung des Alta-Canyons in der Finnmark, die große Proteste unter den Ureinwohnern hervorrief. In Zusammenarbeit mit Umweltschützern und Menschenrechtsorganisationen klagten die Sami gegen Norwegen.

Als sich 1986 die Katastrophe von Tschernobyl ereignete, wurden 73.000 Rentiere südlich des Polarkreises radioaktiv verseucht. Die Regierungen versprachen Entschädigungen, die jedoch weit niedriger ausfielen als benötigt.

Im Jahre 1990 ratifizierte Norwegen als bisher einziges Land Nordeuropas die ILO-Konvention Nr. 169 über die verbindlichen Rechte der Urbevölkerungen.

Im Jahre 2000 wurde ein samischer Nationalfonds in der Höhe von 75 Millionen norwegischen Kronen (ca. 10 Mio. Euro) eingerichtet. Er soll zur Stärkung der samischen Sprache und Kultur verwendet werden und als Entschädigung für die durch Unterdrückung verursachten Schäden und Ungerechtigkeiten dienen.

2003 schloss die EU mit Norwegen einen Vertrag zur Verwertung der Bodenschätze der Finnmark ohne Beteiligung der Samen.

In Finnland gab es Ende 2005 besonders heftige Auseinandersetzungen zwischen Rentierhütern, dem Samischen Rat und Greenpeace auf der einen Seite und Metsähallitus sowie Stora Enso auf der anderen Seite. Dabei ging es um den Holzeinschlag für die Papierproduktion.[19]

Religion

[20][21]

Eisskulptur in Form einer Zaubertrommel mit typisch samischen Symbolen

Die ursprüngliche Religion der Samen bis zur Christianisierung gehört zum Schamanismus der zirkumpolaren Völker, die alle Erscheinungen in der Natur als beseelt betrachten und die den Kontakt zur Geistwelt über einen Schamanen suchen. Die Lulesamen nannten diesen einflussreichen Mittler „Noajde“. Mit Hilfe der heiligen Zaubertrommeln (Gievriej, auch „Trolltrommel“ genannt) und kleiner Knochen, dem Joik-Gesang und verschiedener bewusstseinserweiternder Praktiken (Meditation, Trance) ging er auf „Schamanenreise“ in die Geistwelt, rief tote Verwandte oder Tiergeister. Er war jedoch nicht nur Mittler und Priester, sondern ebenso Seelsorger und Arzt. Die Tatsache, dass die Nachbarvölker bis ins 17. Jahrhundert Furcht vor den Noajden und ihrer Magie hatten, zeigt deren machtvolle Stellung in der samischen Gesellschaft.

Typisch für die alte samische Religion war die mit verschiedenen Götter- und Natursymbolen bemalte Zaubertrommel, die im Glauben der Menschen die ganze Welt darstellte. Nicht nur die Noajden, sondern jede Familie besaß früher eine solche Trommel, mit deren Hilfe man die Zukunft vorherzusagen suchte.

Den allgegenwärtigen Naturphänomenen wurde große Ehrfurcht entgegengebracht, wobei man die gesamte Erde als lebensspendende Muttergöttin betrachtete. Die Sonne, die als Schöpfergott Biejve genannt wurde, schuf die Götterfamilie, die wiederum die Erde und alle Wesen schufen. Bedeutende Götter der Samen sind z.B. Bieggaolmaj, der Gott der Winde und Lejbolmej, der Gott der Tiere. Die Sami bezeichnen sich noch heute als Volk der Sonne u. des Windes. Besonders heilig waren Kraftorte (Siejdde) wie Höhlen, markante Felsgruppen oder Quellen, wo den Göttern Opfer dargebracht wurden. Geopfert wurden vor allem junge Rentiere, aber auch der als heilig geltende Bär, der als Bote zwischen Göttern und Menschen galt. Die Bärenjagd war eine rituelle Handlung, die mit großem Respekt durchgeführt wurde. Die Kraftorte galten zudem als Zugänge in die Unterwelt Sájvva, die man sich als Paradies mit stattlichen Menschen, die große, gesunde Rentierherden besaßen, vorstellte.

