Benoît Magimel

Benoît Magimel
Benoît Magimel (2006)

Benoît Magimel (* 11. Mai 1974 in Paris) ist ein französischer Schauspieler.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Kindheit und Ausbildung

Benoît Magimel kam als Sohn einer Krankenschwester und eines Bankangestellten in Paris zu Welt. Als er zwölf Jahre alt war, wurde seine Mutter auf eine Annonce in der französischen Tageszeitung Libération aufmerksam, die zur Teilnahme an einem Filmcasting aufrief. Tatsächlich sprach der Junge vor und bekam eine der beiden Hauptrollen in Étienne Chatiliez' Film Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß. Die Sozialkomödie, die die Geschichte von zwei 12-jährigen Kindern erzählt, die bei ihrer Geburt vertauscht wurden und in der jeweils falschen Familie aufwachsen, wird 1988 zum Kritiker- und Publikumsliebling und gewinnt vier Césars, das französische Äquivalent zur Oscar-Verleihung. Darauf folgen für Magimel Rollen in Christine Lipinskas Komödie Zum Teufel mit den Eltern und der Fernsehserie Pause-café, sowie weitere Auftritte in verschiedenen französischen TV-Produktionen.

Nachdem Benoît Magimel durch den raschen Erfolg Gefallen am Schauspieler-Beruf gefunden hatte, gab er den Wunsch, Feuerwehrmann zu werden, auf und entschloss sich im Alter von 16 Jahren gänzlich, eine Karriere im Filmgeschäft einzuschlagen. 1993 spielte er erneut unter der Regie Christine Lipinskas in Le Cahier volé, ein romantisches Drama mit Elodie Bouchez, das zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spielt. Es folgten mehrere TV-Rollen, u. a. in Philippe Monniers TV-Mehrteiler Jalna, bevor er eine Hauptrolle in Benoît Jacquots Drama Das einsame Mädchen erhielt. In dem Film agiert er an der Seite von Virginie Ledoyen als arbeitsloser Jugendlicher, der mit der Schwangerschaft seiner jungen Freundin konfrontiert wird. Im gleichen Jahr bekommt Magimel eine Nebenrolle in Mathieu Kassovitz' Hass mit Vincent Cassel und Saïd Taghmaoui in den Hauptrollen. Das gefeierte Sozialdrama wird mit dem Regiepreis bei den Filmfestspielen in Cannes und drei Césars ausgezeichnet, darunter die Trophäe für den besten Film des Jahres.

Durchbruch im Filmgeschäft

1996, nach einem Auftritt in Samuel Tasinajes Kurzfilm 15 sans billets, bekommt Magimel eine Nebenrolle in André Téchinés Film Diebe der Nacht mit u. a. Catherine Deneuve und Daniel Auteuil in den Hauptrollen. Der Thriller, angesiedelt um den Tod eines Einbrechers und dessen Folgen, markiert den Durchbruch für Magimel als Erwachsenendarsteller. Für seine Rolle des Jimmy Fontana erhält er 1997 eine César-Nominierung als Bester männlicher Nachwuchsdarsteller und den Prix Michel Simon. An diesen Erfolg kann der charismatische Schauspieler erst Jahre später wieder anknüpfen. Nach der Hauptrolle als exzentrischer Alfred de Musset in Diane Kurys' historischem Kostümfilm Das Liebesdrama von Venedig (1999) schlüpft er in die Rolle des eitlen Ludwig XIV. in dem Drama Der König tanzt (2000), für dessen Dreharbeiten er drei Monate in einem Ballettstudio verbringt, um den barocken Tanz zu studieren. Ein Jahr später folgt die männliche Hauptrolle in Michael Hanekes Film Die Klavierspielerin. In der gleichnamigen Verfilmung eines Romans von Elfriede Jelinek mimt Magimel den jungen Wiener Studenten Walter Klemmer, der sich von der selbstzerstörerischen und äußerlich gefühlskalten Klavierlehrerin Erika Kohut angezogen fühlt. Das verstörende Beziehungsdrama bringt ihm und Schauspielkollegin Isabelle Huppert den Darstellerpreis auf den Filmfestspielen in Cannes 2001 ein. Darüber hinaus wurde der schauspielerische Autodidakt, der nie eine Schauspielschule besuchte, für den Publikumspreis des Europäischen Filmpreises als bester Darsteller nominiert.

