ZKB-57

ZKB-57
Iljuschin Il-2 Schturmowik
Iljuschin Il-2 "Schturmowik"
Iljuschin Il-2 "Schturmowik"
Typ: Schlachtflugzeug
Entwurfsland: UdSSR UdSSR
Hersteller: Iljuschin
Erstflug: 2. Oktober 1939
Indienststellung: März 1941
Produktionszeit: 1941 bis 1945
Stückzahl: 36.163

Die Iljuschin Il-2 Schturmowik (russ. für Schlachtflugzeug) war ein ein- oder zweisitziges, einmotoriges, schwergepanzertes Schlachtflugzeug, das im Zweiten Weltkrieg von der Sowjetunion eingesetzt wurde. Es ist bis heute eines der am meisten gebauten Flugzeuge der Welt. Die Hauptaufgabe dieses Flugzeugs war die Bekämpfung von feindlichen gepanzerten Fahrzeugen, obwohl es auch mit Erfolg gegen „weiche Ziele“ eingesetzt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entwicklung

Il-2M3 mit 37-mm-Maschinenkanonen (Moskau, März 1943)
notgelandete Il-2, Ukraine im September 1942

Der Entwurf beruht auf einem Aufruf Josef Stalins aus dem Jahre 1936 für die Entwicklung eines Mehrzweckflugzeuges für die sowjetischen Luftstreitkräfte mit der Bezeichnung "Iwanow". Obwohl sich Sergej Iljuschin an diesem Wettbewerb offiziell nicht beteiligte, begann er Studien über ein solches Flugzeug durchzuführen. Kern dieser Überlegungen war es, eine optimale Kombination aus Masse, Panzerung, Feuerkraft und Geschwindigkeit zu erzielen. 1938 waren seine Überlegungen soweit gediehen, dass er in einem Brief an den Zentralrat der KPdSU vom 27. Januar 1938 darum bat, ihn mit der Konstruktion zu beauftragen. Sein Vorschlag wurde angenommen und am 5. Mai offiziell bewilligt.

Im Januar 1939 wurden die technischen Anforderungen an das Modell herausgegeben und der Bau des ersten Versuchsmusters begann. Die Arbeiten konnten noch im selben Jahr abgeschlossen werden, so dass Testpilot Wladimir Kokkinaki am 2. Oktober 1939 mit der ZKB-55 zum Erstflug startete (ZKB steht für Zentrales Konstruktionsbüro). Eine zweite ZKB-55 flog am 30. Dezember 1939. Als Antrieb der zweisitzigen Maschine diente ein Mikulin AM-35 Reihenmotor. Die Werkserprobung war am 26. März 1940 abgeschlossen und die ZKB-55 begann im NII - Forschungsinstitut der WWS die staatliche Erprobung. Sie dauerte vom 1. bis 20. April und bescheinigte dem Typ die Eignung als Schlachtflugzeug. Als militärische Bezeichnung wurde das Kürzel BSch-2 vergeben (russisch für gepanzertes Schlachtflugzeug).

Allerdings wurde von der Militärkomission die geringe Geschwindigkeit von 362 km/h aufgrund der geringen Leistungsfähigkeit des AM-35 in niedrigen Höhen bemängelt. Auf Bitte Iljuschins begann der Triebwerkskonstrukteur Mikulin deshalb in Eigeninitiative die Entwicklung des AM-38, die noch im selben Jahr abgeschlossen wurde.

Als die Vorbereitungen zum Bau einer kleinen Vorserie fast abgeschlossen waren, erging plötzlich die Forderung, die BSch-2 zum Einsitzer umzurüsten, da ein nach hinten feuernder Bordschütze als überflüssig angesehen wurde. Iljuschin baute deshalb die erste ZKB-55 dementsprechend um und ersetzte gleichzeitig den AM-35 durch den AM-38. Der Erprobung erfolgte als ZKB-57 vom 12. bis 22. Oktober 1940. Das Flugzeug erreichte dabei dank des stärkeren Motors in Bodennähe 423 km/h. Die Militärs erkannten jedoch die Notwendigkeit eines solchen Flugzeuges nicht und so erfolgte kein Auftrag zur Serienproduktion. Erst nach einem Treffen von Iljuschin und Mikulin mit Stalin im Dezember 1940 wurde von diesem persönlich der Bau angeordnet.

Die Vorbereitungen hierfür begannen nach einigen Änderungen im Januar 1941 im Flugzeugwerk 18 in Woronesh unter der Bezeichnung ZKB-55P. Noch im selben Monat erhielt das Flugzeug die offizielle Bezeichnung Il-2. Die staatliche Erprobung der ZKB-55P/Il-2 dauerte vom 28. Februar bis 20. März 1941 und wurde durch A. Dolgow durchgeführt. Parallel dazu begann im Februar die Serienfertigung. Der Erstflug der ersten Serien-Il-2 erfolgte am 10. März 1941. Bis zum Kriegsbeginn am 22. Juni 1941 wurden 249 Il-2 an die WWS geliefert (zwei im März, 14 im April, 74 im Mai, 159 im Juni). Kurz darauf erfolgte die Verlegung der Produktion nach Kuibyschew. Noch im Herbst selben Jahres war die Evakuierung abgeschlossen und die Il-2 wurde von da an in stetig steigenden Zahlen den ganzen Krieg hindurch hergestellt und an die Fronteinheiten geliefert, bis die Produktion 1945 auf das Nachfolgemodell Il-10 umgestellt wurde.

