Warze

Warze
Klassifikation nach ICD-10
B07 Viruswarzen
Verruca simplex
Verruca vulgaris
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Warzen (lateinisch Verrucae) sind häufige, unter Umständen sehr ansteckende, kleine, scharf begrenzte und in der Regel gutartige Epithel-Geschwulste der oberen Hautschicht (Epidermis). Meistens sind sie leicht erhaben oder flach. Sie sind auf eine Infektion zumeist mit einem der mehr als 100 verschiedenen „low-risk“ humanen Papillomviren aus der Familie der Papillomaviridae (unbehüllte, doppelsträngige DNA-Viren) zurückzuführen. Die Infektion erfolgt per Kontaktinfektion beziehungsweise Schmierinfektion über kleinste Verletzungen der Haut und der Schleimhäute. Dort infizieren sie nur die oberste Schicht der Hautzellen und vermehren sich in deren Zellkernen. Vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zur Bildung der Warzen können Wochen bis Monate vergehen. Das besonders ausgeprägte Auftreten von Warzen am ganzen Körper wird in der medizinischen Fachsprache als generalisierte Verrucosis bezeichnet.

Abzugrenzen hiervon ist das Fibroma pendulans (syn.: weiches Fibrom, Fibroma molle, Molluscum simplex), welches auch als Stielwarze oder richtiger als gestieltes Fibrom bezeichnet wird und besonders im Bereich des Halses und der Oberlider auftritt. Dieses hat jedoch keine infektiöse Ursache.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Blutgefäße als dunkle Punkte nach Schwielenabtragung

Warzen treten in jedem Alter auf und erscheinen einzeln oder in Gruppen, meistens als scharf begrenzte, flach halbkugelige oder spitze Auswüchse der Haut; selten auch ganz flach, überwiegend an Händen und Füßen. Es handelt sich um Wucherungen der Epidermis. Die Warzen haben in der Regel einen dicken, hornigen, bisweilen etwas zerklüfteten Überzug aus Plattenepithelzellen, unter dem sich weiches, leicht blutendes Gewebe aus Keratinozyten befindet. Durch Aufkratzen von Warzen kann man ihre Ausbreitung auf der Haut herbeiführen, da man mit der auftretenden Blutung und den in ihr enthaltenen infizierten Hautzellen die Viren weiter am Körper verbreitet.

Trotz ihres grundsätzlich gutartigen Charakters können Warzen insbesondere durch weitere Ausbreitung auf der Haut kosmetisch erheblich stören, manchmal an bestimmten Stellen starke Schmerzen verursachen und sich extrem selten auch bösartig (maligne) entwickeln.

Erreger

Die Tatsache, dass bei nicht erheblich vorgeschädigten Menschen und bei nicht erfolgter Doppelinfektion oder Sekundärinfektion (siehe auch Infektion) eine Infektion mit den warzenverursachenden humanen Papillomviren beziehungsweise nur bei Dellwarzen dem Molluscum-contagiosum-Virus (MCV) keinen schwerwiegenden Verlauf nimmt, zeigt zum einen, dass die für diese Erkrankung als Krankheitsverursacher festgestellten Viren sehr stark an den Menschen als ihren Reservoirwirt angepasst sind. Die Schädigung seines Reservoirwirts ist für ein Virus kein vorteilhafter Effekt, da er zur eigenen Vermehrung auf diesen angewiesen ist. Die dennoch beim Reservoirwirt ausgelösten Symptome sind Nebeneffekte der Infektion. Zum anderen wird dadurch auch deutlich, dass sich der Mensch ebenfalls im Verlaufe vieler Generationen an diese Viren anpassen konnte.

Die Rolle des Immunsystems

Auch und gerade bei Infektionen mit Krankheitserregern, die schon an den Menschen als ihrem Reservoirwirt angepasst sind, spielt der Zustand des Immunsystems des betroffenen Organismus eine wichtige Rolle.

