Wellenhexen

Wellenhexen

Piratensender sind Rundfunk-, in der Regel Hörfunksender, die ohne Lizenz ihr Programm ausstrahlen. Der Begriff bezeichnet private Sender, die von innerhalb, aber auch häufig von außerhalb eines Staatsgebietes aus ohne Genehmigung der zuständigen Behörden senden.

In der Schweiz verwendet man den Begriff Radiopiraten für das Phänomen.

Man kann drei Typen von Radiopiraten unterscheiden. Die Politischen, denen es um die Verbreitung ihrer politischen Botschaft geht, aber manchmal ein breiteres Programm anbieten, die Kommerziellen, die Werbung verkaufen und die Bastler, die fasziniert von der Technik sind und die Möglichkeit genießen, zu senden.

Als Piratensender können auch Sender bezeichnet werden, die in dem Land, aus dem sie ausstrahlen, legal sind, aber in einem Nachbarland, wo sie ebenfalls empfangen werden können, von den Behörden missbilligt werden. Unterliegen Nachrichten und Informationen im Empfangsgebiet einer politischen oder religiös motivierten Zensur, kommt Piratensendern eine besondere Bedeutung zu.

Oft werden Piratensender auch als „Freie Sender“ bezeichnet, sie sind jedoch nicht zu verwechseln mit freien Radios oder dem Bürgerfunk. Piratensender sind nach landläufigem deutschen Verständnis auch Schwarzsender; der Begriff Schwarzsender ist aber weitaus umfassender und umfasst weitere Gruppen - unlizenzierter - Ausstrahlungen. Scharf zu unterscheiden sind hiervon Clandestine-Radiostationen. Diese sind nicht immer einwandfrei einzuordnen, gehören aber nicht zum Bereich Piratensender. Zum Teil wurden diese sogar (insgeheim) von Staatsregierungen betrieben. Dieser kleinste Bereich zählt dann nicht mehr zur Gruppe der Schwarzsender. Alles in allem spiegelten sich in den nicht immer auf Anhieb zu kategorisierenden Sendestationen die besondere Vielfalt des Mediums Rundfunk wider -- vor allem auf Mittelwelle und Kurzwelle. Vor allem die Mittelwelle hatte zu Beginn der Piratensender-Ära in den frühen 1960er Jahren eine starke Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Bezeichnung „Piratensender“ ist dem Umstand geschuldet, dass zur Ausstrahlung freie Sendefrequenzen ungefragt genutzt werden, oder auch von anderen, legalen Sendern benutzte Frequenzen „gekapert“ und mit dem eigenen Programm überlagert werden (Störsender). Piratensender waren in der Geschichte häufig „Seesender“, da sie sich früher in internationalen Gewässern („Offshore“) den Zugriffen der Behörden entziehen konnten. Daher stammt auch der Begriff „Offshoreradio“. Weiterhin bietet das Meerwasser eine exzellente Erdung, was insbesondere für den Sendebetrieb auf Kurz- und Mittelwellenfrequenzen vorteilhaft ist.

Erste „Piratensender“ in den USA

Die ersten Piratensender, die jedoch nicht als solche bezeichnet wurden, entstanden in den 1920er-Jahren in Mexiko an der Grenze zu den USA. In den Vereinigten Staaten hatte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine kommerzielle, auf den Verkauf von Werbung ausgerichtete Radiokultur entwickelt. Sie bediente einen Massengeschmack. Da sie jedoch häufig zum Verkauf fragwürdiger Produkte, politischer Propaganda und anderer Verstöße gegen das US-Recht dienten, wurden die Sendelizenzen einiger Anbieter nicht verlängert. Diese wichen auf extrem leistungsstarke Sender an der mexikanischen Grenze aus, die in englischer Sprache sendeten und große Teile der USA erreichten.

Als Auslandssender waren sie für die Hörer daran erkennbar, dass die Rufzeichen wie bei allen mexikanischen Sendern stets mit einem X begannen, während US-amerikanische Sender je nach Standort mit einem W oder einem K begannen (und nach wie vor beginnen).[1] In den USA ist es üblich, dass sich Rundfunksender on air mit ihrem Rufzeichen und nicht mit einem selbstgewählten Sendernamen identifizieren. Gesendet wurde mit bis zu 500 kW, während in den USA nur Sender mit maximal 50 kW lizenziert werden.

