- Karl Kleinschmidt
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(Friedrich Wilhelm) Karl (Heinrich) Kleinschmidt (* 26. April 1902 in Hannover; † 13. August 1978 in Schwerin) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer, Kulturpolitiker und Publizist.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Kleinschmidt war der Sohn eines Gymnasiallehrers. Nach Erlangung der Hochschulreife studierte er von 1921 bis 1924 Theologie an den Universitäten von Jena und München. Anschließend wurde er als Vikar in den Dienst der Thüringer evangelischen Kirche übernommen. Er wurde zum Pfarrer ordiniert und übte dieses Amt von 1927 bis 1933 in Weißbach und in Eisenberg aus. Dem Bund der Religiöser Sozialisten trat er 1926 in Weißbach/Thüringen bei und wurde führendes Mitglied in Thüringen zusammen mit Emil Fuchs und Erich Hertzsch. Er war der Nachfolger von Emil Fuchs als Landesvorsitzender der Bundes der Religiösen Sozialisten in Thüringen von 1930 bis 1933. Im Jahre 1927 war er Mitglied der SPD geworden. Noch vor der Usurpation der Thüringer Kirche durch die Deutschen Christen wurde er 1931 vom national-konservativen Thüringer Landeskirchenrat aus seinem Amt vertrieben und von der Gestapo 1933 verhaftet. Die Mecklenburger Kirchenleitung nahm ihn wieder in den Pfarrdienst auf und bot ihm 1935 eine Stelle als Domprediger in Schwerin an. Einem erneuten kirchlichen Disziplinarverfahren entging er, weil er 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Als Oberfeldwebel geriet er in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Entlassung nahm er wieder sein Amt als Domprediger auf, das er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1968 ausübte. Gleich nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde er Mitglied einer Spruchkammer der Synode, die die Verstrickung von Geistlichen in die Strukturen des NS-Staates untersuchte und mit Disziplinarstrafen sanktionierte. Er gehörte zu den Mitbegründern des Kulturbundes in Mecklenburg, dessen Vizepräsident er von 1947 bis 1949 war. Der Kulturbund initiierte in diesen Jahren die Entwicklung des Ostseebades Ahrenshoop zum Kurort für Kulturschaffende.[1] Kleinschmidt wurde auch Leiter der Informationsabteilung der mecklenburgischen Landesregierung. Im Jahre 1946 trat er der SED bei. 1947 gehörte er zu den Mitbegründern der VVN. Im Jahre 1949 nahm er am Weltfriedenskongress in Paris teil. Nach seiner Rückkehr gründete er mit anderen ein Komitee der Kämpfer für den Frieden, das sich später zum Friedensrat der DDR weiterentwickelte. Von 1949 bis 1954 wurde er als Abgeordneter in die Volkskammer der DDR gewählt.
Nach der Gründung der DDR wurde Kleinschmidt vielfältig publizistisch tätig. Er schrieb ab 1954 Beiträge für die Berliner Zeitung. Im Jahre 1955 gehörte er zusammen mit Günter Wirth zu den Herausgebern der Zeitschrift Glaube und Gewissen. Als 1958 der Bund evangelischer Pfarrer in der DDR ins Leben gerufen wurde, gehörte er zu seinen Mitbegründern und Vorstandsmitgliedern. 1959 wurde er leitender Redakteur des Evangelischen Pfarrerblatts. Durch seine Freundschaft mit dem BK-Pfarrer Walter Feurich wurde er zum Ehrenmitglied der Kirchlichen Bruderschaft Sachsens ernannt. Kleinschmidt war Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz (CFK) und gehörte von 1961 bis 1973 deren DDR-Regionalausschuss an.
Nach Kleinschmidts Tod wurde eine Straße in Schwerin nach ihm benannt. Im April 2009 sollte diese Straße auf Antrag der CDU-FDP-Fraktion in Aurel-von-Jüchen-Straße umbenannt werden. Die Fraktion Die Linke wie auch Mitglieder der Familie protestierten dagegen, so dass der Antrag zurückgezogen wurde[2] Der Nachlass von Karl Kleinschmidt befindet sich in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Abteilung Historische Sondersammlungen.