Die Christianisierung, die bereits im Mittelalter einsetzte, war unvereinbar mit der Naturreligion, so dass sie im 18. Jahrhundert von den Herrschenden verboten wurde. Neben der Verbrennung der Trommeln wurden auch gewaltsame Exempel an den Schamanen statuiert. Dennoch wurde die Naturreligion mancherorts noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts offen praktiziert.

Mit dem Aufblühen der laestadianischen Erweckungsbewegung verschwand die alte Religion im Untergrund. Lars Levi Laestadius, dessen Mutter eine Samin war, predigte die christliche Lehre bibelgetreu und moralbetont. Doch vor allem die ekstatischen Zusammenkünfte und einige Elemente, die an die alte Religion erinnerten, verhalfen seiner Bewegung zum Durchbruch unter den Samen. Der Laestadianismus hat noch heute viele Anhänger.

Seit das Selbstbewusstsein der Samen in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts langsam wieder erstarkte, kommt es hier und da zu einer Rückbesinnung auf die Naturreligion. In den Zeitungen kursieren hin und wieder Berichte über Rituale an den traditionellen Opferplätzen oder gefundene Götterfiguren. Die religiöse Symbolik erfreut sich zunehmender Beliebtheit im Kunsthandwerk. Mit dem Norweger Ailo Gaup bezeichnet sich erstmals wieder ein Same als Schamane. Er musste allerdings zu Schamanen anderer Völker in die Lehre gehen, da die samische Religion nur noch fragmentarisch überliefert ist. Gaup versteht sich dennoch als ihr Bewahrer. Er ist Verfasser von Kurzgeschichten und Gedichten und betreibt in Oslo eine kleine schamanistische Praxis.[22]

Kultur

Samin in traditioneller Tracht
Ein Messer von Per Nilsson
Samisches Kunsthandwerk
Kunstausstellung in Jokkmokk

Die wohl bekannteste kulturelle Errungenschaft der Samen ist der Ski, der bereits vor 4.500 Jahren benutzt wurde. Berühmt sind die Samen darüber hinaus für ihr Kunsthandwerk, bei dem vor allem verschiedene Holzarten, Birkenrinde, Zinn, Horn und Leder verarbeitet werden. Viele zeitgenössische samische Künstler beziehen auf diesem Wege ein Nebeneinkommen, da die sorgsam verarbeiteten Objekte im typisch samischen Stil – insbesondere Messer, Holzschalen, Schmuck und Schnitzereien – hohe Preise erzielen,

Goahti

Die traditionellen Behausungen der Samen heißen Goahti. Im deutschen Sprachraum werden sie Koten genannt. Man unterteilt sie in Zeltkoten, Torfkoten und Holzkoten.

Hauptartikel: Kote (Lappland)

Bekleidung

Die traditionelle Bekleidung der Sami besteht aus Lederschuhen mit hochgezogener Spitze, bunten Schuhbändern, Lederhose, dem Kolt (Gákti) – ein kittelähnliches Oberteil mit Schößchen –, einem Brustschmuck oder Halstuch und einer Mütze. Vor allem an der Machart des Koltes und der Mütze erkennt man die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gegend. Der älteste Koltfund ist rund 6.000 Jahre alt. Bis zur frühen Neuzeit bestand die gesamte Kleidung aus Leder. Anschließend ging man dazu über, verstärkt Stoffe zu verwenden, vor allem schweren, gewalkten Wollstoff (Vadmal), der uni gefärbt wurde. Blau symbolisiert den Himmel und ist in den meisten Gegenden die dominierende Grundfarbe. Gelb steht für die Sonne, Rot für das Feuer und Grün für die Erde. Diese Farben finden sich auch in der Flagge Sápmis wieder. Die Tracht wird heute fast nur noch bei Festlichkeiten getragen und ist aus dem Alltag nahezu überall verschwunden. In jüngster Zeit erleben die Trachten und Elemente der traditionellen Kleidung jedoch eine Renaissance bei der samischen Jugend.

Speisen

Typische Speisen der Sami sind Suovvas (gesalzenes, geräuchertes und getrocknetes Rentierfleisch in verschiedenen Zubereitungsformen), Gáhkko (Fladenbrot) und Juobmo (gekochter Sauerampfer mit Milch und Zucker).

