Stolzenhain an der Röder

Stolzenhain an der Röder
Der Dorfanger von Stolzenhain mit der Dorfkirche

Stolzenhain an der Röder ist ein Ortsteil der Gemeinde Röderland im südöstlichen Teil Brandenburgs im Landkreis Elbe-Elster.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Stolzenhain liegt an der Großen Röder. Der Ort liegt ca. 75 km östlich von Leipzig, ca. 50 km nordwestlich von Dresden, ca. 130 km südlich von Berlin und ca. 70 km südwestlich von Cottbus.

Geschichte

Gründung

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1406. Der Ort Stolzenhain liegt im Herrschaftsbereich der Markgrafen von Meißen. Der westliche Arm der großen Röder trägt von jeher den Namen „Landgraben“. Neben der jetzigen Röderbrücke existierte eine Furt durch den Fluss.

Die Bischöfe von Naumburg hatten bei der Gründung des Ortes eine wichtige, wenn auch nicht vollständig geklärte Rolle. In deren Gefolge existierte ein Adelsgeschlecht mit dem Namen „von Stolzenhain“ mit dem Rang von Ministerialen, das in dieser Gegend aktiv war. Die „von Stolzenhain“ stammen laut den Urkunden aus der Gegend von Zeitz, das damals zum Bistum Naumburg gehörte, wo ebenfalls ein Ort namens Stolzenhain existiert, der zu Droyßig gehört.

Stolzenhain trägt den Charakter eines typischen Angerdorfes. Durch geringe Abweichungen von der sonst üblichen rechteckigen Anordnung des Dorfangers, dem Vorhandensein einer Rundanordnung im Bereich dieser Abweichung und Berichten in früherer Zeit, wurde zeitweise vermutet, dass es auf dem Gebiet des heutigen Ortes eine slawische Rundsiedlung gegeben hat, an welche der spätere Dorfanger angegliedert wurde. Diese Annahmen können aus heutiger Sicht nicht mehr bestätigt werden, da es an verlässlichen Quelldokumenten fehlt.

Zugehörigkeit und überregionale Politik

Seit seiner Gründung gehörte der Ort Stolzenhain zur Markgrafschaft Meißen. Durch deren Verschmelzung mit dem Kurfürstentum Sachsen im Jahr 1423 wurde der Ort sächsisch.

Wie die Nachbarorte Saathain und Wainsdorf gehörte Stolzenhain bis 1475 den Freiherren von Köckeritz, danach bis 1716 den Freiherren von Schleinitz, die jeweils die Gutsherren von Saathain waren.

Denkmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges

Durch den Wiener Kongress von 1815 erfolgte eine Abtrennung von Sachsen und die Angliederung an das Königreich Preußen. Innerhalb Preußens wurde Stolzenhain Teil der nach 1815 durch eine Verwaltungsreform geschaffenen Provinz Sachsen.

Im Jahre 1833 kauften sich die Bauern im Zuge der Separation von den Frondiensten gegenüber den Gutsherren von Saathain frei.

Zum Gedenken an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges wurde im Jahr 1879 ein Denkmal errichtet. In den Jahren 1937/1938 wurde ein Gemälde an der Außenwand der Dorfschule von Lektor Bruno Seener aus Dresden geschaffen. Dieses stellt die vier Jahreszeiten dar.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Stolzenhain innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik zum Land Sachsen-Anhalt, bis zu dessen Auflösung im Jahr 1952. Danach gehörte Stolzenhain bis zum Ende der Existenz der Deutschen Demokratischen Republik im Jahr 1990 zum Bezirk Cottbus.

Im Zuge der Bodenreform wurde der Besitz des Gutes Saathain aufgeteilt, wodurch auch Bauern aus Stolzenhain profitierten. Nach dem Jahr 1952 begannen die Bemühungen um die Bildung einer LPG, die auch auf Widerstand stieß. Die LPG wurde im Jahr 1955 gegründet. Die LPG wurde im Jahr 1991 aufgelöst und als GmbH neu gegründet.

Nachdem Anschluss an die Bundesrepublik Deutschland und der Neuschaffung der Bundesländer fiel Stolzenhain an Brandenburg. Im Zuge einer Gemeindegebietsreform wurde die Gemeinde Stolzenhain Teil des Amtes Röderland, deren Gemeinden sich am 26. Oktober 2003 zu einer amtsfreien Gemeinde vereinten.[1]

Handel und Verkehr

Stolzenhain liegt am Pechweg, einer Seitenlinie der Halleschen Salzstraße (oder Niederstrasse), die von Mainz über Erfurt, Halle und Strehla nach Osten führte. Die Kaufleute nutzten den Pechweg, der über Elsterwerda, Saathain, Stolzenhain und Nauwalde zur Elbe führte, um den lästigen Warenzoll in Frauenhain zu umgehen. Auch scheint der Warenverkehr in Nord-Süd-Richtung durch Stolzenhain geflossen zu sein, da auch Händler aus Freiberg, Döbeln oder Oschatz die Warenzölle zu umgehen versuchten.

Im Jahr 1739 ist die Stolzenhainer Viehordnung erlassen worden.

