- Siegel der Vereinigten Staaten
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Das Große Siegel der Vereinigten Staaten (engl. Great Seal of the United States) ist das offizielle Dienstsiegel und Hoheitszeichen der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Vorderseite des Siegels zeigt den Weißkopfseeadler, während die Rückseite das Auge der Vorsehung, eine vom Profanen abgehobene Pyramidenspitze, zeigt. Das Siegel wurde 1782 eingeführt und wird ähnlich einem Wappen häufig in offiziellen Dokumenten verwendet. Beide Seiten des Siegels sind auch auf der Rückseite der 1-Dollar-Banknote dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Vorderseite
Der Adler hält in seinen Fängen einerseits einen Olivenzweig, andererseits ein Pfeilbündel, was die Bereitschaft zum Frieden, aber auch zum Kampf ausdrücken soll. Symbolisch liegt die Betonung auf dem Olivenzweig, da dieser auf der heraldisch rechten Seite (das heißt vom Betrachter aus gesehen links) des Siegels steht: In der Heraldik setzt die rechte Seite (dextra) das positiver Eingeschätzte. In seinem Schnabel trägt er ein Band mit dem Wahlspruch der USA: E PLURIBUS UNUM (lat. für „Aus vielen eines“).
Der Adler schaute auf dem Siegel der USA immer nach rechts. Die Blickrichtung wird in der Blasonierung zwar nicht spezifiziert, doch weil in der Heraldik die Blickrichtung nach rechts die unmarkierte ist, und der Olivenzweig für die rechte Seite bestimmt wurde, kann man annehmen, dass es ursprünglich so gemeint war. Außerdem ist in der Entwurfsskizze Charles Thomsons, der die letzte Fassung des Siegels vorschlug und die Blasonierung verfasste, auch diese Blickrichtung gewählt. Nur auf dem Siegel des US-Präsidenten schaute der Adler früher nach links. Ein Beispiel dafür ist das Emblem auf dem Resolute Desk, dem Schreibtisch im Oval Office. Präsident Truman änderte die Blickrichtung am 26. Oktober 1945, um das Streben der USA nach Frieden zu symbolisieren.
Oberhalb des Adlers sind 13 pentagrammartige Sterne zu einem Hexagramm angeordnet. Die 13 als Symbol für die 13 Gründerstaaten der USA findet sich auch in der Anzahl der Pfeile, der Olivenblätter sowie der sich darauf befindlichen Oliven wieder.
Rückseite
Die 13-stufige Pyramide auf der Rückseite hat an der Basis die römische Zahl MDCCLXXVI (1776), das Jahr, in dem die Unabhängigkeit der USA erklärt wurde. Außerdem erscheint die Pyramide mit dem abgehobenen Schlussstein als unvollendet, ein Symbol dafür, dass die USA noch an ihrer Vollendung arbeiten müssen. Ein heraldisch vollkommen ungewöhnliches Element ist die naturalistische Darstellung von Gestrüpp und Unkraut zu Füßen der Pyramide. Auch die dreidimensionale Darstellung der Pyramide fällt aus dem Rahmen des heraldisch Üblichen. Sie besteht (abgesehen vom Grundstein) aus 72 sichtbaren Steinen.
Das Symbol des Allsehenden Auges wurde ursprünglich kirchlichen Gebräuchen entlehnt, findet sich ebenso in der Freimaurerei und wird deshalb fälschlich auch mit den Illuminaten in Verbindung gebracht.
ANNUIT CŒPTIS (lat.: er hat das Begonnene gesegnet) soll dies unterstreichen. Der Spruch ist eine Abwandlung eines Spruchs aus Vergils Aeneis. Dort heißt es: „Jupiter omnipotens, audacibus annue cœptis.“ (Allmächtiger Jupiter, segne das wagemutig Begonnene).
NOVUS ORDO SECLORUM (lat.: eine neue Ordnung der Zeitalter) soll einerseits eine Erinnerung an die erfolgte Abspaltung von Großbritannien darstellen und spielt andererseits auf einen Ausspruch in der 4. Ekloge von Vergil an: „Magnus ab integro sæclorum nascitur ordo“ (Die große Folge der Zeitalter beginnt erneut).
Geschichte
Die Entwürfe der ersten drei Komitees gingen in alle Richtungen, bis Charles Thomsons Report 1782 vom US-Kongress angenommen wurde. Der künstlerische Berater Pierre Eugène du Simitière steuerte die Jahreszahl und das Allsehende Auge (noch ohne Dreieck, nur mit Strahlen) bei. Die Pyramide (ohne das Allsehende Auge) stammt von Francis Hopkinson, der diese 1778 ursprünglich für einen 50-Dollar-Schein entwarf, der zu jener Zeit offiziell im Umlauf war. William Barton schmolz schließlich 1782 diese beiden Symbole zum Auge der Vorsehung über der Pyramide zusammen, verwendete jedoch noch die Überschrift Deo favente (lat.: mit Gottes Gunst) und als Unterschrift „Perennis“ (lat.: beständig). Der endgültige Entwurf stammt aber von Charles Thomson mit den leicht abgewandelten Zitaten von Vergil.
Verwendung
Der offizielle Name lautet "Großes Siegel", obwohl kein kleines Staatssiegel der Vereinigten Staaten existiert. Dies kommt daher, dass der englische König seit der Zeit des Königs Johann Ohneland ein großes Siegel für die Staatsgeschäfte und ein kleines Siegel für seine Privatangelegenheiten führte.[1].
