USS Greeneville (SSN-772)

USS Greeneville (SSN-772)
Greeneville 2007 in Apra Harbor, Guam
Greeneville 2007 in Apra Harbor, Guam
Geschichte Flagge
Bestellung 14. Dezember 1988
Kiellegung 16. April 1992
Stapellauf 17. September 1994
Indienststellung 16. Februar 1996
Technische Daten
Verdrängung

6300 Tonnen aufgetaucht, 7100 Tonnen getaucht

Länge

110,3 m

Breite

10 m

Tiefgang

9,7 m

Tauchtiefe ca. 300 m
Besatzung

12 Offiziere, 115 Mannschaften

Antrieb

Ein S6G-Reaktor

Geschwindigkeit

30+ Knoten

Bewaffnung

4 533-mm-Torpedorohre, 12 VLS-Rohre

Die USS Greeneville (SSN-772) ist ein Atom-U-Boot der United States Navy und gehört der Los-Angeles-Klasse an. Die Greeneville wurde 1996 in Dienst gestellt und ist in Pearl Harbor auf Hawaii stationiert. Das U-Boot, 1996 als vorletzte Einheit seiner Klasse in Dienst gestellt, rammte bei einem simulierten Notauftauchen 2001 ein japanisches Fischereischulschiff das durch die Kollision unterging. Neun japanische Seeleute starben bei dem Unglück.

Inhaltsverzeichnis

Name, Insignie und Motto des Bootes

Insignie des Bootes

Die USS Greeneville wurde nach der Stadt Greeneville in Tennessee benannt, einer Stadt mit nur 15.000 Einwohnern. Dies ist insofern erwähnenswert, als dass dies die kleinste Stadt ist, nach der ein U-Boot benannt wurde.

Dies geht zurück auf eine Initiative der Greeneville Metal Manufacturing, einer Firma, die auch U-Boot-Teile fertigt. Aus dieser Firma heraus startete eine Initiative (USS GREENEVILLE Committee), die die Benennung eines U-Bootes nach der Stadt durchsetzen wollte. In dieser Kampagne waren neben dem Bürgermeister auch lokale Unternehmen und Bildungseinrichtungen eingebunden, letztlich flog sogar eine zwölfköpfige Delegation nach Washington D. C., wo sie Senatoren, aber auch Mitarbeiter des Marineministers und von Präsident George H. W. Bush trafen, um diese von ihrer Idee zu überzeugen. Schließlich hatte die Gruppierung Erfolg, am 12. Dezember 1989 teilte Marineminister Henry L. Garrett III mit, SSN-772 werde den Namen USS Greeneville erhalten.

Die Insignie des Greenville zeigt ein U-Boot im Tennessee River, dahinter die Appalachen. Im Vordergrund sind zwei gekreuzte Gewehre zu sehen. Das Logo wird eingerahmt vom Schriftzug USS Greeneville und dem Motto des Bootes, Volunteers Defending Frontiers (dt.: Freiwillige verteidigen die Grenzen). Dieses Motto lehnt sich an den offiziellen Spitznamen des Staates Tennessee an, Volunteer State.

Technik

Als Einheit der Los-Angeles-Klasse ist die 110 Meter lange und 10 Meter breite Greeneville in der Lage, unter Wasser Geschwindigkeiten von über 30 Knoten zu erreichen. Sie wird angetrieben von einer einzelnen, siebenblättrigen Schraube; über eine Welle wirken rund 35.000 PS, die von einem Druckwasserreaktor erbracht werden.

Die Greeneville gehört zum Flight III, also der dritten Modifikationsstufe der Los-Angeles-Klasse. Daher befinden sich die Tiefenruder nicht mehr am Turm, wie bei früheren Booten der Klasse, sondern direkt vor dem Turm am Rumpf und sind einziehbar, um das Auftauchen durch Oberflächeneis hindurch zu erleichtern.

Das Boot besitzt vier Bugtorpedorohre, durch die Mark-48-Schwergewichtstorpedos, aber auch Flugkörper der Modelle UGM-84 Harpoon und UGM-109F Tomahawk sowie Minen ausgestoßen werden können. Außerdem liegen vor dem Turm zwölf vertikale Abschussrohre für Tomahawk-Marschflugkörper, die allerdings während der Fahrt nicht nachgeladen werden können.

