- Bahnhof Warnemünde
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Warnemünde Empfangsgebäude (März 2008) Daten Kategorie 3 Betriebsart Durchgangsbahnhof Bahnsteiggleise 6 Abkürzung WWM Eröffnung 30. September 1903 Lage Stadt Rostock Land Mecklenburg-Vorpommern Staat Deutschland Koordinaten 54° 10′ 37,6″ N, 12° 5′ 27″ O54.17711111111112.090833333333Koordinaten: 54° 10′ 37,6″ N, 12° 5′ 27″ O Eisenbahnstrecken - Neustrelitz–Warnemünde (km 126,5) (KBS 181)
Bahnhöfe in Mecklenburg-Vorpommern Der Bahnhof Warnemünde liegt im gleichnamigen Ostseebad, einem Stadtteil der Hansestadt Rostock. Er ist Endpunkt der S-Bahn Rostock. Außerdem verkehren direkte Züge nach Berlin, Leipzig und München. Bis 1995 war er Ausgangspunkt der Fähren nach Gedser in Dänemark.
Inhaltsverzeichnis
Anlagen
Personenbahnhof
Der Bahnhof liegt auf einer Insel zwischen zwei Mündungsarmen der Warnow, dem Alten und dem Neuen Strom, wenige Meter von der Ostsee entfernt. Eine Fußgängerbrücke verbindet ihn mit dem westlich gelegenen Ortskern von Warnemünde. Östlich des Bahnhofes befindet sich am Neuen Strom das Warnemünde Cruise Terminal mit Liegeplätzen für Kreuzfahrtschiffe sowie die Abfahrtsstelle der Fähre nach Hohe Düne.
Der Bahnhof besteht aus einem Kopfbahnsteig mit den Gleisen 1 und 2, einem breiten Mittelbahnsteig mit dem Kopfgleis 3 und dem ehemaligen Durchgangsgleis 4. Daran schließt sich ein Inselbahnsteig mit Gleis 5, der nur über Gleis 4 zu erreichen ist, sowie der Seitenbahnsteig 6 an. Hinter Bahnsteig 6 befinden sich einige Abstellgleise. Der Zugang zu den Gleisen 1 bis 4 erfolgt direkt vom Bahnhofsvorplatz, ein Fußgängertunnel führt zum Bahnsteig 6 und zu den Schiffsanlegestellen. Südöstlich von Bahnsteig 6 liegen einige Abstellgleise, die nicht mehr genutzt werden.
Das Empfangsgebäude liegt nördlich der Bahnsteige auf dem Bahnhofsvorplatz. Auf dem Mittelbahnsteig ist ein Gebäude mit dem ehemaligen großherzoglichen Wartesaal.
Alter Bahnhof, Güterbahnhof, Haltepunkt Warnemünde Werft
Bis 1903 endete die Strecke in einem Kopfbahnhof etwa einen Kilometer südlich des heutigen Personenbahnhofs. Das Areal des alten Bahnhofs diente danach als Güterbahnhof. Teile der Gleisanlagen liegen noch, werden aber wie auch der Rest der Geländes nicht mehr genutzt. Im Bereich des Güterbahnhofs liegt der Haltepunkt Warnemünde Werft. Er besteht aus einem Außenbahnsteig zur Werftseite für die Züge in Richtung Warnemünde und einem Inselbahnsteig für Züge in Richtung Rostock. Beide Bahnsteige sind durch eine Fußgängerbrücke miteinander und mit dem Ort verbunden. Güterbahnhof und Werfthaltepunkt sind Bahnhofsteile des Bahnhofes Warnemünde. Das Empfangsgebäude des alten Bahnhofs blieb beim Umbau 1903 weitgehend erhalten, die Gleise zum neuen Bahnhof durchquerten es. Bei den Arbeiten zur Streckenelektrifizierung Anfang der 1980er wurde das Gebäude weitgehend abgetragen, nur der westliche Teil des Hauses ist erhalten geblieben.
Fährbahnhof
Nördlich des Personenbahnhofs liegt der Fährbahnhof, die ehemalige Abfahrtstelle der Fähren nach Gedser. Die Gleisnummerierung schließt sich, beginnend mit 7, an die des Personenbahnhofes an. Für die Trajekte standen zwei Fährbetten zur Verfügung.
Geschichte
Der erste Bahnhof (bis 1903)
1886 eröffnete der Deutsch-Nordische-Lloyd die Lloydbahn nach Warnemünde. Hauptanliegen war die Verbindung von Berlin mit Dänemark. Die Linie mit den beiden Häfen in Warnemünde und Gedser wurde im Zusammenhang mit der Entstehung der Bahn am 26. Juni 1886 eröffnet und ersetzte die Postdampferverbindung von Rostock nach Nykøbing Falster. Die Reisezeit von Berlin nach Kopenhagen reduzierte sich damit auf 12 Stunden. Der Bahnhof Warnemünde war ein Kopfbahnhof mit einem Empfangsgebäude am Gleisende. Unmittelbar angrenzend und durch einen überdachten Gang zu erreichen lag die Abfahrtsstelle der Dampfer nach Gedser mit einem 450 Meter langen Bassin.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Wasserwege in Warnemünde umgebaut. Der Neue Strom entstand als Verbindung nach Rostock für breitere Schiffe, der Alte Strom verlor die Bedeutung als Zufahrt nach Rostock. Die Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn, die 1894 die Bahn und die Postdampferlinie übernommen hatte und die Dänische Staatsbahn planten, die Dampferverbindung in ein Eisenbahntrajekt umzuwandeln. Um eine direkte Trajektierung von Eisenbahnwagen nach Dänemark zu erlauben, wurde jenseits des Alten Strom ein neuer Bahnhof und ein Fährhafen gebaut, womit eine direkte Verladung möglich war.
