Alexander Kircher

Alexander Kircher
Alexander Kircher im Atelier, um 1935.

Alexander Kircher (* 26. Februar 1867 in Triest; † 16. September 1939 in Berlin) war deutsch-österreichischer Marine- und Landschaftsmaler sowie Illustrator.

Die Seeschlacht bei Lissa 1866 (1918)
Internationale Flottendemonstration im Raum Dulcigno/Ulcinj (Süddalmatien).
Aeroplan vor dem Abflug.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Bereits als Knabe zeigte Kircher großes Interesse für den Schiffbau und entschloss sich daher, eine Seeoffizierslaufbahn in der K. u. k. Kriegsmarine einzuschlagen.[1] Auf Grund einer Fußverletzung konnte dieser Wunsch jedoch nicht verwirklicht werden und so entschied er sich für das Studium der Malerei an der Berliner Akademie (ab 1888), wobei er sich von Beginn an maritimen Sujets zuwandte. Seine Lehrer waren Hans Fredrik Gude und Hermann Eschke.

Kircher unternahm ausgedehnte Studienreisen in ganz Europa, Asien und Nordamerika. 1893 wirkte er an der malerischen Ausschmückung von Bauten auf der Weltausstellung in Chicago mit[2]sowie an Panoramen und Dioramen des Marinemalers Hans von Petersen. Ferner betätigte sich Alexander Kircher als Illustrator für angesehene deutsche und ausländische Zeitschriften, wie etwa der Leipziger Illustrierten Zeitung oder der illustrierten Wochenschrift Reclams Universum (Leipzig), der Schriften des Österreichischen (Wien) und Deutschen Flottenvereines (Berlin) sowie den Wiener Verlag Philipp & Kramer, für den er die Postkartenserie „Dalmatien und Istrien“ gestaltete. Zu erwähnen sind ferner Feldpost- und Ansichtskarten, die Kircher für das Österreichische Rote Kreuz, das Kriegsfürsorgeamt bzw. das Kriegshilfebüro erstellte. - Unter diese Rubrik fallen auch Arbeiten die Kircher für den Londoner Postkartenverlag Raphael Tuck & Sons im Zusammenhang mit dessen erfolgreicher Kunstpostkartenserie namens „Oilette“ durchführte sowie für die Verlage Max Ettlinger & Co (The Royal Series) und Misch & Co., beide London.

Zwischen 1895 und 1900 lehrte er als Professor an der Kunstakademie in Triest und heiratete am 15. Oktober 1898 Romana Salmassi. Aus dieser Verbindung gingen drei Söhne und drei Töchter hervor. 1904 übersiedelte Kircher von Triest über einen kurzen Aufenthalt in Wien nach Dresden, wo er sich als freier Künstler der dortigen Kunstgenossenschaft anschloss. Später zog die Familie nach Moritzburg. Laut Adressbuch 1922/23 wie auch 1931 wohnte Kircher in der Niederlößnitz in der heute denkmalgeschützten Villa Jagdweg 6, laut Adressbuch 1933 bis etwa 1934 wohnte er in Kötzschenbroda-Niederlößnitz in der Villa Zillerstraße 5. Später zog er nach Klotzsche.[3]

Einflussreiche Mäzene aus Adel und Großindustrie – insbesondere der Seeschifffahrt – förderten den Künstler. An der Spitze standen dabei Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser Wilhelm II., in deren Auftrag er zahlreiche Marine- und Flottenbilder der k.u.k. Kriegsmarine und deutschen Kriegsflotte malte. Aus dieser Schaffensperiode befinden sich mehrere Gemälde im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien, unter anderem das monumentale Gemälde der Seeschlacht bei Lissa, das besonders hervorzuheben ist. Aus dieser Periode gibt es ebenfalls eine bedeutende Sammlung von 19 Gemälden als Dauerausstellung auf Schloss Artstetten in Niederösterreich und dort im Marine-Zimmer des Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museums. Eine ebensolche, aber mit 32 Werkenn noch umfangreichere Sammlung von Kircher Gemälden befindet sich in Kroatien, im Maritimen Museum von Split. Ferner stammen aus dieser Zeit zwei Gemälde, welche sich in den Räumlichkeiten des Marineverbands Wien, im Haus des ehemaligen Österreichischen Flottenvereins, befinden. Bei beiden Bildern bildet das Schlachtschiff SMS Viribus Unitis den Mittelpunkt der Darstellung.

