- Bahnstrecke Sonneberg-Probstzella
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Die Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella ist eine 49 km lange eingleisige Nebenbahn, die von Sonneberg über den Thüringer Wald nach Probstzella führt.
Bahnstrecke Sonneberg–Probstzella Kursbuchstrecke (DB): 564 Streckennummer: 5121, 6689, 6688 Maximale Neigung: 34,5 ‰ Minimaler Radius: 180 m Legendevon Coburg von Eisfeld 19,51 Sonneberg Hbf 386 m nach Sonneberg Ost Gbf 22,09 Sonneberg (Thür.) Ost 382 m nach Stockheim 24,09 Sonneberg (Thür.) Nord 400 m 25,76 Hüttengrund 415 m AWANST Hüttengrund 28,01 Blechhammer (Thür.) 438 m 32,04 Steinach (Thür.) Süd 33,40 Steinach (Thür.) 491 m 38,66 Lauscha (Thür.) 611 m Viadukt in Lauscha (93 m) Lauschensteintunnel (275 m) Nasse-Telle-Viadukt (145 m) 43,22 Oberlauscha 735 m 26,33 Neuhaus am Rennweg 830 m 25,35 Igelshieb 821 m 45,03 23,32 Ernstthal am Rennsteig 769 m Finsterer-Grund-Viadukt (197 m) 18,24 Lichte (Thür.) 623 m Piesau-Viadukt (258 m) 16,25 Lichte (Thür.) Ost 618 m 14,64 Schmiedefeld 661 m 11,44 Lippelsdorf 567 m Viadukt Lippelsdorf (62 m) Froschbergtunnel (125 m) 9,20 Gebersdorf 509 m Viadukt bei Sommersdorf (80 m) Viadukt in Gräfenthal (81 m) 5,50 Gräfenthal 403 m 2,49 Zopten 367 m 0,00 Probstzella 365 m Probstzella Hp nach Saalfeld Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Bahnstrecke liegt meist auf dem ehemaligen Territorium des Herzogtums Sachsen-Meiningen und wurde in drei Abschnitten gebaut.
Der erste 19,2 km lange Streckenteil von Sonneberg nach Lauscha im Steinachtal wurde in Fortsetzung der Bahnstrecke Coburg–Sonneberg ab 1. Mai 1885 durch die Werra-Eisenbahn-Gesellschaft errichtet und am 1. Oktober 1886 eröffnet. Mit dem Anschluss an das in Sonneberg endende Eisenbahnnetz sollte den Porzellanherstellern in Köppelsdorf, Hüttensteinach und Steinach sowie dem Steinacher Eisenwerk und der Glasindustrie von Lauscha eine Verbesserung ihres Produktabsatzes ermöglicht werden.
Der 14,6 km lange nördliche Abschnitt im Zoptetal von Probstzella nach Schmiedefeld wurde im November 1896 in Angriff und am 15. Oktober 1898 in Betrieb genommen, die anschließenden 1,6 km bis Lichte Ost am 18. Januar 1899. Hier waren es neben der Porzellanindustrie vor allem die Schmiedefelder Eisenerzgruben, von der Maximilianhütte Unterwellenborn 1888 erworben, die Transportbedarf mit der Eisenbahn hatten. Bis zur Schließung der Eisenerzgrube im Dezember 1972 wurden rund 8,5 Millionen Tonnen Schamositerz auf dieser Strecke abtransportiert.
Zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der auf dem Kamm des Thüringer Waldes liegenden Gemeinden, wie Neuhaus am Rennweg, begann im August 1911 der Bau des 13,4 km langen Lückenschlusses zwischen Lichte Ost über Ernstthal am Rennweg nach Lauscha. Die feierliche Eröffnung der topographisch schwierigen Strecke, einschließlich einer 3 km langen Stichbahn von Ernstthal nach Neuhaus am Rennweg, fand nach über zweijähriger Bauzeit am 31. Oktober 1913 statt.
