Schloss Schönholz

Schloss Schönholz
Lageplan der Schönholzer Heide (1894)

Der Volkspark Schönholzer Heide in Berlin-Niederschönhausen, Ortslage Schönholz, ist ein weitgehend naturbelassener, hügeliger Waldpark mit einer Fläche von etwa 35 Hektar. Es ist ein Rest des großen geschlossenen Waldgebietes bis hin zur Jungfernheide.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ballsaal des Schlosses Schönholz
Altes Schloss in der Schönholzer Heide

Anfang der 1750er-Jahre kaufte Königin Elisabeth Christine hier Land, um eine Maulbeerplantage anzulegen. Als Gattin von Friedrich II. war sie von diesem auf das Schloss Schönhausen in Niederschönhausen verbannt worden. Die Plantage wurde als „Königin-Plantage“ benannt. Sie gehörte organisatorisch zum Schlosspark Niederschönhausen, hier wurde das sogenannte „Alte Schloss“ errichtet.

Ab 1763 siedelte die Königin am Rand der Plantage zwölf Kolonisten, Leineweber und Tuchmacher an, die aus Sachsen und Thüringen, eventuell auch aus Schwaben einwanderten). Auf diese Zeit nimmt der „Tuchmacherweg“ Bezug.

Seit 1791 trägt die Kolonie den Namen „Schönholz“ und Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die „Königin-Plantage“ zu einem kleinen Gut.

Der Friedhof Pankow V am Tuchmacherweg geht auf die Kolonistensiedlung zurück und wurde im August 2007 ohne Nachbeisetzungsrecht geschlossen.

Ab 1900 war der südliche Teil des Geländes als „Luna-Park“ mit dem Schloss Schönholz Ziel vieler Ausflügler.

1940 mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieg wurde der Luna-Park als „Luna-Lager“ für ausländische Zwangsarbeiter umgenutzt. Die hier untergebrachten Ausländer wurden zur Zwangsarbeit in den Bergmann-Elektrizitätswerken in Wilhelmsruh eingesetzt. Das Schloss Schönholz selbst wurde als „Polenlager Schönholz“ verwendet.

1943 entstand Flächenbedarf für die innerstädtischen Bombenopfer. Es wurde der Städtische Friedhof Pankow VI auf einer großen Parkfläche nördlich der heutigen Hermann-Hesse-Straße, hinter der Schießanlage angelegt. Als 1946 kein Bedarf für Kriegsopfer bestand, wurde er teilweise und im Jahre 1981 endgültig geschlossen. Die Nutzung endete 2006, ab 2016 wird die Fläche für eine Folgenutzung frei sein.

Zwischen 1945 und 1947 diente die Schönholzer Heide der Sowjetarmee als Lagerplatz für demontierte Fabrikausrüstungen.

Sportstätten

Sportler auf der Sportwiese in der Schönholzer Heide
“Schönholzer Heide“ (1901), Schießanlage und Schloss

Die weiträumigen Wiesen wurden bald von Bürgern genutzt. 1890 fanden die ersten Berliner Feiern zum 1. Mai in der Schönholzer Heide statt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Schönholz bekannt als Ausflugsort an der Nordbahn.

Hier traf sich die Berliner Schützengilde von 1433 auf ihrem Schießplatz. Die Schießanlage befindet an der Schützenstraße, wo diese auf der Schönholzer Heide trifft. Die Schützengilde hatte 1880 das „Schloss Schönholz“ für 240.000 Goldmark erworben. Ihr bisheriges Domizil in der Berliner Linienstraße konnte sie für 1.310.000 Mark verkaufen. Somit ließ sich der Bau eines exzellent ausgestatteten Schützenhauses[1] samt Schießplatz finanzieren. 1884 wurde der Platz eingeweiht. 1890 fand in diesen Schießanlagen das 10. Deutsche Bundesschießen statt. Das Schützenhaus wurde im Zweiten Weltkrieg ausgebombt und das 26 ha große Schießgelände von den Behörden beschlagnahmt. Nach der Wiedervereinigung wurde das Gelände der Schützengilde nicht rücküberschrieben. Seit 1991 trainieren auf dem Schießstand die Mitglieder des Schützenvereins „Schönholzer Heide e.V.“.

