Speicherpumpe

Speicherpumpe

Ein Pumpspeicherkraftwerk (auch Pumpspeicherwerk (PSW) genannt) ist eine besondere Form eines Speicherkraftwerkes und dient der Speicherung von elektrischer Energie durch Umwandlung in potentielle Energie von Wasser.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Speicherung

Zu Zeiten, in denen ein "Überschuss" an elektrischer Energie vorhanden ist (in der Regel nachts), wird Wasser über Pumpen durch Rohrleitungen in ein hochgelegenes Speicherbecken (Oberbecken) gepumpt. Dieser See ist entweder natürlichen Ursprungs oder entsteht durch Aufstauen durch eine Staumauer oder einen Staudamm. Es gibt Oberbecken, die ausschließlich durch Wasserpumpen gefüllt werden und solche, die auch durch natürlichen Zufluss gespeist werden.

Die Höhe der Speicherkapazität ist grundsätzlich abhängig von der speicherbaren Wassermenge und dem nutzbaren Höhenunterschied zwischen Oberbecken und der Turbine. Auch verrohrte Strecken unterhalb der Turbine bis zum Auslauf sind für die Turbine nutzbar. Bei reinen Pumpspeicherwerken ist die Speicherkapazität meist so ausgelegt, dass die Generatoren ca. 4 bis 8 Stunden unter Volllast Strom produzieren können.

Energieumwandlung

Kennzeichen eines Pumpspeicherkraftwerkes ist der reversible Anlagenbetrieb. Eine Turbine, ein Motor-Generator und eine Pumpe sind auf einer Welle montiert und bilden eine Einheit, die zwei Betriebsarten hat: bei Strombedarf arbeitet der Motor-Generator als Generator und liefert, von der Turbine angetrieben, elektrischen Strom. Das Wasser fließt dabei vom Ober- ins Unterbecken und liefert die Antriebsleistung. Bei Überschuss an elektrischer Leistung im Stromnetz arbeitet der Motorgenerator als Elektromotor und treibt die Pumpe an, welche das Wasser wieder in das Oberbecken pumpt.

Neben dieser klassischen Bauweise werden heute auch Pumpturbinenkraftwerke gebaut, die anstelle der Turbine und der Pumpe mit so genannten Pumpturbinen ausgerüstet sind. Bei der Pumpturbine handelt es sich um eine Strömungsmaschine, die in beiden Richtungen durchströmt werden kann und je nach Drehrichtung als Pumpe oder Turbine arbeitet.

Energiewirtschaftliche Bedeutung

Tagesgang eines Pumpspeicherkraftwerkes. Grün bedeutet Leistungsaufnahme aus dem Netz durch Pumpen; Rot Leistungsabgabe ins Netz durch die Turbine.

Die Fähigkeit der Pumpspeicherkraftwerke, Energie aufzunehmen als auch abzugeben wird zur Regelung des Stromnetzes genutzt. In Deutschland ist eine Pumpspeicherleistung von etwa 7 GW installiert, die bei einer Jahreslaufzeit von 1070 h eine Stromerzeugung von 7,5 TWh als so genannte "Regelenergie" liefert.

Die Leistung steht bei Bedarf innerhalb von Minuten zur Verfügung und kann in einem weiten Bereich flexibel geregelt werden. Dies ist ein Vorteil gegenüber konventionellen thermischen Kraftwerken, deren Leistung sich nur im Bereich von mehreren Stunden anpassen lässt. Diese Regelenergie wird sowohl zum Abfangen von Bedarfsspitzen als auch zum Abfangen plötzlicher Verbrauchseinbrüche eingesetzt.

Starklastzeiten, die von Pumpspeicherkraftwerken bedient werden, sind insbesondere mittags, bei bestimmten medialen Ereignissen wie Fußballspielen oder bei Unwettern, die mit plötzlicher Kälte oder Dunkelheit verbunden sind.

Dank ihrer so genannten Schwarzstartfähigkeit können Pumpspeicherkraftwerke bei totalen Stromausfällen zum Anfahren anderer Kraftwerke eingesetzt werden.

In kleinem Maßstab wurden Pumpspeicherkraftwerke erstmals in den 1920ern realisiert. Einer der deutschen Ingenieure, die die Technik für groß dimensionierte Pumpspeicherkraftwerke als weltweite Pionierleistung entwickelt haben, war Arthur Koepchen. Nach ihm wurde das 1930 in Betrieb genommene PSW Koepchenwerk der RWE AG in Herdecke an der Ruhr benannt.