Ob nach einer Infektion mit solchen Viren tatsächlich eine Erkrankung auftritt, hängt von der Menge und Virulenz der Erreger und vom Zustand des Immunsystems der betroffenen Person ab. Die Beobachtung, dass bei Virusinfektionen keineswegs alle Kontaktpersonen ebenfalls erkranken, hat verschiedene Ursachen. So kann durch vorherigen Kontakt mit dieser Virusvariante bereits eine Immunität bestehen, die Virendosis oder Virulenz für einen Krankheitsausbruch zu gering sein oder das Immunsystem in der Lage sein, trotz Infektion Krankheitssymptome zu verhindern (inapparente Infektion oder stille Feiung, also die Immunisierung ohne Impfung oder Erkrankung). Bei intaktem Immunsystem und geringer Erregerdosis können Warzen entweder überhaupt nicht erst entstehen, einen weniger schweren Verlauf nehmen oder sich nach einigen Monaten ohne jede Behandlung von selbst zurückbilden.

Da die Immunabwehr bei Kindern noch nicht so ausgereift ist, sind sie auch häufiger von Warzen betroffen. Auch abwehrgeschwächte Menschen wie beispielsweise nach einer schweren Krankheit oder bei Immunsuppression sind besonders gefährdet und auch Raucher haben eine erhöhte Empfänglichkeit für Warzen.[1]

Bei einer schweren Erkrankung des Immunsystems wie beispielsweise einer seltenen idiopathischen CD4-Lymphopenie ist ein Ausbreiten von Warzen am ganzen Körper möglich (Epidermodysplasia verruciformis).[2] In den Medien ist über den Fall des indonesischen Fischers Dede Koswara (der „Baum-Mann“) berichtet worden,[3] bei dem nach einer nachträglich diagnostizierten HPV-2-Infektion über Jahre, neben mehr oder minder großen Warzen am ganzen Körper, besonders an Händen und Füßen zunehmend verhornte Strukturen wucherten, die wie Baumrinde aussahen.[4]

Warzentypen

Verrucae vulgares

Man unterscheidet folgende Typen:

Vulgäre Warzen (Stachelwarzen)

Vulgäre Warzen (Verrucae vulgares), auch „gewöhnliche Warzen“ oder „Stachelwarzen“, sind mit 70 Prozent die häufigste Warzenart. Es sind zuerst stecknadelkopf- bis erbsengroße, harte und sich vorwölbende Knötchen (Papula), die später verhornen und sich auch beetartig auf der Haut vermehren können. Eine Ausgangswarze ist dann von mehreren kleinen „Tochterwarzen“ umgeben. Sie treten vor allem an Händen, Fingern, Nagelrändern und Fußsohlen auf. Sie werden von dem humanen Papillomvirus (HPV 1,2,4,7) per Schmierinfektion übertragen. 20 Prozent der Zwölfjährigen, aber nur 2 bis 3 Prozent aller Erwachsenen, tragen eine (solche) Warze.

  • Fleischerwarzen

Fleischerwarzen sind speziell bei Metzgern an den Händen auftretende, zumeist gutartige vulgäre Warzen, die von dem humanen Papillomvirus Typ 7 (HPV 7) bei stetigen Hautverletzungen und Kontakt mit frischem Fleisch per Schmierinfektion übertragen werden.[5]

Fußsohlenwarzen

Verruca plantaris (Zehenunterseite)

Fußsohlenwarzen (Verrucae plantares), auch „Plantarwarzen“, „Dornwarzen“ oder „Sohlenwarzen“ genannt, sind gutartige (benigne) Epithelhyperplasien (Akanthome). Sie werden von den humanen Papillomviren ausgelöst und per Schmierinfektion übertragen.[6] Bei erfolgter Erstinfektion kann es manchmal sogar Monate dauern, bis sich an der Eintrittsstelle der Viren eine Fußsohlenwarze ausgebildet hat. Nach bisherigen Erkenntnissen erfolgt eine Ausbreitung dieses Warzentyps an der zunächst nur einfach befallenen Fußsohle über Neuinfektionen oder durch oberflächliche Streuung einer bereits bestehenden Warze. Für eine von ihr ausgehende interne Virusverbreitung über den Blutkreislauf (hämatogene Streuung) gibt es keine Hinweise.[6]

