Windows 95

Windows 95
Windows 95
Windows 95
Bildschirmfoto
Windows 95 auf Deutsch
Gezeigt werden das Startmenü und der Explorer, der das Systemlaufwerk C: anzeigt.
Basisdaten
Entwickler Microsoft
Version 4.03.1214
(1997)
Abstammung \ MS-DOS \ Windows
Chronik Windows 1.0
Windows 2.0
Windows 3.x
Windows 95
Windows 98
Windows Me
Lizenz Microsoft EULA (Closed Source)
Sonstiges Entwicklung eingestellt
Unterstützung bis 31. Dezember 2000
Website www.microsoft.com/windows95/

Windows 95 (interner Codename in der Entwicklungsphase: Chicago) ist ein 1995 von Microsoft publiziertes Betriebssystem, das weiterhin auf MS-DOS beruht, aber eine verbesserte Benutzeroberfläche aufweist, die zum größeren Teil 32-Bit-Technik verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Versionen

Vom Betriebssystem „Windows 95“ wurden vier Versionen entwickelt, von denen sich die letzte noch einmal in verschiedene Versionen unterteilt. Allerdings war nur die erste Version auch in den Läden erhältlich und wahlweise auch als Diskettensatz, alle anderen waren nur als OEM-Versionen vorinstalliert und mit neu gekauften Rechnern und auf CD-Rom (nicht bootfähig, mit zusätzlicher Startdiskette) erhältlich.

  • 4.00.950: Windows 95 (Ur-Version) (FAT16) (11. Juli 1995)
  • 4.00.950a: Windows 95a (Service Release 1, für OEM und Verkaufsversion) (nur FAT16, Fat32 und USB lassen sich, wie auch in der Ur-Version, über Updates nicht nachrüsten) (Februar 1996)
  • 4.00.1111: Windows 95b (OEM-Service Release 2) (ab hier mit FAT32-Unterstützung), (fehlerhafte io.sys[1]) (August 1996)
  • 4.03.1212 und 4.03.1214: Windows 95b (OEM-Service Release 2.1) (ab hier mit optionaler, aber fehlerhafter USB-Unterstützung) (ab 24. August 1996)
  • 4.03.1214: Windows 95c (OEM-Service Release 2.5) (überarbeiteter USB-Treiber, aber immer noch fehlerhaft und nur über die Installations-CD nachrüstbar; B- und C- Ausgabe sind identisch, das „C“ wird skriptgesteuert während der Installation des Internet Explorers in der Registry geändert) (Ende 1997)

Unter DOS melden sich alle OEM-SR2x-Versionen mit 4.00.1111. Unter Windows ohne USB-Unterstützung ebenfalls, dann sind sie nur am „C“-Eintrag erkennbar.

Anhand des aufgedruckten Codes auf der Installations-CD kann man die Version erkennen:[2][3]

  • 0795 - 4.00.950  (Verkaufsversion)
  • 0196 - 4.00.950A (OEM SR 1)
  • 0796 - 4.00.950B (OEM SR 2)
  • 0397 - 4.00.950B (OEM SR 2.1); zum Lieferumfang gehört auch eine CD mit dem Internet Explorer 4.0 (mit Weberweiterungen)
  • 1297 - 4.00.950C (OEM SR 2.5); der Internet Explorer 4.0 ist als eigenständige Software auf der Windows-CD enthalten und wird im Anschluss an Windows skriptgesteuert automatisch mitinstalliert.

Außer dem Datei-Manager (ein Überbleibsel aus der Vorläufer-Serie, Windows 3.x) ist Windows 95 vollständig Jahr-2000-kompatibel. Für den veralteten Datei-Manager, der ab Windows 95 nicht mehr offiziell von Microsoft weiterentwickelt wurde, ist jedoch über die Windows-Update-Seite ein Update verfügbar.

Systemvoraussetzungen

Für Windows 95 (Ur-Version) und Windows 95a (OEM-Service Release 1) gelten folgende Systemvoraussetzungen:

CPU: 386 DX
Arbeitsspeicher: 4 MB RAM
Festplattenplatz: 50 MB
Laufwerke: Diskettenlaufwerk, bei der CD-Version zusätzlich CD-Rom-Laufwerk

Sinnvoll für einen guten Betrieb sind:

CPU: 486 DX 50 MHz
Arbeitsspeicher: 8 MB RAM
Festplattenplatz: 200 MB
Laufwerke: CD-ROM und Diskettenlaufwerk


Für Windows 95b und Windows 95c (OEM-Service Release 2, 2.1 und 2.5) gelten folgende Systemvoraussetzungen:

CPU: 486 DX
Arbeitsspeicher: 8 MB RAM
Festplattenplatz: 100 MB
Laufwerke: CD-ROM und Diskettenlaufwerk

Sinnvoll für einen guten Betrieb sind:

CPU: 486 DX 100 MHz
Arbeitsspeicher: 16 MB RAM
Festplattenplatz: 400 MB
Laufwerke: CD-ROM und Diskettenlaufwerk

Entwicklungsgeschichte

Februar 1995: Windows 95 wird veröffentlicht

Im Februar 1995 wurde an eine handvoll Leute eine Testversion des bis dahin geheimen Windows 95 verteilt. Davor kannte man das neue 95 nur als Windows 4.0 oder auch unter seinem Arbeitstitel – Windows „Chicago“. Jeder, der an den Testphasen teilnehmen durfte, musste einen Geheimhaltungsvertrag unterzeichnen.

Im August 1995 gab Microsoft nach weiteren zahlreichen Tests die Endversion zum Verkauf frei. Die Versionsnummer dieser Version ist 4.00.950.

Damit läutete Microsoft in der breiteren Masse das Ende der veralteten 16-Bit-Technologie ein. Im 16-Bit Modus der x86-Linie läuft unter anderem das Betriebssystem DOS, sowie die ersten Versionen von Windows bis einschließlich 3.x. Windows 95 setzt, ebenso wie dessen Nachfolger 98 und ME, weiterhin auf DOS auf, welches zum Starten und für wichtige Systemprozesse und Treiber benötigt wird. Es gilt deshalb auch weiterhin als grafische Oberfläche für DOS, obwohl beide Komponenten nun zusammen gehören und mit GDI und anderen Windowskomponenten Systemdienste für Windows und Anwendungen zur Verfügung stehen. Zwar verfügt Windows 95 bei 32-Bit-Anwendungen über präemptives Multitasking, aber wegen eingeschränkten Speicherschutzes kann eine Applikation immer noch das ganze System blockieren. Mit 16-Bit-Anwendungen ist nach wie vor kein präemptives Multitasking möglich. Microsoft begann die größte Produkteinführung der Konzerngeschichte.

Startmelodie

Die für Windows 95 eigens komponierte Startmelodie wurde 1994 von Brian Eno auf einem Apple Macintosh erschaffen, nachdem er von Mark Malamud und Erik Gavriluk (Senior-Entwickler des Microsoft Chicago-Projekts) angesprochen wurde. Microsoft wollte ein Musikstück, das inspirierend, universell, optimistisch, futuristisch, gefühlvoll und emotional sei, und es sollte auch noch weiteren Adjektiven gerecht werden. Auch sollte dieses Stück 3¼ Sekunden nicht überschreiten. Schließlich wurde die Melodie jedoch 6 Sekunden lang.

Technische Neuerungen

Windows 95 ist nach Windows NT 3.1 (das erste NT, hat die Benutzeroberfläche von Windows 3.x) das erste Microsoft-Betriebssystem, das zum größeren Teil auf der auch heute noch benutzten 32-Bit-Architektur basiert und diese der breiten Masse eröffnete, nachdem sich IBM mit OS/2, das diese Technik schon längere Zeit beherrschte, auf dem Markt gegen Windows nicht durchsetzen konnte. Erstaunlich dabei war, wie Microsoft es schaffte die beiden Welten DOS und 32-bit Windows in einer Art Symbiose für den Anwender zu vereinen. Man darf nicht vergessen, dass damals die Mehrheit aller Software noch unter DOS lief, was eine konsequente Windows-NT-Entwicklung ausschloss. Nun ist es auch unter nicht-Windows-NT möglich, mehrere Programme gleichzeitig laufen zu lassen. Bisher mussten Programme unter Windows warten, bis das Vorgängerprogramm den Prozessor freigab. Multitasking ist zwar schon in vorigen Windows-Versionen vorhanden, jedoch handelt es sich dort noch um kooperatives Multitasking.

Das System erlaubt durch die Dateisystem-Erweiterung VFAT erstmals die Nutzung längerer Dateinamen unter Windows, wodurch die von DOS bekannte Begrenzung auf acht Zeichen für den Namen, getrennt durch einen Punkt, gefolgt von drei Zeichen für die Dateinamenserweiterung (z. B. ‚doc‘) entfällt. Damit sind 255 Zeichen erlaubt, jedoch inklusive Speicherpfad[4][5], was beim Kopieren in Unterordner zusätzliche Probleme verursachen kann. Dabei unterscheidet Windows zwar keine Groß- und Kleinbuchstaben, behält aber die vom Benutzer vergebene Schreibweise bei. Mit VFAT wollte Microsoft das neue Dateisystem kompatibel zum alten machen, sodass jeder lange Name noch einen automatisch generierten DOS-kompatiblen Namen erhält, z. B. „DOKUME~1.DOC“ neben „Dokumentation des neuen Projekts.doc“ (hinter der Tilde werden mehrfach vorhandene Namen einfach durchnumeriert). Dadurch können alle auf VFAT erstellten Dateien auch von DOS-Nutzern und Nutzern von Windows bis Version 3.11 verwendet werden (wenn das zugrundeliegende Dateisystem das von DOS unterstützte FAT12 oder FAT16 ist, nicht jedoch FAT32).

