- Balga
-
Burg und Ort Balga
БальгаFöderationskreis Nordwestrussland Oblast Kaliningrad Rajon Bagrationowsk Zeitzone UTC+3 Geographische Lage Koordinaten 54° 33′ N, 19° 58′ O54.55222222222219.968333333333Koordinaten: 54° 33′ 8″ N, 19° 58′ 6″ O Oblast KaliningradBalga oder Honeda (russisch Бальга oder Bal'ga, polnisch Bałga) ist der Name einer Burg und ehemaligen Ortschaft in der russischen Oblast Kaliningrad (bis 1945 Ostpreußen). Der Flecken ist nach der prußischen Burg (pr. balgnan = Sattel) benannt, die 1239 im Zuge der Christianisierung vom Deutschen Ordens eingenommen und dann ausgebaut und befestigt wurde. Der parallel gebrauchte Name Wuntenowe bezieht sich auf die Lage am Wasser (altprussisch: undan, wundan). Hieraus entwickelte sich die deutsche Bezeichnung Honede/Honeda.
Das zugehörige, in unmittelbarer Nähe der Burg gelegene gleichnamige Dorf wurde nach 1945 in Wessjoloje umbenannt und gehörte zu Pjatidoroschnoje (Bladiau) im Rajon Bagrationowsk (Preußisch Eylau). Spätestens seit den 1980er-Jahren ist es keine eigenständige Ortschaft mehr.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Balga liegt am Frischen Haff in der Nähe der Ortschaft Mamonowo (Heiligenbeil), 30 Kilometer südwestlich der Stadt Kaliningrad (Königsberg) auf dem Gebiet der russischen Enklave Kaliningrad (Königsberg), Rajon Bagrationowsk.
Von der russischen Fernstraße A 194 (ehemalige Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28) zweigt nordöstlich von Mamonowo (Heiligenbeil) bei Bogdanowka (Gnadenthal) eine Nebenstraße über Snamenka (Groß Hoppenbruch) nach Balga ab. Snamenka ist auch Bahnstation an der Bahnstrecke von Malbork (Marienburg) nach Kaliningrad der früheren Preußischen Ostbahn.
Geschichte
Während des Kreuzzugs der Deutschordensritter gegen die Prußen, der deren Christianisierung zum Ziel hatte, hatte bereits 1238 Markgraf Heinrich von Meißen mit zwei Schiffsmannschaften versucht, die prußische Burg Balga einzunehmen, war jedoch gescheitert.[1] 1239 wurde die Burg jedoch unter dem Ordensmarschall Dietrich von Bernheim eingenommen und konnte mit Hilfe Herzog Ottos von Braunschweig auch gehalten werden.[2][3] Die Burg wurde dann zur Festung des Deutschen Ordens ausgebaut. Sie war die älteste Ordensburg des Deutschordensstaats auf dem Gebiet der heutigen russischen Exklave Kaliningrad. Sie war von 1250 bis 1499 Sitz des Komturs der Kommende Balga und eines Ordenskonvents, und spielte wegen ihrer Lage direkt am Frischen Haff eine wichtige Rolle zur Kontrolle des Schiffsverkehrs auf dem Haff. Die Kommende Balga grenzte in älterer Zeit an den Gau Barten.[4] Von der Burg Balga aus wurden die prußischen Stammesgebiete Warmia und Natangen erobert.
Als Bischof Georg von Polenz dem Herzog Albrecht von Preußen das Samland übergab, erhielt der Bischof Balga als Wohnstätte, in der er von 1526 bis 1550 lebte.
Der schwedische König Gustav II. Adolf nutzte die Burg im ersten Schwedenkrieg ab 1626 als Magazin. Um Baumaterial für die Feste Pillau zu beschaffen, wurden Teile der Burg ab 1627 abgebrochen.
Zu der Burg gehörten ein Gut und die kleine Ortschaft Balga, die eine evangelische Kirche hatte. Auf Bitten des Kronprinzen Friedrich schenkte König Friedrich Wilhelm die Amtshauptmannschaft Balga im Jahr 1736 dem Offizier Johann von Buddenbrock.
Die Ortschaft Balga, die bis zum Jahr 1945 zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg gehörte, hatte 1906 etwa 850 Einwohner.[5]
Die Burg, die auf einer sattelartigen Anhöhe liegt, war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wieder hergerichtet worden, wurde im Zweiten Weltkrieg jedoch erneut zerstört und ist heute eine Ruine.
Von Balga aus waren bei Niedrigwasser noch lange nach 1945 im Haff versunkene Panzer, Autos und Fuhrwerke zu sehen.
In Balga spielt das Märchen von den zwei Königskindern, die nicht zusammenkommen konnten.
Bevölkerungsentwicklung
1906: 850 Einwohner
1910: 702
1933: 729
1939: 753Amtsbezirk Balga
Zwischen 1874 und 1945 bildete Balga einen eigenen Amtsbezirk im Landkreis Heiligenbeil.
