St. Peter (Trier)

St. Peter (Trier)
Trierer Dom
Trierer Dom, St. Gangolf und die Liebfrauenkirche von der Mariensäule aus gesehen
Trierer Dom illuminiert
Innenansicht nach Westen

Die Hohe Domkirche St. Peter zu Trier ist die älteste Bischofskirche Deutschlands und die Mutterkirche des Bistums Trier. Das bedeutende sakrale Bauwerk abendländischer Baukunst steht seit 1986 zusammen mit der unmittelbar benachbarten Liebfrauenkirche auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Mit einer Länge von 112,5 Metern und einer Breite von 41 Metern ist der Dom das größte Kirchengebäude der Stadt Trier.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Dom steht über den Resten eines prächtigen römischen Wohnhauses. Nach dem Übertritt des römischen Kaisers Konstantin zum Christentum wurde eine Basilika errichtet, die unter Bischof Maximin (329–346) zu einer der größten Kirchenanlagen Europas mit vier Basiliken, einem Baptisterium und Nebengebäuden erweitert wurde. Um 340 entstand der sogenannte Quadratbau, der noch heute den Kern des Domes bildet, der vier monumentale Säulen aus dem Odenwald besaß (Domstein)

Die Kirchenanlage des 4. Jahrhunderts wurde von den Franken zerstört, der Quadratbau und die nördliche Basilika wieder aufgebaut. Eine weitere Zerstörung erfolgte 882 durch die Normannen.

Ab der Amtszeit des Bischofs Egbert erfolgten Erweiterung und Neugestaltung des Domes. Die Westfassade des Domes gilt heute als ein typisches Beispiel der Baukunst unter den Saliern. Der Westchor wurde 1121 geweiht.

Äußere Veränderungen brachte das ausgehende Mittelalter. Erzbischof Balduin von Luxemburg erhöhte um 1350 die beiden Osttürme und Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads stockte nach 1512 den Nordwestturm auf, weil der Turm der Pfarrkirche St. Gangolf die Domtürme überragte.

Weiterhin wurde Anfang des 18. Jahrhunderts die schon früher geplante Heiltumskapelle (zu der der monumentale Aufbau mit Pilgertreppen im Inneren des Ostchores gehört) angebaut, in der der Heilige Rock verwahrt wird. Nach einem Brand des Dachstuhls am 17. August 1717 wurde der Dom von 1719 bis 1723 durch Johann Georg Judas umgestaltet und erhielt ein bislang nicht vorhandenes Querhaus, die Osttürme wurden mit barocken Hauben versehen.

Im 19. Jahrhundert erfolgten mehrere Restaurierungen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, das mittelalterliche Erscheinungsbild wiederherzustellen; so ersetzte man 1883 die barocken Hauben der Osttürme durch neugotische.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom schwer beschädigt, konnte aber relativ rasch wiederaufgebaut werden.

Von 1960 bis 1974 wurde er grundlegend restauriert und am 1. Mai 1974 wieder eröffnet.

Über der Kirchturmuhr des erhöhten Südostturms steht heute der lateinische Text nescitis qua hora dominus veniet („Ihr wisst nicht, zu welcher Stunde der Herr kommen wird“), ein Bezug auf die Bibelstelle Mt 24,42 EU (vigilate ergo, quia nescitis qua hora Dominus vester venturus sit – „Wacht also! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt“). Nach lokaler Legende ist es in der Tradition des Streites zwischen Bischof und Stadt eine Antwort auf den Text am Turm von St. Gangolf, an dem es heißt vigilate et orate! („Wachet und betet!“), eine mehrfach im Neuen Testament benutzten Wendung.

Am 4. Mai 2008 fand die erste Seligsprechung im Trierer Dom statt. Seliggesprochen wurde Mutter Rosa, die Gründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen von der allerseligsten Jungfrau Maria von den Engeln.

