Bauart-Bezeichnungssystem für Reisezugwagen

Bauart-Bezeichnungssystem für Reisezugwagen

Reisezugwagen-Typen werden nach einem international von der UIC genormten System unterschieden, welches auch in Deutschland die früheren nationalen Bezeichnungen ersetzte. Die Bauart des Wagens wird dabei durch eine Buchstabenkombination ausgedrückt. Bei der Deutschen Bahn kommt noch eine dreistelligen Bauartnummer hinzu. Im weiteren Sinne gehört auch noch die am Wagen angeschriebene Fahrzeugnummer zur Bauartbezeichnung, da sich in ihr verschlüsselt weitere technische Angaben wie die Höchstgeschwindigkeit oder die Bauart der Heizung wiederfinden.

Und so sieht beispielhaft die vollständige Bauartbezeichnung eines Reisezugwagens inklusive seiner Wagennummer aus:

73 80 29-94 708-7 Bpmbz 293.6

Dieser Artikel beschäftigt sich damit, wie diese Angabe auf dem Langträger jedes Wagens zu decodieren ist.

Inhaltsverzeichnis

Gattungsbuchstaben

Den Anfang der Bauartbezeichnung bilden stets ein oder mehrere Gattungsbuchstaben, in unserem Beispiel oben das große B. Sie bezeichnen im Groben die Gattung des Wagens:

A Sitzwagen mit Plätzen 1. Klasse
B Sitzwagen mit Plätzen 2. Klasse
AB Sitzwagen mit Plätzen 1. und 2. Klasse
AR Halbspeisewagen mit Plätzen 1. Klasse, Küche und Speiseraum
BR Halbspeisewagen mit Plätzen 2. Klasse, Küche und Speiseraum
AD, BD Halbgepäckwagen mit Plätzen 1. bzw. 2. Klasse und Gepäckraum
D Gepäckwagen
DA, DB Doppelstockwagen mit Plätzen 1. bzw. 2. Klasse (nur Deutschland)
DD Doppelstock-Gepäckwagen (nur bei der DR)
DD Doppelstock-Autotransportwagen der Reisezugwagen-Bauart (eingesetzt in Autoreisezügen)
Post Postwagen (nur Deutschland)
F Postwagen (nur Österreich)
BPost Sitzwagen mit Plätzen 2. Klasse und Postabteil
DPost Gepäckwagen mit Postabteil
WG Gesellschaftswagen („Tanzwagen“) (nur Deutschland)
WGS Sondergesellschaftswagen („Salonwagen“) (nur Deutschland)
SR Gesellschaftswagen
Salon Salonwagen
WR Speisewagen
WL… Schlafwagen (nur in Verbindung mit A oder B)
K… Schmalspurwagen (nur in Verbindung mit A, B oder D)
Z Postwagen (nur Schweiz)
Z Gefangenentransportwagen / Zellenwagen (nur bei der DR)

Kennbuchstaben (Deutsche Bahn AG)

Die dem Gattungskennzeichen folgenden Kleinbuchstaben stehen für die technische Ausrüstung und Einrichtung des Wagens. Wie die Kennbuchstaben belegt werden, liegt zumindest teilweise in der Hand der jeweiligen Bahngesellschaft. Diese Übersicht hält sich an das System der Deutschen Bahn AG:

m Personenverkehrswagen mit einer Länge von mehr als 24,5 Meter, Übergang mit Gummiwulst (außer bei DDm)
l Wagen wie m-Wagen, jedoch ohne Seitengang (derzeit nicht in Gebrauch)
n Nahverkehrswagen mit einer Länge von mehr als 24,5 Metern, Großraum mit Mittelgang in der zweiten Klasse (zwölf fiktive Abteile), Mittel- oder Seitengang in der ersten Klasse, zwei Mitteleinstiege, geeignet für Wendezugbetrieb (36polige Steuerleitung)
y Nahverkehrswagen mit einer Länge von mehr als 24,5 m, Großraum mit Mittelgang in der 2. Klasse (11 fiktive Abteile), zwei Mitteleinstiegen, geeignet für Wendezugbetrieb (34polige Steuerleitung)
x S-Bahn-Wagen mit Großraum mit Mittelgang, Zugsammelschiene zur Stromversorgung, Mitteleinstiegen und Hochleistungsbremse (siehe auch: x-Wagen)
p Wagen mit Großraum und Mittelgang („pullman-artig“), klimatisiert
v Fernverkehrswagen mit verringerter Abteilanzahl (11 statt 12 bei Bm und 9 statt 10 bei Am-Wagen,6/4 statt 6/5 bei ABm-Wagen)
o zusätzlich zu m: weniger Abteile und ohne Klimaanlage
i zusätzlich zu m: ehemalige InterRegio-Wagen
früher: Wagen mit Übergang, aber ohne Faltenbalg oder Gummiwulst
c Wagen mit Abteilen, in denen die Sitzplätze in Liegeplätze (Couchettes) umgewandelt werden können (Liegewagen)
d Wagen mit Mehrzweckraum oder Fahrradwagen
k Wagen mit Bistro-/Kiosk- oder Küchenabteil oder Warenautomaten
a Wagen ist für das technikbasierte Abfertigungsverfahren ausgerüstet.
r Wagen mit Hochleistungs-Bremse (Rapid-Bremse) KE-GPR. Nur in Verbindung mit n oder bei Postwagen verwendet.
s bei Gepäckwagen: Seitengang
bei Schlafwagen: Bauart Spezial (kleine Ein- oder Zweibettabteile)
b Wagen mit behindertengerechter Ausrüstung
früher: Wagen mit Steuer-(Befehls-)Leitung
h Wagen, der sowohl über Zugsammelschiene als auch eigene Achsgeneratoren mit Strom versorgt werden kann
außerdem: Kennzeichen nicht umgebauter Nahverkehrswagen der Reichsbahn-Bauart
z Wagen mit Energieversorgung aus der Zugsammelschiene (ohne Achsgeneratoren)
u Wagen mit 34-poliger Wendezugsteuerleitung (DR-Bauart)
uu Wagen mit 36-poliger Wendezugsteuerleitung (DB-Bauart) (n schließt dieses Merkmal ein)
q Steuerwagen mit 34-poliger Steuerleitung (nur nicht modernisierte Fahrzeuge, die nicht das n oder y tragen)
f Steuerwagen mit 36-poliger Steuerleitung oder zeitmultiplexer Wendezugsteuerung
zusätzlich zu u: Steuerwagen mit 34-poliger Leitung oder zeitmultiplexer Wendezugsteuerung

