- Udo Pollmer
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Udo Pollmer (* 5. Juni 1954 in Himmelpforten) ist ein deutscher Lebensmittelchemiker und Fachbuchautor zur Ernährung, der durch kritische und provokante Aussagen zu Ernährungsempfehlungen und Diäten bekannt geworden ist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Pollmer studierte Lebensmittelchemie an der Universität München bei Theodor Severin. Seit dem Jahre 1981 arbeitet er als selbstständiger Wissenschaftsjournalist und Unternehmensberater. Pollmer war mehrere Jahre lang Lehrbeauftragter für Haushalts- und Ernährungswissenschaften an der Fachhochschule Fulda sowie der Universität Oldenburg. Pollmer ist seit 1994 wissenschaftlicher Leiter[1] des gemeinnützigen eingetragenen Vereins Europäisches Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften e. V. (EU.L.E. e.V.) in München. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung und war maßgeblich am Aufbau des 2008 in Hamburg eröffneten Deutschen Zusatzstoffmuseums beteiligt.
Pollmer lebt in Gemmingen bei Heilbronn.
Wirken
Er veröffentlicht regelmäßig Artikel und Kolumnen in Zeitschriften und tritt in Fernseh- und Hörfunkdokumentationen auf. Unter dem Titel „Mahlzeit“ hat er seit Jahren eine eigene Radio-Kolumne zu Ernährungsthemen im Deutschlandradio Kultur (früher Deutschlandradio Berlin). Auf YouTube veröffentlicht EU.L.E. e.V. Beiträge zum Thema Ernährung.[2]
So rät Pollmer von übermäßigem Verzehr von Rohkost (sowohl tierisch als auch pflanzlich)[3] ab, da Rohkost im Gegensatz zu gekochter Kost stärker mikrobiologisch belastet sei, und auch, weil der Mensch ein "Coctivor"[4] sei, also eine gemeinsame Evolution mit dem Kochen habe. Rohkost ist seiner Meinung nach "nicht gesund, sondern lediglich essbar - so wie rohe Eier auch."[5] Die EHEC-Epidemie 2011 habe Deutschland den "größten bakteriellen Ausbruch nach dem 2. Weltkrieg" gebracht.[6]
In einer Fernsehsendung im Juni 2011 vertrat er hinsichtlich der Verbreitung von EHEC die These: „Die Empfehlung, möglichst viel rohes Obst und Gemüse zu essen, setzt Verbraucher einem vermeidbaren Gesundheitsrisiko aus“. Dieser Auffassung trat der SPD-Gesundheitspolitiker und Epidemiologe Karl Lauterbach mit dem Argument entgegen, dass EHEC auch über Fleisch übertragen werde, woraufhin Pollmer unwidersprochen anmerkte: „Rohe Lebensmittel übertragen Krankheitskeime“.[7]
Er bezeichnete Ärzte, die den Body-Mass-Index als Maßstab für Übergewicht verwenden als "plemplem", denn "wie kommt ein Mediziner auf die Idee, für Frauen und Männer, für Junge und Alte den gleichen Maßstab anzulegen?"[8]
Pollmer ist der Meinung, dass die Lebensmittel-Panschereien zunehmen, "vor allem solche, die der ‘Gesundheit‘ dienen sollen"[9] und spricht sich dafür aus, die Glutamat-Menge in Nahrungsmitteln zu begrenzen: "Wenn mit hoch dosierten Geschmacksverstärkern teure Rohstoffe wie Fleisch ersetzt werden sollen, ist das aus meiner Sicht Betrug."[10]
In einem anderen Interview empfahl er, einen "Kater" durch den maßvollen Konsum von Alkohol am Folgetag zu bekämpfen.[11]
Kritik
Mit seinen Ansichten insbesondere zur Ernährung liegt er oft konträr zu etablierten Vorstellungen von gesunder Ernährung. Unter Ernährungswissenschaftlern gilt er als umstritten. Ibrahim Elmadfa, Direktor des Instituts für Ernährungswissenschaft an der Universität Wien[12] „reagiert jedenfalls auf den Namen Pollmer allergisch: Konstruktive Kritik wäre gut, aber Pollmer spricht nicht unsere Sprache, er gehört nicht zu unserem Kreis. Außerdem ist er Chemiker, nicht Ernährungswissenschaftler“.[13] (Pollmer ist Lebensmittelchemiker)
Deutschlandradio Kultur bezeichnete ihn aufgrund seiner umstrittenen Thesen als "enfant terrible der deutschen Ernährungswissenschaft".[14]
Bücher
- Iß und stirb. Chemie in unserer Nahrung (mit Eva Kapfelsperger). Kiepenheuer & Witsch, Köln 1982; ebd. 1992, ISBN 3-462-02187-7
- Prost Mahlzeit! Krank durch gesunde Ernährung (mit Karin Haug, Ulrike Gonder, Andrea Fock). Kiepenheuer & Witsch, Köln 1994; ebd. 2001, ISBN 3-462-03012-4
- Liebe geht durch die Nase. Was unser Verhalten beeinflusst und lenkt. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1997; ebd. 2001, ISBN 3-462-03011-6
- Vorsicht Geschmack. Was ist drin in Lebensmitteln? Mit Verbraucherlexikon der Zusatzstoffe (mit Cornelia Hoicke, Hans-Ulrich Grimm). Hirzel, Stuttgart 1998; Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-60790-5