Ökonomie

Bei niedrigem allgemeinen Energiebedarf und folglich niedrigen Strompreisen fungiert der Generator als stromverbrauchender Motor und pumpt Wasser in das Oberbecken. Mit diesem Wasser wird in Spitzenzeiten des Stromverbrauchs Strom produziert, der notwendig ist, um die Stromversorgung nicht kollabieren zu lassen und entsprechend teuer verkauft wird. Wenige Minuten nach der Anforderung von der Verteilerzentrale kann so ein Speicherkraftwerk stundenlang volle Leistung abgeben. Wie man der Tabelle entnehmen kann, kann kein anderes Speicherverfahren auch nur annähernd mit den Leistungsdaten eines Pumpspeicherkraftwerks konkurrieren.

Laufwasserkraftwerke und thermische Kraftwerke wie Kernkraftwerke oder Kohlekraftwerke liefern möglichst konstante Leistung und können nur innerhalb von Stunden oder Tagen hoch- und heruntergefahren werden. Dadurch und bei Teillastbetrieb sind sie nicht besonders effizient. Gleichzeitig gibt es im Tages- und Wochenverlauf einen stark schwankenden Stromverbrauch. Daher ist der Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken wirtschaftlich sinnvoll. Sie bieten eine Möglichkeit, den z. B. nachts oder zu absatzschwachen Tageszeiten ins Netz eingespeisten Strom, der zu vergleichsweise günstigen Preisen verfügbar ist, zeitlich versetzt in deutlich teurer absetzbaren Strom für Bedarfsspitzen umzuwandeln. In der Regel erreicht der Verkaufspreis bei diesem Geschäft ein Vielfaches des Einkaufspreises. Es war von Anfang an klar, dass dieses System technisch funktioniert, aber der ökonomische Nutzen wurde erst durch die Inbetriebnahme des Koepchenwerkes nachgewiesen.

Pumpspeicherkraftwerke nehmen in der Regel täglich eine gleich bleibende Strommenge für den Pumpbetrieb ab. Ihre Existenz sichert dadurch auch einen Teil der wirtschaftlichen Risiken thermischer Kraftwerke ab, die so auch nachts praktisch nicht benötigten Strom ins Netz einspeisen können.

Auch durch den weiteren Anstieg der sehr unregelmäßigen Stromproduktion aus Windenergie wird mit einer steigenden Bedeutung von Pumpspeicherkraftwerken gerechnet, da Windenergie zumeist starken zeitlichen Schwankungen unterliegt und deshalb Speichermöglichkeiten benötigt. Problematisch ist, dass zwischen den optimalen Gebieten der Windkraftwerke an der Küste und den Standorten möglicher Pumpspeicherwerke in den Mittelgebirgen einige 100 km liegen, die zurzeit nicht durch leistungsstarke Fernleitungstrassen überbrückt sind.

Wirkungsgrad

Speichersee in Rönkhausen

Grundsätzlich wird in jedem Pumpspeicherkraftwerk mehr Energie zum Hochpumpen benötigt als beim Herunterfließen wieder zurückgewonnen werden kann. Weil somit bei Pumpspeicherkraftwerken elektrische Energie verloren geht, sind sie ökologisch umstritten, zumal der Bau von Pumpspeicherkraftwerken einen teilweise erheblichen Eingriff in Natur und Landschaft darstellt. Sie sind jedoch zurzeit das großtechnische Verfahren mit dem höchsten Wirkungsgrad, elektrische Energie bei Schwankungen der Nachfrage und des Angebotes zwischenzuspeichern. Bei modernen Werken werden zwischen 75 % und 80 % der zugeführten elektrischen Energie wieder zurückgewonnen.[1] Hinzu kommen noch geringe Leitungsverluste für Hin- und Rücktransport der elektrischen Energie.

Das Hoch- und Herunterfahren konventioneller Kraftwerke würde wesentlich größere Verluste als diejenigen der Pumpspeicherwerke verursachen.

Alternativen

Neben Pumpspeicherkraftwerken, die Wasser verwenden, gibt es auch Druckluftspeicherkraftwerke, die mit Druckluft arbeiten. Diese haben jedoch einen insbesondere bei großem Druckunterschied deutlich schlechteren Wirkungsgrad von nur 42 % (siehe Carnot-Kreisprozess).

