Biosphärenreservat Schwäbische Alb

Biosphärenreservat Schwäbische Alb

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb [1] liegt rund 50 Kilometer südöstlich von Stuttgart. Beteiligt sind 29 Gemeinden aus den Regierungsbezirken Tübingen und Stuttgart, die Landkreise Reutlingen, Esslingen und Alb-Donau sowie der Gutsbezirk Münsingen. Die Fläche beträgt ca. 85.300 Hektar.

Die Biosphärengebietskulisse hat eine rund 40 Kilometer lange Nord-Süd-Ausdehnung und erstreckt sich damit vom Albvorland über den steil aufsteigenden Albtrauf, die Albhochfläche bis an die Donau im Süden. Die Hang- und Schluchtwälder am Albtrauf sind ein markantes naturräumliches Alleinstellungsmerkmal des Biosphärengebiets. Auch die landschaftsprägenden Streuobstwiesen im Albvorland und die abwechslungsreiche traditionelle Kulturlandschaft auf der Schwäbischen Alb mit ihren Wacholderheiden, Magerrasen, Wiesen, Weiden, Ackerflächen und Wäldern kennzeichnen das Biosphärengebiet. Ein wichtiger Bestandteil ist der ehemalige Truppenübungsplatz Gutsbezirk Münsingen mit dem früheren Dorf Gruorn, der zentral in der Gebietskulisse liegt. Eine weitere Besonderheit des Biosphärengebietes ist seine Nähe zur Metropolregion Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Biosphärenreservat oder Biosphärengebiet

Der Begriff Biosphärenreservat steht international und auf Bundesebene für das modellhafte Miteinander von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Das Land und die Bewohner Baden-Württembergs haben sich gegen den Ausdruck „Reservat“ entschieden, wird er hier doch zu sehr mit Isolation und Ausgrenzung assoziiert. Somit findet sich im novellierten Landesnaturschutzgesetz von Baden-Württemberg unter § 28 der Begriff des Biosphärengebiets wieder.

Entstehung

Erste Überlegungen für ein Biosphärengebiet Schwäbische Alb hatten 1991 Michael Succow und Markus Rösler vom NABU-Bundesverband. Es folgte 1992 bis 1996 die Dissertation Röslers zum Thema „Arbeitsplätze durch Naturschutz am Beispiel der Biosphärenreservate und der Modellregion Mittlere Schwäbische Alb“ sowie jahrelange Lobbyarbeit insbesondere des NABU-Landesverbandes für dieses Projekt. Die Realisierung erfolgte jedoch erst im Kontext der Aufgabe der militärischen Nutzung des Truppenübungsplatzes Gutsbezirk Münsingen und seine Konversion im Jahr 2005 sowie aufgrund der Positionierung des 2005 als Ministerpräsident ins Amt gekommenen Günther Oettinger. Dieser bezeichnete das Biosphärengebiet als „Leuchtturmprojekt“ des Landes und unterstützte die Realisierung des ersten Großschutzgebietes in Baden-Württemberg. Alle am Planungsprozess Beteiligten waren sich von Anfang an einig, dass der herausragende naturkundliche und kulturhistorische Wert des 6.700 Hektar großen ehemaligen Truppenübungsplatz Gutsbezirk Münsingen und seiner Umgebung nur mit einem großräumigen integrativen Konzept zu erhalten ist. Die direkt an den Truppenübungsplatz angrenzenden Städte und Gemeinden Bad Urach, Münsingen und Römerstein im Landkreis Reutlingen waren die ersten Kommunen, die einem Biosphärengebiet beitreten wollten. Zunehmend rückte auch die weiträumigere Region um den ehemaligen Truppenübungsplatz in den Mittelpunkt der Planungen. Hierzu trugen nicht zuletzt die sehr engagierten Naturschutz- und Umwelt-, Landwirtschafts-, Wirtschafts- und Tourismusverbände bei.