Joik

Zur Kultur der Samen gehört auch die Pflege des einzigartigen Joik-Gesangs, der an eine Mischung aus Jodeln und indianischen Gesängen erinnert. Joiken ist ein Spontangesang, der zum emotionalen Ausdruck von Stimmungen und Situationen verwendet wird. Das Joiken gehört u. a. zum Repertoire der zur Zeit bekanntesten samischen Musikerin, der in Norwegen geborenen Mari Boine. Auch die Finnin Ulla Pirttijärvi und die Schwedin Yana Mangi verwenden den Joik in Verbindung mit modernen Instrumenten. Ein anderer bekannter samischer Musiker ist der in Finnland geborene Wimme. Alle vier mischen die traditionellen Lieder ihrer Vorfahren mit modernen Elementen und Rhythmen und werden deswegen auch gerne den so genannten Weltmusik-Künstlern zugerechnet. Der in Finnland gebürtige Nils-Aslak Valkeapää († 2001) hingegen sang seine Joiks auf die althergebrachte Weise seines Volkes, überwiegend ohne zusätzliche musikalische Begleitung. Die Folk-Metal-Band Korpiklaani spielte unter ihrem früheren Namen Shaman größtenteils Lieder im Joik-Stil, gepaart mit modernen Rockelementen.

Museen und Veranstaltungen

Der deutsche Völkerkundler Erich Wustmann hat mehrere Jahre lang in Sápmi gelebt und mehrere Filme und Bücher über die Region und die Samen veröffentlicht. Eine umfangreiche Sammlung zur Kultur und Geschichte der Samen beherbergt das Siida Sámi Museum der Gemeinde Inari in Finnland. Ebenso renommiert ist das Schwedische Fjäll- und Samenmuseum Àjtte in Jokkmokk. Um die samische Kultur – Geschichte, Tradition und Gegenwart – hautnah kennenzulernen, eignet sich insbesondere ein Besuch des Wintermarktes von Jokkmokk (Schweden), ein gesellschaftliches Ereignis in jedem Februar, bei dem Sami aus ganz Fennoskandinavien zusammenkommen. Zu Ostern veranstalten Samen im norwegischen Kautokeino seit 1996 ein eigenes Samisches Filmfestival, auf dem Filme von und für Samen gezeigt werden. Das Festival gilt als einziges Schneemobil-Drive-in-Kino der Welt.

Heutige Lebensweise

Erwerbsstruktur der Samen in Sápmi (ohne Kola-Halbinsel)

Die Samen sind heute eine „Minderheit im eigenen Land“. Auf ganz Sápmi bezogen sind nur 4 von 100 Einwohnern Samen. Auf der Halbinsel Kola ist der indigene Bevölkerungsanteil mit 0,2% am geringsten.

Wie man der nebenstehenden Grafik aus dem Jahre 2005[23] entnehmen kann, leben heute bereits fast 60% der Samen von modernen Berufen, wobei dem Tourismus eine steigende Bedeutung zukommt. Ausschließlich von der Rentierzucht leben nur noch 15%. Dennoch sind immer noch zwei Drittel aller Samen in irgendeiner Weise mit der Rentierwirtschaft verbunden. Daran erkennt man, wie groß die Bedeutung des Rentieres für die samische Kultur ist.

Rentierwirtschaft

„Moderne Zeiten“ bei einer Rentierscheidung in der Nähe von Nikkaluokta
Same des Tingevaara Sameby und Tourist

„Das Ren liebe ich am meisten von allem. In meinen Gedanken und Träumen ist es mit seiner Art, seiner Schönheit und seiner Sehnsucht.“[20]