Kircher bewarb sich im April 1916 um Aufnahme in der Kunstgruppe des k.u.k. Kriegspressequartiers und beabsichtigte somit, als freiwilliger Kriegsmaler am Erster Weltkrieg teilzunehmen. So wollte er an der Isonzofront, in Triest und Pola eine Reihe von Bildern malen, die für die Neue Hofburg bestimmt waren. Dieses Gesuch wurde jedoch ebenso wie ein nochmaliges vom November 1917 vom Armeeoberkommando abgelehnt.[4]

In der Zwischenkriegszeit hielt Alexander Kircher den Wiederaufbau der deutschen Handels- und Kriegsmarine in mehreren Gemälden fest. Auf vielen Passagier- und Kriegsschiffen waren in den Repräsentationsräumen Gemälde von Kirchers Hand vorzufinden, die der Künstler in den allermeisten Fällen mit „ALEX.KIRCHER“ signierte. In den Reedereien und Werften haben einige seiner Werke die Kriegswirren überstanden (zum Beispiel Norddeutscher Lloyd Bremen und HAPAG Hamburg). Sein Lebenswerk beschloss Kircher mit einer Serie von einhundert Gemälden, die die Entwicklung der deutschen Schifffahrt über ein Jahrtausend darstellten und die im Institut und Museum für Meereskunde der Universität Berlin hingen. Der Verbleib der Werke ist bis dato ungeklärt, Reproduktionen sind als Bildtafelwerk[5] (1934) sowie in Buchform[6] (1939) erschienen; neuerdings in Teilen auch auf CD-ROM (2010).[7][8]

Auszeichnungen

Alexander Kircher wurde mit dem Orden Isabellas der Katholischen ausgezeichnet, ein Orden für Verdienste um Kunst und Wissenschaft in Spanien. Er nahm ihn im Februar 1909 in der Spanischen Botschaft in Berlin entgegen.

Werke (Auszug)