Geschichte

Bau und Testfahrten

Die Greeneville wurde am 14. Dezember 1988 bei Newport News Shipbuilding als 61. und vorletzte Einheit der Los-Angeles-Klasse für 900 Mio. US-Dollar bestellt. Die Kiellegung erfolgte am 16. April 1992, der Stapellauf am 17. Dezember 1994. Getauft wurde die Greeneville von Tipper Gore, der Ehefrau Al Gores. Die Indienststellung bei der US Navy fand am 16. Februar 1996 statt, ihr erster Kommandant war Duane B. Hatch. Sie wurde in der Norfolk Naval Base stationiert.

Die obligatorischen Funktionstests wurden von Februar bis Juli 1996 vor der Ostküste der Vereinigten Staaten durchgeführt. Danach folgte von August bis Februar 1997 eine Werftliegezeit, bei der die Geräuschdämmung und die Verlässlichkeit der Technik an Bord verbessert wurden. Außerdem wurde das Boot für den Transport von Tiefseerettungstauchbooten, dem Advanced SEAL Delivery System (ein Tauchboot zum verdeckten Einsatz von SEALs) sowie des Dry Deck Shelter nachgerüstet. Danach wurde die Greeneville nach Pearl Harbor auf Oʻahu (Hawaii) verlegt.

Erste Missionen

Die erste Mission der Greeneville von Pearl Harbor aus begann am 22. Juli 1998 und dauerte bis zum 22. Januar 1999. Die Fahrt führte in den westlichen Pazifischen Ozean. Während dieser Zeit besuchte die Greeneville die Städte Sasebo und Yokosuka in Japan und die Insel Guam.

Der Ehime-Maru-Unfall

Am 9. Februar 2001 fand 9 Seemeilen (sm) vor Diamond Head auf der hawaiischen Insel Oʻahu ein Tauchgang mit ausgewählten Zivilpersonen, darunter mehrere Vorstände diverser Rüstungsunternehmen, an Bord statt. Dabei wurde auch ein so genanntes Notauftauchen praktiziert, bei dem sämtliche Pressluft an Bord in die Ballasttanks gepumpt wird. Daneben wird die Geschwindigkeit noch auf „Äußerste Kraft“ erhöht, was bei der Los-Angeles-Klasse ca. 35 Knoten entspricht, so dass das Boot steil nach oben schießt und die Wasseroberfläche in einem 45°-Winkel mit hoher Geschwindigkeit durchbricht. Die Geschwindigkeit ist hierbei höher als die bei horizontaler Fahrt möglichen 35 Knoten, da durch das Ausblasen der Tanks noch eine vertikale Beschleunigung entsteht.

Während dieses Manövers waren zwei der Zivilisten an den Bedienelementen des Bootes. Gegen 13:38 Uhr Ortszeit (Hawaii-Aleutian Standard Time) verbrachte das Boot laut den Aufzeichnungen der Instrumente, die von der NTSB ausgewertet wurden, gut 1:30 Minuten auf Periskoptiefe (ca. 60-70 Fuß), tauchte danach in knapp 2:30 Minuten auf 405 Fuß (123 Meter) ab und änderte den Kurs nach Backbord, von 120° auf 20°. Direkt im Anschluss begann das Notauftauchen, welches gut eine Minute in Anspruch nahm.

Die Greeneville im Trockendock

Gegen 13.50 Uhr Ortszeit prallte das Heck der Greeneville gegen die achterne Backbordseite der Ehime Maru, einem japanischen Fischereischulschiff. Dabei schlitzte der obere Teil des Ruders das Schiff auf und öffnete den Maschinenraum zum Meer hin. Durch den starken Wassereinbruch sank die Ehime Maru in weniger als zehn Minuten; neun Besatzungsmitglieder des Schulschiffes, darunter vier Schüler, kamen dabei ums Leben, 26 weitere wurden von der US Coast Guard gerettet.

Navy-Taucher am Wrack der Ehime Maru

Das Wrack wurde acht Tage später in 610 Metern Tiefe gefunden. Im Oktober 2001 wurde das Wrack von zwei Firmen (Smit International und Crowley Maritime Corp.) im Auftrag der US Navy angehoben und näher zur Insel Oʻahu geschleppt, wo es in 35 Metern Tiefe wieder abgesetzt wurde. In den folgenden 29 Tagen führten japanische und amerikanische Taucher insgesamt 534 Tauchgänge durch und bargen neben persönlichen Gegenständen, dem Namensschild, der Schiffsglocke und dem Steuer auch acht der neun Leichen.

Am 25. November schließlich wurde die Ehime Maru ein letztes Mal angehoben und in 2600 Meter tiefem Wasser in Anwesenheit dreier Angehöriger der ehemaligen Crew versenkt. Die gesamte Operation kostete ca. 60 Mio US-Dollar.

