Thorwaldsen

Thorwaldsen
Bertel Thorvaldsen mit der Büste von Horace Vernet von Horace Vernet (Öl, 1833, Met NY)

Bertel Thorvaldsen (* 19. November 1770 in Kopenhagen; † 24. März 1844 ebd.) war ein dänischer Bildhauer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Reiterstandbild Kurfürst Maximilian I. auf dem Wittelsbacherplatz in München
Thorvaldsens Statue von Józef Antoni Poniatowski, vor dem Präsidentenpalast in Warschau

Thorvaldsen war der Sohn des isländischen Holzschnitzers Gotskalk Thorvaldsen und dessen Ehefrau Karen Dagnes. Einige Quellen nennen als Geburtsort ein Schiff zwischen Island und Kopenhagen, andere nur Kopenhagen. Nach erstem künstlerischem Unterricht durch den Vater wurde Thorvaldsen bereits mit elf Jahren Schüler der Freischule der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. Dort wurde er hauptsächlich von Nicolai Abraham Abildgaard unterwiesen. 1787 wurde Thorvaldsen für seine Leistungen im Modellieren mit einer kleinen Silbermedaille ausgezeichnet und zwei Jahre später verlieh man ihm die Große Silbermedaille für sein Relief Ruhender Amor. Durch die Auszeichnung von Thorvaldsens Relief Die Vertreibung Heliodors aus dem Tempel 1791 wurde der Minister Graf Christian Frederik Reventlow auf ihn aufmerksam und verschaffte ihm die nötigen finanziellen Mittel zur Fortsetzung des Studiums.

1793 wurde Thorvaldsens Relief Die Apostel Petrus und Johannes heilen einen Lahmen mit einer Großen Goldmedaille prämiert. Verbunden mit diesem Preis war ein dreijähriges Reisestipendium für Rom. Da er bereits mehrere Aufträge angenommen hatte, verzögerte sich seine Abreise um drei Jahre. In den Jahren 1793 und 1796 erteilt er privaten Zeichenunterricht; vollendet aber in der Hauptsache mehrere Statuen für das Palais des Erbprinzen Frederik auf Schloss Amalienborg. Außerdem entstehen in dieser Zeit u.a. Büsten der Politiker Graf Andreas Peter von Bernstorff und Tyge Rothe.

Am 29. August 1796 konnte Thorvaldsen endlich seine Reise nach Rom antreten, das er am 8. März 1797 erreichte, unterbrochen von Aufenthälte auf Malta und in Neapel. Diesen Tag feierte Thorvaldsen später als seinen römischen Geburtstag und nannte sich dort "Sculptore Alberto". Bald nach seiner Ankunft in Rom machte er die Bekanntschaft des Archäologen Georg Zoëga, der ihn beim Studium der Antike unterstützte und mit der Zeit auch sein Mentor wurde. Aber auch der Maler Asmus Jacob Carstens unterstützte Thorvaldsen in seiner ersten Zeit. 1797 bezog Thorvaldsen sein erstes Atelier in der Via Babuino 119, wo zuvor der englische Bildhauer John Flaxman gearbeitet hat.

Als kurz vor Ablauf des Stipendiums Thorvaldsen seinen Bacchos und Ariadne der Kunstakademie in Kopenhagen übersandte, bewilligte diese eine zweijährige Verlängerung und 1802 um ein weiteres Jahr. Die Jahre 1801 bis 1803 waren für Thorvaldsen meistenteils von Armut und politischen Unruhen geprägt. Damals lernte er den sächsischen Hofbildhauer Franz Pettrich kennen. Als im März 1803 Thorvaldsen zusammen mit dem Berliner Bildhauer Carl Friedrich Hagemann nach Kopenhagen reisen wollte, verzögerte sich die Abreise um einige Tage. In dieser Zeit machte Thorvaldsen die Bekanntschaft mit dem englischen Bankier und Sammler Thomas Hope, der nach einem Besuch in dessen Atelier spontan einen Jason aus Marmor in Auftrag gab. Eine erste Ausführung hatte Thorvaldsen bereits vernichtet; eine zweite fand zwar großes Lob durch Georg Zoëga und Antonio Canova, gefiel aber dem Künstler nicht. Verschiedene Umstände verzögerten aber die Arbeit und erst 1828 konnte Thorvaldsen das Kunstwerk zu Hope nach Großbritannien senden.