Im Jahre 1896 bildete sich die Pankower „Lawn-Tennis-Vereinigung“, die am 28. September 1899 in den „Verein für Bewegungsspiele (VfB) Pankow“ aufging.

Der „Akademische Turnverein (A.T.V.)“ hatte in der Schönholzer Heide seine Spielstätte.

Die Fußballer des VfB Pankow hatten in den 1920er- und 1930er-Jahren hier ihren Fußballplatz.

Filmstudio „Ifa“

Aktie der Ifa

Schönholz wurde 1920 gemeinsam mit Niederschönhausen nach Berlin eingemeindet und Bestandteil des XIII. Bezirkes.

Das Schloss Schönholz wurde vom Filmregisseur und Produzenten Robert Meinert für die von ihm im November 1921 mitbegründete Internationale Film A.G. „Ifa“ zu einem Atelier umgebaut.

Im Jahre 1922 wurde der Stummfilm Marie Antoinette (Das Leben einer Königin) von Rudolf Meinert produziert. Nach der erfolgreichen Zensur vom 21. Oktober 1922 wurde der 3134 m lange Film (etwa 67 Minuten) im Berliner Kino „Alhambra“ am Kurfürstendamm uraufgeführt.

Im Sommer 1928 entstand im „Ifa-Atelier“ unter der Regie von Max Mack nach dem System Tri-Ergon der erste Sprech-Spielfilm. Sein Titel ist Ein Tag Film. Er wurde am 11. September 1928 von der Zensur genehmigt und am 12. September im Berliner „Mozartsaal“ mit einer Länge von 552 m (20 Minuten) voraufgeführt. Die eigentliche Uraufführung war am 11. Oktober 1928 in den „Terra-Lichtspielen“ in Frankfurt.

Gräberstätte in der Schönholzer Heide

Gedenkstätten

In der Nähe eines zum Ende des Zweiten Weltkriegs genutzten oberirdischen Bunkers bleibt der Ehrenhain für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft mit Dauerruherecht erhalten. Auf diesem Teil des Friedhofs Pankow VI befinden sich 352 Einzelgrabstätten, vorwiegend mit Zwangsarbeitern.

Im westlichen Abschnitt des Parks jenseits der Germanenstraße wurde das Sowjetische Ehrenmal Schönholz mit 13.000 Einzelgrabstätten eingerichtet.

Im Süden wird die Schönholzer Heide durch die Hermann-Hesse-Straße begrenzt. Als Teil der vormaligen Waldfläche der „Schönhauser Fichten“ schließen sich der Städtische Friedhof Pankow III und der Bürgerpark an.

Sonstiges

An den Vergnügungspark erinnert auch die dritte Strophe des bekannten – im Berliner Volksmund – gehaltenen Gassenhauers Bolle reiste jüngst zu Pfingsten:

„Auf der Schönholzer Heide,
Da jab’s ’ne Keilerei,
Und Bolle, jar nicht feige,
War mittenmang dabei,
Hat’s Messer rausgezogen
Und fünfe massakriert.
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.“

Die Schönholzer Heide heute

Durch die gesamte Anlage führt ein Naturlehrpfad, es gibt Liegewiesen, einen Abenteuerspielplatz und einen Fußballplatz.

Das Trommlerfest „Rakatak“ findet seit 1995 jährlich im Juni in der Schönholzer Heide statt. Auf diesem Fest werden Perkussionsinstrumente aus verschiedenen Nationalitäten und unterschiedlicher Rhythmik aufgeführt.

Im Gelände der Schönholzer Heide, nordwestlich der Friedhofsgelände, südlich der Gedenkstätte für die gefallenen sowjetischen Soldaten ist eine Platane als Naturdenkmal ausgewiesen.

Verkehr

Die Schönholzer Heide ist mit der S-Bahn vom Bahnhof Schönholz oder dem Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh zu erreichen, auch Busse der BVG verkehren an den Randstraßen.

Bis zum Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 war der Park mit den Straßenbahnen der Linien 19 und 88 erreichbar.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste

52.57638888888913.3833333333337Koordinaten: 52° 34′ 35″ N, 13° 23′ 0″ O


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