Der Kommandant der Greeneville, der in Japan aufgewachsene Cmdr. Scott Waddle, übernahm die volle Verantwortung für das Unglück. Er erhielt einen Verweis, auf ein Militärgerichtsverfahren wurde allerdings verzichtet, so dass Waddle bei vollen Pensionsansprüchen ehrenhaft aus der Navy ausscheiden konnte. Er entschuldigte sich im März schriftlich bei den Hinterbliebenen sowie Politikern und Offiziellen der Schule. Waddle schrieb ein Buch über seine Erfahrungen, The right Thing (dt. Das Richtige), in dem er sich als guten Christen beschreibt, der sich der Qual gestellt hat anstatt Selbstmord zu begehen.

Auf Oʻahu wurde in Honolulu ein Denkmal für die Ehime Maru und ihre Toten errichtet.

Die USS Greeneville erlitt nur leichte Beschädigungen, musste jedoch ins Trockendock der Pearl Harbor Naval Shipyard, um entstandene Schäden am Ruder sowie mittschiffs auf Höhe des Turms beheben zu lassen. Dort blieb sie bis Anfang April 2001; im weiteren Verlauf des Monats führte sie mehrere Probe- sowie Auffrischungsfahrten durch. Die Reparatur kostete ca. 2 Mio. US-Dollar.

Ein eingerichteter Untersuchungsausschuss kam zu dem Ergebnis, dass sowohl die Sonarsuche wie auch eine Suche mit dem Periskop nicht ausführlich genug ausgeführt wurde, außerdem sollen die an Bord befindlichen Zivilisten die Kommunikation der Besatzungsmitglieder gestört haben.

Aufgrundlaufen bei Saipan

Die erste Entsendung nach dem Unfall begann im August 2001. Dabei begab sich die Greeneville unter ihrem neuen Kommandanten, Cmdr. David Bogan, auf eine Routinemission in den westlichen Pazifik (WESTPAC).

Während dieser Fahrt ereignete sich ein weiteres Unglück, als die Greeneville am 27. August auf Grund lief. Das Boot wollte zu einem Besuch in den Hafen von Saipan einlaufen. Die Anfahrt wurde jedoch auf Grund rauer See abgebrochen. Bei dem dafür notwendigen Wendemanöver schabte das Heck über die Riffe nahe der Hafeneinfahrt. Hierbei wurden die Unterseite der Hülle und das Ruder leicht beschädigt. Die Greeneville fuhr danach an der Oberfläche nach Guam, wo Marinetaucher eines U-Boot-Tenders den Schaden untersuchten, jedoch keine schweren Schäden feststellen konnten. Die Kosten für die Reparaturen beliefen sich auf gut 120.000 US-Dollar.

Im Anschluss daran erfolgte am 11. September eine formale Untersuchung des Vorfalls unter der Leitung des Konteradmirals Joseph E. Enright. Der Untersuchungsbericht stellte die Verwendung veralteter Seekarten fest, die unzureichend manuell aktualisiert worden sind. Besonders fatal war offenbar die im Bericht genannte Missinterpretierung der Seezeichen, die entsprechend dem Lateralsystem die Schifffahrtsstraße zum Hafen seitlich markierten. Diese Fehleinschätzung ergab sich wohl aus dem Umstand, dass an amerikanischen Küsten das IALA-B-System verwendet wird, während im westlichen Pazifik überwiegend das IALA-A-System üblich ist. So kam es, dass ein Kurs gesetzt und genehmigt wurde, der das U-Boot außerhalb des gekennzeichneten Fahrwassers führte, wo es zur Grundberührung kam. All dies unternahm die Besatzung dem Bericht zufolge ohne den Versuch, die Hilfe eines Hafenlotsens in Anspruch zu nehmen. Am 12. September wurden von der disziplinarischen Kommission des Konteradmirals Joseph E. Enright (Admiral’s Mast) allen beteiligten Offizieren Verweise wegen Gefährdung des Schiffs erteilt. Aufgrund der Untersuchung wurde David Bogan durch den Konteradmiral John B. Padgett III seines Kommandos enthoben.[1]

