Hülben

Hülben
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Hülben
Hülben
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Hülben hervorgehoben
48.5183333333339.4055555555556713
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Reutlingen
Höhe: 713 m ü. NN
Fläche: 6,4 km²
Einwohner:

2.826 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 442 Einwohner je km²
Postleitzahl: 72584
Vorwahl: 07125
Kfz-Kennzeichen: RT
Gemeindeschlüssel: 08 4 15 039
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 1
72584 Hülben
Webpräsenz: www.huelben.de
Bürgermeister: Siegmund Ganser
Lage der Gemeinde Hülben im Landkreis Reutlingen
Alb-Donau-Kreis Landkreis Biberach Landkreis Böblingen Landkreis Esslingen Landkreis Esslingen Landkreis Göppingen Landkreis Sigmaringen Landkreis Tübingen Zollernalbkreis Bad Urach Dettingen an der Erms Engstingen Eningen unter Achalm Gomadingen Grabenstetten Grafenberg (Landkreis Reutlingen) Gutsbezirk Münsingen Hayingen Hohenstein (Landkreis Reutlingen) Hülben Lichtenstein (Württemberg) Mehrstetten Metzingen Münsingen (Württemberg) Pfronstetten Pfullingen Pfullingen Pliezhausen Reutlingen Riederich Römerstein (Gemeinde) Sonnenbühl St. Johann (Württemberg) Trochtelfingen Walddorfhäslach Wannweil ZwiefaltenKarte
Über dieses Bild

Hülben ist eine Gemeinde etwa 14 km östlich von Reutlingen in Baden-Württemberg. Hülben ist mit seiner gesamten Gemarkung Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Hülben ist eine Gemeinde am Nordrand der Schwäbischen Alb.

Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Gemeinde Hülben, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Reutlingen bzw. zum Landkreis Esslingen ¹

Neuffen ¹, Erkenbrechtsweiler ¹, Grabenstetten, Bad Urach und Dettingen an der Erms.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Hülben gehören das Dorf Hülben und die Häusergruppe An der Steige.[2]

Geschichte

Gründung und territoriale Zugehörigkeit

Schon im Hülbener Stammbuch aus dem Jahre 1278 stand über die damaligen Bewohner von Hülben: „Ein gar eigenbrötlerisches, zuweilen auch störrisches Bergvolk, das der Trunkenheit und der Weiberei nicht abgeneigt ist.“

Hülben wurde wahrscheinlich in der Zeit der alemannischen Landnahme zwischen 700 und 800 gegründet. Der Ortsname ist eine Wohnstättenbezeichnung nach den beiden Hülben, an denen sich damals die ersten Siedler niedergelassen hatten. 1137 wird Hülben in der Zwiefalter Chronik erstmals urkundlich erwähnt. 1265 kam Hülben als Teil der Grafschaft Urach zu Württemberg, das 1534 nach der Schlacht bei Lauffen evangelisch wurde.

Erst 1866 bekam Hülben seine eigene Pfarrei; vorher war es Filial (Tochtergemeinde) von Dettingen an der Erms.

Pietismus

Überregional wurde die Gemeinde vor allem durch die von Michael Cullin (* 1540) aus Erkenbrechtsweiler abstammende Lehrersfamilie Kullen bekannt. Von 1722 bis 1966 (bis 1939 ununterbrochen) waren Angehörige der Familie Kullen im Hülbener Schuldienst tätig. „In Hülben schlägt das Herz des Altpietismus“: Aus der Familie Kullen ging auch die altpietistische Gemeinschaft hervor, die bis heute alljährlich die „Kirchweihmontagsstunde“ abhält. Hülbener Gemeinschaftsstunden sind seit 1784 nachweisbar.

Spitzenklöppeln

Das früher als Broterwerb ausgeübte, in Hülben seit 1835 nachgewiesene, Spitzenklöppeln wird dort heute wieder als Hobby betrieben.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes (nur Hauptwohnsitze).

Stichtag Einwohnerzahl
1. Dezember 1871 ¹ 957
1. Dezember 1900 ¹ 1.330
17. Mai 1939 ¹ 1.921
13. September 1950 ¹ 2.209
6. Juni 1961 ¹ 2.545
27. Mai 1970 ¹ 2.676
25. Mai 1987 ¹ 2.610
31. Dezember 1995 2.893
31. Dezember 2000 2.936
31. Dezember 2005 2.885
31. Dezember 2010 2.826

Politik

Hülben von Norden gesehen, Februar 2008

Bürgermeister

  • 1922–1951: Ernst Schaude
  • 1952–1982: Fritz Herter
  • 1982–2006: Hans Notter
  • seit 2006: Siegmund Ganser

Wappen

altes Wappen von Hülben

Blasonierung: „In Blau über einem silbernen Wellenschildfuß ein goldener Ammonit.“

altes Wappen

Das alte Wappen wurde am 26. April 1951 durch das Innenministerium Württemberg-Hohenzollern verliehen.