Anders als beim Vieh handelt es sich beim Rentier nur um ein halbdomestiziertes Tier. Die Tiere folgen wie ihre wilden Vorfahren den natürlichen jahreszeitlichen Wanderrouten zwischen Waldland und Gebirge. Die Zuchtwahl durch den Menschen beschränkt sich dabei auf das Trennen der schlachtreifen Tiere von der Herde, sowie auf den Schutz vor Raubtieren, so dass im Wesentlichen eine natürliche Auslese stattfindet. Dennoch ist die Rentierwirtschaft aufgrund der großen Entfernungen der Wanderungen und der unwegsamen Landschaft sehr zeit- und damit kostenintensiv. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Herden rund um die Uhr beobachtet. In den 1960er Jahren setzte die sogenannte „Snowmobil-Revolution“ ein, bei der die Verfolgung der Herden technisiert wurde. Im Winter nutzt man seither das Snowmobil, im Sommer das Motocross-Motorrad, sofern es die Geländeverhältnisse zulassen. In den letzten Jahrzehnten kam die Nutzung gecharterter Hubschrauber hinzu. In unzugänglichen Gebirgslagen sind die Samen allerdings auch heute noch zu Fuß unterwegs, da die dröhnenden Maschinen die Tiere einem enormen Stress aussetzen, der nicht selten zu Stürzen führt. Um die Sammlung der Tiere noch mehr zu vereinfachen, verlaufen heute bis zu 400 km lange Zäune durch das Fjäll, die Gebiete von 1.000 bis 5.000 km² Größe voneinander abgrenzen. Um ausschließlich von der Rentierzucht zu leben, benötigt eine Familie mindestens 400 Tiere. In ganz Sápmi leben mehr als 500.000 Rentiere. Ob es sich bei dieser Anzahl noch um eine extensive Form der Landwirtschaft handelt, wird kontrovers diskutiert, obwohl es unstrittig ist, dass die Rentierzucht den strengen Kriterien der ökologischen Landwirtschaft gerecht wird. Sicher ist allerdings auch, dass die Flechtenmatten im Fjäll südlich der „Rentiergrenze“ wesentlich üppiger gedeihen, so dass man über die Größe der Herden streiten kann.

Die Samen sind jedoch seit Beginn der Rentierzucht im 15. Jahrhundert aus wirtschaftlichen Gründen zur Haltung immer größerer Bestände gezwungen. Früher war es die steigende Abgabenlast, heute sind es marktwirtschaftliche Anforderungen wie z.B. fallende Preise für Rentierfleisch. Obwohl die EU traditionelle Wirtschaftsweisen fördern will, wird z. B. in Finnland ein Rentier mit nur 50 Euro subventioniert, während man für ein Schaf 190 Euro bekommt.

Hinzu kommen regionale Landrechtskonflikte und die Auswirkungen der modernen Umweltbelastungen, die die Rentierzüchter erheblich belasten.

So müssen zum Beispiel die Renhirten der schwedischen Provinzen Dalarna, Härjedalen und Jämtland derzeit um ihre Existenz bangen. Der Staat hatte 1991 Staatswald an private Eigentümer verkauft, die die Samen anschließend wegen des traditionellen Winterweiderechtes im Wald auf Entschädigung verklagt haben. Den ersten Prozess im Jahre 1996 verloren die Sámi. Auch ein weiteres Urteil des höchsten schwedischen Gerichtshofes im Jahre 2004 entschied gegen die Rentierzüchter. Dadurch verloren die Samebyer rund 25 – 30% Ihrer Winterweiden. Zusätzlich verlangt man lt. Gerichtsbeschluss für die „illegale Waldnutzung“ immense Entschädigungszahlungen und Abschussrechte für Rentiere. Nach Ansicht der Beklagten verstoßen die Urteile gegen die Europakonvention zum Schutz der Menschenrechte, so dass man sich 2006 mit einer entsprechenden Petition an das EU-Parlament wandte. Das Verfahren läuft noch.[24]

Die norwegische Regierung, die vor einer ähnlichen Problematik stand, konnte sich gegen die Privatwaldbesitzer durchsetzen und den dort ansässigen Sámi die entsprechenden Rechte bestätigen.

Umweltbelastungen in Skandinavien

Die erste große Umweltbelastung für die Rentierzucht war die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986, bei der allein in Schweden 188.000 Rentiere gekeult werden mussten.

Wie die nebenstehende Karte zeigt, bestehen insbesondere auf der Halbinsel Kola weitere große Umweltbelastungen, die die Rentierzucht gefährden.

Doch auch in den abgelegensten Gebieten Sápmis steht die Rentierzucht der Samen in Zukunft durch den Klimawandel auf dem Spiel. Die Folgen – u. a. Hitzestress, Verbuschung, Parasiten und Nahrungsmangel im Winter – sind bereits heute spürbar.

Sprachen

Der samische Sprachraum
Hauptartikel: Samische Sprachen

Rund 24.000 Menschen in Lappland sprechen eine der samischen Sprachen, die zu den finno-ugrischen Sprachen gehören. Die verbreitetste Sprache ist Nordsamisch mit rund 17.000 Sprechern, einige andere Varianten sind fast oder ganz ausgestorben. Samisch ist in Finnland, Norwegen und Schweden offiziell anerkannte Minderheitensprache.

