- Bankkalkulation
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Die Bankkalkulation beschreibt die Kosten- und Erlösrechnung von Kreditinstituten. Wie bei einem Handelsunternehmen müssen auch Banken und Sparkassen eine Einkaufs- und Verkaufskalkulation vornehmen. Hierbei sind vornehmlich folgende Faktoren zu berücksichtigen:
Inhaltsverzeichnis
Faktoren
- Eigenkapital des Kreditinstituts
- Refinanzierungssatz bei der Bundesbank
- Refinanzierungssatz auf dem freien Kapitalmarkt
- Refinanzierungssatz im Markt für Hypothekenpfandbriefe
- Risikoanteil der einzelnen Kredite bzw. Kreditarten
Eigenkapital
Das Eigenkapital eines Kreditinstitutes ist zunächst für die Bankkalkulation von untergeordneter Bedeutung, da bezogen auf das eingesetzte Eigenkapital immer der höchste Zinsertrag erzielt wird. Erst wenn (genehmigungspflichtige) Großkredite die die Eigenkapitalquote des Kreditinstitutes um 25 % oder mehr überschreiten, herausgereicht werden, ist u. Ust. eine Neubewertung erforderlich.
Deutsche Bundesbank/Europäische Zentralbank
Alle Kreditinstitute können sich bei den Zentralbanken (Deutsche Bundesbank, Europäische Zentralbank) gegen notenbankfähige Wertpapiere refinanzieren. Hierbei wird unterschieden zwischen dem Hauptrefinanzierungssatz und dem Spitzenrefinanzierungssatz. Beide Refinanzierungssätze werden von der Zentralbank regelmäßig den Markterfordernissen angepasst. Der Spitzenrefinanzierungssatz liegt dabei immer ein Prozentpunkt über dem Hauptrefinanzierungssatz. Im Bereich der Eurozone erfolgt die Anpassung dabei in strenger Anlehnung an die Inflation.
Kapitalmarkt
Im Kapitalmarkt erfolgt eine Refinanzierung über den Euribor. Beim Euribor wird dabei in Tagesgeld, Monatsgeld, Dreimonatsgeld, Sechsmonatsgeld und Zwölfmonatsgeld unterschieden. Der Euribor ist ein sog. Geldmarktsatz für den (Geld-)Handel unter Kreditinstituten.
Hypothekenpfandbriefe
Pfandbriefe sind zur langfristigen Refinanzierung - vornehmlich für Immobilien - vorgesehen. Hierzu werden die Immobilien mit 60 % ihres aktuellen Beleihungswertes in einem Deckungsregister[1] eingetragen.
Risikoanteil
Für jeden Kredit ist ein Risikoanteil für den möglichen Kreditausfall zu berücksichtigen, der gemäß den Richtlinien von Basel II individuell zu gewichten ist. Aus der Gewichtung des Risikoanteils leitet sich wiederum der angebotene Zinssatz für die Kreditgewährung ab. So kann es z. B. passieren, dass ein Kunde mit "erstklassiger" Risikogewichtung gegenüber einem Kunden mit "drittklassiger" Risikogewichtung, den gleichen Kredit um 2,00 % günstiger angeboten bekommt.
Wichtige, ergänzende Aufgaben
Dokumentation
Die Dokumentation der Bankkalkulation muss so erfolgen, dass sie im Zweifelsfall durch ein Gericht überprüfbar ist. Dieses ist insbesondere unter dem Aspekt einer möglichen Sittenwidrigkeit der Kundenzinsberechnung nach § 138 BGB zu sehen.
Planung
Die Planung der benötigten Refinanzierungsmittel zur Endkreditvergabe erfolgt üblicherweise in enger Abstimmung mit der Marketingabteilung, da nicht ausreichende Refinanzierungsmittel "über Nacht" nur über die Zentralbank - zum wesentlich teureren Spitzenrefinanzierungssatz beschafft werden können.
Steuerung
Die Steuerung der Refinanzierungsmittel fällt unmittelbar mit der Planung zusammen - zu viel oder zu wenig beschaffte, nicht benötigte bzw. nicht vorhandene Refinanzierungsmittel, schmälern die Deckungsbeiträge und damit das gesamte Betriebsergebnis.
Kontrolle
Eine permanente Kontrolle der Kostenkalkulation ist unerlässlich damit die Deckungsbeiträge möglichst stabil bleiben.
Methoden
Die Deckungsbeitragsrechnung mit relativen Einzelkosten kann als Basismethode der Bankkalkulation angesehen werden. Sie hat folgende Struktur im Falle eines Einzelgeschäftes:
- Zinserlöse - Zinskosten = Konditionsbeitrag
- Konditionsbeitrag - Risikokosten = Deckungsbeitrag 1 (Wertbereich)
- Deckungsbeitrag 1 +/- direkt zurechenbare Provisionen = Deckungsbeitrag 2 (Wertbereich und Provisionsergebnis)
- Deckungsbeitrag 2 +/- zurechenbare Betriebserlöse und -kosten = Deckungsbeitrag 3 (Marktergebnis)
Identifikation von Erfolgsquellen
Die Pool- und Schichtenbilanzmethode vergleichen Zinssätze im Kundengeschäft mit Zinssätzen der jeweils anderen Bilanzseite. Auf diese Weise liefern sie entscheidungsrelevante Erfolgsquellen:
Poolmethode
Die Marge eines Aktivgeschäftes ist die Differenz aus dem Zinssatz dieses Geschäftes und des durchschnittlichen Passivzinssatzes.
