Sprey

Sprey
Sprey
Sprjowje
Gemeinde Boxberg/O.L.
Koordinaten: 51° 26′ N, 14° 32′ O51.42514.5375123Koordinaten: 51° 25′ 30″ N, 14° 32′ 15″ O
Höhe: 123 m ü. NN
Fläche: 3,882 km²
Einwohner: 65 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1. Jan. 1974
Postleitzahl: 02943
Vorwahl: 035774

Sprey, obersorbisch Sprjowje, ist mit etwa 70 Einwohnern einer der kleinsten Ortsteile der ostsächsischen Gemeinde Boxberg/O.L. Bekannt ist Sprey durch die Schrotholzkirche, die 1780 ohne einen Nagel errichtet wurde. Westlich der Ortslage mündet der Schwarze Schöps in die Spree.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Tzschelln Nochten Bärwalde Merzdorf Boxberg SchadendorfPC nebst HM - Sprey.png
Über dieses Bild
Verweissensitive Grafik: Nähere Umgebung Spreys auf der 1745 erschienen Karte des Priebussischen Kreises nebst der Herrschaft Muskau von Johann George Schreiber

In Form eines Straßendorfes mit Rundweilerkern liegt Sprey nordwestlich von Boxberg am höher gelegenen östlichen Ufer der Schwarzen Schöps, kurz bevor dieser in die Spree mündet. Spreeabwärts lag nordwestlich das 1979 abgebrochene Dorf Tzschelln, im Norden und Nordosten befindet sich der Tagebau Nochten, im Osten liegt Nochten und im Südwesten schließt sich Bärwalde an. Markant ist das südöstlich liegende Kraftwerk Boxberg.

Die Spreestraße, die die Staatsstraße 130 zwischen Neustadt/Spree und Mulkwitz mit der Bundesstraße 156 verbindet, führt östlich an der Ortschaft vorbei. Nördlich von Sprey führen drei Panzerübergänge vom Tagebau Nochten zum westlichen Teil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz.

Geschichte

Straßenseite der Schrotholzkirche

Ortsgeschichte

In der Gemarkung Sprey gibt es nur wenige archäologische Funde, die eine frühgeschichtliche Siedlungstätigkeit belegen. Die Siedlungsform sowie viele sorbische und sorbischstämmige Flurnamen weisen auf eine slawische Ortsgründung hin.

Urkundliche Erwähnung findet Sprey als Spec am 8. Juni 1552 im Urbarium und 1597 als Sprey in der Verkaufsurkunde der Herrschaft Muskau. Dass das Dorf älter ist, belegt die Schrotholzkirche, deren Vorgängerbau um das Jahr 1522 entstanden sein dürfte. In der Kirche befindet sich ein Schnitzaltar mit einem Bild des Heiligen Martin, das gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstanden sein dürfte.

Als Zuverdienst neben der Landwirtschaft auf hauptsächlich sandigen und ertragsarmen Böden wird 1552 ein Pechofen genannt.

Noch während des Dreißigjähren Krieges (1618–1648) tritt das Königreich Böhmen die beiden lausitzischen Markgraftümer im Prager Frieden von 1635 an das Kurfürstentum Sachsen ab.

Eingangsseite der Schrotholzkirche

Nach totaler Verwahrlosung der Schrotholzkapelle wird sie 1780 gänzlich renoviert. Auf diese Weise entsteht die noch heute bestehende Schrotholzkirche.

Nach den Befreiungskriegen muss das Königreich Sachsen 1815 über die Hälfte seiner Staatsfläche abtreten, wodurch die Niederlausitz und ein großer Teil der Oberlausitz an Preußen kommen. Im Folgejahr wird Sprey dem preußisch-schlesischen Landkreis Rothenburg (Ob. Laus.) zugeordnet, in dem es nach Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden ist.

Die Kinder gehen zur Schule nach Nochten, bis 1840 eine Laufschule im Ort eingerichtet wird, in die der Tzschellner Lehrer zum Unterricht kommt. Diese Schule besteht bis 1863.

