- Victor Barna
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Victor Barna (auch Viktor Barna [ˈviktor ˈbɒrnɒ]; * 24. August 1911 in Budapest; † 28. Februar 1972 in Lima) war ein ungarischer Tischtennisspieler. Er wurde 23 mal Weltmeister.
Inhaltsverzeichnis
Namensformen
Barnas Geburtsname lautete Győző Braun, aber wegen der antisemitischen Stimmung im Ungarn der Zwischenkriegszeit magyarisierten einige jüdische ungarische Spieler ihre deutsch klingenden Nachnamen. Daher änderte er seinen Namen in Viktor Barna.[1] Während des 2.Weltkrieges änderte er den Vornamen in Victor.
Werdegang in Ungarn
Barnas Vater war Drucksetzer. Barna erlernte Tischtennis im Alter von 13 Jahren in einem lokalen Sportverein in Budapest. Bald gehörte er zu den Spitzenspielern in Ungarn. Erstmals wurde er bei der Tischtennisweltmeisterschaft 1930 in Berlin Weltmeister im Einzel. Insgesamt gewann er 32 Medaillen bei Weltmeisterschaften: 23 Mal Gold, 6 Mal Silber und 3 Mal Bronze. 17-mal wurde er ungarischer Meister. Mehrmals wurde er mit dem ungarischen Team Weltmeister. Am erfolgreichsten war er bei der Weltmeisterschaft 1935, als er jeweils im Einzel, Doppel und Mixed den 1. Platz belegte. Zwischendurch nahm er oft erfolgreich an Turnieren in Nordamerika, Australien und Europa teil.
Barna war in der Lage, mit der Rückhand aus dem Handgelenk einen Ball mit Schnitt hochzuziehen. Diese Technik wurde als Rückhand-Flickball berühmt.
Frankreich
1932 zog Barna nach Frankreich um. 1935 wurde seine Karriere unterbrochen: Bei einem Autounfall in Frankreich am 10. Mai wurde sein rechter Arm schwer verletzt. Dennoch gewann er bei der Weltmeisterschaft 1939 den Doppelwettbewerb (mit Richard Bergmann).
Zweiter Weltkrieg
Am 22. April 1939 heiratete Barna in England Susie Arany (auch Suzy). Im September 1939, während des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges, hielt er sich mit seiner Frau in Amerika auf. Barna kehrte nach Europa zurück, um gegen die Nazis zu kämpfen. Er meldete sich bei der britischen Armee und wurde als Fallschirmspringer in Jugoslawien eingesetzt. Nachdem sich die Briten aus Jugoslawien zurückgezogen hatten, blieb Barna in England und veranstaltete Schaukämpfe – oft im Savoy Hotel. Bei internationalen Kämpfen trat er für England an. Seinen Vornamen anglisierte er: aus Viktor wurde Victor.
Victor Barnas jüngerer Bruder Tibor - ungarischer Meister von 1941 - blieb in Ungarn zurück, er kam im Holocaust ums Leben[2].
Nach dem Krieg ließ er sich mit seiner Frau in Pinner (London) nieder. 1952 erhielt er die britische Staatsbürgerschaft. 1954 war die letzte Weltmeisterschaft, an der er teilnahm.
Nachkriegszeit
Später wurde er Vertreter für einen Londoner Sportartikelhersteller (Dunlop Sports Company), natürlich für Tischtennisprodukte, später aber auch für die Bereiche Tennis, Leichtathletik und Golf. Ende der 1950er Jahre schrieb er den Tischtennis-Leitfaden Der Weg zum Erfolg (Lübeck, Verlag Oskar Klokow), 1962 veröffentlichte er das Buch Table Tennis Today (London: Arthur Barker).
Am 20. April 1967 gründete Barna zusammen mit u. a. Dr. Dieter Mauritz den Internationalen Swaythling Club und wurde dessen Vorsitzender.
1972 starb Barna in Lima an den Folgen eines Herzinfarktes.