Südliches Seitenschiff (Stegman, 1862)

Ausstattung

Reliquien und Grabmäler

Die Gottesmutter Maria und der Apostel Johannes am Kreuz Jesu im Chor der Kathedrale

Der Heilige Rock ist die bekannteste Reliquie im Domschatz. Sie wird in einem Anbau unter einem Schutzglas in einem Holzbehältnis aufbewahrt und nur sehr selten der Öffentlichkeit präsentiert, ähnlich wie das Turiner Grabtuch.

Im Dom befinden sich zahlreiche Grabmäler ehemaliger Erzbischöfe von Trier, wie etwa Balduin von Luxemburg, Richard von Greiffenklau zu Vollrads und Theoderich von Wied.

Mit dem Andreas-Tragaltar des Bischofs Egbert besitzt der Trierer Dom eines der bedeutendsten Kunstwerke ottonischer Goldschmiedekunst.

Orgeln

Hauptorgel

Die Schwalbennestorgel des Trierer Domes ist ein Instrument der Bonner Orgelmanufaktur Klais, sie wurde gleichzeitig mit dem renovierten Dom am 1. Mai 1974 geweiht. Die von Domorganist Wolfgang Oehms erstellte Disposition umfasst 67 Register auf vier Manualen und Pedal und ermöglicht die Wiedergabe von Orgelmusik aller Stilepochen bis zur Avantgarde.

I Rückpositiv C–c4
Praestant 8′
Quintade 8'
Gedackt 8'
Principal 4′
Rohrflöte 4'
Octave 2′
Waldflöte 2'
Larigot 11/3
Sesquialter 2f.
Scharff 4f.
Glockencymbal 2f.
Dulcian 16'
Cromorne 8'
II Hauptwerk C–c4
Praestant 16'
Principal 8′
Hohlflöte 8'
Gemshorn 8'
Quinte 51/3
Octave 4′
Nachthorn 4'
Terz 31/5
Quinte 22/3
Superoctav 2′
Cornett 5f.
Mixtur 5f.
Cymbel 3f.
Trompete 16'
Trompete 8'
Trompete 4'
III Brustwerk C–c4
Rohrflöte 8′
Praestant 4'
Blockflöte 4'
Nasard 22/3
2'
Terz 13/5
Sifflet 1'
Acuta 4f.
Oberton 3f.
Hautbois 8'
Vox humana 8'
IV Schwellwerk C–c4
Bordun 16'
Principal 8'
Lochgedackt 8′
Gamba 8'
Unda maris 8'
Octave 4'
Flute octaviante 4'
Salicional 4'
2'
Fourniture 6f.
Cor anglais 16'
Trompete 8'
Clairon 4'
Pedal
C–g1
Untersatz 32'
Principal 16'
Subbass 16′
Octave 8′
Spielpfeife 8'
Superoctave 4'
Flöte 4'
Hintersatz 5f.
Aliquotbaß 4f.
Piffaro 2f.
Bombarde 32'
Posaune 16'
Trompete 8'
Schalmey 4'
Schwalbennestorgel der Orgelmanufaktur Klais (1974)
  • Koppeln: RP-HW, BW-HW, SW-HW, BW-RP, SW-RP, SW-BW, RP-P, BW-P, SW-P
  • Tremulanten RP, BW, SW, P
  • Nebenregister: 25 Röhrenglocken (HW)
  • Spieltraktur mechanisch, Koppeln und Registertraktur elektrisch
  • Windauslass-Ventile: HW, SW, Tastenarretierung: HW
  • 1920 elektronische Setzerkombinationen
  • Registercrescendo (Walze), Betätigung der beiden Schweller mechanisch