Der Begriff „Fußsohlenwarzen“ speziell für Verrucae plantares ist insofern unglücklich, als die Fußsohlen sowohl von den „Gewöhnlichen Warzen“ (Verrucae vulgares) als auch von den eigentlichen „Fußsohlenwarzen“ (Verrucae plantares) befallen werden können, bei denen man grundsätzlich wiederum zwei verschiedene Typen unterscheidet:[1]

  • Mosaikwarzen

Mosaikwarzen breiten sich nur oberflächlich an Fußsohlen oder Zehenballen zunächst vereinzelt, später bei vergrößerter Anzahl durch oberflächliche Verwachsung in beetartiger Form aus. Die einzelne Warze hat dabei in der Regel die Größe eines Stecknadelkopfes, eine weißliche Färbung und verursacht meist keine Schmerzen. Auch nach beetartiger Ausbreitung bleiben die meisten Betroffenen beschwerdefrei.[6]

Verrucae plantares (Fußsohle)
  • Dornwarzen

Dornwarzen sind einzelstehende, tief nach innen wachsende (endophytische) Plantarwarzen (Myrmezien). Dieser Warzentyp bildet sich an den Zehenunterseiten und den druckbelasteten Regionen der Fußsohlen aus, wächst dort erheblich in die Tiefe und ist oft von einer Hornschwiele bedeckt. In der Tiefe kann sich der Warzendurchmesser beträchtlich vergrößern und erreicht nicht selten das Doppelte des Ausmaßes an der Hautoberfläche.[7]

Vor allem im Fersenbereich können sehr tief sitzende Dornwarzen außerordentlich große Ausmaße annehmen und sind damit auch nur schwer zu behandeln. Beim Auftreten in der Fortbewegung können Dornwarzen durch die Belastung mit dem Körpergewicht bis an die sehr empfindliche Knochenhaut (Periost) stoßen und lösen dadurch in der Regel dann spätestens beim Gehen heftige Schmerzen aus.[6].

Feigwarzen

Feigwarzen (Condylomata acuminata), auch „Feuchtwarzen“ oder „Genitalwarzen“ oder „Spitzwarzen“, sind als lokale Variante der Verrucae vulgares zunächst millimetergroße, weißliche oder fleischfarbene Knötchen an den Geschlechtsorganen oder im Analbereich. Sie werden durch das humane Papillomvirus (HPV 6) und (HPV 11) = Kondyloma-Virus per Kontaktinfektion beziehungsweise Schmierinfektion beim Geschlechtsverkehr übertragen. Eine andere Variante der humanen Papillomviren (HPV 16 und HPV 18) ist auch an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt.

typische Dellwarzen

Dellwarzen

Dellwarzen (Molluscum contagiosum) , auch Mollusca contagiosa, Epithelioma molluscum oder Epithelioma contagiosum, „Mollusken“ oder „Schwimmbadwarzen“ genannt, gehören eigentlich nicht zu den Warzen, obwohl sie wie diese aussehen. Es sind stecknadelkopf- bis erbsengroße Knötchen mit glatter und oft glänzender Oberfläche. Sie haben meistens in der Mitte eine Delle und treten am ganzen Körper auf, besonders an Armen, Händen, Fingern und am Oberkörper. Sie werden auch im Gegensatz zu anderen Warzen vom Molluscum-contagiosum-Virus (MCV) aus der Familie der Poxviridae, einem behüllten doppelsträngigen DNA-Virus (dsDNA), per Schmierinfektion oder Kontaktinfektion verursacht.