1973 stiftete Barnas Frau den Victor Barna Memorial Cup. Dieser wird an den erfolgreichsten Teilnehmer bzw. die erfolgreichste Teilnehmerin einer Weltmeisterschaft vergeben, wobei man den Erfolg nach einem bestimmten Wertungssystem errechnet.
Im Jahr 1981 wurde Victor Barna in die International Jewish Sports Hall of Fame aufgenommen.[3]
Erfolge
- Weltmeisterschaften
- 1929 in Budapest – 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados, 1. Platz mit Team Ungarn
- 1930 in Berlin – 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados, 3. Platz im Mixed mit Magda Gál (Ungarn), 1. Platz mit Team Ungarn
- 1931 in Budapest – 2. Platz Einzel, 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados, 2. Platz Mixed mit Anna Sipos (Ungarn), 1. Platz mit Team Ungarn
- 1932 in Prag – 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados, 1. Platz Mixed mit Anna Sipos (Ungarn), 2. Platz mit Team Ungarn
- 1933 in Baden – 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel mit Sándor Glancz, 3. Platz Mixed mit Anna Sipos (Ungarn), 1. Platz mit Team Ungarn
- 1934 in Paris – 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados, 2. Platz Mixed mit Anna Sipos (Ungarn), 1. Platz mit Team Ungarn
- 1935 in London – 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados, 1. Platz Mixed mit Anna Sipos (Ungarn), 1. Platz mit Team Ungarn
- 1936 in Prag – 5.Platz mit Team Ungarn
- 1937 in Baden (Österreich)- 2. Platz mit Team Ungarn
- 1938 in London – 3. Platz Einzel, 2. Platz Doppel mit László Bellák, 1. Platz mit Team Ungarn
- 1939 in Kairo – 1. Platz Doppel mit Richard Bergmann (Barna tritt für England an)
- 1947 in Paris – 3. Platz Doppel mit Adrian Haydon, 3. Platz Mixed mit Margaret Franks (England)
- 1948 in London – 3. Platz Doppel mit Richard Bergmann
- 1949 in Stockholm – 3. Platz mit Team England
- 1952 in Bombay – 3. Platz Doppel mit Adrian Haydon, 3. Platz Mixed mit Rosalind Rowe (England)
- 1953 in Bukarest – 3. Platz Doppel mit Adrian Haydon
- 1954 in London – 2. Platz Doppel mit Michel Haguenauer (FRA), 3. Platz Mixed mit Rosalind Rowe (England)
- Ungarische Meisterschaften
- 1929 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados
- 1930 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados, 1. Platz Mixed mit Anna Sipos
- 1931 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados, 1. Platz Mixed mit Anna Sipos
- 1932 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel mit Miklós Szabados, 1. Platz Mixed mit Anna Sipos
- 1938 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel mit István Boros, 1. Platz Mixed mit Dóra Beregi
- Offene englische Meisterschaften
- 1931 1. Platz Doppel (mit Miklós Szabados)
- 1933 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit Sándor Glancz)
- 1934 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit Tommy Sears)
- 1935 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit Tommy Sears)
- 1937 1. Platz Einzel
- 1938 1. Platz Einzel, 1. Platz Doppel (mit László Bellák)
- 1939 1. Platz Doppel (mit László Bellák)
- 1949 1. Platz Doppel (mit Richard Bergmann)
- Sonstige Veranstaltungen
- 1936 Sieger im Einzel der US Open
Ergebnisse aus der ITTF-Datenbank