Nach dem großen Erfolg von Die Klavierspielerin trat Magimel in der Folgezeit sowohl im seriösen Kino wie auch in kommerziellen Filmproduktionen in Erscheinung. Er ist vor allem dafür bekannt, düsteren, ernsten und introvertierten Figuren ein Gesicht zu geben. In den Jahren 2003 und 2004 spielt er zweimal unter der Regie des renommierten französischen Regisseurs Claude Chabrol. In dem Thriller Die Blume des Bösen agierte er an der Seite von u. a. Suzanne Flon und Nathalie Baye, mit der er bereits 2000 in dem Drama Die Frau des Chefs zu sehen war. In Die Brautjungfer, der Verfilmung eines Kriminalromans von Ruth Rendell, ist Laura Smet seine Filmpartnerin, die ihn als geheimnisvolle Senta um einen tödlichen Liebesbeweis bittet. Einem breiten europäischen Publikum wird er mit Die purpurnen Flüsse 2 – Die Engel der Apokalypse, der Fortsetzung des erfolgreichen Thrillers Die purpurnen Flüsse, bekannt. Hier bildet Magimel, nach der Absage Vincent Cassels, gemeinsam mit Jean Reno ein Ermittler-Duo, das den unheimlichen Morden in einem französischen Kloster auf die Spur kommt. Im Jahr 2005 folgte Gérard Pirès Abenteuerfilm Les chevaliers du ciel, daneben arbeitete der Schauspieler noch an Lionel Bailius Thriller Fair Play mit Marion Cotillard und Nicole Garcias Filmprojekt Selon Charlie, in dem er gemeinsam mit u. a. Jean-Pierre Bacri, Vincent Lindon und Benoît Poelvoorde zu sehen war. 2005 folgte wohl auch einer seiner kommerziell größten Erfolge in Frankreich mit dem mit versierten Luftkampfaktionen ausgestatteten Flieger Film „Sky Fighters“. 2007 folgte eine erneute Zusammenarbeit mit Claude Chabrol an dem Drama Die zweigeteilte Frau in dem er als unsteter Erbe eines Familienvermögens gemeinsam mit François Berléand um die Gunst von Ludivine Sagnier buhlte.

Benoît Magimel lebt in Paris und war von 1999 bis 2003 mit seiner zehn Jahre älteren Schauspielkollegin Juliette Binoche liiert, die er bei den Dreharbeiten zu Das Liebesdrama von Venedig kennenlernte. Beide haben eine gemeinsame Tochter, Hannah, die im Jahr 2000 das Licht der Welt erblickte.

Filmografie (Auswahl)

  • 1988: Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß (La vie est un long fleuve tranquille)
  • 1989: Zum Teufel mit den Eltern (Papa est parti, maman aussi)
  • 1989: Pause-café (TV)
  • 1993: Das gestohlene Tagebuch (Le cahier volé)
  • 1994: Jalna (TV)
  • 1995: Das einsame Mädchen (La fille seule)
  • 1996: Hass (La haine)
  • 1996: 15 sans billets (Kurzfilm)
  • 1996: Diebe der Nacht (Les voleurs)
  • 1999: Das Liebesdrama von Venedig - auch unter dem Titel „Eine leidenschaftliche Affäre“ (Les enfants du siècle), Regie: Diane Kurys* 2000: Die Frau des Chefs (Selon Matthieu)
  • 2000: Der König tanzt (Le roi danse)
  • 2001: Die Klavierspielerin (La pianiste)
  • 2002: Das tödliche Wespennest (Nid de guêpes)
  • 2003: Die Blume des Bösen (La fleur du mal)
  • 2003: Strange Gardens (Effroyables jardins)
  • 2004: Die purpurnen Flüsse 2 – Die Engel der Apokalypse (Les rivières pourpres II - Les anges de l'apocalypse)
  • 2004: Die Brautjungfer (La demoiselle d'honneur)
  • 2005: Duplicity (Trouble)
  • 2005: Sky Fighters (Les Chevaliers du ciel)
  • 2006: Selon Charlie
  • 2006: Fair Play
  • 2007: Crime Insiders (Truands)
  • 2007: Der Feind in den eigenen Reihen – Intimate Enemies (L'Ennemi intime)
  • 2007: Die zweigeteilte Frau (La Fille coupée en deux)
  • 2008: Die Möglichkeit einer Insel (La possibilité d'une île)
  • 2008: Das Geheimnis der Geisha (Inju, la bête dans l'ombre)
  • 2010: Spurlos (Sans laisser de traces)
  • 2010: L’avocat
  • 2010: Kleine wahre Lügen (Les Petits Mouchoirs)
  • 2010: Mon pote

Auszeichnungen

Weblinks


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