Flachwarzen

Flachwarzen (Verrucae planae), auch „Planwarzen“ genannt, sind flache, runde oder mehreckige Wucherungen, meistens weich, hautfarben bis graugelb oder auch braun mit einem Durchmesser von einem bis fünf Millimetern. Ihre Oberfläche ist in der Regel stumpf und fein gepunktet. Sie können am ganzen Körper auftreten, meist jedoch im Gesicht oder an Handgelenken, Hand- und Fingerrücken oder auf dem nach außen gerichteten Teilen der Unterarme. Flachwarzen werden von den humanen Papillomviren Typ 10 (HPV 10)[8] und zumeist vom Typ 3 (HPV 3) per Schmierinfektion übertragen.[9]

  • Juvenile Flachwarzen

Juvenile Flachwarzen (Verrucae planae juvenilis) werden solche Flachwarzen genannt, die bei Kindern und Jugendlichen vor, während und auch nach der Pubertät,[9] meistens im Gesicht, seltener an Handrücken und Schienbein auftreten.

Verrucae filiformes

Pinselwarzen

Pinselwarzen (Verrucae filiformes) sind fadenförmige Wucherungen, besonders im Gesicht. Sie werden von den humanen Papillomviren per Schmierinfektion übertragen.

Alterswarzen

Alterswarzen (Verrucae seborrhoicae), auch „senile Warzen“ genannt, sind rundliche oder ovale, hellbraun bis braunschwarze, linsen- bis bohnengroße, meistens in großer Zahl auf der Hautfläche auftretende Neubildungen bei Erwachsenen überwiegend ab dem 50. Lebensjahr. Sie sind meistens harmlos, manchmal etwas juckend, extrem selten ist eine bösartige Entartung möglich. Der oder die Verursacher dieser Warzen sind nicht bekannt.

Behandlung

Warzen können sich nach einigen Monaten ohne jede Behandlung von selbst zurückbilden, wenn es der Immunabwehr des Körpers gelingt, die verursachenden Viren abzutöten. Die Warzen trocknen dann aus, und die Hornbedeckung schleift sich ab. Nach Abheilung ist jedoch die Wiederkehrrate (Rezidivrate) von Warzen allgemein hoch. Andererseits können sie aber auch von Anfang an jahrelang bestehen bleiben oder sich durch Selbstansteckung zusätzlich noch vermehren. In diesem Fall sind die Warzen dann meistens schwer zu behandeln.

Chirurgische Entfernung

Rechts: Rezidiv nach chirurgischer Entfernung

Reichen die Warzen tief in das Gewebe hinein (Dornwarzen), werden sie gegebenenfalls mit einem so genannten scharfen Löffel unter lokaler Betäubung ausgeschabt. Bei dieser Behandlungsart besteht die Gefahr heftiger postoperativer Schmerzen, erheblichen Blutverlusts und einer je nach Größe und Tiefenausdehnung der entfernten Warze und je nach Heilvermögen des Gewebes unterschiedlich langen Heilungsdauer. Da außerdem die Gefahr einer Narbenbildung besteht und Rückfälle immer möglich sind, versucht man zunächst eine weniger eingreifende (invasive) Behandlung. Es sind vor allem nach erfolglos operativer Entfernung wiedergekommene Warzen (Rezidivwarzen), die sich durch extreme Schmerzhaftigkeit und Therapieresistenz auszeichnen.[10]