Kennbuchstaben (Österreichische Bundesbahnen)

Die Österreichischen Bundesbahnen verwenden unterschiedliche Kennbuchstaben für zwei- und vierachsige Wagen. Die folgenden Gattungszeichen gelten seit 1981. Die Kennbuchstaben d für Doppelstockwagen, l für wendezugfähige Wagen und s für Steuerwagen werden nach einem Bindestrich angeschrieben (Beispiel: Bmpz-ds).

c Vierachsiger Liegewagen (Couchette)
m Vierachsiger Wagen mit mehr als 24 Meter Länge
p Vierachsiger Wagen mit Großraum und Mittelgang
s bei vierachsigen Gepäckwagen mit Seitengang
x bei vierachsigen Gepäckwagen für Expressgut
z Vierachsiger Wagen mit Energieversorgung aus der Zugsammelschiene
h Zweiachsiger Wagen mit elektrischer Heizung
i Zweiachsiger Wagen mit offenen Plattformen und Mittelgang
ip Zweiachsiger Wagen mit geschlossenen Plattformen und Mittelgang
o Zweiachsiger Wagen ohne Dampfheizung
ü Zweiachsiger Wagen mit Faltenbalg-Übergang
w Zweiachsiger Wagen mit Webasto-Eigenheizung (Triebwagenanhänger)
-d Doppelstockwagen
-k Wagen mit Zugführerkabine
-l Wagen mit Steuerleitung für Wendezugbetrieb
-s Steuerwagen für Wendezugbetrieb

Fahrzeugnummer

Siehe: Wagennummer

Wagengattung (Ziffer 5)

0 = Privatwagen 1 = A 2 = B 3 = AB 4 = Ac, Ac Bc 5 = Bc 7 = bahneigene Schlafwagen, alle Klassen

Quellenangaben


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • UIC-Bauart-Bezeichnungssystem für Reisezugwagen — Reisezugwagen werden nach einem international von der UIC genormten System unterschieden, welches auch in Deutschland die früheren nationalen Bezeichnungen ersetzte. Die Bauart eines Personenwagens wird dabei durch die UIC Gattungszeichen… …   Deutsch Wikipedia

  • Bauart-Bezeichnungssystem für Güterwagen — Dieser Hbbillns der ITL mit Ländercode 56 ist in der Slowakei beheimatet …   Deutsch Wikipedia

  • UIC-Bauart-Bezeichnungssystem für Güterwagen — Gedeckter Güterwagen der Sonderbauart mit dem UIC Gattungszeichen Hbillns …   Deutsch Wikipedia

  • Reisezugwagen — Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Reisezugwagen im Bahnwesen. In der Schweiz wird der Begriff Personenwagen auch anstelle von Personenkraftwagen gebraucht. Die entsprechende Abkürzung heißt dann auch „Pw“ statt „Pkw“. Eine Beschreibung… …   Deutsch Wikipedia

  • Code für das Austauschverfahren — Der Code für das Austauschverfahren wird seit 1964 als erste und zweite Stelle der seitdem genutzten zwölfstelligen Wagennummer an der Seitenwand eines Eisenbahnwagens angeschrieben. Er wurde von der UIC und der OSShD verbindlich für die… …   Deutsch Wikipedia

  • Kode für das Austauschverfahren — Der Code für das Austauschverfahren wird seit 1964 als erste und zweite Stelle der seitdem genutzten zwölfstelligen Wagennummer an der Seitenwand eines Eisenbahnwagens angeschrieben. Er wurde von der UIC und der OSShD verbindlich für die… …   Deutsch Wikipedia

  • Abkürzungen/Eisenbahn — Die Verwendung von Abkürzungen ist im Eisenbahnwesen weit verbreitet. Bei den deutschen Eisenbahnen gibt es zur Anwendung von Abkürzungen besondere Vorschriften, bei denen grundsätzlich der sonst bei Abkürzungen übliche Punkt weggelassen wird. Im …   Deutsch Wikipedia

  • Hgbf — Die Verwendung von Abkürzungen ist im Eisenbahnwesen weit verbreitet. Bei den deutschen Eisenbahnen gibt es zur Anwendung von Abkürzungen besondere Vorschriften, bei denen grundsätzlich der sonst bei Abkürzungen übliche Punkt weggelassen wird. Im …   Deutsch Wikipedia

  • Whzküös — Die Verwendung von Abkürzungen ist im Eisenbahnwesen weit verbreitet. Bei den deutschen Eisenbahnen gibt es zur Anwendung von Abkürzungen besondere Vorschriften, bei denen grundsätzlich der sonst bei Abkürzungen übliche Punkt weggelassen wird. Im …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Wagengattungen — Das System der Wagengattungen wurde in Deutschland 1902 bzw. 1905 von den Preußischen Staatseisenbahnen eingeführt und bald auch von den anderen Länderbahnen verwendet. Mit Gründung der Deutschen Reichsbahn wurde das System in ganz Deutschland… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”