Verband Veranstaltung Jahr Ort Land Einzel Doppel Mixed Team ENG Weltmeisterschaft 1954 Wembley ENG keine Teiln. Silber Halbfinale ENG Weltmeisterschaft 1953 Bukarest ROU Scratched Halbfinale Viertelfinale ENG Weltmeisterschaft 1952 Bombay IND keine Teiln. Halbfinale Halbfinale ENG Weltmeisterschaft 1951 Wien AUT Scratched letzte 16 letzte 16 ENG Weltmeisterschaft 1950 Budapest HUN Scratched Viertelfinale Viertelfinale ENG Weltmeisterschaft 1949 Stockholm SWE letzte 128 Viertelfinale keine Teiln. 3 ENG Weltmeisterschaft 1948 Wembley ENG Viertelfinale Halbfinale Viertelfinale 5 ENG Weltmeisterschaft 1947 Paris FRA letzte 128 Halbfinale Halbfinale ENG Weltmeisterschaft 1939 Kairo EGY Viertelfinale Gold Viertelfinale HUN Weltmeisterschaft 1938 Wembley ENG Halbfinale Silber letzte 16 1 HUN Weltmeisterschaft 1937 Baden AUT letzte 32 Viertelfinale letzte 16 2 HUN Weltmeisterschaft 1936 Prag TCH letzte 32 letzte 16 Viertelfinale 3 HUN Weltmeisterschaft 1935 Wembley ENG Gold Gold Gold 1 HUN Weltmeisterschaft 1934 Paris FRA Gold Gold Silber 1 HUN Weltmeisterschaft 1933 Baden AUT Gold Gold Halbfinale 1 HUN Weltmeisterschaft 1932 Prag TCH Gold Gold Gold 2 HUN Weltmeisterschaft 1931 Budapest HUN Silber Gold Silber 1 HUN Weltmeisterschaft 1930 Berlin FRG Gold Gold Halbfinale 1 HUN Weltmeisterschaft 1929 Budapest HUN letzte 16 Gold keine Teiln. 1 Literatur
- Ossi Brucker: Tischtennis-König Viktor Barna wird 60 Jahre, Zeitschrift DTS 1971/16 S.8-9
- Winfried Stöckmann: Barnalitäten, Zeitschrift DTS 1986/9 S.4-6
- Ervin C. Brody: Victor Barna In The Hall Of Fame, The Table Tennis Collector Ausgabe 2 S. 13-15 (englisch)
- Robert Slater: Great Jews Sport, Jonathan David Publishers Inc 2004, ISBN 0-8246-0453-9, 9780824604530, Seite 29-31 (englisch)
- David John Hughes: Victor Barna and the Barna Table Tennis Racket, The Table Tennis Collector, Ausgabe 62 Seite 10-15 (englisch)
Weblinks
- Literatur von und über Victor Barna im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Tim Boggan: TIBOR HAZI--PART I (abgerufen am 29. September 2011)
- ↑ The Table Tennis Collector 2 S.15 [1]
- ↑ Victor Barna in der IJSHOF
- ↑ ITTF-Statistik (abgerufen am 3. September 2011)
Tischtennisweltmeister im Herren-Einzel1926: Roland Jacobi | 1928 Zoltán Mechlovits | 1929: Fred Perry | 1930: Victor Barna | 1931: Miklós Szabados | 1932–1935: Victor Barna | 1936: Stanislav Kolář | 1937: Richard Bergmann | 1938: Bohumil Váňa | 1939: Richard Bergmann | 1947: Bohumil Váňa | 1948: Richard Bergmann | 1949: Johnny Leach | 1950: Richard Bergmann | 1951: Johnny Leach | 1952: Hiroji Satō | 1953: Ferenc Sidó | 1954: Ichirō Ogimura | 1955: Toshiaki Tanaka | 1956: Ichirō Ogimura | 1957: Toshiaki Tanaka | 1959: Rong Guotuan | 1961, 1963, 1965: Zhuang Zedong | 1967: Nobuhiko Hasegawa | 1969: Shigeo Itō | 1971: Stellan Bengtsson | 1973: Xi Enting | 1975: István Jónyer | 1977: Mitsuru Kōno | 1979: Seiji Ono | 1981, 1983: Guo Yuehua | 1985, 1987: Jiang Jialiang | 1989: Jan-Ove Waldner | 1991: Jörgen Persson | 1993: Jean-Philippe Gatien | 1995: Kong Linghui | 1997: Jan-Ove Waldner | 1999: Liu Guoliang | 2001: Wang Liqin | 2003: Werner Schlager | 2005, 2007: Wang Liqin | 2009: Wang Hao | 2011: Zhang Jike
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