  • Warzenentfernung durch Elektrokoagulation
Die Warzenentfernung durch Elektrokoagulation erfolgt entweder eigenständig oder direkt im Anschluss an eine chirurgische Entfernung. Nach lokaler Betäubung wird die Haut bis zur Basalschicht der Epidermis konzentrisch verschmort. Dadurch werden alle infizierten Zellen abgetötet und Rezidive zu 70 Prozent ausgeschlossen. Allerdings muss bei dieser Methode an den Fußsohlen mit schmerzhafter Narbenbildung gerechnet werden.
  • Warzenentfernung mit Laser
Es gibt zwei Varianten der Warzenentfernung mit Laser: Mit einem CO2-Laserskalpell wird die Warze herausgeschnitten; der Laser ersetzt hierbei den oben erwähnten scharfen Löffel. Auch hier bestehen die eventuell möglichen Nachteile von heftigen Nachschmerzen und Narbenbildung, vor allem an den Fußsohlen. Eine neuere Methode koaguliert durch intensive Pulse aus einem Farbstofflaser die Blutgefäße der Warzenwucherung und trocknet diese nach und nach aus. Diese Methode ist langwierig und beträgt je nach Größe der Warze oder des Warzenbeetes drei bis fünfzehn oder mehr Sitzungen im Abstand von zwei Wochen. Außerdem ist diese Behandlung in der Regel unangenehm bis schmerzhaft, da die Laserpulse als Verbrennungsreiz wahrgenommen werden. Vorteil ist die nichteingreifende (nichtinvasive) Behandlungsart sowie eine, nach bisherigen Erfahrungen, sehr geringe Rückfallgefahr. Bei tiefen Dornwarzen an den Fußsohlen hat sich diese Methode allerdings nicht bewährt.

Kryotherapie (Vereisung)

Vereisungsblase

Bei der Kryotherapie wird zunächst in einen Applikator (ein Gegenstand, mit dem etwas aufgetragen oder ausgeführt wird) ein Kühlmittel wie flüssiger Stickstoff oder – häufiger – ein Dimethylether-Propan-Gemisch eingefüllt, das den Applikator innerhalb kürzester Zeit auf weniger als −50 °C abkühlt. Danach wird mit dem derart abgekühlten Applikator versucht, die Warzen zu entfernen. Durch eine ein- bis mehrmalige, kurzzeitige Anwendung – je nach Durchmesser der Warze meist zwischen 15 und 25 Sekunden – wird die oberste Hautschicht abgetötet und infolgedessen mit der Zeit abgestoßen, so dass die Warze nach und nach mit den nachwachsenden Hautschichten herauswächst und schließlich abfällt. Bei dieser Behandlung kann sich manchmal eine Blase bilden. Diese Methode empfiehlt sich für oberflächlich sitzende Warzen. Die letzte Cochrane-Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2006 kam zu dem Schluss, dass erstaunlicherweise Wirksamkeitsnachweise fehlen: „Evidence for the absolute efficacy of cryotherapy was surprisingly lacking“.[11] Bei einer jüngeren niederländischen Studie mit 240 Patienten zeigte sich die Kryotherapie bei Warzen an den Händen der Kauterisation mit Salicylsäure überlegen.[12]

Dornwarze nach Behandlung mit Salicylsäure

Kauterisation

Hier erfolgt eine Gewebezerstörung mittels elektrischen Stroms oder verschiedensten Ätzmitteln wie Trichloressigsäure. Die mildeste Form ist hierbei eine mehrmals tägliche Anwendung eines Hautdesinfektionsmittels wie etwa Sterillium. Stärker wirkende Mittel sind unter anderem Salicylsäurelotionen. Hier wird eine Warze mit Salicylsäure oder auch durch Applikation eines getränkten Pflasters behandelt, was zu einer Aufweichung der äußersten Hautschicht führt, welche dann abgetragen wird, so dass die nächsttiefere Hautschicht behandelt werden kann. Es besteht hierbei die Gefahr, dass die Haut einreißt und eine Blutung entsteht, durch die eine Neuinfektion möglich ist. In schweren Fällen kommt Monochloressigsäure zur Anwendung. Ein weiteres Medikament zur Verätzung ist der Höllenstein-Stift, der auf anzufeuchtendem Silbernitrat basiert.