Umfangreich sind auch die Neuerungen im grafischen Bereich, allen voran das Windows-Startmenü. Microsoft hat mit Windows 95 eine Benutzeroberfläche geschaffen, die ähnlich wie vorher schon bei dem zu Beginn gemeinsam mit IBM entwickelten Betriebssystem OS/2 zu bedienen ist. Auch die Taskleiste am unteren Rand des Bildschirms war unter Windows neu. Klickt der Nutzer auf „Start“, so erhält er ein Menü, in dem er die verfügbaren Programme abrufen, die zuletzt benutzten Dokumente aufrufen, Einstellungen ändern, Hilfe aufrufen sowie den Computer ausschalten kann (klicken Sie auf Start um zu beenden). Das Band neben diesem „Start“-Knopf zeigt die derzeit laufenden Programme an, und man kann mit einem Klick zwischen diesen wechseln. Der alte Programm-Manager aus Windows 3.1 wurde ersetzt durch den so genannten Desktop, eine Oberfläche, auf der sich mit entsprechenden Anwendungen verknüpfte Symbole befinden (der alte Programm-Manager war dennoch ebenso wie der alte Datei-Manager im Lieferumfang enthalten, die entsprechenden Programmdateien befinden sich als „Progman.exe“ und „Winfile.exe“ im Windows-Installationsverzeichnis).

Der von Windows 3.x bekannte Datei-Manager wurde durch den neuen Explorer ersetzt. Neben der eigentlichen Dateiverwaltung ist er auch für die Symbole (auf dem Desktop), die Fenster, die Taskleiste und einiges mehr zuständig. Neu für Windows sind auch die Kontextmenüs. So kann man praktisch alles mit der rechten Maustaste anklicken, um zu sehen, welche Aktionen man auf dem jeweiligen Objekt durchführen kann, so zeigen sich beispielsweise Unterschiede der möglichen Aktionen im Kontextmenü zwischen Text-Dateien und etwa Word-Dokumenten. Unter Windows 3.x ist die rechte Maustaste – im Gegensatz zu vielen Anwendungsprogrammen, beispielsweise WordPerfect – meist ohne Funktion.

In der Beta-Version können mit dem virtuellen Gerätetreiber „cdfs.vxd“ (Größe: 77,2 KB) Musik-CDs noch wie ein gewöhnlicher Windows-Ordner geöffnet werden. Dort werden die einzelnen Musikstücke als kopierbare WAV-Dateien in Mono und Stereo in jeweils drei Qualitätsstufen angezeigt. Ein Rippen von Musikdateien war damit nicht nötig. Die „cdfs.vxd“ wurde in der Verkaufsversion durch eine nur noch 57,7 KB große Datei ersetzt, die nur noch Verknüpfungen anzeigt (*.cda-Dateinamen). Die „cdfs.vxd“ der Beta-Version war bis einschließlich Windows ME funktionsfähig. Sie wurde von verschiedenen Computerzeitschriften in beigelegten CD-ROMs oder Online zum Download angeboten.

Die Windows 95B-Version ist zudem die erste Windowsversion, die FAT32 unterstützt, was in der Speicherverwaltung einen wichtigen Sprung darstellt. Somit ist es möglich, Partitionen mit einer Größe von mehr als zwei Gigabyte anzusprechen und effizient zu nutzen. Das Problem beim bisherigen Dateisystem FAT16 ist neben der Limitierung auf zwei Gigabyte pro Partition, dass bei Partitionen über einem Gigabyte wegen der relativ großen Block-Größe (auch bekannt als Cluster-Größe) bis zu 20 % des Speicherplatzes der unwirtschaftlichen Verwaltung zum Opfer fallen. Neben der ebenfalls neuen (und wegen Fehlern fast unbrauchbaren) USB-Unterstützung werden nun erstmals auch AGP-Grafikkarten unterstützt.

Im August 1995 führte Microsoft mit der größten Werbekampagne aller Zeiten das Produkt ein. Hierbei wurde bei Fernsehspots die Einführung des „Start“-Knopfes mit dem Lied „Start me Up“ von den Rolling Stones untermalt.