Quellen

  1. Lars Ivar Hansen und Bjørnar Olsen: Samenes historie fram til 1750. Cappelen Forlag. 2007. S. 47
  2. V. Uibopuu: Finnougrierna och deras språk: kapitel om de finsk-igriska folkens förflutna och nutid. Lund 1988.
  3. http://www.eng.samer.se/GetDoc?meta_id=1125
  4. Norway, CIA World Factbook, 2010
  5. Sámi People, Norway
  6. Ethnologue, Languages of Sweden
  7. National composition of population, Census 2002, Russland
  8. Ukraine Ethnics, Census 2001
  9. Kjellström, Rolf: Samernas liv (schwedisch). Carlsson Bokförlag, Kristianstad 2003, ISBN 91-7203-562-5
  10. Cavalli-Sforza, Luigi Luca: Gene, Völker und Sprachen. Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation. Hanser, München-Wien 1999
  11. P. Sims-Williams: „Genetics, linguistics, and prehistory: thinking big and thinking straight.“ in: Antiquity Vol. 72. 1998.
  12. Lars Ivar Hansen und Bjørnar Olsen: ‚"Samenes Historie fram til 1750. Cappelen akademisk forlag. 2007. S. 44.
  13. R. Villems und andere: „Reconstruction of maternal lineages of Finno-Ugric speaking People and some remarks on their paternal inheritance.“ In: The roots of peoples and languages of Northern Eurasia. Turku 30. Mai-1. Juni 1997. 1998. Societas Historiae Fenno-Ugricae.
  14. T. Zerjal: „Geographical, linguistic, and culturel influences on genetic diversity: Y-chromosomal distribution in Northern European populations.“ In: Molecular biology and evolution. Vol 18. 2001.
  15. Lars Ivar Hansen und Bjørnar Olsen: Samenes Historie fram til 1750. Cappelen akademisk forlag. 2007. S. 44.
  16. a b Bjørkvik S. 42.
  17. http://www.eki.ee/books/redbook/kola_lapps.shtml
  18. http://www.prio.no/files/osce-pdf/osce-nwrussia.pdf
  19. Saami Council
  20. a b siehe Literatur „Die Sami, Volk der Sonne und des Windes“
  21. Westmann, Anna und Utsi, John E. – „Die Zeit der Trommeln – Trommel und Religion der Samen“, Luleå Alltryck AB 2001, ISBN=91-87636-18-2
  22. http://www.schamanismus-und-heilen.de/3_bisherige_taetigkeiten/schamanen_bios/gaup_bio.html
  23. siehe Literatur: „Die Samen, ein Ursprungsvolk in Schweden“
  24. http://www.renrajd.com/engagement-fuer-sapmi/existenzkampf/existenzkampf.html

Siehe auch

Literatur

  • Halvard Bjørkvik: Folketap og Sammenbrudd 1350–1520. In: Aschehougs Norges Historie Bd. 4. Oslo 1996.
  • Lars Ivar Hansen und Bjørnar Olsen: Samenes historie fram til 1750. Cappelen Forlag. 2007. ISBN 978-82-02-19672-1
  • Hemmer, I. (1996): Die samische Rentierwirtschaft 10 Jahre nach Tschernobyl. In: Geographische Rundschau, Band 48, Heft 7/8, S.461–465
  • Lindemann, R. (1990): Die Samen – eine Minderheit in Nordeuropa. In: Geographie heute, Band 85, S. 28–31
  • Schwaar, Hans Ulrich (1994): Am Rande der Arktis – Abenteuer Lappland. Waldgut. ISBN 3-7294-0099-1
  • Kuoljok, Sunna und Utsi, John-Erling: Die Sami – Volk der Sonne und des Windes. Ajtte – Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Luleå 1995, ISBN 91-87636-10-7.
  • Kvarfordt, Karin, Sikku, Nils-Henrik und Teilus, Michael: Sami – ein Ursprungsvolk in Schweden (PDF online). Ministerium für Landwirtschaft u. Sami Parliament, Västerås 2007, ISBN ISBN 978-91-975444-9-7 (formal falsche ISBN).

Weblinks

 Commons: Die Samen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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