Harald Seubert

Harald Seubert
Prof. Dr. Harald Seubert, Dresden 2010

Harald Seubert (* 12. Mai 1967 in Nürnberg) ist ein deutscher Philosoph und Universitätsprofessor.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Seine Kindheit verbrachte er in Nürnberg und Inzell in Oberbayern. Von 1974 bis 1987 besuchte er die Schule in Nürnberg, gefolgt vom Studium der Philosophie, Geschichte, Literaturwissenschaft, der Gesellschafts- und Sozialwissenschaften und evangelischen Theologie in Erlangen, München, Würzburg, Frankfurt am Main, Tübingen und Wien. Von 1992 bis 1999 war er Lehrbeauftragter für Religionsphilosophie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg. In den Jahren 1993 bis 1999 war er an derselben Universität zugleich Lehrbeauftragter für Neuere Literaturwissenschaften. Im März 1998 erfolgte dort die Promotion mit einer Dissertation über Martin Heidegger, die zwei Jahre später in einer Kurzfassung im Böhlau Verlag erschien. Wichtige akademische Lehrer waren für Seubert: Manfred Riedel, Rudolph Berlinger, Robert Spaemann, Dieter Henrich, Werner Beierwaltes, Hans Maier, Theodor Verweyen, Michael Stürmer, Wolfhart Pannenberg, Reinhard Slenczka und Friedrich Mildenberger. Zusammenarbeit unter anderem mit Walter Sparn, Michael Stürmer, Hans Maier.

1998 wurde Seubert Lehrbeauftragter für Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, von 1999 bis 2004 wissenschaftlicher Assistent bei Manfred Riedel. Im Sommer 2002 wurde seine Habilitationsschrift Polis und Nomos. Untersuchungen zu Platons Rechtslehre angenommen. 2003-2009: Privatdozent an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

2006 wurde er ordentlicher Professor für Kulturphilosophie und Ideengeschichte des deutschen Sprachraums an der Universität Posen. 2006 bis 2011 ständiger Gastprofessor für Philosophie, insbesondere Religionsphilosophie, an der Theologischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg. Seit 2009 lehrt er Philosophie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und seit 2010 Religionsphilosophie am Guardini-Lehrstuhl München. Seit 2010 gehört er zudem dem Professorium der Hochschule für Politik München an. Ab Sommersemester 2011 auch Lehrtätigkeit an der Katholischen Universität Eichstätt.

Seit 2001 ist Harald Seubert verheiratet und hat zwei Söhne. Er lebt und arbeitet vorwiegend in Nürnberg und Oberbayern.