- Wohl bekomm’s! Was Sie vor dem Einkauf über Lebensmittel wissen sollten (mit Brigitte Schmelzer-Sandtner). Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998; ebd. 2001, ISBN 3-462-03014-0
- Lexikon der populären Ernährungsirrtümer. Missverständnisse, Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten von Alkohol bis Zucker (mit Susanne Warmuth). Eichborn, Frankfurt am Main 2000; Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-25335-2
- Eßt endlich normal! Wie die Schlankheitsdiktatur die Dünnen dick und die Dicken krank macht (mit Richard Friebe, Gerd Knoll). Piper, München 2005; ebd. 2007, ISBN 978-3-492-24942-3
- Lexikon der Fitness-Irrtümer. Mißverständnisse, Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten von Aerobic bis Zerrung (mit Monika Niehaus). Eichborn, Frankfurt am Main 2003; Piper, München 2006, ISBN 3-492-26174-4
- Food-Design: Panschen erlaubt. Wie unsere Nahrung ihre Unschuld verliert (mit Monika Niehaus). Hirzel, Stuttgart 2007; 3. A. ebd. 2010, ISBN 978-3-7776-1802-9
- Wer gesund isst, stirbt früher. Tatsachen und Trugschlüsse über unser Essen (mit Monika Niehaus). BLV, München 2008, ISBN 978-3-8354-0312-3
- Pillen, Pulver, Powerstoffe. Die falschen Versprechen der Nahrungsergänzungsmittel (mit Susanne Warmuth). Eichborn, Frankfurt am Main 2008; Piper, München 2010, ISBN 978-3-492-25336-9
- Wer gesund lebt, ist selber schuld. Was uns die Gesundheitsapostel verschweigen (mit Monika Niehaus). BLV, München 2010, ISBN 978-3-8354-0651-3
- Opium fürs Volk. Natürliche Drogen in unserem Essen (mit Andrea Fock, Jutta Muth, Monika Niehaus). Rowohlt, Oktober 2010, ISBN 3-499-62635-7
Auszeichnungen
- 2008: Im Ranking der Cicero-Liste zu Deutschlands wichtigsten Vordenkern ist Udo Pollmer unter den 40 prominentesten Naturwissenschaftlern vertreten[15]
Einzelnachweise
- ↑ Das EU.L.E.-Team Website des EU.L.E. e.V. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ YouTube-Kanal des EU.L.E. YouTube.com. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ EHEC - Rundschau für Fleischhygiene und Lebensmittelüberwachung 7/2011 Website des EU.L.E. e.V. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Video - Udo Pollmer über die Bedeutung der Küche für die Evolution des Menschen YouTube.com. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Udo Pollmer und Manfred Stein: Pflanzliche Rohkost ist gesund - Stimmt das? Website des EU.L.E. e.V. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Die Bienenbütteler Biokeime Website des Deutschlandradio Kultur. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Gemüsebeet unter Generalverdacht, vom 10. Juni 2011 Handelsblatt.de. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Daniela Niederberger:"Ein bisschen Salat können Sie essen", vom 13. Januar 2011 Weltwoche.ch. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ 5 Fragen an Udo Pollmer Website des Das-ist-drin-Blog. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ ORF Themenschwerpunkt Ernährung:Läusekacke und Gedärm - Udo Pollmer isst normal Website des ORF. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Ernährungsexperte empfiehlt Alkohol gegen Kater, von 1. Januar 2011 Welt.de. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Prof. Dr. I. Elmadfa Website der "International Union of Nutritional Sciences". Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Stepan Löffer:Wissenschaft stört Essen Website der Falter Verlagsgesellschaft. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Rezension des Buches von Johannes Kaiser: Dick und doch gesund. (Udo Pollmer über den Schwindel der Diätindustrie), vom 1. Oktober 2005 Website des Deutschlandradio Kultur. Abgerufen am 15. August 2011
- ↑ Cicero-Liste - Deutschlands prominenteste Naturwissenschaftler Website des Biozentrum der Uni Würzburg. Abgerufen am 15. August 2011
Weblinks
- Literatur von und über Udo Pollmer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Pollmer im Deutschlandradio Kultur: Sendereihe "Mahlzeit"; ältere Beiträge im Archiv
- Webpräsenz des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften e.V.
- YouTube-Kanal des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften e.V.
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