Eine Alternative zu Speicherkraftwerken sind Spitzenlastkraftwerke, die aber sehr unwirtschaftlich arbeiten, weil sie nur kurzzeitig laufen und trotzdem ständig betriebsbereit gehalten werden müssen. Dezentrale Blockheizkraftwerke sind nur bedingt eine Alternative, da die Wärme nur für kurze Zeit zwischengespeichert werden kann.

Die Speicherung von – volkswirtschaftlich gesehen – sehr geringen Mengen Elektroenergie ist auch direkt mit Doppelschichtkondensatoren oder chemisch mit Akkumulatoren möglich. Die Speicherung mit Doppelschichtkondensatoren hat zwar einen höheren Wirkungsgrad, erfordert jedoch einen unvergleichlich höheren Anlagenaufwand (Wechselrichter), sie wird daher nur vereinzelt in Gleichstrom-Oberleitungsnetzen von Stadtbahnen zur Pufferung eingesetzt, um eine Rückspeisung von Bremsenergie zu ermöglichen.
Akkumulatoren böten ähnliche Wirkungsgrade wie Pumpspeicherwerke, erforderten jedoch ebenfalls einen weit höheren Anlagenaufwand, daher werden sie nur in Photovoltaikanlagen im Inselbetrieb eingesetzt.

Aus der Tabelle ist aber klar erkennbar, dass diese Techniken bei weitem nicht mit den Pumpspeicherkraftwerken bei Aufgaben der allgemeinen Stromversorgung konkurrieren können. Insbesondere sind die Erwartungen in die Energiespeicherung in Wasserstofftanks meist sehr übertrieben, denn die Berechnung ergibt eine Speichereffizienz von weniger als 20 %.

Eine weitere Alternative stellt ein Hubspeicherkraftwerk dar. Hubspeicherkraftwerke verwenden Masseträger, die mit Hilfe von elektrischer Energie angehoben werden. Die Energie dieser Masse wird durch deren Absenken über die Schwerkraft mittels Generatoren wieder in Strom umgewandelt.

Liste von Pumpspeicherkraftwerken

Die Kraftwerke sind in der Reihenfolge ihrer MW-Leistung sortiert. Die jeweilige Bauzeit oder Inbetriebnahme ist an den Jahreszahlen abzulesen.

Deutschland

Rang Name Bundesland Leistung
in MW
Bauzeit, Inbetriebnahme
1 Pumpspeicherwerk Goldisthal Thüringen 1.060,0 2003
2 Pumpspeicherwerk Markersbach Sachsen 1.050,0 1970–1981 / 1979
3 Schluchseewerk: Hornbergstufe bei Wehr Baden-Württemberg 980,0 1975
4 Pumpspeicherwerk Waldeck II Hessen 460,0 ca. 1973
5 Schluchseewerk: Unterstufe Säckingen Baden-Württemberg 370,0 1967
6 Pumpspeicherwerk Hohenwarte II Thüringen 320,0 1956/1963, 1966 in Betrieb
7 Pumpspeicherwerk Erzhausen an der Leine Niedersachsen 220,0 1964
8 Schluchseewerk: Mittelstufe Witznau Baden-Württemberg 220,0 1943
9 Pumpspeicherkraftwerk Happurg bei Nürnberg Bayern 160,0 1956–1958
10 Schluchseewerk: Unterstufe Waldshut Baden-Württemberg 160,0 1951
11 Pumpspeicherkraftwerk Langenprozelten bei Gemünden am Main (Franken) Bayern 160,0 1976
12 Koepchenwerk (neu) in Herdecke Nordrhein-Westfalen 153,0 1989
13 Pumpspeicherwerk Waldeck I Hessen 140,0 1933
14 Pumpspeicherwerk Rönkhausen in Finnentrop Nordrhein-Westfalen 140,0 1969
15 Koepchenwerk (alt) in Herdecke Nordrhein-Westfalen 132,0 1930 (1989 durch Neubau ersetzt)
16 Kraftwerksgruppe Jansen an der Pfreimd mit
Pumpspeicherwerk Tanzmühle 25,2 MW
Pumpspeicherwerk Reisach-Rabenleite 98,3 MW
und Ausgleichswerk Trausnitz
Bayern 135,0 1951–1961
17 Pumpspeicherwerk Niederwartha in Dresden Sachsen 120,0 1930
18 Pumpspeicherwerk Geesthacht Schleswig-Holstein 120,0 1958
19 Schluchseewerk: Häusern Baden-Württemberg 90,0 1931
20 Pumpspeicherwerk Glems in Metzingen-Glems Baden-Württemberg 90,0 1964–1969
21 Pumpspeicherwerk Bleiloch Thüringen 80,0 1926–1932
22 Pumpspeicherwerk Wendefurth (Harz) Sachsen-Anhalt 80,0 1967
23 Pumpspeicherwerk Hohenwarte I Thüringen 62,8 1936–1942 / 1959
24 Leitzachwerk I (neu) Bayern 49,0 1983 (zuvor "I alt" 24 MW ab 1929)
25 Leitzachwerk II Bayern 44,0 1960
26 Schwarzenbach-Kraftwerk in Forbach Baden-Württemberg 44,0 1926
27 Ruselkraftwerke (Pumpspeicherwerke Oberberg I und II) in Deggendorf Bayern 39 davon 25 thermisch 1957/1986
28 Dhronkraftwerk Leiwen Rheinland-Pfalz 6,18 oder 8,1 1956 (Pumpe 1995 demontiert)
29 Odertalsperre Niedersachsen 5,04 oder 6,2 (seit 1986 als Speicherkraftwerk mit einer Turbine) 1934
30 Pumpspeicherkraftwerk Oberstdorf Warmatsgund Bayern 4,72 1992
31 Pumpspeicherwerk Wisenta Thüringen 3,3 1933–1939
32 Pumpspeicherwerk Ortenberg-Lißberg Hessen 2,3 1923
33 Pumpspeicherwerk Mittweida Sachsen 1,7 1926 oder 1928 (außer Betrieb)
Gesamtleistung (o. Leiwen, Mittweida) Deutschland rd. 6.674 ~ 2005