Die klassischen Piratensender in Europa

Die klassischen Piratensender entwickelten sich in Europa (vor allem in Großbritannien) in den 1960er-Jahren. In Großbritannien, das vorbildhaft für Europa war, hatte sich zuvor eine völlig andere Radiokultur als in den USA entwickelt. Hier hatte die British Broadcasting Corporation (BBC) das Monopol, die bis heute das Idealmodell des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darstellt. Es orientierte sich an den von Lord Reith entwickelten Prinzipien eines Bildungsauftrags der Sender, dem unabhängigen „Public Service Broadcasting“. Bei der BBC war damals „Massenkultur“ - im Gegensatz zur Hochkultur - ein negativ besetzter Begriff. So fand z. B. der seit den 1950er-Jahren aufkommende Rock ’n’ Roll in Großbritannien fast nur auf dem in Luxemburg lizenzierten Privatsender Radio Luxemburg und dem US-amerikanischen Soldatensender AFN (in diesem Sinne auch Piratensender, da von der britischen Regierung nicht gebilligt) statt, die über Mittelwelle - oft nicht besonders gut - empfangen werden konnten.

Als erster europäischer Piratensender nahm bereits im Jahr 1958 Radio Mercur den Sendebetrieb vor Dänemark auf, und zwar von einem ehemaligen deutschen Fischereischiff, umbenannt in „Cheeta“. Anschließend ging vor der niederländischen Küste Radio Veronica auf Sendung, gefolgt von Radio Nord vor Stockholm.

Die bekanntesten englischen Piratensender, die ab 1964 sendeten, waren Radio Caroline und Wonderful Radio London, genannt Big L. Beide sendeten ihre Programme ebenfalls von Schiffen außerhalb der Hoheitsgewässer vor der englischen Küste. Andere Seesender hatten ihre Sendeanlagen auf verlassenen Forts aus dem Zweiten Weltkrieg in der Themsemündung errichtet (z. B. Shivering Sands, Red Sands).

Die meisten Programme wurden in erster Linie vom Abspielen populärer Musik für jugendliche Hörer bestimmt, unterbrochen von Werbeeinblendungen und Nachrichten. Eingestreute Jingles, schnellsprechende Moderatoren und das Anmoderieren eines Musiktitels in die bereits gestartete Musik verliehen den Sendungen ein gewisses Tempo. Beliebt war es seinerzeit, die Sender mit den aufkommenden Transistorradios ortsungebunden zu empfangen.

Die Diskjockeys erlangten den Status von Popstars. Bekannte DJs waren z. B. Kenny Everett, Tony Blackburn, John Peel, Tommy Vance, Johnnie Walker oder Dave Lee Travis, um nur einige zu nennen. Letztgenannter moderierte zeitweise zusammen mit Uschi Nerke auch die deutsche Fernsehsendung Beat-Club bei Radio Bremen.

Nach Inkrafttreten des Marine Broadcasting Offences Act stellten bis zum 14. August 1967 fast alle britischen Seesender ihren Sendebetrieb ein, nur Caroline blieb unter dem Namen Radio Caroline International bis zum 3. März 1968 weiterhin auf Sendung. An diesem Tag wurden dann beide Schiffe wegen finanzieller Forderungen durch die Wijsmuller Company nach Holland verbracht. Damit endete die klassische Ära der überaus populären britischen Piratensender.

In den sechziger und siebziger Jahren waren die Niederlande Ausgangspunkt verschiedener Piratensender wie Radio Veronica und Radio Nordsee International (RNI), die von Schiffen außerhalb der Hoheitsgewässer sendeten. Auch sie mussten am 31. August 1974 (Final-Closedown-Day) den Betrieb einstellen, nachdem auch die erste und zweite Kammer des niederländischen Parlaments - als letzte Regierung der Nordsee-Anrainerstaaten - dem sogenannten „Anti-Veronica-Gesetz“ zugestimmt hatte.

