- Ödipussi
-
Filmdaten Originaltitel Ödipussi Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 1988 Länge 90 Minuten Altersfreigabe FSK ohne Altersbeschränkung Stab Regie Loriot Drehbuch Loriot Produktion Horst Wendlandt (Produzent), Günter Rohrbach (Coproduzent) Musik Rolf Wilhelm Kamera Xaver Schwarzenberger Schnitt Dagmar Hirtz Besetzung - Loriot: Paul Winkelmann
- Evelyn Hamann: Margarethe Tietze
- Katharina Brauren: Mutter Louise Winkelmann
- Edda Seippel: Mutter Gerda Tietze
- Richard Lauffen: Vater Kurt Tietze
- Dagmar Biener: Frau Mengelberg
- Eberhard Fechner: Herr Dr. Giesebrecht
- Rosemarie Fendel: Frau Westphal
- Klaus Schultz: Herr Weber
- Walter Hoor: Choreograph Rudi Romanowski
- Rose Renée Roth: Tante Mechthild
- Agi Prandhoff: Frau Grothe
- April de Luca: Fräulein Hagebusch
- Heinz Meier: Herr Müller
- Hans-Günter Martens: Dr. Schnoor
- Udo Thomer: Herr Meier-Grabenhorst
- Nikolaus Schilling: Herr Melzer
- Charlotte Asendorf: Frau Melzer
Ödipussi ist eine westdeutsche Komödie aus dem Jahr 1988 von und mit Loriot und der erste von zwei Spielfilmen, in denen er selbst Regie führte. Der Titel Ödipussi spielt als Wortspiel auf den von Freud beschriebenen Ödipuskomplex und den James-Bond-Film Octopussy (1983) an.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Die Rahmenhandlung des Films bildet eine sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Paul Winkelmann (56), Geschäftsführer des Stoff- und Möbelgeschäftes „Winkelmann und Sohn“, das er nach dem Tod seines Vaters vor acht Jahren übernommen hat, und der Diplom-Psychologin Margarethe Tietze (40). Beide sind offensichtlich im Umgang mit dem anderen Geschlecht äußerst ungeübt.
Der tappsige Paul steht noch immer unter der strengen Obhut seiner 78-jährigen, resoluten Mutter Louise Winkelmann, die ihn umsorgt wie ein Kind und nicht verstehen kann, dass sich ihr Sohn eine eigene Wohnung genommen hat. Nebenher betätigt er sich in einem politischen Verein. Dieser besteht aus gerade sieben Mitgliedern, die daran arbeiten, die Begriffe „Umwelt“ und „Frau“ in den Karnevalsgedanken zu integrieren.
Im Vergleich zu Paul, dessen Mutter einen großbürgerlichen Lebensstil pflegt, kommt Margarethe aus bescheideneren Verhältnissen – Ihr Vater hat als Verwaltungsbeamter die städtische Müllabfuhr organisiert –, hat aber ebenfalls ein problembehaftetes Verhältnis zu ihren Eltern. In ihrer biederen Wohnung betreibt sie eine psychotherapeutische Praxis, deren Patienten ihre Mutter abfällig als „Bekloppte“ bezeichnet. Da es ihr offensichtlich am für eine Therapeutin erforderlichen sicheren Auftreten fehlt, tanzt sie in einer Amateurtanzgruppe, die für eine Betriebsfeier der Firma Kunststoff-Meier eine Revue einstudiert.