Das genaue Alter der Röderbrücke lässt sich nicht mehr bestimmen, aber sie ist bereits 1617 erwähnt, als der Brückenzoll erhöht werden sollte. Die Röderbrücke gehörte dem Gut Saathain und wurde an die Kirche Stolzenhains verpachtet. Die Kirche hatte daher für die Unterhaltung der Brücke zu sorgen, erhielt aber dafür den Brückenzoll. Durch den Bau von mehreren Brücken in anderen Orten gingen die Zolleinnahmen stetig zurück. Im Jahr 1889 wurde eine massive Brücke gebaut, die nun unter der Kontrolle der Gemeinde stand. Die Röderbrücke sollte im Jahr 1945 gesprengt werden, was jedoch verhindert werden konnte.

Feuerwehr

1686 brach im Ort ein Feuer aus, dem neun Höfe, fünf Scheunen und die Schenke mit Brauhaus zum Opfer fielen.

Im Jahr 1890 war die Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr durch die Gemeinde abgelehnt worden, da man ortsintern eine andere Lösung fand, Dies wurde durch amtliche Anordnung im Jahr 1934 nachgeholt. Im Jahr 1939 wurde eine Motorspritze TS4 angeschafft, die während des Krieges verschwand. 1960 erhielt die Feuerwehr ihr erstes Lösch-Fahrzeug, das erstmals 1963 bei einem Brand eingesetzt werden musste. 1969 erfolgte der Bau eines neuen Feuerwehrhauses. 1980 wurde das alte Löschfahrzeug gegen ein neues getauscht und 1983 ein Schlauchtrockenmast aufgestellt. Ende 2007 erfolgte die Fertigstellung eines neuen Feuerwehrhauses, das durch einen völligen Umbau einer alten Scheune (der Lehmannscheune) nahe der Röderbrücke entstand. Hochwasser mit Überflutungen ist für folgende Jahre überliefert: 1629, 1770, 1854 und 1859. Dagegen trockneten im Jahr 1706 alle Gewässer aus.

Bevölkerungsentwicklung

Einwohnerentwicklung von Stolzenhain ab 1875 bis 2002[2]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 300 1946 475 1989 373 1995 367 2001 354
1890 350 1950 483 1990 382 1996 391 2002 345
1910 400 1964 392 1991 380 1997 384
1925 483 1971 403 1992 371 1998 374
1933 519 1981 400 1993 371 1999 368
1939 365 1985 402 1994 369 2000 352

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Dorfkirche

Dorfkirche

Für das Jahr 1539 wird die Existenz einer Kapelle bestätigt. 1592 wurde die Dorfkirche errichtet. Die Kirche in Stolzenhain unterstand der Parochie Saathain, die vom Gut Saathain vor 1575 eingerichtet worden war, zu dem auch die Orte Reppis (heute ein Teil der Stadt Gröditz), Schweinfurth, Prösen und Saathain gehörten. Manchmal wird auch von der Parochie Stolzenhain gesprochen, jedoch hatte der Pastor seinen Sitz in Saathain.

Im Jahr 1602 wurde ein spezieller Pestfriedhof angelegt, weil Pestopfern aus Schweinfurth der Zugang zum normalen Friedhof in der Ortsmitte von Stolzenhain verwehrt wurde. Die Kirche wurde in den Jahren 1727 und 1986-1992 restauriert.

Während des Ersten Weltkrieges wurden zwei Glocken aus Bronze aus der Kirche entfernt, und 1919 durch drei neue Glocken aus Stahl ersetzt. Durch einen Dammbruch im Jahr 1926 wurde das Fundament des Kirchturms beschädigt, sodass dieser abgetragen werden musste. Er wurde bis zum Jahr 1929 wieder errichtet.

Grenzsteine

Stolzenhain besitzt in Richtung Süden eine Außengrenze zu Sachsen. Die noch zum Teil erhaltenen Grenzsteine, zwischen den ehemaligen Königreichen Preußen und Sachsen sind erwähnenswert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

In Stolzenhain sind nur wenige Gewerbebetriebe ansässig. Zu den bedeutendsten Betrieben gehört gegenwärtig die 1991 gegründete Lawi GmbH, welche aus der früheren LPG des Ortes hervorgegangen ist. Die Lawi bewirtschaftet einen großen Teil der landwirtschaftlichen Flächen in der Gemeinde Röderland. Außerdem wurde das Holz-Zentrum Theile im Jahre 1990 in Stolzenhain gegründet, welches 1997 aufgrund der weiteren Expansion in das Gewerbegebiet Ost im benachbarten Elsterwerda umzog. Daneben gibt es in Stolzenhain noch einige kleine Gewerbebetriebe (Einzelhandel, Handwerk) und zwei Archäologen auf dem Dietrichshof. An Gastronomie- und Beherberungsbetrieben verfügt Stolzenhain lediglich über die Röderschänke am Sportplatz. Die Gebäude der früher ebenfalls in Stolzenhain ansässigen Landbäckerei Stolzenhain standen seit deren Insolvenz leer. Seit 2007 haben sie einen neuen Eigentümer.

Verkehr

Durch den Ort läuft die Landesstraße 59 Ortrand - Bad Liebenwerda. Ferner beginnen in Stolzenhain die Kreisstraße 6206 nach Elsterwerda-Kotschka mit Anschluss an die B 101/B 169 sowie die Kreisstraße 6207 über Saathain nach Elsterwerda-Biela mit Anschluss an die B 101.

Persönlichkeiten

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  2. Historisches Gemeindeverzeichnis 2005 für Brandenburg Online als PDF-Datei

Weblinks

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