1900 begannen die Bauarbeiten. Die Stadt Rostock übernahm dabei die Aufschüttung des neuen Bahnhofsgeländes, den Umbau der Molen, den Bau des neuen, 1,1 Kilometer langen Seekanals sowie den Bau einer Brücke über den Alten Strom, um den Bahnhof mit dem Ort zu verbinden.
Das Empfangsgebäude des alten Bahnhofes stand der Streckenverlängerung im Weg. Deswegen wurden die Gleise direkt durch den Mittelteil des Gebäudes mit der ehemaligen Empfangshalle geführt, wodurch eine Art Tunnel entstand.
Weitere Entwicklung
Am 30. September 1903 waren die Arbeiten beendet und der neue Bahnhof ging in Betrieb. Die Gleise des alten Bahnhofes dienten seitdem als Güterbahnhof. 1935/36 wurde der Außenbahnsteig 6 im Bahnhof an der Seite zum Neuen Strom errichtet.[1]
1911 wurde die Strecke nach Rostock zweigleisig ausgebaut, das zweite Gleis ging als Reparationsleistung nach 1945 an die Sowjetunion. Der Fährverkehr, der ungeachtet aller politischen Schwierigkeiten auch in Kriegszeiten weitergeführt wurde, wurde am 1. Mai 1945 eingestellt und am 10. Mai 1947 vor allem auf Betreiben der dänischen Seite wieder aufgenommen. Die Fähranlagen hatten den Krieg ohne größere Schäden überstanden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Warnow-Werft aufgebaut. Zum Arbeitertransport entstand 1949 am Areal des Güterbahnhofs ein Haltepunkt zur Erschließung der angrenzenden Warnowwerft.[1] Bis 1959 diente er nur dem Berufsverkehr, seitdem ist er öffentlicher Halt.
1962 wurden die Fährbetten umgebaut. Der internationale Verkehr nach Dänemark bestand jahrzehntelang von Anfang der 1960er bis Ende der 1980er Jahre aus zwei direkten Zugpaaren, dem tags verkehrenden Neptun und dem Nachtzug Ostsee-Expreß. Von und zur Nachmittagsfähre nach Gedser verkehrte zusätzlich als Anschluss ein Schnellzug nach Berlin.
1974 wurde die Verbindung nach Rostock in eine S-Bahn umgewandelt. Nachdem der Abschnitt von Rostock Hauptbahnhof bis Bramow bereits vorher wieder zweigleisig war, wurde die Strecke dann durchweg zweigleisig ausgebaut. Zwischen Marienehe und Warnemünde Werft wurde die Trasse dabei nach Westen in die Nähe der Wohngebiete verlegt. Im Haltepunkt Warnemünde Werft entstand ein zusätzlicher Inselbahnsteig, für den ein Gleis des Güterbahnhofs abgebaut wurde.[1] 1985 wurde die Strecke von Rostock nach Warnemünde elektrifiziert. Der Elektrifizierung stand der „Tunnel“ durch das alte Bahnhofsgebäude im Weg; der Gebäudeteil wurde abgerissen. Lediglich des Westteil des Gebäudes verblieb und diente als Wohnhaus.
1988 ging im Bahnhof ein neues Zentralstellwerk der Bauform GSIII Sp68[1] in Betrieb, das den Verkehr bis Bramow steuert und drei alte mechanische Stellwerke ersetzt.
Nach der politischen Wende in der DDR kam es zu einem Aufschwung im internationalen Reiseverkehr. Ein dritter Zug nach Dänemark wurde eingerichtet. Allerdings erwies sich die Anbindung des Fährterminals an das Straßennetz für den gewachsenen Autoverkehr als ungeeignet. Autofähren vom Seehafen Rostock übernahmen das Gros des Verkehrs. Am 23. September 1995 wurde der Fährverkehr von Warnemünde nach Dänemark und damit der Personenverkehr per Bahn in dieser Relation eingestellt, die Anlagen des Fährbahnhofes liegen seither brach. Mehrere Versuche zur Wiederinbetriebnahme blieben erfolglos.