Einsatz

Drei Il-2 über Berlin im April 1945
Il-2 über Berlin-Lankwitz 1945

Bereits bei den ersten Kämpfen erlitt die Il-2 größere Verluste. Dies war einerseits auf den zu dieser Zeit fehlenden Jagdschutz zurückzuführen, andererseits auf die mangelnde Verteidigungsfähigkeit des Musters im rückwärtigen Bereich. Im Februar 1942 wurde darum beschlossen, die Il-2, basierend auf Iljuschins früheren Entwürfen, wieder zum Zweisitzer umzubauen. Die Erprobung dieses als Il-2M bezeichneten Modells erfolgte im März desselben Jahres, gleichzeitig wurde ein stärkerer AM-38F-Motor eingebaut. Die WWS erhielten diese Il-2 ab September/Oktober 1942. Als Verteidigungswaffe für den Bordschützen diente ein Beresin-UBT-Maschinengewehr Kaliber 12,7 mm.

Ab Frühjahr 1943 erschien die Il-2M3, die leistungsfähigste Version. Sie besaß verbesserte Flugeigenschaften und war an den gepfeilten Außenflügeln erkennbar. Sie war die am meisten produzierte Il-2. Eine kleine Anzahl dieser Maschine erhielt an den Unterflügeln zwei Stationen mit 37-mm-Kanonen NS-37.

Erfolgreiche Il-2-Piloten des Zweiten Weltkrieges waren unter anderem die zweifachen Helden der Sowjetunion Talgat Begeldinow (über 300 Einsätze), Grigori Siwkow (243), Michail Bondarenko (230), Anatoli Brandis (228), Nikolai Semjeiko (227), Alexander Jefimow (222), Leonid Beda (213) sowie Konstantin Dawydow, ebenfalls Held der Sowjetunion.

Die Il-2 war sehr effektiv in der Panzerbekämpfung, so wurden während der Schlacht um Kursk bei einem Einsatz gegen die deutsche 9. Panzerdivision 70 Panzer in 20 Minuten zerstört. In einem zweistündigen Angriff verlor die 3. Panzerdivision 270 Panzer. Die 17. Panzerdivision verlor bei einem Angriff 240 von 300 Panzern.[1]

Die Produktionsangaben aller gebauten Il-2 schwanken stark, sie reichen von 31.136 bis zu 36.163 Exemplaren.

Varianten

Weitere Versionen waren die Schulvariante Il-2U, das Torpedoflugzeug Il-2T und die testweise mit einem Sternmotor ausgerüstete Il-2ASch-82. Eine als Il-2I bezeichnete Ausführung als schwerer Jagdbomber/Jäger von 1942 bildete das Basismodell für die Weiterentwicklung der Il-2, die einsitzige Il-1, aus der die ebenfalls in großen Stückzahlen gebaute Il-10 entstand.

Bewaffnung

Die Bewaffnung bestand aus Maschinengewehren, Bordkanonen des Kalibers 20 mm, 23 mm oder 37 mm sowie Bomben oder ungelenkten Luft-Boden-Raketen. Ab 1943 kam die Hohlladungsbombe PTAB zur Panzerbekämpfung hinzu.

Panzerung

Die Panzerung der Il-2 umfasste das gesamte Rumpfvorderteil und schützte Motor, Piloten, Treibstofftank und in den zweisitzigen Versionen auch den Bordschützen. Von deutschen Jagdpiloten wurde die Il-2 auch "Betonflugzeug" genannt, da sie sogar direkte Treffer einer 20 mm-Kanone überstehen konnte.

Trivia

  • Die Il-2 hatte die niedrigste Verlustrate aller sowjetischen Flugzeugtypen im Zweiten Weltkrieg.
  • Die Il-2 war dank ihrer Feuerkraft bei den deutschen Truppen berüchtigt, die ihr die Namen „Eiserner Gustav“, „Schlächter“ oder „Schwarzer Tod“ gaben. Deutsche Jagdpiloten bezeichneten die Maschine wegen ihrer schweren Panzerung, gegen die viele Bordwaffen ineffektiv waren, als „Betonflugzeug“. Bei den russischen Truppen wurde sie auch als „Fliegender Panzer“ (Летающий танк) oder „Bucklige“ (Горбатый) bezeichnet.
  • Es wurden über 100 Il-2 von Deutschland erbeutet, jedoch nicht eingesetzt, nur getestet, da das Flugzeug von der Luftwaffe als für den Piloten gefährlich eingestuft wurde, weil es keinen technischen Normen entsprach. Finnland erhielt bis 1944 bevorzugt russische Beuteflugzeuge, verwendete die Il-2 aber auch nicht.

Technische Daten

Bugansicht
Iljuschin Il-2/3m (Ильюшин Ил-2/3м)
Kenngröße Daten
Spannweite    14,60 m
Länge    11,65 m
Höhe    4,17 m
Flügelfläche    38,50 m²
Leermasse    4.525 kg
maximale Startmasse    6.360 kg
Triebwerk    ein Mikulin AM-38F (1.282 kW/1.720 PS)
Höchstgeschwindigkeit    410 km/h in 1.500 m Höhe
Reichweite    765 km
Dienstgipfelhöhe    4.525 m
Bewaffnung    zwei 23-mm-MK WIa
zwei 7,62-mm-MG SchKAS
ein Bordschützen-MG UBT Kaliber 12,7 x 108 mm
Waffenlast    bis zu 600 kg Bomben (6*50 kg, 6*100 kg oder 2*250 kg)
acht RS-82-Raketen oder vier RS-132-Raketen; 4 Bombenkassetten zu je 48 PTAB's.
Besatzung    1-2

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Robin D. S. Higham, John T. Greenwood: Russian Aviation and Air Power in the Twentieth Century. Routledge, 1998, S. 102

Literatur

  • Ulrich Unger: Über die Entstehung der Iljuschin IL-2. in: Horst Schädel (Hg.): Fliegerkalender der DDR 1990. Militärverlag der DDR, Berlin 1989, S. 47 – 57.

Weblinks



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