Kollision mit der USS Ogden

Greeneville Tage vor der Kollision ebenfalls bei einem Personaltransfer

Der nächste Einsatz der Greeneville fand ab Ende 2001 statt und sah für das U-Boot Operationen als Geleitschutz für die USS Bonhomme Richard (LHD-6) im Rahmen der Operation Enduring Freedom vor. Nur ein halbes Jahr nach dem Vorfall vor Saipan, am 27. Januar 2002, kollidierte die Greeneville während eines Personaltransfers 40 sm vor der Küste von Oman mit der USS Ogden (LPD-5). Das Wetter während der Operation wurde als windig beschrieben. Zwei Matrosen, bei denen Todesfälle in der Familie aufgetreten waren, sollten die Greeneville verlassen und in die Vereinigten Staaten zurückkehren. Noch bevor der Transfer stattfinden konnte, berührten sich beide Schiffe, wobei das Heckruderkreuz der Greeneville mit der Beplankung der Ogden zusammenstieß. Dabei wurde ein Treibstofftank der Ogden aufgerissen und durch das 13 x 46 cm große Loch liefen mehrere tausend Liter Dieseltreibstoff ins Meer. Beide Schiffe konnten die Unglücksstelle jedoch mit eigener Kraft verlassen, es gab keine Verletzten.

Die Schäden an der Greeneville wurden später in Diego Garcia behoben. Die Kosten beliefen sich auf ca. 200.000 US-Dollar. Der Kommandant, Cmdr. Lee Hankins, der die Greeneville seit dem 22. Oktober befehligte, wurde gerügt, behielt sein Kommando aber. Im Gegensatz dazu wurde der Kommandant der Ogden, Cmdr. William Edwards, von seinem Kommando entbunden.

Die Greeneville als Teil einer Expeditionary Strike Group

Cmdr. Lee Hankins (links) mit Cmdr. Lorin Selby

Bezüglich der turnusmäßigen Ablösung von Hankins im Juli 2004, als Cmdr. Lorin Selby das Boot übernahm, sagte der Commodore des Submarine Squadron One, dem die Greeneville angehört, Capt. Cecil Haney:[2]

„The performance of USS Greeneville during Capt. Hankins’ tour has been nothing but remarkable. It has been marked by top grades in both tactical and engineering readiness.“

„Die Leistungen der USS Greeneville während Kapitän Hankins Tour sind bemerkenswert. Die Zeit war geprägt von besten Noten in sowohl taktischer wie auch technischer Einsatzbereitschaft.“

Sowohl während der Zeit unter Hankins als auch später unter Selby übte die Greeneville als erstes U-Boot in einer solchen Einheit ihre Rolle in der Expeditionary Strike Group One, die als schnelle Eingreiftruppe in Zeiten des Krieges gegen den Terrorismus dient. (Zitat Cmdr. Harkin: We are a 9-1-1 force, dt: Wir sind die schnelle Eingreiftruppe der 110) [3].

Die erste Entsendung mit der ESG 1 begann Ende August 2003 und dauerte sechs Monate. Flaggschiff der Gruppe, die aus insgesamt sieben Einheiten besteht, war die USS Peleliu (LHA-5). Außerdem waren zwei weitere Landungsschiffe (USS Germantown (LSD-42) und USS Ogden (LPD-5)), ein Kreuzer (USS Port Royal (CG-73)), eine Fregatte (USS Jarrett (FFG-33)) und ein Zerstörer (USS Decatur (DDG-73)) beteiligt.

Der Einsatz dauerte bis in den März 2004, die Greeneville bekam dafür die Navy Unit Commendation verliehen, die in Friedenszeiten für im Vergleich zu anderen Einheiten exzellent ausgeführte Operationen vergeben wird.

Spätere Operationen

Ende 2006 verlegte die Greeneville zu ihrer nächsten Einsatzfahrt. Die nicht näher spezifizierte, sechsmonatige Fahrt führte das U-Boot in den Befehlsbereich der 7. Flotte, also den westlichen Pazifik und den indischen Ozean. Unter anderem befand sich die Greeneville Anfang 2007 für Wartungsarbeiten einige Tage in Apra Harbor auf Guam. Im Anschluss nahm sie an der Übung Exercise Foal Eagle 2007 teil und machte dann im April zu einem Freundschaftsbesuch in Jinhae, Südkorea, fest.

Im Oktober 2007 verließ das U-Boot Pearl Harbor und lief in den Atlantik, um sich in der Portsmouth Naval Shipyard in Kittery, Maine einer gründlichen Überholung und Modernisierung zu unterziehen. Diese dauerte bis Juni 2009.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. navy.mil: „Admiral's Mast for USS Greeneville (SSN 772) crewmembers“ (Bericht über die Untersuchung nach dem Aufgrundlaufen bei Saipan; engl.)
  2. navy.mil: Selby relieves Hankins as Commanding Officer USS Greeneville
  3. navy.mil: „USS Greeneville deploys with Expeditionary Strike Group One“ (engl.)

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