  • Die Seeschlacht bei Lissa. Öl auf Leinwand, 1918, 318 × 705 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien.
  • Internationale Flottendemonstration im Raum Dulcigno/Ulcinj (Süddalmatien). Öl auf Leinwand, 1880, 82,5 × 131 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien.
  • SMS „Kaiserin Elisabeth“. Öl auf Leinwand, 1895, 189 × 158 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien.
  • Aeroplan vor dem Abflug oder Start eines Doppeldeckers. Öl auf Karton, 32 × 48 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien.
  • Fregatte SMS „Novara“. Öl auf Leinwand, 118 × 100 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien.
  • Gefecht bei Helgoland. Öl auf Leinwand, 68 × 118 cm. Heeresgeschichtliches Museum, Wien.
  • SMS Erzherzog Karl. Öl auf Leinwand, 50 × 75 cm. Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum, Schloss Artstetten, Niederösterreich.
  • Torpedofahrzeuge „Wildfang und Ulan“. Öl auf Leinwand, 95 × 140 cm. Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum, Schloss Artstetten, Niederösterreich.
  • Schiffe der Tegetthoffklasse, im Vordergrund SMS Viribus Unitis. Öl auf Leinwand, 96 × 150 cm. Österreichischer Marineverband, Wien.
  • Stapellauf SMS Viribus Unitis. Öl auf Leinwand, 1910, 65 × 94 cm. Österreichischer Marineverband, Wien.
  • Kriegsschiff „Kaiser Karl IV.“. Öl auf Leinwand, 1895, 88 × 150 cm. Heimatmuseum der Stadt Rovinji, Rovinj (Kroatien).
  • Dampffregatte „Radetzky.“. Öl auf Leinwand, 1898, 86 × 158 cm. Heimatmuseum der Stadt Rovinji, Rovinj (Kroatien).
  • Dampfjacht „Suzume“. Öl auf Leinwand, 47 × 66 cm. Heimatmuseum der Stadt Rovinji, Rovinj (Kroatien).
  • Die Karavellen von Kolumbo. Öl auf Leinwand, Ende 19. Jhdt., 227 × 387 cm. Rote Insel St. Andrea unter Betreuung des Heimatmuseums Rovinj, (Kroatien).
  • Österreich-Ungarische Kriegsschiffe. Öl auf Leinwand, Ende 19. Jhdt., 227 × 387 cm. Rote Insel St. Andrea unter Betreuung des Heimatmuseums Rovinj, (Kroatien).
  • Linienschiff USS "Kentucky". Öl auf Karton, 1898, 32 × 47,5 cm. Maritimen Museum, Split (Kroatien).
  • Postdampfer "Pelikan". Öl auf Karton, 1891, 32 × 48 cm. Maritimen Museum, Split (Kroatien).
  • Dampfschiff „Carl Legien“. Öl auf Leinwand, ca. 1923, 113 × 215 cm. Privatbesitz Deutsche Bahn AG.
  • Kaiseryacht "Hohenzollern". Öl auf Leinwand, 1895, 123 × 198 cm. Stadt- und Schifffahrtsmuseum, Kiel.
  • SMS Emden (1908) im Kampf. Öl auf Leinwand, um 1910, 101 × 150 cm. Stadtmuseum-Warleberger Hof, Kiel.
  • Abendstimmung im Kieler Hafen. Öl auf Leinwand, 1929, 70 × 100 cm. Stadtmuseum-Warleberger Hof, Kiel.
  • Kreuzerfregatten "Stosch, "Gneisenau" und "Moltke". Öl auf Leinwand, 1938. Marineschule Mürwik, Flensburg-Mürwik.
  • Romantische Seelandschaft "Der Ozeanflug". Öl auf Leinwand 1928 , 70 × 100 cm. Altes Rathaus, Bremen.
  • Kabeldampfer "Stephan vor Yap (Karolinen)". Öl auf Leinwand, 1905, 99 × 148 cm. Museum für Kommunikation, vormals Bundespostmuseum, Frankfurt am Main.
  • Beladung des Postdampfers "Bremen". Öl auf Leinwand, 1934, 100 × 149 cm. Museum für Kommunikation, vormals Bundespostmuseum, Frankfurt am Main.
  • Hamburger Hafen mit dem Postdampfer "Cap Arcona". Öl auf Leinwand, 1932, 98 x 148 cm. Museum für Kommunikation, vormals Bundespostmuseum, Frankfurt am Main.
  • Niederhafen mit Motorschiff "Monte Sarmiento" in Hamburg. Öl auf Leinwand, 1930, 200 × 336 cm. Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg.
  • Österreichischer Kreuzer. Gouache, 45 × 64 cm, Internationales Maritimes Museum, Hamburg.
  • Franz Ferdinand von Österreich bei einer Parade. Gouache, 30 × 43,5 cm, Internationales Maritimes Museum, Hamburg.
  • Die drei Fregatten der Kurbrandenburgischen Flotte. Öl auf Leinwand, 70 × 100 cm, Internationales Maritimes Museum, Hamburg.
  • Manöver. Mischtechnik, 48 × 65 cm, Internationales Maritimes Museum, Hamburg.
  • Der Kleine Kreuzer Dresden in der Schlacht bei den Falklandinseln. Öl auf Leinwand, 80 × 110 cm, Belikov's Private Sammlung, Hamburg.
  • NDL Dampfer "Roland" den Leuchtturm Roter Sand passierend. Öl auf Leinwand, 156 × 110,5 cm. Deutsches Schiffahrtsmuseum DSM, Bremerhaven.
  • Dampfer "Delos" der Deutschen Levante-Linie. Gouache, 79 × 65 cm. Deutsches Schiffahrtsmuseum DSM, Bremerhafen.
  • Hamburger Hafen. Öl auf Leinwand, 80 × 110 cm. Deutsches Schiffahrtsmuseum DSM, Bremerhaven.
  • Österreichische Bark vor Gibraltar. Öl auf Leinwand, 1893, 70,5 × 145,5 cm. Sergej Mašera-Maritimes Museum, Piran (Slowenien).
  • Brigantine auf See. Öl auf Leinwand, 1892, 75 × 150 cm. Sergej Mašera-Maritimes Museum, Piran.
  • SMS Budapest vor dem Hafen von Fiume. Grafik, um 1905, 35 × 57 cm. Maritimes und Historisches Museum von Kroatien Littoral, Rijeka (Kroatien).
  • SMS Fasan. Öl auf Leinwand, 1897, 70 × 165 cm. Historisches Museum Istriens, Pula (Kroatien).
  • Unbekanntes Österreich-Ungarisches Segelschiff. Öl auf Leinwand, 19. Jahrhundert, 70,5 × 100,5 cm. Historisches Museum Istriens, Pula (Kroatien).

