Straßenbahn Rouen

Straßenbahn Rouen
Streckennetz (1997)

Zwischen den beiden Weltkriegen hatte Rouen eines der umfangreichsten Straßenbahnnetze in ganz Frankreich. Nach der Stilllegung im Jahr 1953 begann nach rund 40-jähriger Pause im Jahr 1994 eine neue Phase. Seitdem fährt auch in Rouen wieder die Straßenbahn. Betreibergesellschaft ist die TCAR (Transports en commun de l’agglomération rouennaise), eine Tochtergesellschaft von Veolia.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der historischen Straßenbahn

Zwei Triebwagen am Place de l'Hôtel de Ville

Die erste Straßenbahnstrecke in Rouen wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg der Jahre 1870/71 gebaut und 1877 auf einer Länge von 27 km in Betrieb genommen. Ein kurzer Versuch mit Dampfbetrieb wurde bereits 1884 beendet und man kehrte wieder zur Pferdestraßenbahn zurück. Bereits ab 1895 wurde das gesamte Streckennetz im Hinblick auf die geplante - in Rouen stattfindende - Kolonialausstellung des Jahres 1896 elektrifiziert.

Zur Überwindung des relativ großen Höhenunterschieds zwischen dem Tal der Seine und den südlich davon liegenden Höhen wurde im Jahr 1892 der Ort Bonsecours mit einer Standseilbahn an Rouen angebunden und bereits 1899 durch eine Straßenbahn ergänzt und wenig später ersetzt.

Die letzten Streckenerweiterungen erfolgten 1912 mit einer Überlandstrecke nach Bois-Guillaume und 1915 mit der Anbindung einer Kaserne an den ÖPNV.

Nachdem 1927 die erste Autobuslinie geschaffen worden war, musste schließlich die Straßenbahn weichen. 1930 wurde der Betrieb auf einer ersten Linie eingestellt.

Nach einem gewissen Niedergang zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Zweiten Weltkrieg brachte des Ende des Zweiten Weltkrieges eine ernüchternde Bilanz. Von den 78 Triebwagen, die 1939 zur Verfügung standen, waren nur noch 38 betriebsfähig. Große Schäden gab es auch an Schienen und Oberleitungen. Das Depot war ebenfalls mehrmals durch Bombentreffer beschädigt worden.

1950 beschloss die Stadtverwaltung, dass langfristig der Straßenbahnverkehr eingestellt werden sollte, was dann schließlich im Jahr 1953 erfolgte.

Geschichte der modernen Straßenbahn

1991 begannen die Bauarbeiten für die neue Straßenbahn, im Dezember 1994 konnte die Bahn in Betrieb genommen werden. 1997 erfolgte eine Streckenverlängerung und die Eröffnung der Station Palais de Justice im Stadtzentrum.

Métro oder Straßenbahn?

Da ein kleiner Teil der Strecke unterirdisch verläuft und auch einige Haltestellen unterirdisch liegen, wird die Bahn in Frankreich unter den U-Bahnen eingestuft, obwohl die verwendeten Fahrzeuge typische Straßenbahnen sind. Auch die Stromzufuhr erfolgt, wie bei Straßenbahnen üblich, über eine Oberleitung.

Im Nahverkehrkonzept der Stadt Rouen hat die Bahn die Bezeichnung Métrobus und die Linie heißt "Linie M" (wie Métro).

Die Strecke

Die unterirdische Station Palais de Justice

Die Strecke ähnelt einem kopfstehenden Y und verbindet fünf Gemeinden: Rouen, Le Petit-Quevilly, Le Grand Quevilly, Sotteville-lès-Rouen und Saint-Étienne-du-Rouvray. Der nördliche Teil verläuft unterirdisch durch die Innenstadt von Rouen mit vier unterirdisch liegenden Stationen: Beauvoisine, Gare-Rue Verte, Palais de Justice und Théâtre des Arts. Die Haltestelle Saint Severs liegt bereits südlich der Seine, welche auf einer bereits vorher bestehenden Brücke überquert wird. Dann teilt sich die Strecke in zwei Zweige: der östliche führt zur Technopole du Madrillet in Saint-Étienne-du-Rouvray; der westliche verbindet Grand-Quevilly mit Rouen.

Südlich der Seine verläuft die Strecke im Wesentlichen oberirdisch. Lediglich drei wichtige Straßenkreuzungen werden unterfahren und nur die Haltestelle Joffre-Mutualité liegt unterirdisch.

Von 15 km Streckenlänge verlaufen nur 2,2 km unterirdisch. Von insgesamt 31 Haltestellen sind 5 unterirdisch angelegt. Ihre Länge beträgt jeweils 60 m, so dass problemlos im Doppelzugbetrieb gefahren werden kann. Die Gestaltung der oberirdischen Stationen - beidseitig mit 12 m langen überdachten Wartezonen, mit Monitoren für fahrplantechnische Hinsweise und Fahrkartenautomaten - ist ein Entwurf des französischen Architekten Jean-Michel Wilmotte, der unter anderem an der Renovierung des Louvre und des Elysee-Palastes in Paris mitgewirkt hat.

Fahrplan und Fahrzeiten

Ab Boulingrin fahren die Bahnen Richtung Süden je nach Tageszeit in unterschiedlichen Zeitabständen. Teilweise liegen weniger als 10 Minuten zwischen zwei Fahrten in die gleiche Richtung. In Folge dessen folgen im nördlichen Bereich der Strecke die Bahnen in knapp fünfminütigem Abstand aufeinander.

Die ersten Fahrten beginnen morgens gegen 5.00 Uhr; die letzten Bahnen des Tages fahren kurz vor 23.00 Uhr.

Eine Fahrt von Endstation zu Endstation dauert 30 min auf der Strecke Boulingrin - Technopole bzw. nur 25 min auf der Strecke Boulingrin - Le Grand Quvilly-Georges Braque.

Fahrzeuge

Zum Einsatz kommen 28 Straßenbahnen vom Typ TFS (Tramway français standard) des Herstellers Alstom. Die dreiteiligen Zweirichtungs-Garnituren sind 29 m lang, der Niederflurbereich misst knapp 18 m.

Weblinks


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