Nach der kompletten Streckeneröffnung gab es die Zugverbindungen von Coburg über Sonneberg nach Ernstthal am Rennweg sowie von Probstzella über Ernstthal nach Neuhaus am Rennweg. Wichtigster Umsteigebahnhof beider Linien war Ernstthal. Aufgrund der nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Zonengrenze unterbrochenen Eisenbahnverbindungen änderten sich die Verkehrsströme und die Sonneberg-Probstzella-Bahn wurde neben der Hinterlandbahn die zweite Lebensader der Kreisstadt Sonneberg. Daher waren ab 1945 Durchgangsverbindungen wie nach Leipzig oder Gera üblich, welche in Probstzella eine im Jahr 1961 speziell hierfür gebaute Verbindungskurve zur Saalbahn/Frankenwaldbahn benutzten. Dies führte dazu, dass 1968 der Reisezugverkehr nach Neuhaus eingestellt wurde. Nach 1970 wurde die Strecke durch viele Urlauber der Ferienorte im Thüringer Wald auch touristisch genutzt, da sie nach 1973 nicht mehr im Grenzsperrgebiet lag. Ende der 1960er Jahre wurde der Bahnhof Sonneberg-Ost mit Portalkrananlagen zum Containerbahnhof ausgebaut. Dieser Containerbahnhof war bis 1990 die Hauptverbindung des Kreises Sonneberg im Güterfernverkehr. Nach der Öffnung der Grenzübergänge und der Neuausrichtung des Güterfernverkehrs Richtung Oberfranken/Bayern wurde der Containerbahnhof 1998 geschlossen. Im Juni 2006 ist das Container-Terminal neu eröffnet worden.
Nach 1990 geriet die Strecke aufgrund der langen Fahrzeiten und zunehmender Motorisierung, wie viele Nebenbahnen, mit stark rückläufigem Personen- und Güterverkehr ins Abseits. Die Verbindungskurve in Probstzella nach Saalfeld wurde 1993 stillgelegt. Am 31. Dezember 1994 wurde der Güterverkehr auf der ganzen Strecke eingestellt. Schließlich führte unterlassener Streckenunterhalt am 22. Januar 1997 nach einer Fahrt des Gleismesszuges zunächst zur als befristet verfügten Einstellung des Gesamtverkehrs. Erst im Sommer 1998 erfolgte für 10 Millionen DM innerhalb von 10 Wochen die Instandsetzung des südlichen Streckenabschnittes von Sonneberg nach Lauscha. Am 26. September 1998 wurde auf diesem Abschnitt der Personenverkehr wieder aufgenommen, aber schon am 3. Oktober 1999 wegen leerer Züge und Abbestellung durch das Land von der DB AG wieder eingestellt. Sonderfahrten zum Lauscher-Kugelmarkt wurden 2001 durchgeführt.
Erst ab dem 1. August 2001, nach der Übernahme des Streckenteils von Sonneberg nach Neuhaus durch die Thüringer Eisenbahn (ThE), die die Strecke von der DB Netz AG bis zum 31. Dezember 2017 gepachtet hat, erfolgte mit Baukostenzuschüssen des Freistaates Thüringen die restliche Streckensanierung bis Neuhaus. Dazu mussten unter anderem die Brückenbögen des Viadukts Nasse-Telle wegen unzureichender Standsicherheit gesprengt werden und durch einen Stahlbetonüberbau ersetzt werden. Zusätzlich wurde die Strecke sicherungstechnisch modernisiert. Der gesamte Verkehr zwischen Sonneberg und Neuhaus wird heute zentral vom elektronischen Stellwerk der Firma Alcatel im Hauptbahnhof Sonneberg gesteuert, welches durch die ThE neu geschaffen wurde. Am 14. Dezember 2002 wurde die Strecke nach Neuhaus wieder eröffnet. Nach 35 Jahren gab es dort wieder einen Personenzugverkehr.
Der Abschnitt zwischen Sonneberg und Lauscha hat die Streckenummer 5121, von Lauscha bis Ernstthal 6689 und Probstzella nach Neuhaus 6688.
Die Strecke zwischen Probstzella–Ernstthal wurde am 1. Juli 2006 stillgelegt und ist seit dem 30. April 2007 an die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH verpachtet. Die Anliegergemeinden streben nach einer Wiederbelebung der Eisenbahnstrecke. Dazu wurde im Januar 2008 der DBV-Förderverein Max- und Moritz-Bahn e.V. gegründet. Einen ersten Erfolg konnte der Verein mit der Erteilung der Genehmigung zum Draisinenbetrieb am 20. August erzielen. Dieser findet auf dem Streckenabschnitt zwischen den Bahnhöfen Schmiedefeld und Lichte Ost statt.[1][2][3]
Betrieb
Auf dem südlichen Streckenabschnitt wurden die preußischen Tenderlokomotiven T11 und T12 eingesetzt, auf dem nördlichen Teil mit dem Erzverkehr die T13 und T15, später auch T16.