Geschichte der Piratensender im deutschsprachigen Raum

Schweiz

Wellenhexen

Der älteste politische Piratensender in der Schweiz waren die Wellenhexen (d'Wällehäxe), die ab 1976 im Raum Zürich Themen der Frauenbewegung wie Gleichheit der Geschlechter und Abtreibung thematisierten. Der damaligen PTT (Staatsbetrieb für Post und Telekommunikation) gelang es mit seinen Peilempfängern, einem Großaufgebot an Polizei und einem Hubschrauber letztlich nur einmal einen verlassenen Sender zu finden. Dort fand sich auch ein Flugblatt mit dem Text: „Wir brauchen keine Konzession und machen auch keine!“

Radio Dreyeckland

Bekanntester der politischen Sender war Radio Dreyeckland, das seit 1977 grenzüberschreitend im Dreiländereck Schweiz, Frankreich, Deutschland sendet und aus dem Widerstand gegen die drei Atomkraftwerke Fessenheim, Whyl und Kaiseraugust entstanden war. Im Vergleich der Länder war nach Angaben der Macher die Schweizer PTT die rabiateste Verfolgungsbehörde.

Nach einer Razzia gegen Radio Dreyeckland unterstützte auch François Mitterrand eine Petition zur Legalisierung des Senders. Als er Staatspräsident wurde, trug er auch dazu bei, dass dies geschah. Seit Ende der 80er Jahre sendet der Sender aus Freiburg im Breisgau sein politisch linkes Programm.

Radio Atlantis

Die 1976 ebenfalls in Zürich tätige Radiostation Radio Atlantis von Peter Käppeli sendete Stereo, während das offizielle Schweizer Radio noch Mono sendete.

Deutschland

In der Auseinandersetzung um das Endlager für radioaktiven Müll in Gorleben sendete vom 18. Mai bis 4. Juni 1980 Radio Freies Wendland. Mit der Erstürmung der Republik Freies Wendland durch etwa 10.000 Beamte musste auch der Piratensender seinen Sendebetrieb einstellen.

In Frankfurt am Main entstand 1980 aus autonomen Zusammenhängen der Sender Radio Isnogud. 1981 sendeten die Startbahngegner mit einem eigenen Sender aus dem Hüttendorf auf dem Gelände der Startbahn West.

Aus dem deutschsprachigen Ostbelgien sendete Radio Benelux Anfang der 80er Jahre ein meist unpolitisches Musikprogramm in den südwestlichen Teil Nordrhein-Westfalens. Weitere deutschsprachige Sender folgten, die teilweise später durch die belgischen Behörden lizenziert worden sind, unter anderem Henri Radio aus Henri-Chapelle oder Radio Distel aus Eupen. Vom unmittelbar vor Aachen liegenden Dreiländereck aus Gemmenich sendete etwa ein halbes Jahr lang „Radio Telstar International“ (RTI) ein kommerzielles deutsch- und niederländischsprachiges Musikprogramm. In den Nachtstunden gab es gemeinsame Liveprogramme mit Henri Radio. RTI strahlte mit zwei vertikal polarisierten UKW-Dipolantennen in Richtung Holland und mit zwei weiteren horizontalen Dipolen nach Deutschland. Aachen soll von RTI besser bestrahlt worden sein als vom WDR (Sender Stolberg), sahnte daher einiges vom rheinischen Werbekuchen ab. RTI wurde von der belgischen Staatsanwaltschaft geschlossen und danach als lizenzierter Lokalsender Radio Telstar Offenburg (RTO) von 1987 bis 1992 unter recht ungünstigen Bedingungen weitergeführt - inzwischen war in Deutschland das öffentlich-rechtliche Rundfunkmonopol gefallen.

Radio P nutzt 1989/1990 die Wirren der Wende und sendete in Berlin ein chaotisches Programm. Die Sendeanlagen wurden auf den Dächern von Wohnhäusern aufgebaut. Bis 1994 sendete Radio P jedoch nicht durchgängig.

1997 begann TwenFM in Frankfurt/Main ein illegales DJ-Programm auszustrahlen. 1999 zog der Sender nach Berlin um und sendete dort illegal weiter. Nach Konfiszierung der Sendeanlagen pausierte der Sender 2000 und ging 2001 erneut mit einem 12-Stunden-Programm auf Sendung. Wieder wurden der Sender beschlagnahmt. Bis 2004 beteiligte sich TwenFM dann an legalen Veranstaltungsradios. Bis Oktober 2005 sendete TwenFM im Rahmen einer DAB-Promotion legal auf UKW.

