Johann Wilhelm Mühlon

Johann Wilhelm Mühlon

Johann Wilhelm Mühlon (* 31. Oktober 1878 in Karlstadt; † 5. Februar 1944 in Klosters-Serneus (Kanton Graubünden)) war ein deutscher Diplomat.

Leben

Die Eltern von Johann Wilhelm Mühlon waren Margarethe Rohmann und der Gastwirt Johann Mühlon.

Mühlon studierte Rechtswissenschaft und Staatswissenschaften in München, Berlin und Würzburg. 1904 wurde er zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert und übte den Beruf des Anwalts aus. 1907 trat er in den auswärtigen Dienst.

1908 wurde er als Direktionsassistent zur Friedrich Krupp AG beurlaubt. Ab 1913 leitete er die Abteilung Kriegsmaterial. Ende 1914 schied er auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen aus.

1915 wurde er vom Auswärtigen Amt beauftragt, als „Besonderer Kommissar der Reichsverwaltung für die Balkanstaaten“ in Bukarest, Sofia, Wien und Budapest über Getreide- und Erdöllieferungen zu verhandeln. Mühlon hatte den Posten des Gesandten in Rumänien abgelehnt, ebenso weigerte er sich, im Oktober 1916 die Friedensvorschläge von Wilhelm II. bei Ferdinand I. in Rumänien zu vertreten. Mühlon vertrat parteipolitisch unabhängige, liberal-demokratische Rumänien. Er lehnte die annexionistischen Kriegsziele von Wilhelm II. ab und sah in der Politik von Woodrow Wilson Vermittlungsbemühungen.

Im Herbst 1916 ging er in die Schweiz ins Exil und arbeitete ohne Diplomatenpass und Akkreditierung für die deutsche Gesandtschaft in Bern. Nach der Ankündigung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges brach Mühlon den Kontakt zu Behörden des deutschen Reichs ab.

Im August 1917 verfasste Mühlon ein Memorandum über die Julikrise 1914. Das Memorandum war an Parlamentarier im Deutschen Reich adressiert und wurde wie ein Brief an Theobald von Bethmann Hollweg vom Mai 1917 veröffentlicht. Mühlon berichtete darin über Gespräche mit Karl Helfferich und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach im Juli 1914, aus denen hervorging, dass sich die Regierung des Deutschen Reichs vor dem Ultimatum an Serbien kriegswillig gezeigt hatte. Am 5. Juli 1917 wurde Alexander Hoyos im Auswärtige Amt und bei einer Audienz bei Wilhelm II, Kriegsbereitschaft signalisiert. Das Motiv von Mühlon, das Memorandum an die Parlamentarier zu senden, war, diesen einen Beleg in einer Auseinandersetzung mit der Reichsregierung zu geben, welche Oskar Cohn seit 1914 führte. Im März 1918 wurde sein Memorandum Gegenstand einer vertraulichen Sitzung im Hauptausschusses des Reichstags. Die Kriegsschuldfrage wurde als Gegenstand der Staatsräson des deutschen Reichs aufgefasst, Mühlon aus dem kaiserlichen Parlament und der patriotischen Presse als gemütskrank, diffamiert und so versucht, den Inhalt des Memorandums zu diskreditieren. [1]

Im Frühjahr 1918 veröffentlichte Mühlon unter dem Titel Die Verheerung Europas in Zürich sein Tagebuch aus den ersten Kriegsmonaten. Das Werk stand im Deutschen Reich auf dem Index und im Ausland begründete es seinen Ruf als der erste Europäer in Deutschland.

In der Schweiz scharten sich um Mühlon deutschsprachige Pazifisten, Republikaner und Demokraten wie Alfred Hermann Fried, Friedrich Wilhelm Foerster, Prinz Alexander v. Hohenlohe, Max von Montgelas und Hermann Staudinger. Freundschaftliche Beziehungen gab es zu Eduard Bernstein, Ludwig Quidde, zur Redaktion der Die Freie Zeitung in Bern mit Hugo Ball und Ernst Bloch sowie Leonhard Frank, Annette Kolb, Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und René Schickele.

Ende 1917 und Anfang 1918 traf sich Mühlon mit Julius Meinl II., Heinrich Lammasch und George Davis Herron (* 21. Januar 1862 in Montezuma (Indiana); † 9. Oktober 1925), mit dem Ziel den bewaffneten Konflikt zu beenden.

Am 27. November 1918 hatte Kurt Eisner Mühlon für ein Amt im Reichspräsidium vorgeschlagen. Nach Eisners Ermordung reiste Mühlon auf Vermittlung des Gesandten der bayerischen Räterepublik Friedrich Wilhelm Foerster am 25. Februar 1919 nach München. Das ihm angetragene Amt eines bayerischen Aussenminsters schlug er bei einem Gespräch mit dem Ministerrat aus Johannes Hoffmann, Heinrich von Frauendorfer, Edgar Jaffé und Hans Unterleitner aus. [2]

1926 erwarb er das Schloss Gottlieben. Er engagierte sich bei der katholisch-pazifistischen Rhein-Mainische Volkszeitung finanziell, aus diesem Grund ließ das nationalsozialistische Regime nach 1933 gegen ihn ein Verfahren wegen Landesverrat eröffnen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1970_4.pdf
  2. Kurt Eisner, Franz J. Bauer, Dieter Albrecht, Die Regierung Eisner “1918/19”, Droste, 1987 - 486 S., S. 402

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