Blasonierung: „In Silber über einem schwarzen Wellenschildfuß ein schwarzer Balken.“

Das bis 1930 gebrauchte, vermutlich dem 19.Jh. entstammende Schultheißenamtssiegel zeigt eine mit Laubzweigen bekränzte gestürzte Pflugschar als Symbol für die Landwirtschaft. Nach einem Gemeinderatsbeschluss vom 12. März 1948 sollte das Wappen der bereits damals nicht mehr landwirtschaftlich geprägten Gemeinde andere Figuren enthalten. Der Wellenschildfuß bezieht sich auf den Gemeindenamen, der von „hülwe“ = Lache oder See abgeleitet wird. Der Balken soll an die Ritter von Dettingen erinnern, die in Hülben Besitz hatten. Die Familie des Cudis miles de Tettingen führte diese Wappenfigur.[3]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Naturdenkmäler

Die Hülbener Tropfsteinhöhle ist ein am 19. September 1978 beim Ausbau der Landesstraße Bad Urach–Hülben entdeckte Tropfsteinhöhle mit Stalagtiten und Stalagmiten. Der Einstieg in das Naturdenkmal befindet sich an der Landesstraße nach Bad Urach kurz oberhalb des Gebäudes An der Steige 10. Durch ein etwa 5 m tiefen Schacht gelangt man in den leicht begehbaren Teil der Höhle. Dieser hat etwa Zimmergröße, allerdings mit teilweise nur geringer Höhe.[4]

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Hüle-Hock, Ende August
  • Kirchweihmontagsstunde am Montag nach dem 3. Sonntag im Oktober

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Landesstraße 250 verbindet die Gemeinde im Süden mit Bad Urach und im Norden über die Landesstraße 1250 mit Neuffen.

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 221.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Johannes Kullen sen. (1787–1842), Institutsvorsteher in Korntal[5]
  • Johannes Kullen jun. (1827–1905), Schulmeister in Hülben.[6]
  • Hans Schwenkel (1886–1957), württembergischer Landeskonservator für Naturschutz zur NS-Zeit
  • Gotthilf Kächele (1888–1969), württembergischer Bäckermeister und Politiker
  • Theodor Dierlamm (1912–2004), Rektor an der Heil- und Pflegeanstalt Stetten im Remstal

Persönlichkeiten, die am Ort gewirkt haben

  • Ernst Schaude (1916–2001), Regierungsvizepräsident RP Stuttgart; in Hülben aufgewachsen
  • Markus Pleuler (* 1970), Fußballspieler, stammt aus Hülben

Berühmte Pfarrer der Gemeinde

  • Johann Ludwig Fricker (1729–1766), Pfarrer in Hülben
  • Wilhelm Zimmermann (1807–1878), Pfarrer in Hülben, Professor für Germanistik und Geschichte, Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung, Landtagsabgeordneter

In Hülben tätige Kunstmaler

Literatur

Allgemeines

  • Hülben. Hrsg.: Gemeinde Hülben. Neuffen, Hülben [1995]. – Mit Abbildungen

Zum Gewässernamen „Hülbe“ oder „Hüle“ (auch „Wette“, Dorfteich, Viehtränke)

  • Bernd Kleinhans: Die Hülben. Biotope als Geschichtsdokumente. In: Schönes Schwaben, Jahrgang 1993, Heft 4, S. 74–79

Ortsgeschichte

  • Hülben. Ein Gang durch die Geschichte. Herausgeber: Gemeinde Hülben. Redaktion: Kreisarchivarin Irmtraud Betz. Hülben 1987. – Mit Abbildungen
  • Hans Notter, Arthur Kazmaier: Hülben feiert 850-jähriges Jubiläum. In: Die Gemeinde 110 (1987), S. 461–464

