Sigriswil

Sigriswil
Sigriswil
Wappen von Sigriswil
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Bern
Verwaltungskreis: Thunw
Gemeindenummer: 0938i1f3f4
Postleitzahl: 3655
Koordinaten: (621258 / 173977)46.7166657.716671810Koordinaten: 46° 43′ 0″ N, 7° 43′ 0″ O; CH1903: (621258 / 173977)
Höhe: 810 m ü. M.
Fläche: 55.34 km²
Einwohner: 4595 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.sigriswil.ch
Vor der Kirche Sigriswil

Vor der Kirche Sigriswil

Karte
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Über dieses Bild
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Sigriswil ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Thun des Kantons Bern in der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der grösste Teil der Gemeinde Sigriswil liegt auf einer Sonnenterrasse über dem rechten Ufer des Thunersees. Sie erstreckt sich vom dessen Ufer (560m) ansteigend zur Blueme (1392m) und zum Sigriswilergrat (Sigriswiler Rothorn 2051m). Ein kleinerer (hinterer) Teil des Gemeindegebietes befindet sich am Nord- und Osthang der Blueme und am Westhang des hinteren Sigriswilergrats und gehört zum Einzugsgebiet der Zulg, welche erst nach Thun in die Aare fliesst.

Die Gemeinde besteht aus den 11 Ortschaften: Aeschlen ob Gunten, Gunten, Meiersmaad, Merligen, Ringoldswil, Schwanden, Sigriswil, Tschingel ob Gunten, Wiler, Endorf und Reust sowie dem Justistal. Die Ortschaften Meiersmaad und Reust liegen in hinteren Teil des Gemeindegebietes.

Name

Der Name Sigriswil setzt sich aus dem althochdeutschen Personennamen Sigiheri oder Sigirih und der Ortsnamenendung -wilari (kleines Dorf, Weiler) zusammen.

Geschichte

Steinzeitlicher Fund in Gunten, bronzezeitliche Funde in Merligen, Gunten, Sigriswil, Ringoldswil und Justistal. Orts- und Flurnamen weisen auf eine Urbarmachung in alemannischer Zeit hin. (Die häufig geäusserte Behauptung, der Name Tschingel, welcher aus dem Lateinischen Cingulum stammt, beweise eine Urbarmachung in römischer Zeit, ist nicht haltbar. Tschingel ist eines der im Berner Oberland häufig vorkommenden romanischen Lehnwörter, die sich in alemannischer Zeit erhalten haben. Daher kommen solche Wörter für eine siedlungsgeschichtliche Auswertung nicht in Betracht. Auch das Wort Gunten ist in der alteren Forschung zu unrecht als ein Wort aus römischer Zeit bezeichnet worden. Heute wird es als romanisches Lehnwort gallischen Ursprungs betrachtet.) Im 10. Jahrhundert gehört das Gebiet der Gemeinde zum Herzogtum Schwaben, im 11. Jahrhundert zum Königreich Hochburgund, mit welchem Sigriswil 1033 wieder zum Reich gelangt. In den folgenden Jahrhunderten Abhängigkeit der ursprünglich freien Bauern von weltlichen und geistlichen Grundherren. Im 13. Jahrhundert gehört Sigriswil lehnsrechtlich zur Freiherrschaft Oberhofen, nach der Ermordung Albrecht I. von Habsburg (1308) unter Beteiligung von Walter III. von Eschenbach kommt Oberhofen und damit Sigriswil unter österreichische Herrschaft. 1313 wird Sigriswil kyburgisches Reichslehen, wird 1323 an Bern verkauft und wieder als Lehen zurückerhalten. 1347 erfolgt der Kauf des Hochwaldregals vom (verschuldeten) Graf Eberhard II. von Kyburg-Burgdorf (Sigriswiler Freiheitsbrief); 1406 bernische Herrschaft; bis 1471 Freigericht zusammen mit Steffisburg, dann bis 1798 eigenes Gericht. 1627 Eingliederung des Justistals in das Gemeindegebiet. Während der Helvetik zu Kanton Oberland, von 1803-1832 wieder Freigericht.