Im Fuß der Orgel befindet sich eine Darstellung des Hirtengottes Pan als des Erfinders der Panflöte, wenn man so will also eines primitiven Vorgängers der Orgel, der vom Organisten aus dem Gehäuse geklappt werden und fünf eigene Töne spielen kann. Die Figur kann wegen ihrer Hörner auch als Teufel gedeutet werden, der vom Orgelbauer gezwungen wird, zur Ehre Gottes zu musizieren; eine wirklich harmonische Musik ist aber dem Teufel nicht möglich, und so sind die fünf Pfeifen der Panflöte deutlich verstimmt:

fs‘‘ + 9 Cent
gs‘‘ – 10 Cent
b‘‘ + 3 Cent
h‘‘ + 31 Cent
cs‘‘‘ –42 Cent
  • Die Orgel umfasst 5602 Pfeifen, die größte Pfeife wiegt allein ca. 125 kg
  • Das Gesamtgewicht der Orgel beträgt 30 t
  • Die Gesamthöhe der Orgel beträgt 16 m, ihre Breite 8 m

Chororgel

Im Jahr 1996 wurde ebenfalls von der Firma Klais, Bonn eine Chororgel erbaut, die sich an der Südwand des Ostchores und auf der dahinterliegenden Empore befindet; auch diese Orgel wurde als Schwalbennestorgel ausgeführt. Sie kann von einem mechanischen Spieltisch innerhalb des Schwalbennestes oder aber einem elektrischen Spieltisch in unmittelbarer Nähe zum Chorpodium im Hochchor des Domes bedient werden. Ihre 25 Register auf 2 Manualen und Pedal verteilen sich auf die folgende Disposition:

I Hauptwerk C–g3
Principal 8′
Bordun 8'
Octave 4′
Rohrflöte 4'
Quinte 22/3
Superoctave 2′
Mixtur 4f. 11/3
Trompete 8'
II Schwellwerk C–g3
Liebl. Gedackt 16'
Rohrflöte 8'
Salicional 8'
Principal 4′
Blockflöte 4'
Nasard 22/3
Schweizerpfeife 2'
Terz 13/5
Quinte 11/3
Sifflet 1′
Oboe 8'
Pedal C–f1
Subbass 16′
Salicet 16'
Octave 8′
Gedackt 8'
Fagott 16'
  • Tremulant SW
  • Normalkoppeln
  • Mechanische Spieltraktur (Schwalbennest), Elektrische Spieltraktur (Spieltisch Chorpodest)
  • Registertraktur elektrisch mit 96 (3 x 32) elektronischen Setzerkombinationen
  • Betätigung des Schwellers elektrisch

Truhenorgel der Ostkrypta

Außerdem befindet sich seit 1994 in der Ostkrypta des Domes eine Truhenorgel der Firma Link aus Giengen an der Brenz mit einem bei b0/h0 geteilten Manual, ihre Disposition umfasst

Gedackt 8′
Rohrflöte 4'
Principal 2′
Quinte 11/3
Octav 1'

Glocken

Große Glocke in der Gussgrube (1951)

Das zehnstimmige Domgeläut zählt – in Bezug auf sein Gewicht – zu den größten Geläuten in Deutschland und wurde als Ersatz für das im Zweiten Weltkrieg zerstörte historische sechsstimmige Geläut im Jahre 1951 durch die Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen gegossen. Die Disposition entwarf der damalige Domkapellmeister Dr. Johannes Klassen bereits 1946. Seit 1998 existiert eine differenzierte Läuteordnung[1], die sich konsequent am Kirchenjahr und an den musikalischen Gegebenheiten des Geläutes[2] orientiert. Von 1999 bis 2001 wurde das Geläut saniert, wobei alle Glocken neue Joche aus Holz und neue Klöppel erhielten. Im Zuge dieser Arbeiten wurden auch die Gewichte ermittelt, da die originalen Wiegescheine der Gießerei derzeit nicht mehr auffindbar sind. Der stählerne Glockenstuhl steht auf Höhe der oberen Schallöffnungen des hohen Turmes.