Vergleich: durchschnittlicher Zinssatz Aktiva - durchschnittlicher Zinssatz Passiva
Ansatz: Alle Geschäfte der Passivseite (Mittelherkunft) fließen in einen "Pool" und verlieren dabei ihre Identität. Aus diesem Pool erfolgt die Finanzierung der einzelnen Geschäfte auf der Aktivseite (Mittelverwendung). Somit bestehen zwischen einzelnen Positionen der Mittelbeschaffung und Mittelverwendung keine Zusammenhänge.
Schichtenbilanzmethode
Positionen der Aktiv- und Passivseite werden bestimmten Aktiv- und Passivkategorien (Liquidität, Rentabilität oder gesetzliche Vorschriften) der Bilanz zugeordnet.
Probleme bei Pool- und Schichtenbilanzmethode
- Die Refinanzierung einer Anlage ist in der Regel nicht zu Konditionen der Gegenseite der Bilanz möglich
- Die Struktur bleibt im Zeitablauf nicht konstant
- Ex post liegen andere Vergleichszinssätze als ex ante vor
- Durchschnittliche Verzinsung ist ungleich der Marktverzinsung
- Geschäfte werden miteinander verbunden, die nichts miteinander zu tun haben
Produktivitäts- und Transformationsergebnis
Produktivitätsergebnis von Service-Centern berechnet sich wie folgt:
Produktivitätsergebnis: Summe aller weiterverrechneten Standardeinzelkosten (SEK) -Istkosten
Es gibt einen Hinweis auf die Wirtschaftlichkeit der Leistungserstellung
Transformationsergebnis:
Opportunitäts-Zinserträge
- Opportunitäts-Zinsaufwendungen
+ GKM-Zinserträge (Ist)
- GKM Zinsaufwand (Ist)
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=TransformationsergebnisEs handelt sich hier um das Ergebnis aus der Fristentransformation und Währungstransformation.
Einzelgeschäftskalkulation
Hier findet eine Berücksichtigung von Standardrisikokosten statt. Methoden finden sich bei der Bewertung von Kreditrisiken.
In der Einzelgeschäftskalkulation werden Unsicherheitsfaktoren, die beim Marktzinsmodell keine Rolle spielen berücksichtigt:
In der Einzelgeschäftskalkulation spielen jedoch Marktpreisrisiken keine Rolle. Eine Absicherung gegen Rechtsrisiken verursacht Kosten. Die Standardrisikokosten decken den erwarteten Verlust, Eigenkapitalkosten decken hingegen unerwartete Verluste ab. Gebühren werden bei nachträglicher Vertragsänderung erhoben.
Übertragung der relativen Einzelkostenrechnung auf die Bankkalkulation
Die Standardeinzelkostenrechnung ist auch im Bankbereich anwendbar, jedoch mit folgenden Einschränkungen:
- Bei Bankleistungen handelt es sich um nicht lagerfähige Dienstleistungen. Spitzenlasten bestimmen im Wesentlichen die vorgehaltene Betriebskapazität.
- Es besteht ein Leistungsverbund zwischen dem Betriebsbereich (vergleichbar einem Mehrproduktbetrieb) und dem Wertbereich (Zulieferer des Betriebsbereichs)
Wertbereich versus Betriebsbereich
Die Kostenrechnung ist geprägt vom Dualismus der Bankleistung. Die Kalkulation wird unterteilt in den Wertbereich, der im Wesentlichen das Zinsgeschäft umfasst und den Betriebsbereich, welcher die Dienstleistungs- und Produktionsseite des Kreditinstituts abbildet. Diese Unterteilung wird auch als Dualismus der Bankleistung bezeichnet.
Auf der Schnittstelle beider Bereiche ist das Provisionsgeschäft.
Betriebsbereich
Bei der Kalkulation im Betriebsbereich gelten alle Erlöse als Dienstleistungserlöse, die nicht Werterlöse, d.h. Zinserlöse oder zinsähnliche Erlöse sind.
Prozesskostenrechnungen werden in der Bankenkostenrechnung angewandt. Preisober- und untergrenzen lassen sich anhand der Stückkosten für Dienstleistungen und die Abwicklung von Wertleistungen ermitteln
Standardeinzelkostenrechnung (SEKR): Kostenentstehung als Folge betrieblicher, auf bestimmte Bezugsobjekte bezogene Entscheidungen auffassen.
Siehe auch
Einzelnachweis
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