Die Urgemeinde ist eine reine wirtschaftliche Güter- und Nutzungsgemeinde; sie erhielt unter grundherrschaftlicher Verwaltung die kleine Gerichtsbarkeit. Im 15. Jahrhundert erfolgt eine starke Einwanderung und die innere Abschottung der uransässigen Bewohnerschaft gegen die Neuzuzüger. Im Gegensatz zu anderen Regionen in Berner Oberland wurde die Reformation in Sigriswil widerstandslos akzeptiert. 1650 erfolgt mit der Seyordnung die Regelung der Verhältnisse zwischen Alteingesessenen und Hintersassen sowie zwischen den oberen Ortschaften und der Ortschaft Merligen um unklare Nutzung der Allmenden. Seit 1690 Burgergemeinde mit persönlichem Anrecht auf Heimatschein. Aufgrund des neuen kantonalen Gemeindegesetzes wurde 1832 eine neue Gemeindeordnung (Einwohnergemeinde) angenommen. Die neue Verfassung von 1831 liess in der Gemeindeorganisation jedoch alles beim Alten. Die Burgergüter blieben unangetastet als Privateigentum bestehen, wodurch der neu geschaffenen Einwohnergemeinde die finanziellen Mittel fehlten. 1851 erfolgte daher die Schaffung einer Gemischten Gemeinde zum Interessenausgleich zwischen Burger- und Einwohnergemeinde; 1868 fand schliesslich die Übergabe des allgemeinen Burgergutes an die Einwohnergemeinde sowie die Auflösung der Burgergemeinde statt. Mitte des 19. Jahrhundert fanden Partei-kämpfe zwischen Liberalen und Konservativen statt, die den Strassenbau ablehnten; 1852 Bau der Seestrasse bis Gunten, 1873 Verlängerung nach Merligen, danach kontinuierlicher Ausbau des Strassennetzes. 1908 beschloss die Gemeindeversammlung, sich finanziell an einer Drahtseilbahn zwischen Gunten und Siriswil zu beteiligen. Der finanzielle Aufwand für eine Bahn erwies sich aber als zu gross, und man entschloss sich 1914 zugunsten des Automobilverkehrs. Post und Telegraph erreichten die Gemeinde Ende des 19. Jahrhundert, Telephonverbindung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Weitere Aufgaben der Gemeinde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Wildbachverbauungen, Aufforstungen, Vermessungsarbeiten, Wasserfassungen und der Schulhausbau. 1898 fand in Merligen ein Dorfbrand statt, der einen Teil des Dorfes zerstörte.

Erste Kirche in Sigriswil. um 1000 erbaut von Rudolf II. von Hochburgund (Strättliger Chronik); Bis zur Reformation Zugehörigkeit zum Bistum Konstanz; Patronat Im 13. Jahrhundert bei den Edlen von Bremgarten, Burkhard von Unspunnen u. a., ab 1222 beim Kloster Interlaken, nach der Reformation bei Bern, aber mit eigenem Chorgericht. Mitte 15. Jahrhundert Umbau (spätgotische Fundamente), 1678/79 Neubau im Typus der evangelischen Predigtkirche. Weitere Renovationen 1784, 1838, 1866 und 1957. Schutzpatron St. Gallus. 1937 Einweihung der Kirche Merligen. Über ihr Amt hinaus Spuren hinterlassen haben die Pfarrer Christoph Pfäfferlin (1555-1565) als Humanist und Botaniker, Gottlieb Jakob Kuhn (1799-1806) als Dichter und Karl Howald (1833-1869) als Chronist.

Die Landwirtschaft ursprünglich Dreifelderwirtschaft mit freien Bauern. Beginn des Rebbaus am Thunersee vermutlich in römischer Zeit. Selbstversorgung der Gemeinde in Brot und Wein. Im 18. Jahrhundert Einführung der Graswirtschaft (Stallfütterung), vermehrte Milcherzeugung und Fruchtwechsel sowie Einführung der Kartoffel und Rückgang des Ackerbaus. Ende des 18. Jahrhunderts durch Degeneration der Rebstöcke bedingter Niedergang des Rebbaus. 1851 und 1858 regeln Schutzbestimmungen und ein neues Forstgesetz die Waldnutzung und beenden den Raubbau durch die Landwirtschaft. Im 20. Jahrhundert Verminderung und Vergrösserung der landwirtschaftlichen Betriebe, Zunahme der Kuhbestände und weiterer Rückgang der Ackerfläche.