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
1 Christus & Helena 1951 Glockengießerei Otto 2273 7970 fis0 +7
2 Maria 1951 Glockengießerei Otto 1911 4480 a0 +2
3 Petrus 1951 Glockengießerei Otto 1707 3500 h0 +1
4 Eucharius, Valerius & Maternus 1951 Glockengießerei Otto 1524 2600 cis1 +4
5 Matthias 1951 Glockengießerei Otto 1438 2060 d1 +2
6 Niketius 1951 Glockengießerei Otto 1280 1450 e1 +4
7 Agritius 1951 Glockengießerei Otto 1140 1010 fis1 +3
8 Maximinus 1951 Glockengießerei Otto 954 590 a1 +3
9 Paulinus 1951 Glockengießerei Otto 843 400 h1 +1
10 Ambrosius 1951 Glockengießerei Otto 757 280 cis2 −1

Domstein

Domstein

Vor dem Haupteingang zum Dom liegt eine etwa 4 Meter lange Granitsäule, der so genannte Domstein. Einer Legende nach soll der Teufel mit einer List zur Mithilfe beim Bau des Doms bewogen worden sein. Als der Dom fertig war, merkte er, dass er betrogen worden war und schleuderte diesen Stein gegen die Mauern.

Tatsächlich wurden die alten Granitsäulen während der Völkerwanderung durch Feuer beschädigt und mussten im 6. Jahrhundert durch Kalksteinsäulen ersetzt werden. Eine der ausgewechselten Säulen blieb vor dem Südwestportal liegen und wurde später nicht mehr weggeräumt.

Eine Kopie der rund 65 Tonnen schweren Säulen aus Odenwälder Granit befindet sich im dem Dom benachbarten Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum.

Kirchenmusik

Die Pflege der Chormusik erfolgt zur Zeit durch den Domkapellmeister Stephan Rommelspacher sowie den Domkantor Thomas Kiefer. Seit 1994 ist Josef Still Domorganist der Hohen Domkirche zu Trier.

Domkapitel

Heute besteht die Trierer Domgeistlichkeit aus zwei hervorgehobenen Dignitären, (Dompropst – zur Zeit Prälat Werner Rössel – und Domdechant), acht Residierenden Domkapitularen und vier Nichtresidierenden Domkapitularen und sechs Domvikaren, die alle Priesterweihe haben oder sogar Weihbischöfe sind. Das Trierer Domkapitel besteht seit Mitte des 6. Jahrhunderts, war im Mittelalter zahlenmäßig sehr umfangreich und ab 1289 nur noch aus Adligen bestehend.

In der heutigen Form wurde es am 25. Juli 1884 installiert. Der Dompropst, einer der Dignitäre, ist Dienstvorgesetzter aller beim Dom angestellten Mitarbeiter (zum Beispiel Domkapellmeister, Domorganist), und wohnt in der nahe beim Dom (Domfreihof 4) gelegenen Dompropstei. Der Domdechant ist für die Planung und Feier der Gottesdienste in der Kathedrale zuständig.

Das Trierer Domkapitel hat im Kulturkampf im 19. Jahrhundert, im Nationalsozialismus und in der Saarfrage im 20. Jahrhundert eine wichtige Partnerrolle für den Bischof und die Bistumsleitung gespielt. Seine Bedeutung trat auch anlässlich der Heilig-Rock-Ausstellungen 1810, 1844, 1891, 1933, 1959 und 1996 in besonderer Weise hervor. In seiner Sitzung vom 26. Juni 1995 beschloss das Domkapitel neue Statuten, die der Bischof von Trier am 29. Juni 1995 bestätigte.

Außerkirchliche Nutzung

Regelmäßig finden im Dom auch Ausstellungen und Konzerte statt, etwa die Internationalen Orgeltage sind alljährlich im Mai und Juni ein Anziehungspunkt für viele Musikliebhaber.

Einzelnachweise

  1. Läuteordnung des Trierer Domes (Stand: 28.04.09, 12:15 Uhr; PDF-Dokument)
  2. Höreindruck des Vollgeläutes (Stand: 28.04.09, 12:20 Uhr, YouTube-Video)

Weblinks

49.7561111111116.64305555555557Koordinaten: 49° 45′ 22″ N, 6° 38′ 35″ O


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