Denken

Durch seinen Doktorvater und langjährigen Mentor Manfred Riedel ist Seubert gleichermaßen in der Tradition der Praktischen Philosophie wie von Phänomenologie und Hermeneutik geprägt worden. Historische Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind die antike Philosophie (vor allem Platon, die spekulative Metaphysik und Mystik des Mittelalters (Meister Eckhart und Cusanus), der deutsche Idealismus (Kant, Hegel, Schelling, Fichte) und die Philosophie der Moderne seit Nietzsche, Husserl und Heidegger. Thematisch arbeitet Seubert sowohl auf dem Feld von Metaphysik und Ontologie, als auch in allen Bereichen Praktischer Philosophie, insbesondere der Rechtsphilosophie und Politischen Philosophie. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Fragen der Ästhetik, der Interkulturellen Philosophie, der Überwindung des abstrakten Gegensatzes zwischen Osten und Westen, und der Religionsphilosophie. Methodisch wendet sich Seubert gegen eine Methodenlinearität und ein reduktiv szientistisches Paradigma der Philosophie. Die „Solidarität mit der Metaphysik im Augenblick ihres Sturzes“ (Theodor W. Adorno) ist ein Leitfaden seiner Arbeiten, die von der Überzeugung einer selbstbewegten und zugleich auf Wirklichkeit bezogenen Kraft des Denkens getragen sind. Ein wichtiger Akzent gilt der rationalen Rekonstruktion spekulativer Denkformen wie der Dialektik und der Freilegung gemeinsamer Wurzeln von Phänomenologie und analytischer Philosophie. Seubert sieht die Philosophie als Weltwissenschaft, nicht allein als formale Schuldisziplin. Weit ausgreifende und tiefgehende Kenntnisse der Weltliteratur, Kunstgeschichte und anderer Disziplinen bilden für ihn den Horizont, in dem Philosophie im Aristotelischen und Husserlschen Sinne die gesuchte Erste Wissenschaft bleibt. Die Rekonstruktion des Zusammenhangs von Kunst, Wissenschaft und Philosophie ist Seubert in der Folge der Traditionen der romantischen und klassisch idealistischen Philosophie ein Anliegen. Daraus resultieren intensive inter- und transdiziplinäre Kontakte, aber auch eine Zusammenarbeit mit Künstlern und Medizinern. Seubert überschreitet daher immer wieder auch den akademischen Diskurs, in der Richtung auf essayistische und literarische Formen sowie Lecture Performances. Ein von Toleranz und dem Tiefengespräch mit anderen Religionen geprägtes Johanneisches Christentum ist Teil seiner intellektuellen Signatur. Dass Denken und Leben eine – mitunter strittige – Einheit bilden, ist sein Credo und Anspruch. Von hier her betätigt er sich auch immer wieder als politischer Publizist, der auch gegen den Zeitgeist das „Urrecht von Freiheit“ und das Gedächtnis des Gewesenen im Blick auf die Zukunft anmahnt. Politik ist für ihn immer ein Vorletztes „no politics“ das – freilich kaum erreichbare – Ziel philosophischer Existenz. Seine intensive akademische Forschungs- und Lehrtätigkeit wird durch inner- und außeruniversitäre Vortrags- und Beratungstätigkeit in verschiedenen inner- und außereuropäischen Ländern ergänzt.

Werke

Monographien

Herausgeberschaft

  • Natur und Kunst in Nietzsches Denken. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-09502-8
  • Heideggers Zwiegespräch mit dem Deutschen Idealismus. Böhlau, Köln 2003, ISBN 3-412-09602-4
  • Zwischen Philosophie, Medizin und Psychologie. Heidegger im Dialog mit Medard Boss (mit Manfred Riedel und Hanspeter Padrutt). Böhlau, Köln 2003, ISBN 3-412-04003-7
  • Walter Falk: Wissen und Glauben um 2000. Zu einer weltbewegenden Problematik und ihrer Herkunft. Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-506-72330-8
  • Geschichte in Wissenschaft und Politik. Festschrift für Michael Stürmer zum 65. Geburtstag (mit Ulrich Schlie und Eckart Conze). Nomos, Baden-Baden 2003, ISBN 3-8329-0363-1
  • Verstehen in Wort und Schrift. Europäische Denkgespräche für Manfred Riedel. Böhlau, Köln 2004, ISBN 3-412-17503-X
  • Die Auflösung des abendländischen Subjekts und das Schicksal Europas (mit Beatrix Vogel). Buch & Media, München 2005, ISBN 3-86520-120-2
  • Tamen! Gegen den Strom. Günter Rohrmoser zum 80. Geburtstag (mit Rolf Peter). Neinhaus, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-87575-027-0
  • Günter Rohrmoser: Kulturrevolution in Deutschland. Philosophische Interpretationen der geistigen Situation unserer Zeit. Resch, Gräfelfing 2008, ISBN 978-3-935197-91-5
  • Günter Rohrmoser: Glaube und Vernunft am Ausgang der Moderne. Hegel und die Philosophie des Christentums. EOS, St. Ottilien 2009, ISBN 978-3-8306-7361-3
  • Manfred Riedel: Bürgerliche Gesellschaft. Eine Kategorie der klassischen Politik und des modernen Naturrechts. (zusammen mit Friedemann Sprang), Steiner, Wiesbaden 2011

Weblinks


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