Nach 1945 war auf der Sonneberg-Probstzella-Bahn vor allem die Baureihe 95 anzutreffen. Die Baureihe 119 der Deutschen Reichsbahn wurde ab 1980 die neue Standardlokomotive. Mit dem Eilzug dauerte 1990 die Fahrt von Sonneberg nach Ernstthal 56 Minuten und nach Probstzella 96 Minuten. Für den Fahrtrichtungswechsel mit Umsetzen der Zuglok im Spitzkehrenbahnhof Lauscha wurden 12 Minuten benötigt. Die Streckenhöchstgeschwindigkeit betrug 50 km/h.
Seit Dezember 2002 fährt die Süd-Thüringen-Bahn im Stundentakt mit Leichttriebwagen vom Typ Regio-Shuttle von Sonneberg über Lauscha und Ernstthal nach Neuhaus. Die Fahrzeit beträgt nach Ernstthal 38 Minuten und bis Neuhaus 46 Minuten.
Zwischen Lichte Ost und Schmiedefeld wurde am 13. August 2008 der Betrieb mit Fahrraddraisinen aufgenommen.
Besonderheiten der Strecke
Kunstbauten
Aufgrund der Topographie – siehe Grafik – waren viele aufwändige Kunstbauten erforderlich, darunter sieben Viadukte und drei Tunnel zwischen Lauscha und Gräfenthal. Der 220 Meter lange, in einem Bogen gelegene, Finstergrundtunnel bei Lichte wurde nach ständigem Wassereintritt mit schließlich gravierenden Durchfeuchtungsschäden zwischen 1933 und 1935 aufgeschlitzt. Heute existieren daher nur noch der 275 m lange Lauschensteintunnel sowie der 125 m lange Froschbergtunnel vor Lippelsdorf.
Viadukt/Standort Höhe Länge Viadukt in Lauscha 14,5 m 93 m Nasse-Telle-Viadukt 31,0 m 145 m Finsterer-Grund-Viadukt 25,5 m 197 m Piesau-Viadukt 30,5 m 258 m Viadukt Lippelsdorf 16,0 m 62 m Viadukt bei Sommersdorf 24,0 m 80 m Viadukt in Gräfenthal 17,7 m 81 m Auf dem Abschnitt zwischen Lauscha und Ernstthal liegt mit 34,5 Promille die stärkste Steigung der Strecke, der kleinste Radius beträgt 180 m. Der Bahnhof von Lauscha hat keine Durchgangsgleise, sondern ist ein Spitzkehrenbahnhof mit zwei Bahnsteigen und der Bahnhof Neuhaus ist mit 830,1 m ü. NN einer der höchstgelegenen Regelspurbahnhöfe in Deutschland.
Umbenennungen
heutiger Name bis 1935 bis 1952 bis 2003 Sonneberg (Thür.) Hbf Sonneberg (Thür.) Sonneberg (Thür.) Ost Köppelsdorf-Oberlind Sonneberg (Thür.) Nord Hüttensteinach Köppelsdorf Nord Steinach (Thür.) Süd Untersteinach Lichte(Thür.) Ost Bock-Wallendorf Schmiedefeld Taubenbach Literatur
- Wolfgang Beyer, Emil Ehle: Über den Rennsteig - Von Sonneberg nach Probstzella. Transpress Verlag, Berlin 1983
- Wolfgang Beyer: Eisenbahn im Sonneberger Land. Eisenbahn-Fachbuch-Verlag Neustadt/Coburg, 2004. ISBN 3-9807748-5-6
- Ulrich Rockelmann, Thomas Naumann: Die Frankenwaldbahn. Die Geschichte der Steilrampe über den Frankenwald. EK-Verlag Freiburg 1997. ISBN 3-88255-581-5
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. FREIES WORT, Suhl, "Max und Moritz sollen wieder auferstehen", 11. Juli 2007.
- ↑ Vgl. Deutscher Bahnkunden-Verband e.V., "Befürworter der Max- und Moritzbahn gründen Förderverein unter dem Dach des Deutschen Bahnkunden-Verbandes", Presseerklärung vom 25. Januar 2008.
- ↑ Organisation des Draisinenbetriebs durch Schloss Wespenstein in Gräfenthal.
Weblinks
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