Anfang der 80er Jahren sendete Radio Wahnsinn von wechselnden Sendestandorten ein politisches Programm im Raum Köln. Der Sendebeginn wurde kurz zuvor in Zeitungen angekündigt. Erkennungsmelodie des Senders war der Song „Wahnsinn“ von BAP. Eine Sendung platzte, weil der am Kölner Dom aufgehängte Sender von einer Schülergruppe entdeckt und irrtümlich für eine „Bombe“ gehalten wurde.

Piratensender außerhalb Europas

In anderen Ländern teilen sich Piratensender oftmals in zwei verschiedene Klassen auf. Politische Sender und kommerzielle Programme. Letztere bestehen meist nur kurze Zeit. Versteht man jedoch unter Piratensendern (also nicht landgestütztes Free Radio) - zur begrifflichen klaren Unterscheidung - lediglich die Sendestationen von Radioschiffen aus (Offshore Radio), so ist einschränkend zu erwähnen, dass nur Sendeaktivitäten vor der israelischen Küste längere Zeit bestand hatten, unter anderem die „Voice of Peace“, die sich vom gleichnamigen Sendeschiff aus in vorbildlicher Weise für eine Verständigung zwischen Israel und den Arabern einsetzte.

Ihr folgte als letzte außereuropäische Offshore-Station das Radio Arutz 2000. Tragischerweise strandete das Schiff im Januar des Jahres 2000 - nachdem sich die Macher vier Jahre vorher nach dem Millennium-Jahr 2000 benannt hatten -, so dass ein weiterer Sendebetrieb vom Schiff aus unmöglich wurde. Dennoch wurde unter dem Namen Radio 2000 kurze Zeit darauf der Sendebetrieb als landgestützter Schwarzsender wieder aufgenommen. Bis heute bestehen mehrere Internetseiten zur Promotion der Sendungen, und via Satellit erfolgen ebenfalls Ausstrahlungen. Ein Club ermöglicht zum Teil das finanzielle Überleben.

Ungefähr zeitgleich zur Blütezeit der Seesender vor der englischen Küste in den 1960er-Jahren sendete vor der neuseeländischen Küste bei Auckland Radio Hauraki. Der Sender avancierte schnell zur beliebtesten Radiostation des Landes, wurde jedoch von technischen Problemen und vom rauhem Seegang sehr geplagt. 1970 erhielt die Station eine Sendelizenz an Land und sendet unter gleichem Namen bis zum heutigen Tag.

Der 1987 unternommene Versuch, einen Seesender für New York unter dem Namen Radio New York International aufzubauen, scheiterte durch hartes Durchgreifen der Behörden schon nach wenigen Tagen.

Piratensender heute

Deutschland

Durch die Vergabe von Sendelizenzen seit Ende der 1980er Jahre an Privatradios, an nichtkommerzielle Lokalradios bzw. Bürgerradios und Offene Kanäle sind Piratenradios seltener geworden. Hochburgen der Piratenkultur gibt es noch entlang der niederländischen Grenze, in Ostfriesland, im Großraum Frankfurt und im Großraum Ulm.

Es existieren auch deutsche Piratensender auf der Kurzwelle, diese nutzen meistens stundenweise gemietete Sender in Ländern mit liberalerer Gesetzgebung. So können beispielsweise bei einem Sender in Lettland bereits für 78 Euro pro Stunde Sendezeiten gemietet werden. Durch die besonderen Eigenschaften der Kurzwelle sind diese in Deutschland zu empfangen. Obwohl die Studios sich in Deutschland befinden, wird formal kein deutsches Recht verletzt.

Großbritannien

Die zuständige Aufsichtsbehörde Ofcom (Office of Communications) erteilt bis dato keine durchgehenden Lizenzen für freie, nichtkommerzielle Sender wie Bürger- oder Uniradios: Sie dürfen maximal 28 Tage im Jahr auf geringer Leistung senden und tragen dafür noch vergleichsweise hohe Kosten. Einzige Ausnahme ist der Londoner Künstler-Sender Resonance FM. So ist die Piratensender-Kultur hier noch sehr ausgeprägt, besonders in großen Ballungszentren.

Seit Ende der 1980er Jahre haben insbesondere im Großraum London Sender wie Kiss FM (nicht mit dem Berliner oder Temeschburger Sender gleichen Namens identisch), Kool FM, Rinse FM oder Rush FM die Entwicklung von elektronischen Musikstilen wie Jungle, Dubstep, Drum ’n’ Bass, Techno oder Speed Garage bekanntgemacht und eine eigene MC-Kultur hervorgebracht. Auch Sender ethnischer Minderheiten sind oft anzutreffen.

