Carl Haensel

Carl Haensel

Carl Haensel (* 12. November 1889 in Frankfurt am Main; † 25. April 1968 in Winterthur) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Rechtsanwalt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Haensel studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Lausanne, Berlin und Marburg, wo er 1912 promovierte. In Marburg war er im Corps Teutonia aktiv. Nach Tätigkeit bei Gericht, zuletzt als Staatsanwalt in Frankfurt am Main, ließ er sich als Rechtsanwalt in Berlin nieder. Während seiner Zeit in Frankfurt half er bei der Rekonstitution des aus Prag übersiedelten Corps Austria, dessen Band er aufnahm.

Neben seiner Arbeit als Rechtsanwalt war Haensel als Schriftsteller und Dramatiker tätig. Er veröffentlichte 1919 sein erstes Werk, das Justizdrama Das Grauen. Sein wohl erfolgreichstes Buch war der 1928 entstandene Tatsachenroman Der Kampf ums Matterhorn. Der Roman schildert die dramatischen Umstände der Erstbesteigung des Matterhorns durch Edward Whymper 1865, basierend auf dessen Tagebuchaufzeichnungen. Der Roman wurde in mehrere Sprachen übersetzt und in der Folge zweimal verfilmt – 1928 als Stumm- und 1937 als Tonfilm unter der Regie von Luis Trenker. Der Titel der zweiten Verfilmung ist zum Synonym mythischer Überhöhung des Alpinismus schlechthin geworden: Der Berg ruft.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 unterschrieb er mit 87 anderen Schriftstellern das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler. In den Jahren 1935 bis 1938 schrieb er im Sinne der Machthaber ein Außenpolitisches ABC.[1]

1946 ging er nach Freiburg im Breisgau und betätigte sich als Rechtsanwalt am Badischen Oberlandesgericht. Im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess war er ab 1. April 1946 Assistent von Horst Pelckmann bei der Verteidigung der als verbrecherische Organisation angeklagten SS einschließlich des SD.[2] Seit 1950 war er Justitiar beim Südwestfunk in Baden-Baden.[1] Haensel übernahm ab 1952 einen Lehrauftrag für Rundfunk- und Urheberrecht an der Universität Tübingen.

Zu seinen Werken zählen neben Tatsachenromanen auch Gesellschaftsromane und Essays. Als Schriftsteller fühlte er sich dem Naturalismus zugehörig und war der erste Präsident der 1952 in Baden-Baden gegründeten Gerhart Hauptmann Gesellschaft.

Seine zusammen mit Richard Strahl verfaßten Werke Politisches ABC des neuen Reiches (1933), Politisches ABC des Saar-, Grenz- und Auslanddeutschtums (1934) und Außenpolitisches ABC (1938) wurden in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3][4]

Ehrungen

Werke

Romane

  • Der Doppelgänger, Wulff, Üchterlingen 1948
  • Der Mann der Berge verschenkte, Loewes, Stuttgart 1954
  • Zeugin in den Wolken, Claassen, Hamburg 1964
  • Frankfurter Ballade, Sauer, Heidelberg 1964
  • Die letzten Hunde Dschingis Khans, Sauer, Heidelberg 1964
  • Kennwort Opernball 13, Societäts Verlag, Frankfurt/Main 1966
  • Der Kampf ums Matterhorn, DTV, München 1986, ISBN 3-423-02590-5
  • Der Bankherr und die Genien der Liebe (Erstveröffentlichung 1938), W. Kramer, Frankfurt/Main 1998, ISBN 3-7829-0493-1

Essay

  • Das Wesen der Gefühle, Wulff, Überlingen 1946

Biographien

  • Das war Münchhausen, Verlag J. Engelhorns Nachfolger, Stuttgart 1933, neu aufgelegt beim Ermann Verlag, Herrenalb/Schwarzwald 1961

Sachbücher

  • Politisches ABC des neuen Reichs : Schlag- u. Stichwörterb. f. d. dt. Volksgenossen. Carl Haensel ; Richard Strahl, Zweiteiliges Werk ,Stuttgart 1933 /1934
  • Außenpolitisches ABC. Ein Stichwörterbuch (zus. mit Richard Strahl) 1935, Neubearb. (3. Aufl.) 1938. Nazi-Außenpolitik als Leitschnur
  • Über den Irrtum, Suhrkamp Verlag Berlin 1942
  • Das Organisationsverbrechen Biederstein, München 1950
  • Das Urteil im Wilhelmstraßen-Prozess, Bürger, Schwäbisch Gmünd 1950 DNB
  • Aufführung, Vortrag, Rundfunkweitergabe Beck, München, 1959
  • Leistungsschutz oder Normalvertrag Hans Bredow-Institut, Hamburg 1964
  • Fernsehen – nah gesehen: Technische Fibel, Dramaturgie, organisatorischer Aufbau Metzner, Frankfurt 1964
  • Rundfunkfreiheit und Fernsehmonopol Econ, Düsseldorf 1969

Autobiographische Schriften

  • Das Gericht vertragt sich, Claassen & Govert, Hamburg 1950
  • Der Nürnberger Prozess. Tagebuch eines Verteidigers, Pabel/Moewig, Rastatt 1983, ISBN 3-8118-4330-3

Verfilmungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 210.
  2. Trial of the Major War Criminals before the International Military Tribunal, Nuremberg, 14 November 1945 - 1 October 1946, Vol. 1. Nürnberg 1947, S. 7. (Band 1 der „Blue Series“)
  3. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-h.html
  4. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-h.html

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