Italiener in Deutschland

Italiener in Deutschland
Italienischen Emigranten in Deutschland (so genannte "Gastarbeiter") erhalten Unterricht im Jahr 1962

Die Gemeinschaft der Italiener in Deutschland (italienisch Italo-tedeschi), auch Italo-Deutsche oder Deutschitaliener genannt, besteht aus ethnisch italienischen Migranten in Deutschland und ihren Nachkommen und ist heute eine der größten und ältesten Zuwanderergemeinden in Deutschland.

Italienische Arbeiterinnen in einer Schokoladenfabrik in Köln

Die meisten Italiener, die sich im Laufe der Zeit in Deutschland niederließen, verließen ihre Heimat aus Gründen der Arbeit. In Deutschland leben knapp 650.000 italienische Staatsangehörige, damit ist die Bundesrepublik nach Argentinien das Land mit den meisten italienischen Staatsangehörigen außerhalb Italiens.[1] Bedeutende italienische Gemeinden gibt es in München, Stuttgart, Frankfurt am Main und in der Region Rhein-Ruhr.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine große Zahl von Italienern, vor allem Architekten, Handwerker und Kaufleute, haben den Wohnsitz in Deutschland bereits seit dem frühen Mittelalter gefunden. Während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit sind viele Italiener nach Deutschland gekommen, dies war für die Unternehmen und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gedeihlich. Die politischen Beziehungen waren ebenfalls etwas miteinander verflochten unter den deutschen Fürsten, welche versuchten, alle Kontrolle über die Grenzen des Heiligen Römischen Reiches hinaus zu verlängern, welches von dem südlichen Italien bis zum nördlichen Deutschland reichte. Während der Renaissance zog es viele italienische Bankiers, Architekten und Künstler nach Deutschland, welche erfolgreich in die deutsche Gesellschaft integriert wurden.

Während des Beginns der großen italienischen Emigration des 20. Jahrhunderts zogen nur wenige Italiener in das Deutsche Reich unter preußischer Herrschaft. Auch zu Zeiten der Weimarer Republik kamen nur wenige Italiener nach Deutschland.

Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung (Wirtschaftswunder) im Nachkriegsdeutschland begann eine große Einwanderungswelle aus Italien nach Deutschland. Italien und Deutschland waren die Gründungsmitglieder der gemeinsamen errichteten Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (später die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft). Viele Italiener fanden im Ruhrgebiet in der Kohle- und Stahlindustrie Arbeit. Seit der Gründung der Freizügigkeit der Arbeitnehmer zwischen den beiden Ländern im Jahr 1961 wanderten mehr als 580.000 Italiener nach Deutschland zur Arbeit ein, vor allem aus dem Süden und dem Nordosten Italiens.

Gesellschaftliche Integration

Italiener in Deutschland sind heute am politischen Leben aktiv beteiligt, sowohl in der Bundesebene als auch in der regionalen deutschen Politik.

Historisch gesehen hatten Italiener wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der bildenden Kunst in Deutschland, von der Romanik und Gotik bis zur zeitgenössischen Mode und Design. Seit Ende der 1950er Jahre haben Italiener auch einen unglaublich großen Einfluss auf die deutsche Gastronomie und Esskultur ausgeübt, so sind etwa Spaghetti und Pizza inzwischen alltägliche Gerichte in Deutschland.

Im Gegensatz zu anderen großen Einwanderer-Gruppen in Deutschland haben jedoch nur relativ wenige Italiener die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.

Laut einer Studie der Wochenzeitung Die Zeit, schneiden italienischstämmige Schüler an deutschen Schulen schlechter ab, als Angehörige anderer großer Einwanderergruppen. Laut dieser Studie besuchen ca. 48% der Schüler italienischer Abstammung eine Hauptschule, 8,6% sogar nur eine Sonderschule.[2] Italiener gehörten zwar zu den beliebtesten Einwanderern in Deutschland, seien jedoch oft schlecht integriert und hätten wenig Kontakte zu Deutschen. Da sich die Berichterstattung über fehlgeschlagene Integration in den Medien jedoch meist auf Einwanderer aus dem islamischen Kulturkreis beschränkt, werden Integrationsprobleme insbesondere in Sachen Bildung unter italienischen Migranten oft nicht deutlich wahrgenommen.[3]

Das mag auch daran liegen, dass sich die Italiener, wie die anderen Südeuropäer auch, wirtschaftlich vergleichsweise gut integriert sind und ihre Bildungsdefizite im Erwerbsleben erfolgreich ausgleichen können. Dadurch erreichen die Menschen mit italienischem Migrationshintergrund bei einigen Arbeitsmarktindikatoren beinahe die Werte der Einheimischen. Die Jugenderwerbslosigkeit liegt sogar unter dem Wert der Deutschen ohne Migrationshintergrund. Auch der Anteil derer, die von öffentlichen Leistungen abhängig sind, ist zwischen der ersten und der zweiten Generation von über elf auf unter acht Prozent gefallen.[4]

Bildung und Beschäftigung

Italiener in Deutschland betreiben viele Unternehmen, vor allem in folgenden Bereichen:

  • Restaurants
  • Cafés
  • Food-Märkte
  • Einzelhandel
  • Mode
  • Kunst
  • Medien

Die von Italienern betriebenen Assicurazioni Generali und Unicredit sind einige der größten Versicherungsgruppen in Deutschland und die größten Finanzierer von Unternehmen und Arbeitgebern.

Bekannte Deutsch-Italiener

Quellen

Einzelnachweise

  1. Statistisches Jahrbuch Italiens 2009, S. 121-129
  2. tagesschau.de: "Zeit": Italienische Schüler schlecht integriert (nicht mehr online verfügbar)
  3. http://www.derwesten.de/waz/bericht-und-hintergrund/Die-Italiener-sind-zwar-beliebt-leben-aber-sehr-abseits-id1736496.html
  4. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, http://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Zuwanderung/Integration_RZ_online.pdf Ungenutzte Potenziale Zur Lage der Integration in Deutschland, S. 40

Siehe auch


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