Niederlande

Eine Hochburg der Piratensender sind vor allem die Niederlande. Dort werden insbesondere an den Wochenenden eine unüberschaubare Anzahl Piratensender, nicht nur auf UKW, sondern auch auf Kurzwelle, überwiegend oberhalb des 49-Meter-Band, also ab 6220 kHz bis ca. 6350 kHz und im oberen Bereich des Mittelwellenbandes betrieben, welche auch weit entfernt von den Grenzen der Niederlande empfangen werden können. Gelegentlich sind auch Sendungen in deutscher Sprache zu hören.

Auch in den angrenzenden Teilen Deutschlands gehen gelegentlich Piratensender auf Sendung. Es gibt auch einige Rundfunksender, die ihren Sendebetrieb aus einer etwas unklaren Rechtslage heraus gestartet haben und später legalisiert wurden, wie fast alle niederländischen Privatsender, so zum Beispiel Radio 10 Gold, Keizerstad FM und Stadsradio Rotterdam. In Amsterdam gab es zahlreiche politische Piratensender, u. a. Radio Got.

Filme über Piratensender

Das Thema Piratensender wurde auch im Kino verarbeitet: In einem Film aus dem Jahr 1982 spielen Mike Krüger und Thomas Gottschalk die Moderatoren des „Piratensenders Powerplay“, der sein Sendestudio in einem US-amerikanischen Van untergebracht hat. Zum Ende des Film gelangen die beiden Moderatoren als offizielle Sprecher in den ARD-Hörfunk - eine Geschichte, wie sie bei erfolgreichen Piratensendern teils auch wirklich geschah. Um einen illegalen Sender, den ein Jugendlicher betreibt, dreht sich auch der Film „Hart auf Sendung“ (Pump Up The Volume, 1990), mit „Pogo 1104“ existierte in der ARD sogar eine eigene Jugendserie über das Thema. In "Piratensender Dauerständer" (Beate Uhse, 2003) sendet ein Piratender Musik mit Gestöhne und hat damit großen Erfolg. Auch in der amerikanischen Teenie-Serie „Parker Lewis“ (Folge: Radio Free Flamingo, 1990) wird das Thema aufgegriffen und insbesonderen die Nützlichkeit eines Stimmenverzerrers demonstriert. Zu dem Thema gibt es auch zahlreiche Dokumentarfilme unter anderem „Jolly Roger“, eine Dokumentation über Radio 24. Seit April 2009 läuft in den deutschen Kinos der Film Radio Rock Revolution, der die Geschichte des englischen Piratensenders Radio Caroline aus den 60er-Jahren aufgreift.

Liste bekannter ehemaliger Piratensender

Niederlande und Belgien

  • Radio Veronica (1960-1974) - „Feuerschiff Borkumriff“ und „HH 294 Norderney
  • Radio Nordsee International (RNI; mit Unterbrechungen: 1971-1974) - Schiff „Mebo II“
  • Radio Mi Amigo - Schiff „Mi Amigo“
  • Radio Monique (1983-1991) - Schiff „Ross Revenge“
  • Radio Antwerpen (1962) - Schiff „Uilenspiegel“
  • Radio Dolfijn (1966-1967) - Schiff „Laissez-Faire“
  • Capital Radio (1970) - Schiff „King David“
  • Radio Atlantis (1973-1974) - Schiff „Janine“
  • Radio/TV Noordzee (1964) - Künstliche Insel „REM“
  • Radio Paradijs (1981) - Schiff „Magda Maria“
  • Radio Delmare (1978-1979) - Schiffe „Aegir“ und „Aegir II“