In einzelnen Aufstellungen (Wasserwirtschaft, Water Power) findet man zusätzlich folgende Anlagen. Es ist allerdings zweifelhaft, ob es sich dabei tatsächlich um Pumpspeicherwerke handelt. Evtl. sind es nur Wasserkraftwerke.

  • Höllbach 3 1,5 MW
  • Eibele, 0,65 MW (Bayern) 1958, 1971 erweitert

Österreich

Top 10 (Reihung nach Nennleistung)
Rang Name Leistung
in MW
Regelarbeit in Mio. kWh/Jahr Auslastung Rohfall-
höhe
Durchfluss
in m³/s
Fertig-
stellung
Bundes-
land
Betreiber
1 Malta-Hauptstufe 730,0 715,0 11% 1106 80,0 1979 Kärnten Austrian Hydro Power AG
2 Silz 500,0 495,3 11% 1258 48,0 1981 Tirol Tiroler Wasserkraft AG
3 Limberg II 480,0 - - 346 144,0 2012 Salzburg Austrian Hydro Power AG
4 Kopswerk II 450,0 - - 800 - 2008 Vorarlberg Vorarlberger Illwerke AG
5 Reißeck II 430,0 - - 595 80,0 2014 Kärnten Austrian Hydro Power
6 Häusling 360,0 179,4 6% 696 65,0 1988 Tirol Austrian Hydro Power AG
7 Rodundwerk II 276,0 486,0 20% 354 87,0 1976 Vorarlberg Vorarlberger Illwerke AG
8 Lünerseewerk 232,0 371,0 18% 974 27,6 1958 Vorarlberg Vorarlberger Illwerke AG
9 Roßhag 231,0 312,0 15% 630 52,0 1972 Tirol Austrian Hydro Power AG
10 Rodundwerk I 198,0 322,0 19% 780 36,0 1952 Vorarlberg Vorarlberger Illwerke AG

Schweiz

(Auswahl)

Luxemburg

Tschechien

Norwegen

In Norwegen wird das Potential für Pumpspeicherkraftwerke auf bis zu 60 Gigawatt geschätzt.[2]

Meerwasser-Pumpspeicherkraftanlagen

Quellen

Werner Leonhard, Andree Wenzel (2007): „Flauten, Orkane und eine verfehlte Energiepolitik – wie soll das elektrische Netz das richten?“, in: ew Dossier Jg.106 , Heft 7, S. 52-57

  1. ESA – Pumped Hydro Storage
  2. Der große Blackout (Film im wmv-Format), 3sat hitec vom 14.6.2007, Alternativlink

Weblinks


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