Kleinschmidt war Vater des Publizisten Sebastian Kleinschmidt (*1948) und Schwiegervater von Vera Lengsfeld.[3]
Werke
- Kurt Tucholsky. Leipzig : VEB Bibliograph. Institut, 1964, [2. Aufl.], 11. - 22. Tsd.
- Kleine Angst vor guten Sitten. Berlin : Das Neue Berlin, 1963, 3. Aufl. d. neu bearb. Ausg. v. 1961
- Keine Angst vor guten Sitten. Berlin : Verl. Das Neue Berlin, [1962], 2. Aufl. d. neu bearb. Ausg.
- Kurt Tucholsky. Leipzig : VEB Verl. Enzyklopädie, 1961, 1. - 10. Tsd.
- Keine Angst vor guten Sitten. Berlin : Verl. Das Neue Berlin, 1961, Neubearb.
- Der Deutschlandsender bringt / 1961, 3. Gedanken zur Zeit, 1961
- Frühling der Völkerfreundschaft. [Berlin] : Büro d. Präsidiums d. Nationalrats d. Nationalen Front d. Demokrat. Deutschland, 1958
- Keine Angst vor guten Sitten, Berlin : Verl. Das neue Berlin, 1957
- Gesprächbüchlein , Ulrich von Hutten. - Leipzig : Reclam, [1957], Seit 1945: 1.-5. Tsd.
- Reformatorische Schriften. Martin Luther, Leipzig : Reclam, [19]56, Seit 1945: 1.-10. Tsd.
- Friedrich Schiller. Berlin : Kongress-Verl., 1955, 1.-20. Tsd.
- Ulrich von Hutten. Berlin : Kongress-Verl., 1955
- Jugend in Gefahr. Berlin : Kongress-Verl., 1954, 2. verb. Aufl.
- Martin Luther. Berlin : Kongress-Verl., 1953
- Thomas Münzer. Berlin : Kongress-Verl., 1952, [4. Aufl.]
- Thomas Münzer. Berlin : Kongress-Verl., 1952, [1.-5. Tsd.]
- Die Kirche in der Ostzone. Frankfurt (Main): Parteivorstand d. KPD, [1949]
- Als Deutscher auf der Weltfriedenskonferenz in Paris. S[chwerin] : Landesdruckerei, [1949]
- Als Deutscher auf der Weltfriedenskonferenz in Paris. [Dresden] : Landesdruckerei Sachsen, [1949]
- Evangelium oder neuer Glaube? Schwerin : Bahn, 1937
Ehrungen
Literatur
- Ehrhart Neubert: Kleinschmidt, Karl. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
- Walter Bredendiek: Die Bedeutung progressiver Traditionen für das Engagement von Christen an der Seite der Arbeiterklasse. In: Sekretariat des Hauptvorstandes der CDU (Hrsg.): Tradition und Verpflichtung - Beitrag und Mitverantwortung des sozialistischen Staatsbürgers christlichen Glaubens. 1974, S. 79-90.
- Walter Bredendiek: Warner, Pionier und Wegbereiter - Zum 70. Geburtstag von Karl Kleinschmidt. In: Glaube und Gewissen - Protestantische Monatsschrift (1972) Nr. 4, S. 67-69.
- Horst Gienke: Dome, Dörfer, Dornenwege. Lebensbericht eines Altbischofs. Historff Rostock 1996.S. 229 ff.
- Friedrich-Martin Balzer, Christian Stappenbeck (Hrsg.): Sie haben das Recht zur Revolution bejaht. Christen in der DDR. Ein Beitrag zu 50 Jahre „Darmstädter Wort“ (mit Beiträgen von Karl Kleinschmidt, Hanfried Müller und Gert Wendelborn), Bonn 1997.
- Sonderbarer Heiliger. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1948 (19. Juni 1948, online).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.kuenstlerhaus-lukas.de/?Archiv
- ↑ Unterlagen im Bürgerinformationssystem der Landeshauptstadt Schwerin, abgerufen am 14. Juni 2010
- ↑ Vera Lengsfeld: Von nun an ging's bergauf--: mein Weg zur Freiheit. Langen Müller 2002 ISBN 3784428576, S. 63
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