Literatur

  • Thomas Habersatter (Hg.): Schiff voraus. Marinemalerei des 14. Bis 19. Jahrhunderts. Ausstellungskatalog, Salzburg, 2005.
  • Stjepan Lozo: Alexander Kircher - Porträts von Schiffen - eine Sammlung von Gemälden. Verlag Kroatisches Maritimes Museum, Split 2000.
  • G.Pawlik, L.Baumgartner (Hg.): Österreichs Marine und Küste auf alten Postkarten. H. Weishaupt Verlag, Graz, 2. Auflage 1996.
  • Renate Basch-Ritter (Hg.): Österreich auf allen Meeren. Styria Verlag, Graz, Wien, Köln, 1995.
  • Hans Jürgen Hansen (Hg.): Deutsche Marinemalerei. G. Stalling Verlag AG, Oldenburg und Hamburg, 1977.
  • A. E. Sokol (Hg.): Seemacht Österreich - Die kuk Kriegsmarine 1382-1918. Verlag F. Molden, Wien, München, Zürich, 1972.
  • Heeresgeschichtliches Museum (Militärwissenschaftliches Institut): Fliegen 90/71, Katalog zur Ausstellung, Band II: Fliegen im Ersten Weltkrieg, Gemälde und Zeichnungen. Wien 1971.
  • Karl Gogg: Österreichs Kriegsmarine 1848-1918. Verlag Das Bergland-Buch, Salzburg, Stuttgart, Zürich, 1967.
  • Hanns Gieseler (Hg.): "Nordsee" , Band 1, Deutsche Landschaft in Wort und Bild. Verlag A. Anton, Leipzig, 1932.
  • Ulrich Thieme (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Leipzig, 1912.

Weblinks

 Commons: Alexander Kircher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Habersatter (Hg.), Schiff voraus. Marinemalerei des 14. bis 19. Jahrhundert. Ausstellungskatatlog, Salzburg 2005, 264.
  2. Ulrich Thieme (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Leipzig, 1912, 7, 590f.
  3. Schriftliche Auskunft des Radebeuler Stadtarchivs vom November 2011.
  4. Heeresgeschichtliches Museum (Militärwissenschaftliches Institut): "Fliegen 90/71", Katalog zur Ausstellung, Band II: Fliegen im Ersten Weltkrieg, Gemälde und Zeichnungen. Wien 1971, S. 32 f.
  5. Alexander Kircher, Die deutsche Marine. München, 1939
  6. Wolfgang Loeff, Deutsche Seegeltung. Berlin, 1939
  7. Alexander Kircher, Marinemaler, Historischer Bilderdienst. Hamburg, 2010
  8. online auch bei „Historischer Bilderdienst“

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