Dieser Amtsbezirk setzte sich am 11. Juni 1874 aus den Landgemeinden Balga Flecken, Kahlholz (heute russisch: Losowoje) und Wolitta (Utkino) sowie den Gutsbezirken Balga Vorwerk, Lokehnen (Jablotschkino), Mükühnen (Nekrassowo), Partheinen (Moskowskoje), Weßlienen (Kunzewo), Wolittnick und Wolittnick Mühle.
Aufgrund von Aus- und Umgliederungen sowie gemeindlichen Veränderungen (zum Beispiel durch Auflösung der Gutsbezirke) änderten sich in der Folgezeit die Zugehörigkeiten. Am 1. Januar 1931 waren dann letztendlich bis 1945 fünf Landgemeinden in den Amtsbezirk Balga eingegliedert: Balga, Follendorf (Rybakowo), Groß Hoppenbruch (Snamenka), Kahlholz und Wolitta.
Kirche
Kirchspiel
Balga war ein alter Kirchort und gehörte bei überwiegend evangelischer Einwohnerschaft bis 1945 zum Kirchenkreis Heiligenbeil (Mamonowo) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Seinem Kirchspiel waren 12 Orte angegliedert:
- Balga (Wessjoloje)
- Follendorf (Rybakowo)
- Groß Hoppenbruch (Snamenka)
- Kahlholz (Losowoje)
- Lindenberg
- Newecken (Timirjasewo)
- Rensegut
- Ritterthal
- Romansgut
- Schneckenberg (1239 Schutzburg Schneckenberg-castrum Snickenbergk nach Peter von Dusburg "Chronica terrae Prussie")
- Schrangenberg
- Wolitta (Utkino)
Pfarrer
Von der Reformation bis zum Jahre 1945 amtierten in Balga als evangelische Pfarrer:
- NN. Blasius, 1547
- N. Artopäus, ab 1556
- Simon Scolius, 1556-1594
- Tobias Scolius, 1594-1599
- Balthasar Siegfried, 1599-1616
- Johann Bilauck, 1623-1655
- Bernhard Reimann, 1655-1658
- Christoph Schönfeldt sen., 1658-1702
- Christoph Schönfeldt jun., 1702-1715
- Christoph Gottsched, 1715-1737
- Michael Freytag, 1737-1738
- Johann Jakob Schumann, 1739-1765
- Jacob Heinrich Albeck, 1766-1800
- Bernhard Heubach, 1800-1810
- Carl Friedrich Copinus, ab 1810
- Julius Otto Th. Steinwender,
1844-1880 - Johann E. Richard Schneller,
1881-1905 - Wilhelm Hugo Kurt Korn, 1905-1909
- Johannes Th. W. Sterner, 1910-1931
- Kurt Becker, 1933-1945
Persönlichkeiten des Ortes
- Werner II. von Battenberg († 1272), späterer Deutschmeister des Deutschen Ordens, war 1257 Komtur von Balga.
- Ulrich Friecke (lat. Ulricus Vricke), war vom 4. August 1361 bis zum 9. August 1371 Komtur von Balga.[6]
- Ulrich von Jungingen (* um 1360, † 1410), Hochmeister des Deutschen Ordens, wurde 1396 Komtur von Balga.
- Georg von Polenz (* um 1478, † 1550), Bischof von Samland, Reformator, verstarb 1550 auf der Burg Balga.
- Johann von Buddenbrock (* 1707, † 1781), Militär, seit 1736 Amtshauptmann von Balga.
Bildergalerie
-
Balga, Messtischblatt von 1908
Verweise
Weblinks
Commons: Balga – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Balga in der Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte- Geschichte der Burg Balga.
- Zweiter Weltkrieg: Kessel von Heiligenbeil/Balga.
- Die Königskinder.
- Rolf Jehke, Amtsbezirk Balga auf territorial.de
- Kirchspiel Balga
- Wikimapia
Literatur
- Emil Johannes Guttzeit: Die Ordensburg Balga. Heiligenbeil 1925
- Emil Johannes Guttzeit: 700 Jahre Balga. Heiligenbeil 1939
- Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968
Einzelnachweise
- ↑ Johannes Voigt: Geschichte Preußens, von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens, 2. Band: Die Zeit von der Ankunft des Ordens bis zum Frieden 1249, Königsberg 1827, S. 354-355.
- ↑ Johannes Voigt: Geschichte Preußens, von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens, 2. Band: Die Zeit von der Ankunft des Ordens bis zum Frieden 1249, Königsberg 1827, S. 382-401.
- ↑ Christian Gottlieb Blumhardt: Versuch eines allgemeinen Missionsgeschichte der Kirche, Band 5: Missionierung der slawischen und finnischen Völker, Basel 1837, S. 652 ff. .
- ↑ Max Toeppen: Historisch-komparative Geographie von Preußen, Gotha 1858, S. 199-207.
- ↑ Meyers Konversations-Lexikon, 6. Auflage, 2. Band, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1906, S. 301.
- ↑ Scriptores rerum Prussicarum - Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der Ordensherrschaft (Theodor Hirsch, Max Toeppen und Ernst Strehlke, Hrsg.), Band 2, Leipzig 1863, Fußnote 581) auf S. 531.
Kategorien:- Deutschordensburg
- Burg in Russland
- Ort in Ostpreußen
- Oblast Kaliningrad
Wikimedia Foundation.