Das Siegel hat mehrere Verwendungszwecke. Zum einen wird es als Siegel für verschiedene offizielle Dokumente verwendet, wenn nicht die Verwendung eines anderen Siegels (wie z.B. dem des Präsidenten) vorgeschrieben ist. Zu diesem Zweck wird die einzige offizielle Siegelpresse, die sich in der Ausstellungshalle des US-Außenministeriums befindet, ca. 2000 bis 3000 mal im Jahr genutzt.[2] Hierbei ist nur die Vorderseite des Siegels zu sehen.
Daneben wird das Siegel in seiner farbigen Variante mit Vorder- und Rückseite als Staatswappen der Vereinigten Staaten genutzt, beispielsweise an staatlichen Gebäuden, US-amerikanischen Botschaften und Konsulaten oder auf der Eindollarnote.[3]
Die Zahl Dreizehn
Die Zahl Dreizehn erscheint im Wappen mehrfach, um die 13 Gründungsstaaten zu symbolisieren:
Auf der Vorderseite finden sich 13 Sterne im goldenen Kranz in Form eines Hexagramms auf hellblauem Grund über dem Adler schwebend. Die Wahlsprüche E pluribus unum und Annuit Coeptis enthalten je 13 Buchstaben. Weiterhin finden sich 13 Olivenblätter, 13 Olivenfrüchte und 13 Pfeile. Der Schild besteht aus 13 Streifen, sieben weißen und sechs roten – anders als die Flagge der USA, die sieben rote und sechs weiße Streifen enthält. Auf der Rückseite ist die Pyramide mit 13 Stufen abgebildet. Zu Füßen der Pyramide befinden sich 13 Büsche und Sträucher.
Diskussionen
William Guy Carr publizierte bereits in den 1950er Jahren in seinen Schriften „Pawns in the Game“ und „Red Fog over America“, dass das allsehende Auge über der Pyramide das Symbol des Illuminatenordens war – ohne jedoch auch nur einen Beweis zu liefern. Dies war Ausgangspunkt verschiedener Diskussionen. Populäre Beispiele für deren Verarbeitung in Romanen sind Robert Anton Wilson und Robert Sheas Illuminatus-Trilogie von 1975 und Dan Browns Thriller Illuminati von 2003 (englischer Originaltitel: Angels and Demons, 2000).
Carr vermutet in seinem Buch z. B., dass die Pyramide als Zeichen der Illuminati durch Taktieren von Henry A. Wallace (1888–1965), Vizepräsident in der Regierung unter Franklin D. Roosevelt und angeblicher Illuminat, ihren Platz im Siegel der USA und damit auch auf dem US-Dollar gefunden hat. Allerdings wurde das Siegel der USA 1782, d. h. lange vor seiner Geburt fertiggestellt, so besteht die Verknüpfung zu den Illuminaten einzig darin, dass diese ebenfalls im Jahr 1776 von Adam Weishaupt in Bayern gegründet wurden. Ein Zusammenhang ist als unwahrscheinlich anzusehen, da diese vor ihrem Verbot im Jahr 1784 durch den bayerischen Kurfürsten nur europäische Freimaurerlogen infiltrierten.
Literatur
- Patterson, Richard S. und Richardson Dougall: The Eagle and the Shield: A History of the Great Seal of the United States. Department of State Publication 8900; Department and Foreign Service Series 161. Washington: Office of the Historian, Bureau of Public Affairs, Department of State, under the auspices of the American Revolution Bicentennial Administration, 1978.
- The Great Seal of the United States. Publication No. 10411. Washington, D.C.: United States Department of State – Bureau of Public Affairs, 1996 (Weblink zum Scan nachfolgend genannt).
- Hunt, Gaillard: The History of the Seal of the United States. Department of States. Washington D.C. 1909.
- Lossing, B.J.: The Great Seal of the United States. In: Harper's New Monthly Magazin XIII, 1856, Seite 178 - 186.
- Escherig, Manfred: Die Geburt des göttlichen Amerikaners. In: Sprache im Technischen Zeitalter, Heft 54, 1975.
- Deutsch, Monroe E.: E pluribus unum. In: The Classical Journal XVIII, Iowa 1922-1923, S. 387 - 407.
- Totten, Charles A. L.: The Seal of History. Our Inheritance in the Grat Seal of Manasseh. The Unites States of America Its History and Heraldry; and its Siginfications unto "The Great People" thus sealed. New Haven 1897 (The our Race Series, Study No. 18) Bd. 1.
Siehe auch
Nachweise
- ↑ US Department of State, Bureau of Public Affairs (Hrsg.), The Great Seal of the United States, Washington, D.C., 2003, S. 3.
- ↑ US Department of State, Bureau of Public Affairs (Hrsg.), The Great Seal of the United States, Washington, D.C., 2003, S. 12.
- ↑ US Department of State, Bureau of Public Affairs (Hrsg.), The Great Seal of the United States, Washington, D.C., 2003, S. 13 f.
Weblinks
Commons: Siegel der Vereinigten Staaten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- www.greatseal.com von John D. MacArthur, 76 Seiten (englisch) – Informationen über das Siegel der USA
- The Great Seal of the United States – Ausführliche Darstellung des US-amerikanischen Außenministeriums, September 1996, 25 Seiten, PDF (Engl.)
- Rosslyn Templars eine moderne Enthüllung der vermeintlichen Verbindung zwischen Freimaurerei und des Siegels der USA (englisch)
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