Pietismus

  • Dr. Wilhelm Busch: Aus einem schwäbischen Dorfschulhause (Familie Kullen). 2. Aufl. Elberfeld 1906
  • Friedrich Baun: Die Familie Kullen. Zweihundert Jahre im Dienst der Schule zu Hülben (1722–1922). Stuttgart 1922
  • [Friedrich] Baun: Der Pietismus im Uracher Bezirk. In: Im Zeichen von Sankt Christoph. Eine kirchliche Heimatschrift aus dem Ermsgau. Denkschrift des evang. Kirchenbezirks Urach zur 85. Haupt-Versammlung des württ. Gustav-Adolf-Vereins in Urach und Metzingen. 8.-10. September 1928, herausgeben von [Albert] Leube. Urach [Württemberg] 1928, Seite 91–97
  • [Julius] Rauscher: Kullen. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage, Band 3. Tübingen 1929, Spalte 1337.
  • W[ilhelm] Claus: Von Brastberger bis Dann. Bilder aus dem christlichen Leben Württembergs. 3. Auflage. Stuttgart 1933, Seite 297–318: „Die Familie Kullen“
  • Gottlob Lang: Das Schulhaus in Hülben. Gottes Hand über der Familie Kullen. Stuttgart-Hohenheim [1965]
  • Julius Roessle [Rößle]: Von Bengel bis Blumhardt. Gestalten und Bilder aus der Geschichte des schwäbischen Pietismus. 4. Auflage. Metzingen/Württ. 1966, Seite 324–332: „Hülben und die Familie Kullen“
  • Siegfried Kullen: Zum Geleit. Erinnerungen an die Hülbener Stunde. In: Zur Erinnerung an das Jubiläum 200 Jahre Kullenstunde in Hülben 21./22. September 1968. Hrsg. von Reinhard Breymayer. Neuffen: Hans Scheu 1968 [1969], S. 3–4.
  • Zweihundert Jahre Kullenstunde in Hülben (Altpietistische Gemeinschaftsstunde) 1768–1968, mit Beiträgen von Kuno Wanderer, Rolf Scheffbuch, Konrad Eißler u. a. Herausgegeben von Reinhard Breymayer und Karl Buck. 2. Aufl. Metzingen [Württemberg] 1979
  • Martin Scharfe: Die Religion des Volkes. Kleine Kultur- und Sozialgeschichte des Pietismus. Gütersloh 1980, Seite 57–62
  • Eberhard Kullen: Hülben und der Pietismus. In: Hülben. Ein Gang durch die Geschichte. Hülben: Gemeinde Hülben 1987, Seite 282–295
  • Karl Ebinger: Die Kullen, eine pietistische Lehrerfamilie. In: Glauben, Leben, Erziehen. Pädagogik und pädagogische Konzepte im Pietismus. Herausgegeben von Dieter Velten. Gießen; Dillenburg 1988, Seite 123–143
  • Gelebter Glaube. Erfahrungen und Lebenszeugnisse aus unserem Land. Ein Lesebuch. Herausgegeben von Werner Raupp. Metzingen / Württemberg 1991, S. 179–188: „Familie Kullen“
  • Rolf Scheffbuch: Kullen, Kullenstunde. In: Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde, Bd. 2, herausgegeben von Helmut Burkhard und Uwe Swarat in Zusammenarbeit mit Otto Betz, Michael Herbst, Gerhard Ruhbach, Theo Sorg. Wuppertal und Zürich (1993), Seite 1190, Spalte 2
  • Burkhard Müller [* 1938; Superintendent i. R.:] Die „Stund“ im alten Schulhaus [in Hülben]. In: Klaus Möllering, Hrsg.: Wo mein Glaube zu Hause ist. Heimatkunde für Himmelssucher. Leipzig (2006), S. 231–240

Persönlichkeiten aus Hülben

  • Eduard Hochstetter: Zweige Eines Stammes. Zweiundfünfzig Lebensbilder treuer Glaubensmänner von der Reformation bis zur Gegenwart gesammelt von Eduard Hochstetter, Pfarrer in Frickenhausen [Württemberg]. Basel (1883), S. 292–300: „42. Johannes Kullen, geb. in Hülben bei Urach am 20. Oktober 1787, gest. in Kornthal am 5. September 1842“
  • [Dr.] Wilhelm Busch: In Treue bewährt. Geschichte einer schlichten Jüngerin Jesu [Pauline Kullen geb. Herrmann]. Berlin-Dahlem [1922] (Stille Stunden. Erzählungen aus dem Leben fürs Leben, Heft 4)
  • Fr[iedrich] Baun: Johannes Kullen. Ein schwäbischer Stundenhalter (1787–1842). 3. Auflage. Stuttgart 1922 (Schwäbische Charakterbilder, [3])
  • Karl Knauß: Kullen, Christian Friedrich[7]. Ebenda, Spalte 804–805
  • Rolf Scheffbuch: Lebensbilder württembergischer Frauen. Neuhausen-Stuttgart 1997 (Hänssler-Biographie) [Berücksichtigt Pauline Kullen geb. Herrmann]
  • Rolf Scheffbuch: Das Gute behaltet. Aus den Anfängen Korntals. Korntal-Münchingen 2001, S. 20–29: „Johannes Kullen (1787–1842), Lehrer, Institutsvorsteher und beinahe Pfarrer“; S. 30–37; „Christine Barner geb. Kullen (1795–1837), die erste württembergische Rettungshaus-Mutter“

Spitzenklöppeln

  • Gisela Noll, Elda Gantner, Marianne Stang: Freihandspitzen von der Schwäbischen Alb. Auswahl aus einem Klöppelspitzen-Musterbuch von Hülben. Hrsg.: Deutscher Klöppelverband e. V. Übach-Palenberg 2000

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 27–99
  3. Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg Band 4 Regierungsbezirk Tübingen Seite 66 ISBN 3-8062-0804-2 Herausgegeben durch die Landesarchivdirektion Baden-Württemberg 1987
  4. Uwe Eisner, Klaus Baldzer: Die Hülbener Tropfsteinhöhle. In: Mitteilungsblatt der Höhlenforschungsgruppe Nürtingen, Nr. 12
  5. Karl Knauß: KULLEN, Johannes d.Ä.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 805–807.
  6. Karl Knauß: KULLEN, Johannes d.J.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 807–808. [d. J.]
  7. Karl Knauß: KULLEN, Christian Friedrich. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 804–805.

Weblinks

 Commons: Hülben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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