Noch bis 1890 ist die Spreyer Kirche eine Tochterkirche der sorbischen Andreaskirche in Muskau, danach gehört sie zur Tzschellner Kirche, die ihrerseits seit 1627 eine Filialkirche der Nochtener Kirche ist. Die Bevölkerung ist noch mehrheitlich sorbisch, was sich auch in der Sprache niederschlägt. Durch die relativ abgelegene Lage der drei Gemeinden können sich über die Jahrhunderte der Nochtener Dialekt und die Nochtener Tracht herausbilden. In Sprey wird noch bis 1935 sorbisch gesprochen.

Die Abschaffung der Gutsbezirke in der Zeit der Weimarer Republik, bei der zwischen 1928 und 1930 etwa 98 % der fast 12000 preußischen Gutsbezirke aufgelöst und eingemeindet werden, führt in der Standesherrschaft Muskau zu einem Kuriosum. Die 15 Gutsbezirke der Standesherrschaft werden weitestgehend aufgelöst und auf die 2 Städte und 24 Gemeinden aufgeteilt, übrig bleibt ein einwohnerloser Gutsbezirk, in dem mehrere Forste der Standesherrschaft zusammengefasst sind. Dabei gehen auch Brücken und 120 der 420 Kilometer des Straßennetzes von den Gutsbezirken auf die Gemeinden über. Während die Unterhaltsfrage bei den meisten Brücken geklärt wird, kommt es bei der Spreyer Spreebrücke zu Streit. Der Landrat entscheidet 1940 daraufhin, dass die Rechtsnachfolger des entsprechenden Gutsbezirks die Unterhaltskosten von 7031,86 Reichsmark anteilig zu leisten haben. Der Forstbezirk hat etwa die Hälfte zu tragen, der Rest wird auf die Stadt Weißwasser (51 %) und die 18 Gemeinden Gablenz, Haide, Halbendorf, Krauschwitz, Köbeln, Lugknitz, Mühlrose, Nochten, Publick, Rietschen, Rohne, Sagar, Schleife, Skerbersdorf, Trebendorf, Tschöpeln, Tzschelln und Weißkeißel aufgeteilt, die bis zu 25 Kilometer von der Brücke entfernt liegen. Die Gemeinde Sprey hat im Gegenzug für den Unterhalt der Brücke zu sorgen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der schlesische Teil der Lausitz, der westlich der Neiße liegt, wieder dem Land Sachsen zugeschlagen. Bei der Verwaltungsreform von 1952 wird Sprey dem Kreis Weißwasser (Bezirk Cottbus) zugeordnet.

Am 5. Mai 1960 wird die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) „Nowa Wjes“ („neues Dorf, Neudorf“) vom Typ I gegründet. Sie hat anfangs 20 Mitglieder. Ebenfalls seit 1960 besuchen die Kinder die Schule in Uhyst.

Zum 1. Januar 1974 wird Sprey nach Boxberg eingemeindet.[1] Die Boxberger Schule wird von den Schulkindern erst seit 1991 besucht.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1782 [2] 96
1825 [3] 119
1863 [4] 136
1871 147
1885 127
1905 121
1925 110
1939 115
1946 113
1950 102
1964 97
1971 74
1999 75
2008 65

Aus den Urbarien der Standesherrschaft Muskau[2] geht hervor, dass zwischen 1552 und 1782 der Großteil der Bevölkerung von 10 besessenen Mann gestellt wird, die sich auf 8 Halbhüfner- und 2 Lehnwirtschaften verteilen. Daneben gibt es 1552 einen Gärtner und zwei Häusler, insgesamt also 13 Wirtschaften.

Bis 1630 wächst die Zahl der Wirtschaften auf 16, wobei die Gärtnerstelle nicht mehr vorhanden ist. Neben den 10 besessenen Mann gibt es sechs Häusler. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges liegen 1647 insgesamt 10 Wirtschaften wüst. Besetzt sind nur fünf Bauern- und eine Häuslerstelle. Bis zum Ende des Jahrhunderts ist nahezu der alte Bevölkerungsstand erreicht. Es werden 1699 insgesamt 15 Wirtschaften, darunter ein Gärtner und vier Häusler, genannt.