Im Mai 1805 berief die Königlich Dänische Kunstakademie in Kopenhagen Thorvaldsen zu einem ordentlichen Mitglied und noch im selben Jahr ehrte ihn die Kunstakademie in Bologna mit einer Ehrenmitgliedschaft. In dieser Zeit bekam er einige Staatsaufträge von Napoléon Bonaparte. Einige Arbeiten übernahm nach dem Sturz Napoleons der Mäzen und Sammler Graf Giovanni Battista Sommariva für seine Residenz am Comersee. Dieser Fries Der Triumphzug Alexander des Großen in Babylon entstand 1829 ein weiteres Mal für Schloss Christiansborg in Kopenhagen und wurde von Samuel Amsler kongenial in Kupfer gestochen.

Bertel Thorvaldsen, gemalt von Karl Begas, um 1820
Kopernikus-Denkmal von Thorvaldsen in Warschau
Schillerdenkmal in Stuttgart
Kopf eines Kriegers, ca. 1812-18, Neue Pinakothek München
Bertel Thorvaldsen: Venus, Mars und Vulcan, ca. 1810, Neue Pinakothek München

Eine Schaffenskrise bewältigte Thorvaldsen 1815, indem er sich für einige Zeit nach Montenero bei Livorno zurückzog. Aber auch in der selbstgewählten Klausur war er künstlerisch tätig. In den folgenden Jahren schuf er dann einige seiner schönsten Werke.

Am 3. Oktober 1818 kehrte Thorvaldsen nach Kopenhagen zurück, wo er Professor der Modelklasse an der Akademie der Schönen Künste wurde. Im darauffolgenden Jahr wurde er zum Dänischen Etatsrat ernannt - eher ein Ehrentitel als ein politisches Amt. Im August 1820 verließ er erneut seine Heimatstadt und reiste über Deutschland, Polen und Österreich nach Italien zurück.

Dort entstanden seine größeren Arbeiten, u.a. ein Denkmal für Nikolaus Kopernikus aus Bronze, das 1830 auf dem Universitätsplatz in Warschau aufgestellt wurde. Als Kardinal Ercole Consalvi sich von Thorvaldsen seinen Sarkophag ausschmücken ließ, wurde der Vatikan auf ihn aufmerksam. Obwohl bekennender Protestant, betraute ihn Papst Pius VII. mit einem Denkmal für ihn, welches ebenfalls 1830 in der Capella Clementina des Petersdoms aufgestellt wurde.

1838 unternahm Thorvaldsen eine weitere Reise in seine Heimat Dänemark und wurde dort mit allen möglichen Ehren empfangen. Auch hier führte er mehrere Aufträge aus: u.a. schuf er Büsten von Ludvig Holberg, Adam Oehlenschläger und Henrik Steffens, und auf Wunsch des Königshauses auch eine von sich selbst. Im Mai 1841 kehrte Thorvaldsen nach Rom zurück, um dort einige bereits zugesagte Aufträge zu erledigen. Bereits im Oktober 1842 kehrte er nach Kopenhagen zurück.

Am 24. März 1844 brach Thorvaldsen während einer Theatervorstellung in Kopenhagen plötzlich zusammen und starb noch am selben Tag im Alter von 73 Jahren. Er war nie verheiratet, hinterließ aber eine Tochter.