Aus den Neuerungen resultierende Probleme

Windows 95 brachte nicht nur Neuerungen, sondern auch Probleme mit sich. Das beginnt mit Kompatibilitätsproblemen zu Windows 3.11 und DOS und endete bei Stabilitätsproblemen und zufällig auftretenden Fehlermeldungen. In Sachen Stabilität reicht Windows 95 bei weitem nicht an Windows 3.11 oder an Windows-Versionen der NT-Linie heran.

Durch die Unterstützung sowohl von alten 16-Bit- als auch von neuen 32-Bit-Programmen wurde der Kernel signifikant komplizierter als bei der Vorgängerversion 3.1x, was in deutlich geringerer Ausführungsgeschwindigkeit - insbesondere beim Bildschirmaufbau - resultiert. Wobei anzumerken ist, dass der so genannte Kernel (Systemkern) weiterhin das weiterentwickelte DOS ist. Die Entwickler gaben später an, sie hätten zwar lange an einer Optimierung gearbeitet, jedoch wurde Windows 95 ausgeliefert, ohne die Geschwindigkeit des Vorgängers erreicht zu haben.

Weiter kommt es, wie bei Windows 3.1x, zu Kompatibilitätsproblemen mit Software anderer Hersteller: Ist es bei Win 3.1x die Kompatibilität zu DR-DOS, so ist es hier die Kompatibilität zu alternativen Office-Systemen. Es kann nämlich bei den ersten Versionen zu regelmäßigen Fehlermeldungen kommen, wenn man ein alternatives Office-Programm ausführt. Diese Fehler wurden in den folgenden Versionen behoben.

Bei der B- und C-Version gibt es auch einige Probleme mit der USB-Unterstützung, die sich als nicht fehlerfrei erwies. Auch einige Grafikkarten-Treiber verweigern unter Version C ihren Dienst, laufen jedoch mit der älteren Version B anstandslos.

Nach Windows 95 sollte eigentlich Windows 96 (Codename Nashville) kommen, welches jedoch dann in Windows 95 B umbenannt wurde.

Support und heutige Bedeutung

Microsoft hat die Unterstützung des Betriebssystems am 31. Dezember 2001 auch für Unternehmen eingestellt, seitdem gibt es auch keine Sicherheitsupdates mehr. Für viele Nutzer war Windows 95 aber noch darüber hinaus unverzichtbar. Vor allem die A-Version läuft auf älterer Hardware (CPUs bis ca. 75 MHz) konkurrenzlos schnell bei gleichzeitig genügend Komfort, da es als die älteste der modernen Windowsversionen gilt. Viele Funktionen aus Windows 98 sind eigentlich Erweiterungen des Internet Explorers 4.0 (Active Setup), weshalb auch unter Windows 95 ein sehr komfortables Arbeiten (meist jedoch ohne Mausradscrollen) möglich ist. Im Übrigen existieren Programme, die mindestens die „C“-Version von Windows 95 voraussetzen. Andere Programme setzen wiederum eine bestimmte Version von Internet Explorer voraus.

Für einfache Office-Anwendungen und ältere Spiele (bis max. Direct X 8.0) ist es deshalb auch heute noch geeignet, von der technischen Weiterentwicklung ist dieses Windowssystem jedoch längst ausgeschlossen. Das wird besonders bei der USB-Unterstützung deutlich. Ein Fehler im USB-Windowstreiber führte dazu, dass die meisten Hersteller von USB-Geräten diese Windowsversion bei der Installation ihrer Gerätetreiber ausschließen. Das letzte unter Windows 95 lauffähige MS-Office ist Version 2000. Bei Virenschutz und anderer Systemsoftware ist das Angebot mittlerweile recht ausgedünnt. Da DOS-basierende Windowssysteme keine Benutzerrechteverwaltung kennen, können Viren oder andere Schadprogramme unkontrolliert auf das Computersystem zugreifen. Die Verwendung im Internet oder im Netzwerk ist somit trotz zusätzlicher Schutzprogramme generell ein Sicherheitsrisiko.

Weblinks

Quellen

  1. Microsoft Problembeschreibung und Patch
  2. CD-Codes der Windows-Versionen (Artikel: USB und Microsoft Windows 95)
  3. Windows-Versionen und CD-Abbildungen
  4. Microsoft Technet: Windows 95 long filenames administration issues (englisch) – Dateinamen sind mit 255 Zeichen, inklusive Speicherpfad, begrenzt
  5. Bugtraq-Artikel “Microsoft Windows Long Filename Extension Vulnerability” und “Malformed Filename Extensions causes Microsoft Windows modules to overflow” (beide englisch) zum Fehler von Dateien mit langen Dateinamenserweiterungen in Windows

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