Zum 1. Januar 2006 trat das neue Landesnaturschutzgesetz von Baden-Württemberg in Kraft, das die rechtlichen Grundlagen für die Einrichtung von Biosphärengebieten auf Landesebene regelt. Bereits drei Wochen später fand eine Informationsveranstaltung für Kommunalpolitiker aus der Region zum Thema Biosphärengebiet statt. Beteiligt waren das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg, das Regierungspräsidium Tübingen und die Landkreise Reutlingen, Esslingen und der Alb-Donau-Kreis. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde dann auch gemeinsam die namengebende Bezeichnung „Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ entwickelt. Das Besondere an dem Entstehungsprozess ist, dass sich die beteiligten Gemeinden aktiv und freiwillig eingebracht haben. Hintergrund hierfür sind hauptsächlich die positiven Erfahrungen der Kommunen mit den Förderprogrammen PLENUM und REGIONEN AKTIV, die auf der Basis der lokalen Agenda 21 arbeiten. Insbesondere bei der Verordnung und der Abgrenzung kam der partizipative Grundgedanke zur Geltung. Eine weitere Besonderheit des gemeinschaftlichen Planungsprozesses ist, dass alle Teilnehmer von Beginn an anstrebten, ein Biosphärengebiet auf Grundlage der UNESCO-Kriterien zu entwickeln. Am 15. Oktober 2007 wurde der partizipativ erstellte UNESCO-Antrag an das MAB-Komitee in der deutschen Version übergeben. Am 11. März 2008 wurde der Antrag in englischer Sprache zur Weiterleitung an die UNESCO nach Paris von Vertretern der beteiligten Gebietskörperschaften und Behörden unterschrieben, im März 2008 erfolgte die Ausweisung des Gebietes nach Landesrecht.

Seltene Tiere und Pflanzen

Die schützenswerte Kulturlandschaft des Biosphärengebietes bietet zahlreichen seltenen Tier- und Pflanzenarten wichtigen Lebensraum. Beispiele hierfür sind Rotmilan, Wanderfalke, Wespenbussard, Raufußkauz, Heidelerche, Steinschmätzer, Berglaubsänger, Bechsteinfledermaus, Alpenbock, Schwarzer Apollo, Schwalbenschwanz oder der Blauschwarzer Eisvogel. Typische Pflanzenvertreter sind zahlreiche seltenen Orchideen oder die Silberdistel.

Informationseinrichtungen

Das zukünftige Hauptinformationszentrum („Zentrum für Nachhaltigkeit“) soll im Alten Lager in Münsingen im Frühjahr 2010 eröffnet werden. Ferner befindet sich momentan ein Netzwerk an Informations- und Bildungseinrichtungen für das zukünftige Biosphärengebiet im Aufbau. Bestehende Einrichtungen werden zukünftig gemeinsam Besucher des Gebietes zu unterschiedlichen Themen informieren. Folgende Einrichtungen sind Bestandteil des Netzwerks:

  1. Münsinger Bahnhof - Zentrum für Natur, Umwelt und Tourismus
  2. Freilichtmuseum Beuren
  3. Haupt- und Landgestüt Marbach
  4. Naturschutzzentrum Schopfloch
  5. Obstbaumuseum Metzingen-Glems
  6. Peterstor Zwiefalten
  7. Wimsener Mühle Hayingen
  8. Umweltbildungszentrum Listhof Reutlingen
  9. Waldschulheim Hayingen-Indelhausen
  10. Schertelshöhle Westerheim
  11. Mühlen- und Trachtenmuseum Pfullingen


Weitere Zentren sind in Bad Urach, Lauterach, Schelklingen und Dächingen, Teilort von Ehingen, geplant.

Geschäftsstelle

Die Geschäftsstelle des Biosphärengebietes hat ihren Sitz im Alten Lager in Münsingen-Auingen. Das so genannte Biosphären-Team besteht aus Mitarbeitern des Regierungspräsidiums Tübingen. Eine enge Kooperation im Bereich der nachhaltigen Regionalentwicklung erfolgt mit den Mitarbeitern der PLENUM-Geschäftsstelle in Reutlingen und dem UNESCO-Geopark Schwäbische Alb.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Verordnung vom 31. Januar 2008 wurde am 7. März 2008 im Gesetzblatt für Baden-Württemberg Ausgabe: 2008, Nr. 4 S. 81 ff., veröffentlicht und am 23. März 2008 rechtskräftig.

48.449379.50387Koordinaten: 48° 26′ 58″ N, 9° 30′ 14″ O


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