- Wolfgang von Gronau
-
Hans Wolfgang Gronau, ab 1913 von Gronau (* 25. Februar 1893 in Berlin; † 17. März 1977 in Frasdorf (Oberbayern)) war ein deutscher Seeflieger und Luftfahrtpionier.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Gronau entstammte einem alten Geschlecht aus dem Herzogtum Berg und war der Sohn des Generals der Artillerie Johann (Hans) Gronau (1850–1940) und der Luise Gerischer (1867-1926). Vater Hans wurde am 16. Juni 1913 in den preußischen Adelsstand erhoben – erblich auch für alle Nachkommen.
Er heiratete in erster Ehe am 1. September 1918 in Baden-Baden Irma Hell (* 30. Oktober 1895 in Berlin; † 18. November 1981 in Starnberg). Aus dieser Ehe, die 1934 wieder geschieden wurde, stammten eine Tochter und zwei Söhne.
In zweiter Ehe heiratete Gronau am 29. März 1935 in Berlin Hertha Seelmann-Mirow (* 26. Juli 1901 in Dömitz an der Elbe, Landkreis Ludwigslust-Parchim, Mecklenburg; † Juli 1988, Prien am Chiemsee).
Leben
Wolfgang von Gronau trat vor dem Weltkrieg in die Kaiserliche Marine ein und wurde 1915 als Leutnant zu den Seefliegern versetzt. Nach dem Krieg schied er als Oberleutnant zur See aus. Nach verschiedenen Versuchen in zivilen Berufen wurde er 1925 Mitarbeiter der DVS, leitete ab 1926 deren kleine Seeflugabteilung in Warnemünde und baute ab 1928 die Schulstation in List auf.
1925 eroberte er mit dem Schwimmerflugzeug Heinkel He V D-937 einen Höhenrekord für Seeflugzeuge, der als erster deutscher Weltrekord nach dem Krieg international anerkannt wurde. Neben seiner Ausbildungstätigkeit plante von Gronau einen Atlantikflug und wurde dabei von der Firma Dornier und der Shell unterstützt. 1930 und 1931 konnte er diese Pionierflüge verwirklichen, 1932 gelang ihm sogar eine Erdumrundung. Er publizierte Reiseberichte und hielt Vorträge. 1933 erhielt er den Titel Ministerialrat im Reichsluftfahrtministerium und blieb Leiter der Seeflugzeugausbildung. Als die inzwischen fünf Seeflugzeugstationen am 1. April 1934 in die noch getarnte Luftwaffe überführt wurden, schied von Gronau aus. Er wurde dann Präsident des Aeroclubs von Deutschland und 1935 Vizepräsident der Federation Internationale Aeronautique. Im Herbst 1938 wurde er als Oberstleutnant in die Luftwaffe übernommen und ließ sich zum Sommer 1939 als Luftattaché an die Deutschen Botschaft in Tokio (Japan) versetzen, zuletzt dort als Generalmajor.
Ende 1947 kehrte er aus Japan zurück und nahm dann seinen Wohnsitz in Bayern.Weltumrundung
Weiteren Ruhm erlangte Gronau, als er im Juli 1932 mit dem zweimotorigen Wasserflugzeug Dornier-Wal mit der Kennung D-2053 von der damaligen Verkehrsfliegerschule in List auf Sylt zu einer Weltumrundung aufbrach, die ihn nach über 44.000 km im November 1932 wieder nach List zurückführte.
Vorgeschichte
Am 18. August 1930 startete Wolfgang von Gronau mit einem alten Dornier Wal D-1422 zu seinem ersten Transatlantikflug in Ost-West-Richtung. Es gelang ihm zusammen mit seiner Besatzung, den nördlichen Luftweg über den Atlantik auf der Route Sylt-Island-Grönland-Labrador-New York (4670 Meilen) in „nur“ 47 Flugstunden zu bewältigen. Als die Crew am 26. August 1930 auf dem Hudson River in New York landete, wurde ihnen ein begeisterter Empfang zuteil. In Anerkennung seiner Leistung wurde er im Weißen Haus von Herbert Hoover, dem Präsidenten der USA, empfangen. Zu dieser Zeit war er Direktor der DVS (Deutsche Verkehrsfliegerschule) in List auf Sylt. Diesen Flug hatte er insgeheim geplant und führte ihn gegen das ausdrückliche Verbot des zuständigen deutschen Ministeriums durch. Erst über Island informierte er per Funk das Ministerium in Berlin mit den Worten: „Fliegen, Ihre Zustimmung vorausgesetzt, über Island nach New York!“. Auch seine Crew setzte er erst kurz vorher über sein weiteres Vorhaben in Kenntnis, was diese recht unvorbereitet traf: so bewältigte von Gronaus Co-Pilot den Flug in ausgetretenen, löchrigen Turnschuhen (Anekdote von E. Zimmer). Als letzter der Crew erfuhr der frischverlobte Bordmechaniker "Franzl" Hack alles erst durch den durchgegebenen Funkspruch. Von Gronaus Vorgesetzten waren über dieses Verhalten alles andere als erfreut und von bereits beschlossenen disziplinarischen Maßnahmen gegen ihn wurde nur abgesehen, da sein Rekordflug international wie auch in der deutschen Bevölkerung mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Von New York flog von Gronau mit seiner Crew weiter nach Chicago. Die Rückreise nach Deutschland erfolgte mit dem Schiff.
