Jablonowka (Kaliningrad, Osjorsk)

Jablonowka (Kaliningrad, Osjorsk)
Siedlung
Jablonowka/Wilhelmsberg
Яблоновка
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Osjorsk
Frühere Namen Klikutzen, Wilhelmsberg (bis 1946)
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 227 804 011
Geographische Lage
Koordinaten 54° 25′ N, 22° 9′ O54.41666666666722.15Koordinaten: 54° 25′ 0″ N, 22° 9′ 0″ O
Jablonowka (Kaliningrad, Osjorsk) (Russland)
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Lage in Russland
Jablonowka (Kaliningrad, Osjorsk) (Oblast Kaliningrad)
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Oblast Kaliningrad

Jablonowka (russisch Яблоновка, deutsch Wilhelmsberg, lit. Jablonovka) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er ist Verwaltungssitz der Gawrilowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Gawrilowo (Gawaiten, 1938–1946 Herzogsrode)) im Rajon Osjorsk (Kreis Darkehmen, 1938–1946 Angerapp).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Jablonowka liegt östlich von Osjorsk (Darkehmen, 1938–1946 Angerapp) an einer Nebenstraße, die die Rajonshauptstadt (10 Kilometer) mit Gawrilowo (Gawaiten, 1938–1946 Herzogsrode, 6 Kilometer) verbindet. Ein Bahnanschluss besteht nicht.

Durch Jablonowka zieht sich das Flüsschen Rasliwnaja (Friedrichsberger Fließ), das nach wenigen Kilometern in die Wika (Wiek) einmündet.

Geschichtliches

Das einst Kiklutzen bei Gawaiten und später Wilhelmsberg genannte Dorf zählte - neben dem Gutsbezirk Wilhelmsberg - im Jahre 1910 51 Einwohner[1]. Ihre Zahl stieg bis 1925 auf 186, betrug 1933 - nach Eingliederung des Gutsbezirks - bereits 553 und stieg bis 1939 auf 579[2]. Bis 1945 gehörte Wilhelmsberg zum Landkreis Darkehmen (1938–1946 Angerapp) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

Nach dem Zweiten Weltkriegkam Wilhelmsberg mit dem nordostpreußischen Gebiet zur Sowjetunion und wurde 1946 in Jablonowka umbenannt. Bis 2009 gehörte der Ort zum Gawrilowski sowjet (Dorfsowjet Gawrilowo (Gawaiten, 1938–1946 Herzogsrode) und wurde danach in die Gawrilowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Gawrilowo) umgegliedert[3]. Diese ist Teil des Rajon Osjorsk in der - jetzt russischen - Oblast Kaliningrad.

Amtsbezirk Wilhelmsberg

In der Zeit zwischen 1874 und 1945 war Wilhelmsberg Sitz und namensgebende Ort eines Amtsbezirks. Dieser wurde zum 6. Mai 1874 aus elf Landgemeinden bzw. Gutsbezirken gebildet[4]:

Name (bis 1938) Name (1938–1946) Name (seit 1946) Bemerkungen
Landgemeinden:
Kellmienen Kellmen Krasny Bor gehörte zu Adlig Pogrimmen
Kermuschienen Fritzenau Porchowskoje
(Königlich) Pogrimmen Grimmen Pskowskoje
Raudohnen Raunen Wolkowo
Szameitschen,
1936-1938: Schameitschen
(Ksp. Wilhelmsberg)
Brahmannsdorf Solnetschnoje 1928 in die Landgemeinde
Wilhelmsberg eingegliedert
Wilhelmsberg (Dorf) Wilhelmsberg Jablonowka
Gutsbezirke:
Adlig Pogrimmen -- -- 1928 in die Landgemeinde
Pogrimmen eingegliedert
Brindlacken Kleinfritzenau Prudnoje 1928 in die Landgemeinde
Kermuschienen eingegliedert
Friedrichsberg Friedrichsberg Pskowskoje ab 1925 Landgemeinde
Königsfelde Königsfelde Nowo-Slawjanskoje 1928 in die Landgemeinde
Wilhelmsberg eingegliedert
Wilhelmsberg Wilhelmsberg (Gut) Slawkino 1928 in die Landgemeinde
Wilhelmsberg eingegliedert

Kirche

Kirchengebäude

Im Jahre 1724 veranlasste König Friedrich Wilhelm I. den Bau einer Kirche in Wilhelmsberg, die 1725 eingeweiht wurde. Sie wurde aus Feldsteinen errichtet und erhielt 1828/29 einen Umbau. Anlässlich einer Kirchenvisitation im Jahre 1910 wurde festgestellt, dass der Kirche in Turm fehle. Die Gemeinde wollte ihn bauen, erhielt dazu aber von der Regierung keine Bestätigung.

Das Wilhelmsberger Gotteshaus war von vornherein als Simultankirche konzipiert, in der sowohl evangelisch-lutherische wie auch evangelisch-reformierte Gottesdienste gefeiert wurden.

