- Würfeluhr
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Die von der Stadt Wien betreuten Uhren und vor allem die Wiener Würfeluhren sind Normaluhren. Sie sind Bestandteil des Stadtmobiliars.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1885 installierte die Stadt Wien probeweise die erste Ständeruhr auf dem Wiener Naschmarkt.
Die erste öffentliche Uhr auf der Wiener Ringstraße wurde 1905 an der Kreuzung Ringstraße/Kärntner Straße aufgestellt. Im gleichen Jahr wurde auch die Genehmigung zum Versuch der Funkfernsteuerung von Uhren erteilt. Dieser wurde 1919 zunächst abgebrochen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Netz der gemeindeeigenen Uhren auf eigenen Ständern und Lichtmasten verstärkt ausgebaut. Hilfreich dabei war, dass an Stelle der sehr schweren Räderuhrwerke kleinere und leichtere Schwingankeruhrwerke zum Einsatz kamen.
Nachdem 1948 ein zentrales Uhrensteuersystem über das Leitungsnetz der Wiener Feuerwehr eingeführt wurde, gab es 1965 bereits 115 Uhren, die zentral gesteuert wurden. Weitere 22 mussten nach wie vor von Hand aufgezogen werden.
Nachdem 1919 der erste Versuch, Uhren per Funk zu steuern, eingestellt worden war, wurde er im Jahr 1970 wieder aufgenommen. Der dazu benötigte Sender befand sich in der Senngasse 2 in Simmering (Sitz der Magistratsabteilung (MA) 33 – Wien leuchtet) im dortigen Amtshaus, der zugehörige Empfänger in der Martinstraße 100 in einem weiteren Amtshaus der Stadt Wien. Am 18. Mai 1971 erfolgte Am Heumarkt in Wien-Landstraße die offizielle Inbetriebnahme der ersten funkgesteuerten Würfeluhr.
Anfang des Jahres 2007 sorgte die Nachricht, dass die Wiener Würfeluhren möglicherweise bald aus dem Stadtbild verschwinden könnten, für Aufregung.
Zwar ist die MA 33 für die technische Betreuung der Uhren zuständig, für die Kosten muss auf Grund einer Änderung der Landesverfassung von Wien allerdings seit dem 1. Jänner 1988[1] der jeweilige Bezirk aufkommen. Und da zahlreiche Uhren aus Altersgründen durch ein modernes Exemplar ersetzt werden müssten, überstiegen die Kosten dafür – Stückpreis rund 18.000 Euro – häufig die finanziellen Möglichkeiten des Bezirksbudgets.
Gesichert wurde der Fortbestand der Würfeluhren durch die Wiener Städtische Allgemeine Versicherung, die die Kosten für die Erneuerung der Uhren in der Höhe von 550.000 Euro übernahm. Zusätzlich zu diesem Betrag bezahlt die Wiener Städtische für jede Uhr jährlich einen Betrag von 733,33 Euro dafür, dass sie ihr Firmenlogo anstelle des bisherigen Wiener Wappens auf den Zifferblättern anbringen darf.[2] Die erste derartige Uhr wurde am 28. November 2007 beim Ringturm, dem Sitz der Versicherung, von Bürgermeister Michael Häupl, Stadtrat Rudolf Schicker und Generaldirektor Günter Geyer der Presse vorgestellt.[3] Auf Grund der schlechten Erkennbarkeit der zart designten Zeiger vor dem mit dem Logo versehenen Hintergrund wurde diese Uhr Ende März 2008 durch eine besser ablesbare Version ersetzt.
Dies sorgte allerdings für Kritik. Die Wiener Grünen bemängelten, dass hier Werbeflächen ohne öffentliche Ausschreibung vergeben würden. Von diesem Sponsoring nicht betroffen sind die Kosten für die laufenden Wartungsarbeiten. Diese verbleiben weiterhin bei den Bezirken.[4]
Am Floridsdorfer Spitz wurde unterdessen aus diesem Grund die erste Würfeluhr abmontiert.[5] Da sich der sozialdemokratische Bezirksvorsteher – unterstützt von der Freiheitlichen Partei – auf den Standpunkt stellte, dass zu Zeiten, in denen jeder eine Armbanduhr oder ein Handy besitzt, öffentliche Uhren nicht mehr notwendig seien und das Geld bei anderen Investitionen im Bezirk besser angelegt sei, initiierte das „Floridsdorfer Bezirksblatt“ fbz in der Bevölkerung eine Spendenaktion, um Geld für die Anschaffung einer modernen Würfeluhr zu beschaffen. Diese Aktion wurde wiederum von den Grünen im Bezirk unterstützt. Am 30. November 2007 – zwei Tage nach der Präsentation der neu gestalteten Uhren – wurde am Floridsdorfer Spitz wieder eine Würfeluhr in Betrieb genommen.
Gestaltung
Die Form der Wiener Würfeluhr, bei der es sich eigentlich um einen Polyeder handelt, besteht seit etwa 1900. Um auch bei Dunkelheit eine gute Sichtbarkeit zu gewährleisten, sind die vier Zifferblätter hintergrundbeleuchtet.