1992 wurde der Personenbahnhof mit seinen historischen Bauten saniert. Der Bahnsteig 1/2 erhielt 1999 eine durchgehende Überdachung.[1]
Heutige Situation
Der Bahnhof ist Endpunkt der alle Viertelstunde (im Berufsverkehr alle zehn Minuten) verkehrenden S-Bahn nach Rostock. Außerdem verkehren im Fernverkehr sechs Mal in der Woche ein Intercityexpress nach München über Berlin und der täglich fahrende Interconnex nach Leipzig über Berlin. Im Sommer verkehrt ein Intercity nach Dresden über Magdeburg und Leipzig. Ein direkter Ausflugszug verbindet Berlin und Warnemünde ganzjährig an den Wochenenden. Die Reisezüge nutzen dabei meistens nur die Bahnsteige 1–4. Der Außenbahnsteig 6 dient seit Anfang der 2000er-Jahre in der Regel nur Sonderzügen zu den Kreuzfahrtschiffen und der nächtlichen Abstellung von S-Bahn-Zügen.
Eine direkte Anbindung zu städtischen Bussen und Bahnen gibt es nicht. Eine Fähre verkehrt östlich des Bahnhofs nach Hohe Düne.
Der Fußgängertunnel, von dem die Fähre, das Kreuzfahrterminal und der Bahnsteig 6 zu erreichen sind, soll im Zuge eines Bahnhofsumbau 2012 verschwinden. Die Gleise 4 bis 6, die zum nun ungenutzten Fährbahnhof weiterführen und vom Tunnel unterquert werden, werden verkürzt, so dass ein bahnsteiggleicher Übergang entstehen kann. Weiterhin sollen drei Bahnsteiggleise für die S-Bahn und zwei für sonstige Reisezüge und Kreuzfahrtzüge in Betrieb bleiben. Man rechnet mit Umbaukosten von 6,5 Millionen Euro.[2] Die Flächen des ehemaligen Terminals sollen der Stadtentwicklung zur Verfügung gestellt werden.
Im Güterbahnhof wurde Ende 2007 der stillgelegte Gleisanschluss zur Werft wieder in Betrieb genommen.[3]. Auch das Gebiet um Güterbahnhof und Haltepunkt Warnemünde Werft wird umgestaltet. Die Fußgängerbrücke wird durch einen Tunnel für Fußgänger und Radfahrer ersetzt. Südlich des Haltepunktes entsteht eine Straßenbrücke, über die künftig der Autoverkehr zum Kreuzfahrtterminal und zur Fähre Warnemünde - Hohe Düne geleitet wird[4]. Der Bahnübergang zwischen Personen- und Güterbahnhof wird nach Fertigstellung der Brücke geschlossen.[5] Auf dem Areal des zurückgebauten Güterbahnhofs sollen Wohnungen entstehen[6].
Mehrere Teile des Bahnhofes stehen unter Denkmalschutz.[7] Dazu zählen das Empfangsgebäude, der herrschaftliche Wartesaal auf dem Mittelbahnsteig 3/4, dieser Bahnsteig selbst mit einem Dach auf gusseisernen Säulen, das ehemalige Postgebäude und das alte Stellwerk an der Ostseite des Bahnhofes.[8] Auch die Drehbrücke über den Alten Strom, die Bahnhof und Ort verbindet, ist denkmalgeschützt.
Fern- und Schnellbahnverkehr
Linie Strecke Taktfrequenz ICE/IC 28 Warnemünde – Rostock Hbf – Berlin Hbf – Leipzig – Jena Paradies – Nürnberg Hbf – Augsburg Hbf – München Hbf einzelne Züge IC 56 Warnemünde – Rostock Hbf – Magdeburg Hbf – Halle (Saale) Hbf – Leipzig/Halle Flughafen – Leipzig Hbf – Dresden Hbf einzelne Züge Interconnex Warnemünde – Rostock Hbf – Neustrelitz Hbf – Berlin Potsdamer Platz – Leipzig Hbf einzelne Züge S1 Warnemünde – Rostock Hbf Viertelstundentakt
gemeinsam mit S2;
in der HVZ ZehnminutentaktS2 Warnemünde – Rostock Hbf – Schwaan – Güstrow Stundentakt Literatur
- Lothar Schultz, Die Lloydbahn, Neustrelitz–Rostock–Warnemünde, Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2010, ISBN 978-3-941712-08-9, S. 80–83, 90–97 und 148–154
- Lothar Schultz, Peter Wilhelm, Klaus Pfafferott: 150 Jahre Eisenbahn in Rostock. transpress 2000, ISBN 3-613-71124-9
- Lothar Schultz: 130 Jahre Rostocker Eisenbahn. Deutscher Modelleisenbahnerverband der DDR, 1980
Weblinks
Commons: Bahnhof Warnemünde – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b c d e Lothar Schultz, Josef Temmen, Die S-Bahn Rostock – Warnemünde, Verlag Kenning 2004, ISBN 3-933613-69-8, S. 41–45
- ↑ Norddeutsche Neueste Nachrichten, 25. Januar 2008
- ↑ Norddeutsche Neueste Nachrichten, 17. November 2007, S.19
- ↑ Meldung auf www.gemo-netz.de
- ↑ Bahn-Report 6/2008, S. 35
- ↑ Städtischer Anzeiger, Seite 5
- ↑ Denkmalliste der Stadt Rostock, siehe hier (PDF-Datei)
- ↑ Gerhard Lau, Denkmale der Hansestadt Rostock Teil 2, Redieck & Schade 2002.
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