Büschdorf (Halle)

Büschdorf (Halle)
Wappen von Halle (Saale)

Büschdorf
Stadtteil von Halle (Saale)

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Über dieses Bild
Koordinaten 51° 29′ 39″ N, 12° 1′ 56″ O51.49416666666712.03222222222292Koordinaten: 51° 29′ 39″ N, 12° 1′ 56″ O.
Höhe 92 m ü. NN
Einwohner 4198 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung 1. Juli 1950
Vorwahl 0345
Verkehrsanbindung
Autobahn Bundesautobahn 14 number.svg
Bundesstraße Bundesstraße 6 number.svg
Straßenbahn 9

Büschdorf ist ein Stadtteil am östlichen Rand der Großstadt Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt mit 4198 Einwohnern.[1] Gewachsen aus einer Siedlung an der Handelsstraße nach Leipzig erstreckt sich Büschdorf von der Reide (Reideburg) im Osten über den Hufeisensee im Süden und dem Industriegebiet Halle-Ost bis zum Diemitzer Graben im Norden. Das Dorf war ein sogenanntes Küchendorf, welches neben Reideburg, Diemitz und Kanena bis Ende des 20.Jh. die Region Halle durch entsprechende Landwirtschaft mit Obst und Gemüse versorgte. Büschdorf gehörte bis zur Eingemeindung 1950 dem Saalkreis an.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung des Namens

Der Name "Büschdorf" hat sich vermutlich aus der Bezeichnung "Biscopes dorf" (Bischofsdorf) abgeleitet. Er erinnert daran, dass das Dorf im frühen Mittelalter Eigentum des Naumburger Bischofs Wichmann war, dem späteren Erzbischof von Magdeburg. Urkundlich erwähnt wurde es erstmals 1228. Jedoch kann der Name auch von dem nach den Rodungen immer noch reichlich vorhandenem Buschwerk kommen. Einige Bauern führten deshalb in ihren Wappen drei grüne Büsche. Auch von dem Wort "bisschen" (überschwemmen) kann der Name des Ortes abgeleitet sein, trat doch die Reide oft über ihre Ufer und überschwemmte weite Teile der Felder. Der Heilige Nikolaus, nachdem die Dorfkirche ihren Namen hatte, war der Wasserheilige.

Geschichte

evangelische Kirche St. Nikolaus

Die erste Siedlung auf dem Grund des heutigen Büschdorf entstand im 7. Jahrhundert. Das ganze Land war noch dicht bewaldet. In der sumpfigen Niederung der Reide, die in jedem Frühjahr weite Teile des Waldes unter Wasser setzte, zogen sich einige Familien der Westslawen zurück, die damals die Halleschen Solequellen besetzt hatten und ausbeuteten. Sie legten ein kleines Wehrdorf an, das in seiner ursprünglichen Form auch heute noch zu erkennen ist. Um den Dorfplatz herum waren die Höfe errichtet.

Als die Slawen von den fränkischen Kaisern weiter nach Osten getrieben wurden, siedelten sich dort deutschstämmige Bauern an. Aber zu großangelegten Rodungen und Entwässerungen kam es erst ab 1155, als eine Gruppe niederländischer Siedler sich dort niederließ. Aus einem im versumpften im dichten Wald liegenden Dörfchen ohne nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung wurde nun ein richtiges Bauerndorf. Die St. Nikolai-Kirche wurde damals ebenfalls errichtet und die tatkräftigen Bauern, die jeden Meter Ackerboden dem Wald in Schwerstarbeit abgerungen hatten, produzierten bald mehr Getreide und vor allem Gemüse, als sie selbst verbrauchen konnten. Die Überschüsse wurden auf dem nahen Markt der Stadt Halle verkauft. Seit 1473 durfte alle grüne Ware zollfrei nach Halle eingeführt werden. Die Siedlung wurde zum "Küchendorf" der Stadt.

Über ein Jahrtausend hinweg bestand Büschdorf aus allerhöchstens 20 Häusern. Als jedoch aus Halle eine Industriestadt wurde, die aus den Nähten zu platzen begann, immer neue Betriebe aus der Stadt hinauswanderten, wuchs auch Büschdorf mit. Die Einwohnerzahl stieg von 135 im Jahre 1825 auf 1019 im Jahre 1910 an. 1868 wurde auf Büschdorfer Land die erste Fabrik errichtet, die Dachpappenfabrik Büsscher & Hoffmann an der Äußeren Delitzscher Straße. Weiterhin entstanden die Kakao- und Schokoladenfabrik (heute die Halloren Schokoladenfabrik), vier Eisengießereien, die Bassinbauanstalten, drei Blechwarenfabriken und eine Brückenbaufirma. Am 9. Mai 1914 wurde die für 300.000 Mark errichtete Straßenbahnlinie C eingeweiht, die Halle mit Büschdorf verband. Am 1. Juli 1950 wurden Büschdorf und Reideburg in die Stadt Halle/Saale eingemeindet.

Heute lebt Büschdorf vorwiegend von der angesiedelten Industrie, wie der Halloren Schokoladenfabrik und dem Druck- und Verlagshaus der Mitteldeutschen Zeitung in der Delitzscher Straße und von der Landwirtschaft. Der Gemüseanbau ist eines der wirtschaftlichen Standbeine des dörflichen Stadtteils der Großstadt Halle.

Nach 1990 entstanden auf ehemaligen Gemüsefeldern neue Einfamilienhaussiedlungen und andere Wohnbauten. Diese ließen die Einwohnerzahl auf über 3000 steigen und veränderten das Ortsbild, wobei der ländliche Charakter weitgehend erhalten blieb. Weitere Veränderungen werden die neue Osttangente und der geplante Sportkomplex am Hufeisensee mit sich bringen.

Literatur

  • Hans Krech: Mein Halle. Literarisch-historische Stadtansichten, Verlag Dr. Köster, Berlin 2006.
  • Peter Findeisen und Dirk Höhne: Die Dorfkirchen in Halle (Denkmalorte – Denkmalwerte Bd. 3). Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle 2006, S. 58-69. ISBN 3-939414-00-X.

Einzelnachweise

  1. Halle (Saale) in Zahlen

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