Crew
Seine Mannschaft bestand aus dem Co-Piloten Eduard Max Lorenz Zimmer (1904-1989), damals Fluglehrer in List auf Sylt, dem schwäbischen Mechaniker Franz Xaver Hack - genannt Franzl - (1904-1964) und dem Funker Fritz Albrecht. Auf dem Weltflug 1932 trat an Zimmers Stelle Ghert von Roth.
Technik
Für den ersten Flug 1930 stand nur ein Flugveteran, ein alter Dornier DO-J Wal, mit Kennung D-1422, mit dem schon der Polarforscher Roald Amundsen als "N25" zum Nordpol geflogen war, Gronau zur Verfügung. Nach seinem ersten erfolgreichen Nordatlantikflug konnte er 1931 von Dornier eine technisch verbesserte Maschine, einen neuen 8-Tonnen- J II -Wal (Dornier Do J II b Bos), das nunmehr „Grönland-Wal“ genannte Flugboot mit der Kennung D-2053, erhalten. Mit der D-2053 wurden die Pionierflüge 1931 und 1932 erfolgreich durchgeführt.
Es war u.a. ausgerüstet mit zwei BMW-VIIa-Motoren mit 2 × 550 kW (750 PS) in Tandemanordnung, einem damals neuartigen Sperry-Kreiselhorizont sowie einer FT-Anlage mit Peilrahmen und zerlegbarem Antennenmast.
D-1422, ehem. N25, landete im Winter 1932 auf dem verschneiten Flugplatz Oberwiesenfeld in München und kam ins Deutsche Museum. Dort wurde sie durch Fliegerangriffe 1944/45 fast völlig zerstört. Ein original Hecksegment/Spante befindet sich im Dorniermuseum in Friedrichshafen.
Walflugboote waren im 2. Weltkrieg u.a. als Aufklärer und See-Rettungsflieger im Einsatz, dabei ging vermutlich auch D-2053 verloren. Der Verbleib ist ungeklärt.
Nach der Rückkehr von seinem erfolgreichen Weltflug im November 1932 wurde von Gronau und seine Besatzung von Dornier in Friedrichshafen am Bodensee gefeiert.
Flugroute 1932
- Start in List, Deutschland (22. Juli 1932)
- Seydisfjördur, Island
- Reykjavík, Island
- Ivittuut, Grönland
- Cartwright, Labrador (26. Juli 1932)
- Montreal, Kanada
- Ottawa, Kanada (30. Juli 1932)
- Lake St. Clair, Detroit, USA
- Chicago, USA (2. August 1932)
- Milwaukee, USA
- Minneapolis, USA
- Winnipeg, Kanada
- Prince Rupert, Kanada
- Juneau, Alaska
- Yakutat, Alaska
- Cordova, Alaska
- Dutch Harbor, Aleuten
- Kanaga, Aleuten [1]
- Attu, Aleuten
- Paramuschir, Japan (heute Russland)
- Nemuro, Japan
- Tokio, Japan (4. September 1932)
- Nagoya, Japan
- Kagoshima, Japan
- Shanghai, China
- Hong Kong
- Manila, Philippinen
- Zamboanga City, Borneo
- Surabaya, Indonesien
- Batavia, (heute Djarkarta) Indonesien
- Rangun, Birma
- Akjab, Birma
- Chilka Lake, Indien, [2]
- Colombo, Sri Lanka
- Bombay, Indien
- Karatschi, Pakistan
- Bandar Abbas, Iran
- Basra, Irak
- Bagdad, Irak
- Zypern
- Athen, Griechenland
- Rom, Italien
- Genua, Italien
- Bodensee, Deutschland (9. November 1932), Große Feier
- Ankunft List, Deutschland (23. November 1932)
Ehrungen
- An seinen erfolgreichen Rekordflug erinnert am Start und Zielort List auf Sylt ein Gedenkstein.
- In den Städten Augsburg, Wiesbaden (Erbenheim) und Wuppertal (Unterbarmen) sind jeweils eine Straße nach ihm benannt.
- Harmon Trophy (USA 1932)
- Ehrenbürger der Gemeinde List auf Sylt (von Gronau und seine Frau sind auf dem Lister Friedhof beigesetzt)
- Außerdem Verleihung diverser Auszeichnungen, z. B. des Automobilclubs von Deutschland (September 1930)
Literatur
- Wolfgang von Gronau: „Im Grönland-Wal. Dreimal über den Atlantik und einmal um die Welt“; 1933
- Arnold Frisch: „Im Flugboot nach Amerika – Erlebnisse des Ozeanfliegers Wolfgang von Gronau“; 1936
- Wolfgang von Gronau: „Wie ich fliegen lernte“; 1941
- Wolfgang von Gronau: „Pionierflüge mit dem Dornier-Wal“, Luftfahrt-Verlag Walter Zuerl – Steinebach-Wörthsee
- Kurt W. Streit, John W. R. Taylor: „Geschichte der Luftfahrt“ (1972)
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Teil B, Verlag Justus Perthes, Gotha 1941
- M. Michiel van der Mey: Dornier Wal "a Light coming over the Sea"
- Genealogisches Handbuch des Adels, „Adelslexikon“ Band IV, Band 67 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1978
- diverse private Dokumente/Aufzeichnungen der Familie E. Zimmer (1930–1989)
- verschiedene private Dokumente und Erinnerungen aus der Familie F. Hack (1904–1964)
Weblinks
Wikimedia Foundation.