Berlin-Jungfernheide

Berlin-Jungfernheide
Wasserturm im Volkspark Jungfernheide

Jungfernheide ist ein ehemaliger Gutsbezirk und nunmehr eine Ortslage im Ortsteil Charlottenburg-Nord des Berliner Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf. Der Volkspark Jungfernheide (Jungfernheidepark) gehört zu dieser Ortslage.

Inhaltsverzeichnis

Namensabstammung

Der Name dieser Gegend ist von den Jungfern abgeleitet, womit die Angehörigen des Spandauer Nonnenklosters gemeint waren.

Geschichte

Forst- und Jagdland

Das östlich von Spandau gelegene Wald- und Heideland wurde bis um 1800 als kurfürstliches und königliches Jagdrevier genutzt. Im Jahre 1823 wurden aus den Forstrevieren Charlottenburg und Tegel die Gutsbezirke Tegeler Forst und Jungfernheide gebildet.

Militärische Nutzung

Ab 1824 befanden sich Exerzier- und Schießplätze in der Jungfernheide. Unter anderem wurde 1828 der Reinickendorfer Artillerie-Schießplatz von König Friedrich II. hierher verlegt. Zwischen 1896 und 1901 wurden in der Jungfernheide Kasernenbauten (Architekt: Feuerstein) für das Luftschiffer-Bataillon Berlin-Jungfernheide errichtet. [1]

Verkehrsanbindung

Der Bahnhof Jungfernheide wurde 1877 eröffnet. In diesem Jahr wurde der westliche Teil der Ringbahn vollendet, der vor allem für militärische Zwecke gebaut worden war. Er führte etwa 500 Meter am damaligen westlichen Stadtrand vorbei.

Der Flughafen Berlin-Tegel entstand nach dem Zweiten Weltkrieg in der eigentlichen Jungfernheide.

Der S-Bahnhof Jungfernheide, von dem seit 1980 mit der Stilllegung der Strecke Sonnenallee ↔ Jungfernheide keine S-Bahn mehr fuhr, entwickelte sich seit der Wiedereröffnung im Jahr 1997 zu einem wichtigen Umsteigeknoten im Nordwesten Berlins. Hier gibt es Umsteigemöglichkeiten zwischen den S-Bahn-Linien S41, S42, S45, S46, S47, der U-Bahnlinie 7, Regionalzügen, und Schnellbussen zum nahegelegenen Flughafen Tegel.

Wasseraufbereitung

Im Jahre 1896 wurde das Wasserwerk Jungfernheide in Betrieb genommen. Hier wurde das Trinkwasser aus dem Tegeler See aufbereitet. Seit 2001 ist das Wasserwerk stillgelegt mit der Option der jederzeitigen Wiederaufnahme des Betriebs.

Der 38 m hohe Wasserturm wurde als expressionistischer Klinkerbau 1927 erbaut.

Jungfernheidepark

Volkspark Jungfernheide Charlottenburg;
Entwurf: Erwin Barth

Die Stadt Charlottenburg erwarb 1904 ein etwa 200 Hektar großes Teilstück der Jungfernheide für die Anlage eines Stadtparks, was sich jedoch wegen fehlender Finanzmittel bis 1920 hinzog.

Im gleichen Jahr (1904) wurde die Kolonie „Gartenfeld Jungfernheide, Kolonie Rotes Kreuz“ auf dem Dienstacker der Försterei als eine der ersten Arbeitergärten-Anlagen in Berlin gegründet.

Mit der Bildung der Stadtgemeinde Groß-Berlin im Jahr 1920 wurde Charlottenburg zusammen mit Teilen der ehemaligen Gutsbezirke Heerstraße und Jungfernheide zum siebten Verwaltungsbezirk Berlins.

Anlage

Erst in der Zeit von 1920 bis 1926 wurde auf 112 Hektar der Jungfernheidepark nach Plänen des Charlottenburger Gartendirektors Erwin Barth als axial angelegter Landschaftspark gestaltet. Der Park erstreckt sich über eine Länge von 1800 Metern, bei einer Breite von 800 Metern.

Die Arbeiten am Park wurden durch die Garten- und Hochbauverwaltung hauptsächlich unter Einbeziehung von Arbeitslosen im Notstandsprogramm erbracht.

Die Eröffnung des Parks fand am 27. Mai 1923 im Rahmen der Spiel- und Sportwochen im Bezirk statt. Im Jahre 1925 wurde ein Ehrenhain für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Niederdeutschen errichtet. Die Vorlage hierzu stammen ebenfalls vom Gartendirektor Erwin Barth. Dieser Ehrenhain existiert heute nicht mehr, er wurde nach 1945 im Zuge der Verbreiterung des Tegeler Wegs (heute Kurt-Schumacher-Damm) entfernt.

Nach der Parkeröffnung wurde ein Freilufttheater, die Gustav-Böß-Bühne nach dem Vorbild des antiken Theaters in Ephesos für 2000 Besucher errichtet. Weitere Arbeiten wurden aus Geldmangel im Jahre 1927 eingestellt.

Rekonstruktion und Ausbau

Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Park zahlreiche Zerstörungen. Nach dem Krieg wurden durch zahlreiche Straßenausbauten des Kurt-Schumacher-Damms und der Autobahn Teile des Heideparks, insbesondere der historische Haupteingang, zerstört. Mittlerweile wurden Ersatzeingänge geschaffen, so der Eingang am Heckerdamm und an der Westseite des Parks am Jungfernheideweg.

Der im Park befindliche große Teich, „Jungfernheideteich“ genannt, erhält frisches Wasser über den Nonnengrabenkanal aus dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal. Er gibt sein Wasser an die tiefer gelegene Spree ab. Das künstlich geschaffene Teichbecken dient als Freibad mit Planschbecken.

Zur Ausstattung des Jungfernheideparks gehören:

  • Ein 1956 angelegter Ferienspielplatz für 500 Kinder,
  • eine Liegehalle für körperbehinderte Kinder,
  • ein Sportplatz,
  • die bezirkliche Baumschule.

Ein am Eingang Kurt-Schumacher-Damm stehendes Gedenkkreuz erinnert an Ludwig von Hinckeldey, einen Berliner Polizeipräsidenten, der sich um den kommunalen Aufbau der Stadt verdient gemacht hat und 1856 bei einem Duell in der Jungfernheide von Hans Wilhelm von Rochow erschossen wurde.

Im ehemaligen Wildgehege der Jungfernheide befindet sich ein etwa 3500 m² großes eingezäuntes Areal, das zum Hundeauslaufgebiet erklärt wurde.

Literatur

  • Clemens Alexander Wimmer: Parks und Gärten in Berlin und Potsdam, ed. Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Abt. III – Gartendenkmalpflege; Nicolaische Verlagsbuchhandlung: 3. Aufl. Berlin 1989; ISBN 3-87584-267-7; S. 24-26.

Weblinks

52.54388888888913.2908333333337Koordinaten: 52° 32′ 38″ N, 13° 17′ 27″ O

Einzelnachweise

  1. http://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/index.php?set=1&p=51&sid=120282602471464&z=41&done=120 Detaillierte Planzeichnungen im Architekturmuseum

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