Das erste Kennenlernen der beiden ist noch rein geschäftlich: Margarethe will die Stühle in ihrer Praxis neu beziehen lassen. Bei einer Begutachtung derselben durch Paul erzählt Margarethe, wie sie Eheleute mit „gewissen zwischenmenschlichen Schwierigkeiten“ durch den Einsatz neuer Möbelstoffe und Farben zu mehr Harmonie verhelfen möchte. Paul wittert ein Geschäft und begleitet sie am nächsten Tag zu einem Rentnerehepaar, das in düsterer Atmosphäre lebt und durch frische Farben zu neuer Lebensfreude finden soll. Doch Paul stellt als Dekorationsstoff für das Sofa ausgerechnet eine Graukollektion vor. Trotzdem gelingt es ihm, Margarethe zu einer Tasse Tee und einem Hefezopf in seine Wohnung einzuladen. Beiden scheint dieses Treffen schon etwas zu bedeuten, da Margarethe sich eine modernere Frisur verpassen lässt und Paul einen Elektrokamin mit künstlicher Glut in seine Wohnung schleppt.
Bei dem Treffen werden sie telefonisch von Mutter Winkelmann unterbrochen, die vom Café aus ihrem Sohn Zubereitungstipps für den Hefezopf gibt. Sie nimmt an, er habe Vertreter zu Besuch. Als Paul dies später richtig stellt und ihr zudem eröffnet, dass er Margarethe sogar eingeladen hat, ihn auf seine Geschäftsreise nach Mailand zu begleiten, reagiert sie empört.
Letztlich fahren Paul und Margarethe doch gemeinsam nach Mailand. Als Paul bei dem Stoffgroßhändler (wo er die fehlende Frische in den diesjährigen Kollektionen beklagt und besorgt ist, dass alleinstehende Frauen sich in violetten Sitzgruppen umbringen könnten) angekommen ist, schickt er Margarethe in ein „nettes kleines Cafe“, in dem er öfter sitzt. Dort wird sie von drei Italienern dazu angehalten, ein Hühnerei auf einem Teelöffel zu balancieren, und von Paul dabei überrascht.
Bei der Ankunft am Hotel kommt es zu einem Missverständnis: Paul hat ein relativ einfaches Hotel gebucht, Margarethe aber denkt, dass sie in dem Nobelhotel gegenüber untergebracht seien. Bereitwillig bucht Paul dort ein Zimmer mit Bad für Margarethe und eins mit Dusche für sich und reserviert einen Tisch im Hotelrestaurant, obwohl er durch die Blume angedeutet hat, dass eine Pizzeria auch ganz gemütlich wäre.
Beim Abendessen im Restaurant, bei dem französische Gerichte mit unaussprechlichen Namen serviert werden, erzählen sich die beiden voneinander. Nachts kann Paul nicht einschlafen, da sich im Hausflur ein älterer Herr lautstark mit einer wesentlich jüngeren Frau vergnügt. Am nächsten Morgen will Paul Margarethe eine Freude machen und schreibt auf ein Blatt „Guten Morgen“. Er schiebt es jedoch unter einer falschen Tür hindurch und gerät an Mafiosi. Als diese Paul unsanft wieder auf den Korridor befördern, tritt Margarethe aus dem Nachbarzimmer. Später, bei einem Spaziergang im Park, prahlt Paul damit, wie er sich angeblich der Situation gestellt hat. Margarethe sucht im Gespräch Zugang zu Paul, doch letztlich verstricken sich beide in psychologischen Platitüden und werden zudem durch einen Hund abgelenkt, der auf den Vorderbeinen durch den Park spaziert.
Als Paul wieder zu Hause ist, möchte er „Mama“ mit Blumen überraschen. Verstört trifft er im Bett seines alten Kinderzimmers auf einen fremden Mann. Pauls Mutter stellt ihn als ihren Untermieter, Herrn Weber, vor. Als Paul dann noch erfährt, dass seine Hemden nun von Herrn Weber gebügelt werden, der seine Mutter am Klavier beim Singen von Kunstliedern begleitet und von ihr Püree aufgebraten bekommt, reicht es ihm. Paul besucht Margarethe bei ihrer Revue und klagt ihr sein Leid. Er verwirrt sie so sehr, dass sie mitten in der Vorstellung einen peinlichen Versprecher hat.
Nachmittags ist Paul dann bei Tietzes zu Gast. Die Atmosphäre ist äußerst steif, bedingt durch die Sticheleien Frau Tietzes und die Ordnungsbesessenheit von Vater Tietze. Trotzdem schlägt Paul ein Treffen beider Parteien in Mutter Winkelmanns Wohnung vor.