Zytostatika

Als Zytostatikum kommen Wirkstoffe wie Fluorouracil oder Podophyllin in Frage. Podophyllin ist ein hygroskopisches Pulver, welches aus der Wurzel des Maiapfels (Podophyllum peltatum) gewonnen wird und das Lignan, Podophyllotoxin sowie weitere, teilweise zytostatische Stoffe enthält. Es wurde als Salbe, Lack oder alkoholische Tinktur angewendet. Wegen der undefinierten Mischung mit giftigen Beimengungen und der relativ schwachen Wirkung ist es heute weitgehend durch die Reinsubstanz Podophyllotoxin ersetzt und wird nur zur Bekämpfung von Genitalwarzen (Condylomata acuminata) angewendet.

Virustatica

Verschiedentlich wurden Cremezubereitungen von Cidofovir versuchsweise zur Bekämpfung von HPV-Infektionen eingesetzt. In vitro führte Cidofovir zur Apoptose HPV-positiver Keratinozyten. In verschiedenen Studien mit wenigen Patienten führte die lokale Verabreichung von einprozentiger Creme oder Gel auf Condylomata acuminata zur Reduktion[13] oder zur kompletten Heilung bei über 50 Prozent der behandelten Patienten. Für therapierefraktäre multiple Verrucae vulgares oder Plantarwarzen wurden in Einzelfallberichten und in einer kleinen Studie mit ein- oder dreiprozentiger Cidofovir-Creme Heilungsraten von 90 bis 100 Prozent berichtet. Systemische Nebenwirkungen von Cidofovir wurden hierbei nicht beobachtet, es kam aber häufig zu lokalen Irritationen. Bei Patienten nach Lungentransplantation konnte Cidofovir zu akuten Nierenversagen führen.[14]

Stimulation des Immunsystems

Der lokal wirkende Immunmodulator Imiquimod soll das Immunsystem an der betroffenen Stelle stärken, um die Viren zu vernichten. Er wird vorwiegend gegen Feigwarzen im Genitalbereich eingesetzt, kann jedoch auch gegen kutane Warzen verwendet werden.[15][16] Auch eine Therapie mit dem in Deutschland auch als Cignolin bezeichneten Dithranol erscheint erfolgversprechend. Hier wird die Induktion einer örtlichen Entzündung ausgenutzt, um das Immunsystem zu stimulieren.[17]

Ebenfalls im Sinne einer günstigen Beeinflussung des Immunsystems entwickelte die Hautklinik der Friedrich-Schiller-Universität Jena 2002-2004 eine Behandlung mit wassergefiltertem Infrarot A im Bereich einer Wellenlänge zwischen 760 und 1400 Nanometer, das im Gegensatz zu den mittel- und langwelligen Infrarot-Anteilen eine Tiefenwirkung besitzt, ohne die Hautoberfläche thermisch zu belasten. Bei dieser Warzenbehandlung werden die Warzen zunächst mit Salizylsäurepflaster vorbereitet und dann mit wassergefiltertem Infrarot A bestrahlt.[18][19] Niedergelassene Hautärzte bieten die Methode als individuelle Gesundheitsleistung an.[20][21][15]

Zu den auf eine positive Beeinflussung des Immunsystems hinauslaufenden Behandlungsmethoden gehört schließlich auch das seit altersher in der Volksmedizin praktizierte sogenannte „Besprechen“ von Warzen, wie es bis heute von Heilpraktikern und Alternativmedizinern angeboten wird. [22]

Hausmittel

Die Behandlung mit Klebeband ist in einer kleinen prospektiven Studie 2002 untersucht und für ebenso wirksam wie die unzureichend untersuchte Kryotherapie befunden worden (vollständige Heilung der behandelten Warzen: 85 % versus 60 %).[23] 2006 befand eine sechswöchige Studie der Universität Maastricht Klebeband kaum wirksamer als Placebo und Hautreizungen traten bei 15 Prozent der behandelten Schulkinder auf. Langzeituntersuchungen mit besser haftendem Klebeband wären erforderlich.[24]