Großbritannien

  • Radio Caroline (1964-1989, heute legal) - Schiffe „Fredericia“-Caroline North und „Mi Amigo“-Caroline South, zeitw. Cheetah II; später „Ross Revenge“
  • Wonderful Radio London, genannt Big L (1964-1967) - Schiff „MS Galaxy“
  • Radio Sutch (1964) - Fort „Shivering Sands“ (siehe Maunsell Fort)
  • Radio City (1964-1967) - Fort „Shivering Sands“ (siehe Maunsell Fort)
  • Radio Atlanta (1964) - Schiff „Mi Amigo“
  • Swinging Radio England (1966) - Schiff „Olga Patricia“
  • Britain Radio (1966) - Schiff „Olga Patricia“ (erstes Sendeschiff, das zwei Stationen beherbergte)
  • Radio 270 (1966-1967) - Schiff „Oceaan 7“
  • Radio 390 (1965-1967) - Fort „Red Sands“ (siehe Maunsell Fort)
  • Radio 227/Radio 355 (1967) - Schiff „Laissez Faire“ (vorm. „Olga Patricia“)
  • Radio Essex (1965-1966) - Fort „Knock John“ (siehe Maunsell Fort)
  • BBMS-Britain´s Better Music Station (1966) - Fort „Knock John“ (siehe Maunsell Fort)
  • Radio Scotland (1965-1967) - Schiff „Comet“
  • Radio Invicta (1964) - Fort „Red Sands“ (siehe Maunsell Fort)
  • Kiss FM (inzwischen legal)
  • Kool FM
  • Radio Nova
  • Radio Blackbeard
  • Rinse FM London
  • Itch FM 105,15 London
  • UK Radio
  • Laser 730 (1984) - Schiff „Communicator“
  • Laser 558 (1984-1985) - Schiff „Communicator“
  • Laser Hot Hits (1986-1987) - Schiff „Communicator“

Dänemark und Schweden

  • Radio Mercur (1958-1962) - Schiffe „Cheetah“, „Cheetah II“ und „Lucky Star“
  • Radio Syd (1962-1966) - Schiffe „Cheetah“, „Cheetah II“
  • Radio Nord (1961-1962) - Schiff „Bon Jour“ (die spätere „Mi Amigo“ von Radio Caroline South)
  • Danmarks Commercielle Radio (1961-1962) - Schiff „Lucky Star“
  • Piratradio 69 101.8fm (2006-2007) - Kopenhagen, aus dem Ungdomshuset

Frankreich und Italien

  • Radio Verte
  • Radio Ivre
  • Radio Drops (gegen Ende 1980er-Jahre) sendete aus Straßburg
  • Radio Active in Lyon (1976)
  • Radio Lorraine Coeur d'Acier in Nancy (1978)
  • Azur 102 (1977-1984)
  • Radio Continental (1977-1979) sendete aus Bordighiera
  • Radio Vintimille Internationale (1977-1981) sendete aus Ventimiglia
  • Radio K (1981-1982) sendete aus Bussana di San Remo
  • Radio Lina (2003-) sendet in Neapel