Auch hier kommt keine gute Stimmung auf; die Situation entlädt sich schließlich, als Mutter Winkelmann, unter Klavierbegleitung von Herrn Weber, ein Kunstlied von Brahms zu Gehör bringt, jedoch – bis auf Paul und auch Margarethe – keiner zuhört. Die Situation schaukelt sich hoch, und Mutter Winkelmann fordert die Familie Tietze auf, ihre Wohnung zu verlassen.
Der Film endet mit einer Autofahrt, mit Paul und Margarethe auf der Rückbank und Mutter Winkelmann am Steuer. Als die beiden Anstalten machen, sich zu küssen, unterbricht sie Mutter Winkelmann mit einem strengen „Pussi!“, woraufhin Paul ihr den Hut übers Gesicht zieht. Sie kommen von der Straße ab; aus der Luft ist schließlich zu sehen, wie der Wagen über Feld und Wiesen fährt und sogar ein Waldstück durchquert, aus dem er aber wieder heil herauskommt.
Sonstiges
Ödipussi wurde zwischen dem 14. September und dem 20. November 1987 in Berlin, Mailand, Genua (Hotel Columbuia), S. Margherita Lugure (Hotel Imperiale) und München (Bavaria Ateliers) gedreht.
Die Premiere des Spielfilms war am 9. März 1988 um 16 Uhr in Berlin-Ost und am Abend in -West. Es war die einzige Uraufführung dieser Art im geteilten Deutschland. In der Bundesrepublik sahen den Film 4.612.801 Kinobesucher[1]. Als DVD wird der Film von Warner Home Video vertrieben.
Bei Evelyn Hamanns Revue-Nummer Meine Schwester heißt Polyester handelt es sich um eine deutsche Fassung des Henry-Mancini-Titels Le Jazz Hot aus dem Soundtrack zur Blake-Edwards-Komödie Victor/Victoria aus dem Jahr 1982.
Auszeichnungen
- Der Film wurde wegen seines kommerziellen Erfolges 1988 mit der Goldenen Leinwand ausgezeichnet.
Kritiken
„Es entwickelt sich eine Liebesgeschichte mit absurdesten Situationen voller hintergründigen Humors. Gelungenes Kinodebüt Loriots, das jedoch nicht die Brillanz seiner Fernseh-Sketche erreicht.“
– Heyne Filmlexikon, 1996
„Die hübsche, aber wenig tiefgründige Geschichte bildet kaum mehr als den roten Faden in dem Film, der in den einzelnen Szenen weitgehend selbständige Kabinettstückchen des Humors bietet und durch die Fülle komischer Einfälle und die bis ins kleinste Detail präzise ausgeführten Gags besticht.“
„Als erfolgreichster deutscher Film des Jahres 1988 bewies Ödipussi die altbekannte Tatsache, daß vertraute Witze immer noch am besten ziehen.“
– Reclams Lexikon des deutschen Films, 1995
„Heraus kam nicht immer gelungener Slapstick, kein Vergleich zu Loriots großen Sketchen. Neben ihm überzeugt allerdings seine Sketch-Dauerpartnerin Evelyn Hamann.“
– Prisma-Online-Filmdatenbank[3]
Literatur
- Loriots Ödipussi. Diogenes Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-257-01762-6.
Weblinks
- Ödipussi in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Ödipussi bei Filmportal.de
Einzelnachweise
- ↑ http://www.insidekino.com/DJahr/DAlltimeDeutsch50.htm
- ↑ http://www.kabeleins.de/film_dvd/filmlexikon/ergebnisse/index.php?filmnr=875
- ↑ Ödipussi bei prisma-online.de; abgerufen am 4. November 2009
Kategorien:- Filmtitel 1988
- Deutscher Film
- Filmkomödie
- Loriot
Wikimedia Foundation.