Ein traditionell verwendetes Hausmittel gegen Warzen ist Knoblauch.[25] Die Wirkung ist umstritten. Eine zelltötende (zytotoxische) und Krebsrisiko senkende (antikanzerogene) Wirkung von Allicin, das durch den Abbau des Knoblauch-Inhaltsstoffes Alliin entsteht, konnte bislang in In-vitro-Untersuchungen (Zellkulturen) gezeigt werden.[26][27] Ebenso gibt es Hinweise auf therapeutische Erfolge bei der Anwendung wässrigen und öligen Knoblauchextraktes.[28]

Vorbeugung

Gegen die Erreger der Feigwarzen ist seit 2006 der erste HPV-Impfstoff zugelassen. Er bot in klinischen Studien bei Frauen vollständigen Schutz vor einer Erkrankung mit den getesteten Erregern, was insofern besonders interessant ist, da 70 Prozent aller Zervixkarzinome bei Frauen auf eine frühere Feigwarzenerkrankung zurückgehen.[29] Gegen die anderen Warzentypen gibt es weder eine Impfung noch einen anderen allgemeinen Schutz, da die Erreger überall und besonders häufig auf Böden oder in Handtüchern vorkommen. Allerdings lässt sich durch die Einhaltung von einfachsten hygienischen Regeln ein Ansteckungsrisiko vermindern. Insbesondere sollte ein Barfußlaufen in Schwimmbädern, Saunen oder Sporthallen vermieden werden.