Die Landwirtschaft bleibt bis zu Beginn des 19. Jahrhundert Hauptwirtschaftszweig; 1831 Einführung der Gewerbefreiheit, Zunahme von Gastwirtschaft und Gewerbe; 1858 Beginn des Fremdenverkehrs (erste Werbeschrift); Im 20 Jahrhundert ist Sigriswil keine rein bäuerliche Gemeinde mehr, viele erwerben ihren Verdienst in der Hotellerie, im Gewerbe, Handel und Verkehr sowie in den Fabriken in Thun.

Chästeilet im Justistal
Käse wird pro Los aufgeschichtet
Merlingen

Sonstiges

Der Chästeilet (berndeutsch für Käse-Verteilung) ist ein jährlich wiederkehrendes Fest in der Gemeinde Sigriswil.

Das Fest findet jeweils am Freitag vor oder nach dem Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag statt. Das genaue Datum wird immer ein Jahr zum Voraus durch die Vereinigten Alpgenossenschaften festgelegt. Am "Chästeilet" treffen sich die Landwirte, welche ihre Kühe im Justistal gesömmert haben, und teilen die im Sommer produzierten Käselaibe im Verhältnis zur Milchleistung der Kühe auf. Bereits vor und während des traditionellen Rituals beginnt ein fröhliches Fest mit Jodelliedern und Schwyzerörgeli-Klängen.

Persönlichkeiten

  • Gottlieb Jakob Kuhn (1775–1849), von 1799 bis 1806 Vikar in Sigriswil
  • Karl Howald (1796–1869), von 1833 bis 1869 Pfarrer in Sigriswil, Verfasser einer siebenbändigen Sigriswiler Chronik (1844–69)
  • Curt Goetz (1888–1960), Schauspieler und Schriftsteller, besass in Merligen ab 1927 ein Ferienhaus, in dem er mit seiner Frau Valérie von Martens (1894–1986) von 1933 bis 1939 ständig wohnte.
  • Adrian Amstutz (* 1953), Schweizer Politiker (SVP), geboren in Sigriswil und von 1993–98 Gemeinderatspräsident
  • Christoph Sauser (* 1976), Schweizer Mountainbiker

Literatur

  • Matthias Bürgi: Frühe Waldnutzungsformen im Sigriswiler Wald. In: Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen. 145, 1994, S. 669-676.
  • Matthias Bürgi: Spuren in der Sigriswiler Landschaft. In: Jahrbuch vom Thuner- und Brienzersee. 1994b, S. 14-45.
  • Anne-Marie Dubler: Die Region Thun-Oberhofen auf ihrem Weg in den bernischen Staat. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. 66, Nr. 2, 2004, S. 61-117.
  • Wilhelm Gafner: Sigriswil. Sigriswil 1977.
  • Max Grütter: Tausendjährige Kirchen am Thuner- und Brienzersee. Paul Haupt, Bern 1956.
  • Johann Ulrich Hubschmied: Über Ortsnamen des Amtes Thun. Adolf Schär, Thun 1943.
  • Berchtold Lenherr: Wandlungen der bäuerlichen Selbstversorgung im Raum Sigriswil-Schwanden-Beatenberg. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. Nr. 41, 1979, S. 45-80.
  • Thomas Lindt: Kirche Sigriswil. Sigriswil 1985.
  • H. Rennefahrt: Das Amt Thun – Eine Heimatkunde. 1, Adolf Schär, Thun 1943, Überblick über die staatsrechtliche Entwicklung, S. 197-229.
  • Adolf Schär-Ris: Sigriswil: Eine Heimatkunde. Büchler, Bern.
  • Adolf Schär-Ris: 1347-1947 – Sechshundert Jahre Sigriswil: Historische Festschrift zum 600jährigen Jubiläum der elf Dörfer der Gemeinde Sigriswil. Sigriswil 1947.
  • Adolf Schär-Ris: Sigriswil. Paul Haupt, Bern 1979.
  • Bernhard Stettler: Studinen zur Geschichte des Obern Aareraums im Früh- und Hochmittelalter. Verlag Stadtkanzlei Thun, Thun 1964.
  • Otto Tschumi: Ur- und Frühgeschichte des Amtes Thun. Adolf Schär, Thun 1943.

Weblinks

 Commons: Sigriswil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden

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