Wilhelm Keil

Wilhelm Keil
Wilhelm Keil

Wilhelm Keil (* 24. Juli 1870 in Helsa, Kurhessen; † 5. April 1968 in Ludwigsburg) war ein deutscher Politiker der SPD.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nach dem Besuch der Volksschule in Helsa absolvierte Keil von 1884 bis 1887 eine Drechslerlehre in Kassel. Als Geselle ging er von 1888 an auf die Walz durch Norddeutschland, England und Belgien. Nachdem er 1892/93 seinen Wehrdienst abgeleistet hatte, war er bis 1896 als Büroangestellter bei der AOK in Mannheim tätig. Anschließend war er bis 1910 als Redakteur bei der Schwäbischen Tagwacht, deren Ressort „Politik“ er seit 1902 leitete, beschäftigt. Nachdem er zwischenzeitlich dort ausgeschieden war, wurde er vom württembergischen Landesvorstand der SPD am 4. November 1914 als Chefredakteur der Tagwacht eingesetzt.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zog sich Keil ins Privatleben zurück und schrieb seine Memoiren, die 1947/48 erschienen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Mitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung. Zeitweilig war er Aufsichtsratsvorsitzender der Bausparkasse Wüstenrot.

Partei

Während seiner Wanderschaft machte er 1888 in Hannover Bekanntschaft mit Carl Legien, der ihn mit einer Rede über die Missstände im Drechslerhandwerk überzeugte, der SPD beizutreten. Während seiner Wanderschaft lernte er auch weitere Führungskräfte der SPD kennen. Innerhalb der Sozialdemokratie gehörte er dem gemäßigten reformerischen Flügel an und wurde eine der Führungspersönlichkeiten dieser Strömung in Württemberg.

Abgeordneter

Keil war von 1900 bis 1918 Landtagsabgeordneter in der Zweiten Kammer der Württembergischen Landstände. 1919/20 war er Mitglied und Präsident der Verfassunggebenden Landesversammlung des freien Volksstaates Württemberg. Anschließend gehörte er bis 1933 wieder dem Landtag an und war dort von 1920 bis 1933 Vorsitzender der SPD-Fraktion.

Dem Reichstag des Kaiserreiches gehörte Keil von 1910 bis 1918 für den Wahlkreis Württemberg 2 (Cannstatt, Ludwigsburg, Marbach, Waiblingen) an. 1919/20 gehörte er der Weimarer Nationalversammlung an. Anschließend war er bis 1932 erneut Reichstagsabgeordneter. Innerhalb der Reichstagsfraktion war er vor allem für den Bereich Finanzpolitik zuständig. Gemeinsam mit Matthias Erzberger (Deutsche Zentrumspartei) bereitete er die Finanzreform nach dem Ersten Weltkrieg vor. Er setzte dabei die Schaffung einer reichseinheitlichen Einkommensteuer, einer Vermögensabgabe und der Kriegsgewinnsteuer durch.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er 1946 Präsident der Vorläufigen Volksvertretung und von Januar 1947 bis 1952 Präsident des Landtages von Württemberg-Baden.

Ehrungen

Keil wurde 1950 mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Ludwigsburg ausgezeichnet. Nach ihm sind die Wilhelm-Keil-Schule in Remseck und die Wilhelm-Keil-Straße in Tübingen benannt. Aus der Hand von Bundespräsident Dr. Theodor Heuss empfing er 1951 das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland.

Öffentliche

Keil war von 1921 bis 1923 Arbeits- und Ernährungsminister des Freien Volksstaats Württemberg im Kabinett von Ministerpräsident Johannes von Hieber.

Veröffentlichungen

  • Das deutsche Volk im Kriege. Verlag der Ulmer Volksbuchhandlung, Ulm 1914.
  • Die ersten Kriegssteuern und die Sozialdemokratie. Buchhandlung Vorwärts, Berlin 1916.
  • Die Rettung aus dem finanziellen Elend. Verlag für Sozialwissenschaft, Berlin 1919.
  • Deutschlands Finanzelend. Die Bankrottwirtschaft Helfferichs. Verlag der Schwäbischen Tagwacht, Stuttgart 1921.
  • Die Einkommenssteuer vom Arbeitslohn (Lohnsteuer). Auf der neuesten gesetzlichen Grundlage dargestellt und erläutert. Verlag der Schwäbischen Tagwacht, Stuttgart 1921.
  • Die Finanz-Katastrophe. Kritik und Ratschläge zur Besserung der deutschen Finanzlage. Haase-Verlag, Kiel, 1921.
  • Wißt ihr das? Was mit der demokratischen Republik erreicht wurde. Eine kurze vergleichende Uebersicht. Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Berlin 1932.
  • Christentum und Sozialismus. Kulturaufbau-Verlag, Stuttgart 1946.
  • Erlebnisse eines Sozialdemokraten. zwei Bände, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1947/48.
  • Deutschland 1848–1948. Beiträge zur historisch-politischen Würdigung der Volkserhebung von 1848/49. Verlag Volkswille, Stuttgart 1948.
  • Das Parlament. Verlag der Turmhausdruckerei, Stuttgart 1952.
  • Abgeordnete – Parteien – Volk. Isar-Verlag, München, 1952.
  • Die großen Alten die mich fesselten. 1952.

Literatur

  • Jürgen Mittag: Wilhelm Keil (1870–1968). Sozialdemokratischer Parlamentarier zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik. Eine politische Biographie. Droste Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-5238-2
  • Boris Schwitzer: Wilhelm Keil als sozialdemokratischer Finanzpolitiker im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Eigenverlag des Instituts für Landeskunde und Regionalforschung, Mannheim 2002, ISBN 3-923750-90-0
  • Klaus Achenbach: Keil, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, S. 407.
  • Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1. 
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 425. 

Weblinks


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