Einzelnachweise

  1. a b KM-Sprechstunde: Warzenbehandlung. In: KM-online.
  2. B. Alisjahbana u. a.: Disfiguring generalized verrucosis in an indonesian man with idiopathic CD4 lymphopenia. In: Archives of Dermatology. 146, Nr. 1, 2010, S. 69–73, PMID 20083696.
  3. The man who looks like a tree. In: Metro. 22. November 2007, abgerufen am 6. August 2009.
  4. Bildstrecke – Der Baum-Mensch in Indonesien. In: sueddeutsche.de.
  5. MSD Sharp, Dohme GmbH (Hrsg.): Das MSD-Manual der Diagnostik und Therapie. 7. Auflage. Urban & Fischer, München 2007, ISBN 978-3-437-21761-6, S. 1206.
  6. a b c d Carl Joachim Wirth (Hrsg.), Jürgen Arnold: Fuß. Thieme, Stuttgart 2002, ISBN 3-13-126241-9 (Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Abschnitt 18.2 Plantare Warzen).
  7. Mary H. Bunney: Viral Warts. Their Biology and Their Treatment. Oxford University Press, Oxford 1982, ISBN 0-19-261335-9.
  8. Fritz Bittig: Bildatlas der medizinischen Fußpflege. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart 2002, ISBN 3-8304-5204-7, S. 112.
  9. a b Fritz Bittig: Bildatlas der medizinischen Fußpflege. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart 2002, ISBN 3-8304-5204-7, S. 29.
  10. James A. Dickson: Surgical treatment of intractable plantar warts. In: The Journal of Bone and Joint Surgery. 30, Nr. 3, 1948, S. 757.
  11. Sam Gibbs, Ian Harvey: Topical treatments for cutaneous warts. In: Cochrane Database of Systematic Reviews. Nr. 3, 2006, doi:10.1002/14651858.CD001781.pub2.
  12. Sjoerd C. Bruggink, Jacobijn Gussekloo, Marjolein Y. Berger, Krista Zaaijer, Willem J.J. Assendelft, Margot W.M. de Waal, Jan Nico Bouwes Bavinck, Bart W. Koes, and Just A.H. Eekhof: Cryotherapy with liquid nitrogen versus topical salicylic acid application for cutaneous warts in primary care: randomized controlled trial. In: Can. Med. Assoc. J.. 182, Nr. 15, 2010, doi:10.1503/cmaj.092194.
  13. G. Coremans u. a.: Topical cidofovir (HPMPC) is an effective adjuvant to surgical treatment of anogenital condylomata acuminata. In: Diseases of the Colon & Rectum. 46, Nr. 8, 2003, S. 1103–1108, PMID 12907906.
  14. K. Zedtwitz-Liebenstein u. a.: Acute renal failure in a lung transplant patient after therapy with cidofovir. In: Transplant International. 14, Nr. 6, 2001, S. 445–446, PMID 11793044.
  15. a b Jürgen Steinert: Warzenmittel. In: Öko-Test. April 2003, ISSN 0948-2644.
  16. Ulrich R. Hengge: Spezielle dermatologische Behandlungsoptionen mit Imiqimod, S. 22 ff.. Thieme Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 9783131458612. Online: Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  17. Hamid Emminger, Thomas Kia: Exaplan: das Kompendium der klinischen Medizin, Band 2, S. 2019. Elsevier, Urban und Fischer Verlag, 2010, ISBN 9783437424632. Online: Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  18. Friedrich-Schiller-Universität Jena: Neue Hoffnung für Warzenpatienten. Abgerufen am 14. Juli 2011.
  19. S. M. Fuchs, J. W. Fluhr, L. Bankova, J. Tittelbach, G. Hoffmann, P. Elsner: Photodynamic therapy (PDT) and waterfiltered infrared A (wIRA) in patients with recalcitrant common hand and foot warts. Ger Med Sci. 2, 2004, Doc08 (PDF-Volltext und shtml-Volltext).
  20. Bernd Kardorff: Selbstzahlerleistungen in der Dermatologie und der ästhetischen Medizin, S. 35. Springer, Heidelberg, Berlin 2005, ISBN 9783540214762. Online: Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  21. Ärztezeitung, Magazin IGEL. Abgerufen am 14. Juli 2011.
  22. Außenseiter-Methoden: Große Sprüche gegen Warzen; Apotheken-Umschau vom 1. August 2005
  23. D. R. Focht, C. Spicer, M. P. Fairchok: The Efficacy of Duct Tape vs Cryotherapy in the Treatment of Verruca Vulgaris (the Common Wart). In: Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine. 156, Nr. 10, 2002, S. 971–974, PMID 12361440. Referiert von: Arznei-Telegramm 11/2002: Warzenbehandlung mit Klebeband? In: arznei-telegramm. 33, Nr. 11, 2002.
  24. Marloes de Haen u. a.: Efficacy of Duct Tape vs Placebo in the Treatment of Verruca Vulgaris (Warts) in Primary School Children. In: Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine. 160, Nr. 11, 2006, S. 1121–1125, PMID 17088514.
  25. Michelle M. Lipke: An Armamentarium of Wart Treatments. In: Clinical Medicine & Research. 4, Nr. 4, 2006, S. 273–293, PMID 17210977.
  26. Suby Oommen u. a.: Allicin (from garlic) induces caspase-mediated apoptosis in cancer cells. In: European Journal of Pharmacology. 485, Nr. 1–3, 2004, S. 97–103, PMID 14757128.
  27. K. Hirsch u. a.: Effect of purified allicin, the major ingredient of freshly crushed garlic, on cancer cell proliferation. In: Nutrition and Cancer. 38, Nr. 2, 2000, S. 245–254, PMID 11525603.
  28. Farzaneh Dehghani u. a.: Healing effect of garlic extract on warts and corns. In: International Journal of Dermatology. 44, Nr. 7, 2005, S. 612–615, PMID 15985039.
  29. European Public Assessment Report Gardasil. In: European Medicines Agency. 25. Mai 2010 (englisch, europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR) zu Gardasil).

Weblinks

 Commons: Warzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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