Im Jahr 1777, der Siebenjährige Krieg (1756–1763) sowie die Hungerjahre gegen Anfang des Jahrzehnts haben ihre Spuren hinterlassen, gibt es nur noch 12 Wirtschaften, darunter zwei Häusler. Bereits fünf Jahre später ist der Stand von 1699 wieder erreicht und es werden 96 Einwohner genannt. Knapp 30 Jahre später hat sich die Zahl der Bauernstellen um eine auf neun verringert.

Von 1782 bis 1871 wächst die Einwohnerzahl um etwa die Hälfte auf knapp 150, danach fällt sie langsam aber nahezu stetig. Noch 1884 ist die Bevölkerung rein sorbisch.

In den 1950er Jahren liegt die Einwohnerzahl noch bei 100, 1971 nur noch bei 74. Dieses Niveau wird zwar bis zur Jahrtausendwende beibehalten, fällt danach jedoch weiter ab.

Ortsname

Namensvarianten sind Spec (1552), Sprey (1597), Spree (1732) und Spreu (1791). Der Name leitet sich nicht etwa von der Spree, sondern vom Schöps ab, der früher ebenfalls Spree genannt wurde. Diese von Jan Meschgang (1973[5]) und Ernst Eichler (1975[6]) vertretene These stützt sich unter anderem auf die Tatsache, dass Sproitz am Schwarzen Schöps und Spree am Weißen Schöps eine ähnliche Namensentwicklung aufzeigen.

Quellen und weiterführende Literatur

Literatur

  • Heiner Mitschke (Red.): Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, ISBN 3-929091-96-8, S. 263 f.
  • Robert Pohl: Heimatbuch des Kreises Rothenburg O.-L. für Schule und Haus. Buchdruckerei Emil Hampel, Weißwasser O.-L. 1924, S. 193 f.
  • Hermann Graf von Arnim, Willi A. Boelcke: Muskau. Standesherrschaft zwischen Spree und Neiße. 2. Auflage. Verlag Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1978, ISBN 3-549-06695-3.

Fußnoten

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  2. a b Daten zitiert nach von Arnim, Boelke: Muskau, S. 604.
  3. Sprey im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. Von der Muskauer Heide zum Rotstein, S. 263.
  5. Jan Meschgang: Die Ortsnamen der Oberlausitz. 2. Auflage. Domowina-Verlag, Bautzen 1979, S. 110 (bearbeitet von Ernst Eichler).
  6. Ernst Eichler, Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 300.

Weblinks

 Wikisource: Sprey – Quellen und Volltexte

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • sprey — variant of spray, spree …   Useful english dictionary

  • Sprey — Recorded in several spellings including Spray, Spraye, Sprey, and Spry, this is an English medieval surname. There are believed to be two possible sources or origins. The first and almost certainly for most nameholders the origination, is that it …   Surnames reference

  • sprey — is., İng. spray 1) Bir püskürtücü yardımıyla çok ince damlacıklar durumunda püskürtülen sıvı 2) Püskürtücü Birleşik Sözler oda spreyi …   Çağatay Osmanlı Sözlük

  • sprey —  spruce, ingenious. Exm …   A glossary of provincial and local words used in England

  • Boxberg/O.L. — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Boxberg/Oberlausitz — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Boxberg (Oberlausitz) — Boxberg Hamor Gemeinde Boxberg/O.L. Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • John Boyd (military strategist) — John Boyd Nickname Forty Second Boyd, Genghis John, The Mad Major, The Ghetto Colonel …   Wikipedia

  • Mapleshade Records — is an American jazz based record label. Mapleshade was founded in 1989 by Pierre Sprey, who had been recording since 1986.[1] Prior to his career in jazz recording, Sprey had worked as an aeronautical engineer in The Pentagon, designing A 10 and… …   Wikipedia

  • Fairchild Republic A-10 Thunderbolt II — A 10 redirects here. For other uses, see A10. A 10 Thunderbolt II An A 10 from the 81st Fighter Squadron, Spangdahlem Air …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”