Das Jahr 2000 wurde zum Anlass genommen, ein Re-Design der Wiener Würfeluhr vorzunehmen. Die altgewohnte analoge Würfeluhr wurde mit einem Glaswürfel umgeben, auf dem die Zeit in digitaler Form angezeigt wird. Das erste derartige Exemplar wurde im 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering in der Senngasse 2, dem Sitz der Magistratsabteilung 33, aufgestellt, scheint unterdessen aber wieder demontiert worden zu sein.
1964 wurden an der damaligen Stadtbahnstation Hietzing bei der Kennedybrücke die ersten Springziffer-Uhren installiert. In den Jahren 2001 und 2003 wurden die Uhren aus Altersgründen gegen Uhren mit Flüssigkristallanzeige ersetzt. Die zuletzt installierte Uhr verfügt über eine zusätzliche Temperaturanzeige.
Technik
Nach der Inbetriebnahme der ersten funkgesteuerten Würfeluhr wurde die Technik der Fernbeeinflussung weiterentwickelt.
1976 wurden erstmals Funkempfangsmodule – so genannt Teleboxen – eingesetzt. Der dafür benötigte UHF-Sender im 70-cm-Band wurde von der für die Betreuung der Würfeluhren zuständigen MA 33 betrieben.
Zwischen 1984 und 1986 entwickelte die MA 33 in ihrem Versuchsraum ein Steuergerät, welches das Zeitsignal des von der Deutschen Bundespost betriebenen DCF77-Zeitzeichensenders aus Mainflingen in Deutschland für die öffentlichen Uhren umsetzte. Die erste damit ausgestattete Uhr wurde am 9. Mai 1987 in der Inneren Stadt Am Hof in Betrieb genommen. Mit der 1996 erfolgten Umstellung der letzten Würfeluhr auf den Betrieb mittels DCF-Zeitzeichens endete die Periode des magistratseigenen Uhrenfunks.
Im gleichen Jahr wurde mit der Würfeluhr in der Dreiständegasse im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing erstmals eine öffentliche Uhr zu Versuchszwecken mit einem GPS-Empfänger ausgerüstet. Wegen technischer Probleme wurde dieser Versuch nach acht Monaten beendet. Im Jahr 2002 begann die Umrüstung der Uhren mit serienreifen GPS-Empfängern zur Steuerung der Uhrzeit. Grund für diese neuerliche Umstellung war der immer stärker werdende Elektrosmog, der vermehrt den Empfang des DCF-Funksignals störte. Nachteil des GPS-Zeitzeichens ist allerdings, dass dieses die Umstellung zwischen Sommer- und Winterzeit nicht überträgt. Ausgeglichen wird dies durch einen Mikroprozessor, der diese Umstellung anhand des Datums übernimmt.
Hersteller der „Lichtmastuhr Modell ‚Wien’ mit Beleuchtung“ und 85 oder 105 Zentimeter Seitenlänge – so die offizielle Bezeichnung – ist die in Wien ansässige Firma Schauer Time Systems.
Uhren
Im Februar 2008 betreute die Magistratsabteilung 33, die vor allem für die öffentliche Beleuchtung zuständig ist, 198 Uhren.
- 74 Wiener Würfeluhren in 22 Wiener Gemeindebezirken. Neubau ist der einzige Bezirk ohne Würfeluhr
- 84 Uhren an Kirchen (Michaelerkirche, Mariahilfer Kirche, Maria vom Siege, …),
- 10 Uhren an Amtshäusern (Altes Rathaus, Wiener Rathaus, …),
- 7 Uhren an Schulgebäuden,
- 13 Uhren an anderen Gebäuden (Marktamt des Naschmarkts, Vorwärts-Gebäude, ehemaliges Militärgeographisches Institut, Graf-Radetzky-Kaserne, …) sowie
- 10 Uhren an diversen Plätzen (Uhrturm und Wetterstation auf dem Gelände der WIG 74, Ottakringer Bad, Inzersdorfer Großgrünmarkt, …)[6]
Einzelnachweise
- ↑ http://www.alservorstadt.at/gebaeude/kirchenfuehrer/k04/uhren.htm
- ↑ http://www.wien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=%2F2007%2F1128%2F026.html
- ↑ http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20071123_OTS0168&ch=politik
- ↑ http://wien.orf.at/stories/232524/
- ↑ http://wien.orf.at/stories/174155/
- ↑ http://www.wien.gv.at/licht/rtf/uhren.rtf
Weblinks
- MA 33 – Wien leuchtet/Öffentliche Uhren
- Wien und die öffentlichen Uhren
- Geschichte der Würfeluhren
- Öffentliche Uhr als Hindernis
- Wiener wissen nun genau, wieviel es geschlagen hat. Öffentliche Uhren werden über Mikroprozessoren gesteuert. Arbeiter-Zeitung vom 4. Januar 1986, S. 15 (online)
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