- Wolfgang Schorlau
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Wolfgang Schorlau (* 1951 in Idar-Oberstein) ist ein deutscher Schriftsteller und Autor von politischen Kriminalromanen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nachdem Wolfgang Schorlau 1966 in Freiburg im Breisgau eine Lehre als Großhandelskaufmann begonnen hatte, wurde er durch die Studentenbewegung der 1960er Jahre zunehmend politisiert. Er schloss sich der Lehrlingsbewegung an. In den sogenannten „Mittwochsschulungen“ lernte er die Schriften von Karl Marx kennen (auch wenn ihm deren Pathos am Anfang nicht gefiel). Auf seinem eigenen Marsch durch die Institutionen brachte Schorlau es bis zum Manager in der Computerindustrie. Im Alter von 50 Jahren erfüllte er sich seinen Traum vom Schriftsteller. Heute lebt und arbeitet er als freier Autor in Stuttgart.
Die Romane um Georg Dengler
Held von Schorlaus Kriminalromanen ist Georg Dengler, ein ehemaliger BKA-Ermittler, der sich als Privatermittler selbstständig macht. Zwar hatten ihm schreibende Kollegen geraten, dass Geschichten um Privatdetektive in Deutschland im Gegensatz zur angelsächsischen Kriminalliteratur keinen Erfolg haben würden, doch die Arbeit an seinem ersten Roman Die blaue Liste war zu diesem Zeitpunkt schon zu weit fortgeschritten um das Konzept noch einmal zu ändern. Bis 2007 wurden erfolgreich drei Romane um den trinkfesten Bluesfan Georg Dengler, der im Stuttgarter Bohnenviertel seine Praxis betreibt, veröffentlicht. Für Das dunkle Schweigen erhielt er 2006 den dritten Platz des Deutschen Krimi Preises. Die handelnden Personen der Romane haben häufig reale Menschen als Vorbild und die beschriebenen Ereignisse sind nah an der Wirklichkeit. Der Krimiplot dient Schorlau vor allem auch der Aufklärung des Lesers und politischer Stellungnahme zu Ereignissen der neueren deutschen Geschichte. Unter dem Motto Finden und Erfinden erläutert Schorlau jeweils in einem Nachwort die realen Hintergründe seiner Geschichten.
Die blaue Liste. Denglers erster Fall.
Im ersten Roman der Reihe fügt Schorlau drei bisher nicht vollständig geklärte Ereignisse zusammen:
- Die Ermordung des ersten Präsidenten der Treuhandanstalt Detlev Rohwedder durch die RAF
- Der Absturz von Lauda-Air-Flug 004 am 26. Mai 1991 über Thailand, bei dem 223 Menschen ums Leben kamen
- Die Ereignisse am 27. Juni 1993 in Bad Kleinen, bei der das RAF-Mitglied Wolfgang Grams den Tod fand
Das dunkle Schweigen. Denglers zweiter Fall.
Hier geht es Schorlau um einen wenig untersuchten Komplex des Zweiten Weltkriegs: die Lynchjustiz an alliierten Soldaten (deren Zahl Schorlau auf über 1000 schätzt).
Fremde Wasser. Denglers dritter Fall.
Den realen Hintergrund dieses Thrillers bilden die weltweiten Bestrebungen zur Privatisierung der Wasserwirtschaft. Schorlau beschreibt unter anderem den Guerra del Aqua (Wasserkrieg) in Cochabamba und die Auswirkungen der durchgeführten Privatisierungen in Kiel und London. Der Titel des Romans zitiert ein Gedicht von Ingeborg Bachmann.
Brennende Kälte. Denglers vierter Fall.
Schorlau beschäftigt sich in diesem Roman mit der Entsendung von Bundeswehrsoldaten in den Afghanistankrieg und einem dort vermuteten Einsatz und Test von Mikrowellenwaffen, sowie den Folgen für die Soldaten. In einem Nebenstrang der Handlung befasst er sich mit der Einführung des neuen elektronischen Reisepasses in Deutschland.
Das München-Komplott. Denglers fünfter Fall.