Deutschland

  • Radio ABS FM im westfälischen Altena (1965-1966)
  • Nordlicht-Radio International
  • Piraten Trio Vreden (UKW)
  • Radio Hafenstraße
  • City FM (Düsseldorf) 1994 - 2001
  • Radio Dreyeckland (RDL), seit 1977, legalisiert 1988
  • TwenFM (1999-2001; ab 2002 via Internet und mit Unterbrechungen legal auf UKW)
  • Radio Westfernsehen
  • Skyradio FM 103,3 (1987-1989) sendete aus dem Innenstadtgebiet von Freiburg im Breisgau meist freitags und samstags, UKW Mono mit 30 Watt Leistung - Schwerpunkt war Black Music
  • Radio Outaspace (9. Juli 2002 - 7. März 2003)
  • Radio Bunte Republik Neustadt (fast jedes Jahr auf UKW)
  • Paradise Radio,Rockradio aus Meinerzhagen Sauerland war von 1984 bis 1993 auf UKW (Frequenzen zwischen 105.2 und 106.6) neun Jahre fast täglich bis ins Rheinland zu hören .
  • Radio Cosa Rosa sendete Mitte der 90er in Leverkusen
  • Radio Marabu
  • Radio Benelux
  • Radio Canale Grande / RCG seit 1987, legalisiert 1995
  • Crazy Wave Radio
  • Telstar Radio
  • Radio Hitwelle seit 1994, legalisiert 1998
  • Radio Freier Odenwald 1981
  • Radio Lisa - Good music from East Germany
  • Sender Zitrone (ca. 1955-1956), später legalisiert
  • Laser 208 KW
  • Radio 948 (1993-1998) auf UKW
  • RadioAktiv (1994/1995 im Raum Leipzig/Halle auf UKW+KW)
  • Radio 101
  • Radio HighLife/RFN/248 (4. April 1989 bis 1992)
  • Tribute Radio
  • Radio Likedeeler
  • Radio Renaldo (fast jeden Samstag auf UKW)
  • Radio Rainbow (jeden Sonntag auf 48 m)
  • Radio Caroline Eifel („Kurzwellenpirat“)
  • Radio Driland
  • Radio Malaga Ostfriesland
  • Radio Valentine International
  • Saarn FM (jeden Samstag Abend. Unregelmäßige Sendezeiten)
  • Radio Wahnsinn (sendete in den 80er-Jahren im Raum Köln)
  • Radio Wahnsinn gab es ebenfalls auf der Kurzwelle, ebenfalls in den 80er-Jahren. Hat nichts mit dem Sender aus Köln zu tun und formierte sich später zu einem neuen Projekt.
  • Radio Orchid
  • Radio Project One
  • Radio Wellenbrecher
  • Radio Diamond seit 1982 aktiv, einer der älteren deutschen Landpiraten (noch aktiv)
  • Level 47 (Antwort auf Level 48)
  • Nordostfunk (immer Sonntags, Ende der 60er Jahre bis 1970/71 in Berlin Mitte und Nordost, Mittelwelle)
  • Radio Atlantis (1969-1971, Berlin-Mitte, Lichtenberg u. Prenzl. Berg, fast tägl. früh u. nachmittags, Mittelwelle)
  • UKW-100 (1976-1978, Innenstadtgebiet Jena, fast täglich abends bis Mitternacht, UKW Stereo 100 MHz, Musik)
  • FM-Radio sendete in den Jahren 1988-1989 im Raum Heidelberg auf den Frequenzen UKW 105,1 MHz bzw. 106,1 MHz. Das Programm bestand aus Unterhaltung + Musik, Sendezeiten waren Freitags 18-20 Uhr sowie Samstag und Sonntags 12-14 Uhr. Gesendet wurde mit einem 3 Watt Monosender über eine Vier-Element-UKW-Richtantenne. Sendestandort ca. 510 Meter ü.N.N. Das Signal konnte teilweise bis in das ca. 60 km Luftlinie entfernte Wiesbaden gehört werden.
  • Radio Bonanza (Mittelwellen Pirat, 1972-1976, danach nur noch vereinzelt bis 1978. Sendete mit teils über 700 Watt in der Grafschaft Bentheim.)
  • „Kanal X“ aus Leipzig (unmittelbare Nachwendezeit, 1990/91)
  • Radio D3 Blaubeuren Piratensender vom 1. März 1996 bis 30. November 1996

Israel

  • Voice of Peace - Schiff „Peace“
  • Arutz 2000 Schiff „King David“

Neuseeland

  • Radio Hauraki - Schiff „Tiri“

Österreich

Schweiz

  • Radio 24 (1979-1983), sendete vom Pizzo Groppera (I) aus, ab 1983 lizenziert
  • Radio Jasmin (1978-1982) Sendegebiet war die Stadt Zürich

Technik

Ein Tonbandgerät (oder vergleichbares Abspielgerät), ein Sender von 5 bis 25 Watt, eine Antenne und eine Batterie reichen aus, eine illegale Radiostation zu betreiben. Zur Hochzeit der illegalen Radiostationen in den 70er-Jahren (vor der Zulassung privater Hörfunksender und dem Entstehen des Internetradios) kostete die notwendige technische Ausstattung ca. 600,- Euro, fertige Anlagen aus Italien waren für 1.500,- Euro zu haben. Heutzutage lässt sich bereits für rund 60,- Euro ein Sender aufbauen, die Preise für eine brauchbare fertige Anlage beginnen bei etwa 180,- Euro.

Seit der Legalisierung von FM-Transmittern ist der technische Aufwand noch geringer: man benötigt lediglich einen Leistungsverstärker um die Leistung anzuheben und Modifikationen am FM-Transmitter um das Ausgangssignal anzuzapfen.

Literatur

  • Wolf-Dieter Roth: Piratensender. Geschichte und Praxis. Baden-Baden: Siebel-Verlag / Verlag für Technik und Handwerk, 2004. ISBN 3-88180-637-7
  • Keith Skues: Pop Went The Pirates. An Illustrated History of Pirate Radio. Sheffield: Lambs´ Meadow Publications, 1994. ISBN 0-907398-03-0

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. International Call Sign Prefixes

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