Zum Nachlassverwalter wurde seine Heimatstadt Kopenhagen eingesetzt. Das Erbe war mit der Verpflichtung verbunden, ein Gebäude für ein Museum zu schaffen. Die Stadt beauftragte den renommierten Architekten Gottlieb Bindesbøll, der das Thorvaldsen-Museum entwarf und errichtete. Es wurde ganz im italienischen Stil gestaltet und konnte 1846 eingeweiht werden. Erwähnenswert ist noch, dass in dem von vier Seiten umschlossenen Innenhof dieses Museums in einem einfachen schmucklosen Grab Thovaldsen seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.

Fast in seinem gesamten Werk thematisierte Thorvaldsen mythologische Gestalten, die er meist idealisiert, aber auch mit leisem Humor, in ihrer Einfachheit darstellte. Die Bedeutung seines Schaffens liegt eindeutig in der Wiederbelebung der Idylle der antiken Kunst.

Unter seinen Schülern sind Hermann Vilhelm Bissen, Hermann Ernst Freund, Emil Wolff, Ludwig Schwanthaler, Eduard Schmidt von der Launitz, Pietro Tenerani und Luigi Bienaimé zu nennen.

Medaillenporträts

Thorvaldsens Interesse galt auch der antiken Numismatik. Nach seinem Tod ging seine Sammlung von 3467 Münzen, davon 2794 griechische und 673 römisch/byzantinische in den Besitz seines Museums. Ungefähr 1000 Stück von minderer Erhaltung wurden 1866 in Kopenhagen versteigert. Thorvaldsens Porträt wurde auf etwa 20 Medaillen verewigt. Nachstehend einige Beispiele:

  • 1817 Bronze, 37 mm, Henri Francois Brandt
  • 1838 Bronze, 61 mm, Christen Christensen
  • 1837 Bronze, 54 mm, Giuseppe Galeazzi
  • o.J. Bronze, 45 mm, Gottlieb Goetze
  • 1838 Bronze, 38 mm, Friedrich König jun.
  • 1982 Bronze, 70 mm, Harald Salomon
  • 1837 Bronze, 45 mm, Carl Voigt

Literatur: Professor Dr. Peter Berghaus in: Geldgeschichtliche Nachrichten Nr. 159, Januar 1994, pp. 5-11, 'Numismatiker im Porträt', mit 23 Abbildungen, davon 4 Porträts und 1 Medaillenabbildung von Gottlieb Goetze

Kopenhagen, Frauenkirche, Christus

Werke (Auswahl)

Ehrungen

Thorvaldsen schuf 1839 das Stuttgarter Schillerdenkmal auf dem Alten Schlossplatz (heute Schillerplatz), als Ausdruck des Dankes erhielt er 1841 den Ehrenbürgerbrief der Stadt Stuttgart. Seit 1842 war er Mitglied des Ordens Pour le mérite für Wissenschaft und Künste.

Auch in Mainz wurde er 1835 mit der Ehrenbürgerwürde bedacht. Hier schuf er ein Gutenberg-Denkmal für den größten Sohn der Stadt.

Literatur

  • Gebhard Bott (Hrsg.): Künstlerleben in Rom, Bertel Thorvaldsen'´'. Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, 1991, ISBN 3-926982-23-3.
  • Joergen B. Hartmann: Antike Motive bei Thorvaldsen. Studien zur Antikenrezeption des Klassizismus. Wasmuth, Tübingen 1979, ISBN 3-8030-1026-8.
  • Julius H. Lange: Thorvaldsens Darstellung des Menschen. Siemens, Berlin 1894.
  • Dieter Ohly: Die Aegineten. Die Marmorskulpturen des Tempels der Aphaia auf Aegina; ein Katalog der Glyptothek München. Beck, München 1976 ff., ISBN 3-406-03333-4
  1. Die Ostgiebelgruppe. 1976, ISBN 3-406-06271-7
  2. Die Westgiebelgruppe. 2001, ISBN 3-406-06272-5
  • Harald Tesan: Thorvaldsen und seine Bildhauerschule in Rom. Böhlau, Köln 1998, ISBN 3-412-14197-6

Weblinks


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