Das Kirchengebäude hat den Zweiten Weltkrieg überstanden und steht heute noch. Freilich wurde sie in der Zeit der Sowjetunion zweckentfremdet und bis 1994 als Getreidetrocknungsanlage genutzt. Der Fachwerkturm ist nicht mehr vorhanden, die Türen und Fenster mit Brettern vernagelt. Heute steht das vormalige Gotteshaus leer.

Kirchengemeinde

Vor der verheerenden Pest mit zahlreichen Toten in den Jahren 1709 bis 1711 war die Bevölkerung von Wilhelmsberg lutherischer Konfession. Zu den neuen vom König angeworbenen Siedlern, die u.a. aus dem Halberstädtischen kamen, waren aber viele mit reformierter Tradition. Im Jahre 1724 wurde eine lutherische Kirchengemeinde gegründet, 1726 zusätzlich eine reformierte. Beide Konfessionen teilten sich bis zur Kirchenunion 1818 das Gotteshaus.

Wilhelmsberg gehörte einst zur Inspektion Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk), dann bis 1945 zum Kirchenkreis Darkehmen (1938–1946 Angerapp, russisch: Osjorsk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Während der Zeit der Sowjetunion war alles kirchliche Leben untersagt. In den 1990er Jahren entstand im Nachbardorf Kadymka (Eszerningken/Escherningken, 1938–1946 Eschingen) eine neue evangelische Gemeinde, die sich der ebenfalls neugebildeten Propstei Kaliningrad in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) zuordnete[5].

Kirchspiel

Zum Kirchspiel Wilhelmsberg [6] gehörten bis 1945 insgesamt 26 Ortschaften, dabei 22 aus dem Landkreis Darkehmen, zwei aus dem Landkreis Goldap und zwei aus dem Landkreis Gumbinnen (* = Schulorte):

Name (bis 1938) Name (1938–1946) Name (seit 1946)
Landkreis Darkehmen:
Bindszuhnen Bindemark Gremjatschje
Brindlacken Kleinfritzenau Prudnoje
Dinglauken* Altdingelau Sadoroschnoje
Eszerningken
1936-1938: Escherningken
Eschingen Kadymka
Friedrichsberg* Friedrichsberg Pskowskoje
Graszgirren
1936-1938: Grasgirren
Dingelau Borok
Groß Kolpacken* Großbachrode
Gründann Gründann
Gudwainen* Gudwainen Sarutschje
Ischdaggen Brenndenwalde Schilowo
Jewonischken Brunshöfen
Kariothkehmen* Karkeim Nowoselje
Kermuschienen Fritzenau Porchowskoje
Karteningken Kleedorf Sobinowo
Königsfelde Königsfelde Nowo-Slawjanskoje
Pogrimmen* Grimmen Pskowskoje
Ramoschkehmen* Ramfelde Sadoroschje
Röseningken Rößningen Resnikowo
Schakumehlen Wildhorst
Schudischken Schudau
Szameitschen
1936–1938: Schameitschen
(Ksp. Wilhelmsberg)
Brahmannsdorf Solnetschnoje
Wilhelmsberg Wilhelmsberg Jablonowka
Landkreis Goldap:
Klein Gudellen Kleinguden
Meszehnen
1936–1938: Meschehnen
Wehrfeld
Landkreis Gumbinnen:
Didsziddern
1936–1938: Didschiddern
Frankenhof
Jucknischken Bahnfelde Stanzionnoje

Pfarrer

Bis 1818 amtierten in Wilhelmsberg jeweils ein lutherischer und ein reformierte Geistlicher, danach war die Pfarrämter vereint[7]:

lutherisch:

  • Johann Christoph Cammerhoff,
    1724–1736
  • Chr. F. G. Pyllemann, 1737–1746
  • Johann Trentovius, 1746–1756
  • Gottlieb Andreas Kahnert, 1756–1780
  • Heinrich Friedrich Schultz,
    1781–1807
  • Daniel Friedrich Wüsthoff, 1808–1811
  • Heinrich Samuel Leeder, 1811–1812
  • Friedrich Constantin Marcus, 1812–1818

uniert:

  • Philipp Gottfried Bierbrauer, 1818–1845
  • Heinrich Gustav Marks, 1847–1872
  • Johann Alexander Arbeit, 1872–1893
  • Friedrich August Klein, 1894–1919
  • Walter Schultz, 1920–1928
  • Johannes Schenk, 1928–1945

reformiert:

  • Georg Philibert Müller, 1726–1731
  • Johann Jacob Crug, 1731–1732
  • David Herwie, 1734–1738
  • Christian Philipp Jacobi, 1738–1743
  • Johann Abraham Hibelet, 1743–1753
  • David Elsner, 1753–1762
  • Friedrich Tamnau, 1762–1805
  • Johann Ernst Lüls, 1790–1798
  • Ernst Friedrich Brodowsky, 1798–1804
  • Philipp Gottfried Bierbrauer, 1804–1818

Verweise

Fußnoten

  1. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  2. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  3. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009 nebst Gesetz Nr. 259 vom 30. Juni 2008, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Wilhelmsberg
  5. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad
  6. Jürgen Schlusnus, Kirchspiel Wilhelmsberg
  7. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seiten 149 und 235

Weblink


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