In Denglers fünftem Fall nimmt sich Schorlau der Zusammenhänge um das nicht endgültig geklärte Bombenattentat auf das Oktoberfest 1980 an. Sein Roman bringt die Beteiligung des Verfassungsschutzes beim Aufbau von Organisationen wie der NPD in den Neuen Bundesländern oder der Wehrsportgruppe Hoffmann in den 1970ern zur Sprache. Ebenso sind die für Deutschland nicht geklärten Zusammenhänge um die paramilitärische Geheimorganisation der NATO Gladio ein Thema sowie ein geheimes United States Army Field Manual. Im Nachwort des Romans erzählt Schorlau, dass er nach der Kontaktaufnahme durch zwei Polizisten, die sich ihm nicht vorstellten, auf den Fall gebracht wurde. Die beiden Polizisten ermöglichten ihm das Aktenstudium von Unterlagen der Sonderkommission Theresienwiese und machten ihn auf einzelne Punkte in den Akten aufmerksam. Ebenso hätten sie ihn auf Ulrich Chaussys Buch Oktoberfest. Ein Attentat. verwiesen.
Die Literaturkritikerin Claudine Borries urteilte: „Ein wirklich großartiger Wurf ist Wolfgang Schorlau mit diesem Politthriller gelungen. Zu Recht gilt der Roman als Krimi des Monats!.“[1]
Die letzte Flucht. Denglers sechster Fall.
Im Herbst 2011 veröffentlicht, erzählt Schorlau hier vom Fall eines fälschlich des Mordes und Kindesmissbrauchs angeklagten Professors an der Berliner Charité. Der eigentliche Hintergrund sind allerdings kriminelle Machenschaften der Pharmaindustrie um Anwendungsbeobachtungen, die nach Schorlau durch ca. 50 % der Ärzte durchgeführt werden. Schorlau schreibt dazu im Nachwort: „Ich habe diesen Roman geschrieben, um zu verstehen, wie unser Gesundheitswesen funktioniert. Nun weiß ich es. Die Pharmaindustrie wird von einer beispiellosen kriminellen Energie getrieben.“ Bei seinen Ermittlungen lernt Dengler nicht nur die Dominaszene und die Küche in Frank Oehlers Speisemeisterei kennen – er erlebt in einer Nebenhandlung auch hautnah die Ereignisse am 30.September 2010 in Stuttgart und die Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 mit. Als Herausgeber hatte Schorlau 2010 bereits das Sachbuch Stuttgart 21. Die Argumente. zu diesem Thema veröffentlicht.
Werke
- mit Marc Po Kempner: Chicago blues: down at Theresa's ... ; the photographs of Marc PoKempner., Prestel, München 2000, ISBN 3-7913-2300-8
- Die blaue Liste. Denglers erster Fall. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2003, ISBN 3-462-03479-0
- Sommer am Bosporus. Ein Istanbul-Roman. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-03427-8
- Das dunkle Schweigen. Denglers zweiter Fall. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-03614-9
- Fremde Wasser. Denglers dritter Fall. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2006, ISBN 3-462-03748-X
- Brennende Kälte. Denglers vierter Fall. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-03982-5
- Ein perfekter Mord. Edition Nautilus, Hamburg 2008, ISBN 978-3-89401-579-4
- Das München-Komplott. Denglers fünfter Fall. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2009, ISBN 978-3-462-04132-3
- Das brennende Klavier. der Musiker Wolfgang Dauner. Edition Nautilus, Hamburg 2010, ISBN 978-3-89401-730-9
- Stuttgart 21. Die Argumente. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2010, ISBN 978-3-462-04258-0 (als Hrsg.)
- Die letzte Flucht. Denglers sechster Fall. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2011, ISBN 978-3-462-04279-5
Weblinks
Commons: Wolfgang Schorlau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Wolfgang Schorlau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Wolfgang Schorlau
- Text von Wolfgang Schorlau im Verdi-Blog
- Seite zu Lynchmorden an Soldaten
Einzelnachweise
Kategorien:- Autor
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